Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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23.06.2023 11:50
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#126
IB
IBI

Wolfram, Scherbe,

wer aufmerksam zu lesen vermag, findet den Buchtitel, nicht den Namen des Autors mit Respekt für Emins Forenregeln.
Ich erwähne nicht explizit, welches der Buchtitel ist. Manche sind wie "Zitate" verwendet.

Manche Passagen beziehen sich auf andere Bücher, die ich lese.
Trauma wird vielfach durch Erlebnisse aus dem Aussen bedingt, manifestiert sich mehr im Körper als ich je gedacht hatte. "Verkörperte Gefühle"!
Die Manifestationen sind so intensiv und tief eingegraben, dass viele Menschen glauben, es sei genetisch bedingt und (nicht veränderbar) und die Menschen geben auf.

Je mehr sich im inneren des Körpers das natürliche Ordnen kann, die dysfunktionale Verkörperung sich in eine normale Aufrichtung entwickeln kann, desto mehr erdet, integriert und löst sich Trauma.
Mag komisch klingen, mein langjähriges Hohlkreuz, findet, es will die Muskeln aufbauen, die es braucht, um weniger HOHL sein zu müssen und die Muskeln zu entspannen/verlängern, die gebraucht wurden, um diese Hohle Form zu halten.
Eine neue Form meines inneren Halts entwickelt sich gerade und damit verändere ich vermutlich auch die Epigenetik in meinem Körper.

Ich trainiere gerade viel alleine mit mir.
Doch ohne Unterstützung wäre ich nicht zu der Bewusstheit gelangt, wo im Körper sich welche Gefühle auf welche Art ausdrücken. Verhaltensmusterentdeckung auf andere Weise.


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24.06.2023 19:20
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#127
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IBI

Ich las heute einen neuen Begriff im ADHS Buch:
Gegenwille.

Wer keinen eigenen Willen ausbilden kann vor lauter Verhaltensvorschriften, der bildet einen Gegenwillen aus.

Ich für meinen Teil habe einen ausgebildet.
Er ist eine natürliche Reaktion, die normalerweise vorübergehend anhält und nicht in einem Dauerzustand verfällt.
Ich nehme an, viele hier, haben einen Dauerzustand des Gegenwillens ausgebildet.

Dieser Gegenwille führt im Erwachsenenalter zu einem sozialen Missverhältnis und erschwert den Umgang mit Menschen. Wie wahr!
Ich vermag die Passagen nicht getreu wieder zu geben, doch eines der beschriebenen typischen Muster, das daraus resultiert, kenne ich bedauerlicherweise zu gut - zu meinen Ungunsten.

Der Gegenwille bildet sich oft aus, wenn Menschen zu etwas gezwungen werden und sie sich nicht selber entwickeln und entfalten dürfen. Vor allem auch dann, wenn die Emotionen der Erwachsenen auf das Kind einwirken, obwohl die Trigger der Erwachsenen theoretisch bei den Erwachsenen bleiben sollten. Die wenig bis nicht reflektieren Erwachsenen begehen täglich diese Vermischung und deswegen sind Kinder emotional häufig verwirrt. Ihre Gefühle werden nicht erkannt, bekannt und wahr genommen und damit können sie nicht lernen ihre Gefühle einzuordnen und reagieren teilweise sehr impulsiv.

Ich gehe sogar so weit, dass der Gegenwille so tief sein kann, dass er einen selber torpediert.
Wenn ich mir etwas vornehme, mich dann innerlich gezwungen fühle, weil ich nicht weiss, wie sich freiwillig anfühlt, dann reagiert mein Gegenwille und ich weiche aus. Mache alles andere, nur nicht das, was ich ursprünglich wollte. Der Trigger im Trigger.
Vermag ich meinen Gegenwillen in seine Schranken zu weisen und die Zwangsgefühle in "Freiwilligkeitsgefühle" verwandeln. Und ja, es handelt sich dabei um Autonomie, Selbstbestimmung, die untergraben wurde und sich entfalten will.....idealerweise ohne automatisch den Gegenwillen hervorzutriggern.

Damit untergräbt der Gegenwille viel der eigenen Motivation.
Sie funktioniert nicht, wenn sie an Bestrafung oder Belohnung gekoppelt wurde.
Sie sollt auch von innen heraus entstehen, weil Spass und Freude damit verbunden ist.

Ich musste die Kapitel erst mal sacken lassen. Da stecken einige traurige Erfahrungen drin.


