@IBI
Ist ein Junkie bewusst Junkie oder nicht?
Entscheidet er sich wirklich freiwillig dafür?

Schläft ein Mensch gerne nur noch auf einem 40 cm Streifen Matratze? Macht Katzenwäsche, weil die Dusche nicht begehbar ist.
Lebt ein Mensch gerne (mittlerweile) ohne Internet/Telefonanschluss und Fernsehen, obwohl es früher zu seinen täglichen Gewohnheiten gehört hat?
Wäscht ein Mensch freiwillig auswärts seine Wäsche, weil die Waschmaschine nicht ausgetauscht werden kann? Lässt jmd freiwillig seine Heizkosten schätzen, obwohl er eigentlich ein sparsamer Mensch ist? Zimmer nicht mehr begehbar, obwohl ein Hobby/Mal-Zimmer angedacht war.

Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Entscheidung zur Verwahrlosung wirklich bewusst erfolgt.
Mit einem: "Ja, ich fühle mich so wohl, seit meine Dusche nicht mehr begehbar ist, keine Lampe mehr funktioniert und mich keiner mehr besuchen kann. Das habe ich mir als Kind so sehr gewünscht und erträumt: eine vermüllte Wohnung! Mein größter Traum ist in Erfüllung gegangen."

Bewusst und freiwillig... das kann ich mir nicht vorstellen. :(

@Stefanie1234
Das war nur ein Zugeständnis in dem Augenblick "damals". Weil sie gemerkt hat, dass es jetzt ans Eingemachte geht.

Ich kenne dieses Verhalten mittlerweile auch sehr gut. Und schaue mir das seit Jahren an. Mehr als Zuschauen kann man bei dieser Farce ja nicht.

Denn:
Der Mensch hat das Recht auf Verwahrlosung.

Hallo Stefanie,

Ich habe schon mehrmals deine Beiträge gelesen und mich jetzt nach langer Zeit mal wieder hier im Forum angemeldet.

Ich bedauere es sehr, dass dir solche Probleme aufgebürdet werden. Das ist sehr belastend.

Hat sich deine Mutter dann letztendlich auf euren Deal eingelassen?
So ganz glauben kann ich es ja nicht.

Es ist eine Krankheit, wie eine Sucht. "Die" winden sich raus "wie Fische". Sobald der Weg des geringsten Widerstands gefunden wird, z. B. Angehörigen vorheucheln etwas ändern zu wollen.
Dadurch können sie Zeit schinden, um dann alles zu belassen, wie es ist.

Und diesen Beitrag...:
"Ich hoffe sehr das ich NIE in die Lage komme in der meine Tochter mit fremdem Menschen MEIN Leben zerpflückt. Manche Aussagen hier machen mich unendlich traurig"... finde ich absolut unterirdisch!

Dann räumt doch euren Sch@dreck weg und bekommt euer Leben auf die Reihe, dann müssen eure Angehörigen