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26.06.2023 10:34
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#128
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jetzt habe ich das Kapitel sacken lassen, verdaut ist es noch lange nicht.
Natürlich lese ich weiter....das Buch macht süchtig, weil viele emotionale darstellungen von ADHS betroffenen beschrieben sind und die regelnden konfliktfördernden Situationen in elternhäusern nicht zu kurz kommen, die mir sehr bekannt vorkommen.
Die Eltern sind verantwortlich, wenn die Bindung nicht funktioniert und die Eltern werden zur Mitarbeit herangezogen, wenn sich etwas ändern soll. Die Verantwortung liegt nicht alleine bei dem Kind, das durch seine Verhaltensweise zu vielen Schwierigkeiten beiträgt.

Wenn noch erklärt wird, dass die langfristigen schwer messbaren Ziele der bindungsbeziehung die höhere Priorität haben, vor den kurzfristig sichtbaren Noten und Ergebnissen in der Schule oder im Beruf, dann ist darin eine sehnsucht beschrieben, die ich lange spüren und deren mangel und damit verbundener schmerz des nicht-erhaltens von diesen wichtigen bindungselementen mich ermüdet und ermattet, weil der tiefe unbewusste schmerz fast unerträglich ist.
Und gleichzeitig tut es so gut, dass genau das im Buch in Worte gefasst ist, für die ich bislang kaum worte hatte. Das ich nicht beschreiben und ausdrücken konnte, weil es diejenigen, denen ich es hätte sagen wollen, selber nicht verstehen und spüren konnten.
Meine Kinderseele erfährt gerade durch das Buch eine Beruhigung, was nicht bedeutet, dass mein Erwachsene Verhalten bereits weiss, was zu tun ist, um eine stimmige Mischung zu schaffen, den Gegenwillen sein lassen zu können ohne dass er mein gegenüber innerlich zu sehr triggert. Die Qualität von Empathie kann der Gegenwille scheinbar nicht. Er wird ziemlich hart und fordernd....kein Wunder, wenn wichtige Elemente in der Kindheit unerfüllt geblieben sind. Nee, wenn sie nicht ausgesprochen und formuliert werden konnten, damit zu einem inneren emotionalen Grundchaos führen, das im inneren eine Stimmigkeit enthält, während von aussen der Glaubenssatz gefördert wird: ich bin falsch.
Das angenommen sein, mit dem inneren Chaos, wie ich bin, und das Akzeptiert werden, wie ich bin, ist auf der Strecke geblieben.
Mal sehen, wie es mir selber gelingt, mich mit dem zu akzeptieren, nachdem ich lesen durfte, dass dieses eigenartige Bedürfnis sehr viele ADHS Kinder mit sich herum tragen.
von aussen immer wieder "falsch, fehlerhaft" abgelehnt und gerügt werden, bringt einen enormen GEgenwillen hervor, der weiss, was stimmig und richtig ist. Wenn dieser gehört und gesehen werden kann, geht es ihm besser.
Welche ein innerer Stress, der durch unzulängliche eltern und durch unpassende Familiendynamiken hervorgerufen werden kann, der nicht sein müsste, wenn die Bindungsbeziehung besser gewesen wäre. Wenn die Verantwortlichkeiten adequat übernommen worden wären.

Ich denke, ich kann einige Verantwortlichkeiten auch nicht adequat übernehmen, weil mein inneres unbefriedigtes Kind seinen Gegenwillen ausleben muss, bis es gehört und akzeptiert worden ist.
So intensiv die Kapitel zu lesen sind, so sehr tragen sie zu meiner inneren Beruhigung bei, weil sie das beschreiben, das ich seit Jahrzeiten in mir trage.
Vor 3 Jahren hätte ich das Buch nicht auf diese Weise lesen können. Es hätte mich überfordert.
Die Co-Regulation, die ich in den letzten Jahren erfahren habe, die dazu führt, dass ich mich selber besser zu halten vermag, wenn so aufwühlende Themen auf dem Tisch sind, habe ich gebraucht.
Ein Buch kann teilweise regulierend wirken, aber es ersetzt keines Falls das physische Gegenüber.

Die letzten Tage habe ich mich mit meiner Atmung beschäftigt, mit den Muskeln, die es dazu braucht, von den Schultern über die Rippen bis in den Bauch. Es gab heute morgen drei Atemzüge, die sehr tief waren, sehr anders, sehr angenehm frei waren, als hätte sich ein Knoten gelöst, der in meinen Atemwegen gelegen hat.

Sowohl auf körperlicher Ebene - dafür lese ich andere Bücher und mehrere nebeneinander im Wechsel, was ADHS Menschen besser können als andere - als auch auf psychischer Ebene ist heute morgen eine Veränderung geschehen. Jetzt braucht es Zeit und gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass ich mich den unannehmlichkeiten widmen kann, denen ich in den letzten Tagen ausgewichen bin.
Wobei, das ADHS Buch inhaltlich viele unannehmlichkeiten bereit gehalten hat, denen ich nicht ausgewichen bin. Die haben zum erhöhen Zuckerbedarf geführt.


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27.06.2023 09:20
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#129
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Ein Kapitel über Selbstwertgefühl stand an.
Das Kapitel, das beschreibt, wenn Selbstwertgefühl nicht entwickelt wurde und wie es stattdessen sozusagen durch Bedingungen von Gut und Schlecht, erfolg und versagen, so wird es gemacht und so nicht und und und aufgebaut wird.
Das mit viel Scham einhergeht, weil die dauernden Bewertungsmechanismen das Selbstwertgefühl ständigen Schwankungen unterwirft und damit zu hoher Unsicherheit und grosser Angst führt.
Die innerer Unsicherheit mag keiner fühlen, davor verschliesst sich jeder. Das erniedrigte Selbstwertgefühl ist dadurch entstanden und durfte sich nicht durch die Akzeptanz der eigenen Gefühle und die Stimmigkeit des eigenen in sich drin entwickeln, weil die innere Stimmigkeit von aussen nicht unterstützt und reguliert und gefördert wurde, denn sie entsprach nicht dem, was Eltern brauchten und wollten.
Der Glaubenssatz: ich bin falsch wird durch die fehlende Förderung der eigenen inneren Stimmigkeit ständig befeuert.
Darin sind viele Therapeuten ebenfalls gut....genau diese Unstimmigkeit zu befeuern, statt die intuitive und eigene Stimmigkeit des Klienten zu unterstützen und zu fördern und zu entwickeln. Das ist die Stelle, an der sich für ADHS Betroffene und viele Messies, die Spreu vom Weizen trennt.
Welcher Mensch ist die stimmige Begleitperson, die all die erfahrenen Unsicherheiten mitträgt und hilft sie in innere stimmige Erfahrungen des SEINS zu verwandeln, die unabhängig von all den Bewertungen sein dürfen?
Ich denke, es darf einer Sein, der vieles davon selber in seinem inneren kennt und davon vieles hat verwandeln können.
Der Autor des Buches ist so einer, den ich aufsuchen würde, lebte er nicht in Kanada.
Er beschreibt so vieles, das mir innerlich sehr bekannt vorkommt.
Er beschreibt das mir unbekannte und das wie es stimmig im SEIN wäre, ebenfalls. Er fasst das in Worte, deren Worte mir fehlen. Deren Definitionen und Beschreibungen mir fehlen. Die frühkindliche "Sprache ohne Worte" (ein anderer Buchtitel) wird bei ihm benannt.

Auf einer Ebene finde ich es ziemlich nervig und lästig die Sprache der Emotionen und Empfindungen komplett neu zu lernen und gleichzeitig ist es so wichtig diese unterentwickelte Basis herzustellen.

Ich denke wir können uns hier untereinander auf unsere Weise wertschätzen und fördern, weil uns in vielerlei Hinsicht dasselbe Basisvokabular fehlt bzw. wir eines gelernt haben, das (ausschliesslich) an Bedingungen aller Art verknüpft wurde.

Mein Gegenwille hat kapiert, dass das eine unstimmige Version von mir ist, mich so zu verhalten. Das ist das, was ich am besten gelernt habe, um zu überleben.


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28.06.2023 11:13
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#130
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IBI

ich kann es gerade nicht lassen, das buch zu lesen und zu spüren, was der inhalt mit mir macht.
Er macht extrem viel mit mir.

wenn bestimmte Zusammenhänge ins bewusstsein gelangen und ich sie zuordnen kann, was davon zu mir gehört und was davon für mich ungesund ist, kann loslassen stattfinden.

im moment bin ich sehr froh zu lesen, worin mein Grundfehler liegt.
es liegt nicht an den fragen, die ich mir stelle, sondern an der "tonlage" auf welche weise ich mir meine berechtigten und stimmigen fragen stelle.
tja, tonalität ist bei mir im impliziten gedächtnis eingeprägt, denn die hatte meine mutter bereits....sie hat sich immer bei mir über meine Tonqualität beschwert....wie mensch in den wald hineinruft, schallt es wieder zurück.....tja, von wem ich die ersten töne bereits im mutterleib gehört habe, brauche ich nicht weiter auszuführen.
in dieser hinsicht hat sie ihr eigenes Spiegelbild (in form von kind) vehement abgelehnt. sie hat sich abgelehnt und weil ich als tochter am meisten von ihr abgekupfert habe - mir blieb nichts übrig, war das vorbild, das mir als baby zur verfügung stand - hat sie die ablehnungsnummer auf mich übertragen und so komme ich mir wertlos ohne ende vor. grenzenlos wertlos.
klingt bescheuert. ich wäre gerne wertvoll und würde gerne in meinen grenzen respektiert werden.
meine aufgabe, das zu verwandeln, bin ja schliesslich erwachsenen. leider ist der erstarrte teil des kleinkindes nicht so weit entwickelt wie der rest von mir, daher ist das "nachlernen" dessen, was versäumt wurde unabdingbar.
Ziel von therapie ist, die (durch erstarrung gestoppte) entwicklung des kindes zum erwachsenen auf emotionaler ebene aufholen zu können und auf die höhe des aktuellen status des erwachsenen seins zu begleiten.

damit es nicht langweilig wird, ist dem Schuldgefühl ein ganzes kapitel gewidmet. oh ha, das ist ein tricky gefühl. ich bin froh, dass er sowohl die positiven eigenschaften als auch die negativ wirkenden eigenschaften der schuld detailliert beschreibt. schuld kann nicht zwischen der vergangenheit und der gegenwart unterscheiden, drum ist sie öfter als uns lieb ist, daran beteiligt das implizite (unbewusste) gedächtnis zu triggern.
derartige erklärungen wirken beruhigend, weil mir klar wird, dass ich wenig falsch machen kann, und beunruhigend, weil es etwas zusätzliches braucht (weiss nicht ob ich es inzwischen erarbeitet und die fähigkeit erworben habe), damit ich aktiv die unterscheidung zwischen vergangenheitsreaktionen und aktuellen reaktionen auf ein aktuelles ereignis vornehmen kann. schuld braucht etwas unschuldiges - hmm, vielleicht ist es die bedingungslosigkeit - um sich von mir ENT-schuldigen zu können, da wo es nötig ist und das wo ich verantwortung übernehme für meine fehler, die zu konsequenzen bei mir und bei anderen führen, die nehmen kann.

wie geht das gelassenheitsgebet:
gib mir die gelassenheit, dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann (auch wenn ich schuldig bin),
den mut (habe ich), dinge zu ändern, die ich ändern kann (fehler wieder gut machen, so möglich)
und die weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden (tja, ist es die weisheit, die es braucht, damit die schuld, die das nicht zu unterscheiden vermag, zur ruhe kommen kann?)

ich habe einige gefühlsbücher durchgearbeitet, doch die wenigsten erklären dir, welche fähigkeiten das gefühl selber hat. sie erklären dir, wie du mit dem gefühl idealerweise umgehst und mit viel glück auch diejenigen, die du am liebsten vermeiden möchtest, sie erklären dir nicht, welche dynamiken die gefühle in dir haben und welche funktionen die einzelnen gefühle haben.
in dem buch ist darüber viel geschrieben.
es ist die perspektive mit der das buch geschrieben wurde.
"befreiung von schuld und scham" erklärt ähnliches, und dennoch fühle ich mich nicht "abgeholt" und verstanden, weil es objektiv dargestellt ist.
"unruhe im kopf" beschreibt das buch mit einer beziehungsebene, auf der ich mich als leser verstanden fühle, weshalb es auf mich diese "therapeutische" wirkung hat.

Ich wusste nicht, wie sich loslassen im körper anfühlt. das musste ich kürzlich von aussen gespiegelt bekommen.
ich weiss, wie schmerzhaft und unangenehm entladungen des (erstarrten) nervensystems sein können, was nichts mit loslassen zu tun hat. Die entladungen sind wichtig, weil sich im körper wichtiges befreit, um sich neu organisieren und formen zu können, doch das mache ich nicht aktiv. das macht mein körper für mich und dann kann er sich weiter entwickeln. die (erstarrten) kindlichen anteile können nachreifen.
all die inneren bedingungen loszulassen, an die mein selbstwert gekoppelt ist, finde ich herausfordernd, weil es andauernd bedingungen gibt, auf die ich stosse.
wenn ich leben will, benötige ich nahrung und für die muss ich zahlen (das bezahlen ist eine bedingung fürs überleben) wie soll mein selbstwert kapieren, dass er keine bedingungen braucht, doch mein bauch schon, um die nahrung zu erhalten?
wie kann ich einen klienten spüren lassen, dass ich ihn bedingungslos annehme wie er ist, wenn ich die bedingung der bezahlung und andere rahmenparameter benötige, um ein geschäft zu führen?
Was genau ist da zu trennen, um im gelassenheitsgebet stimmige entscheidungen treffen zu können?


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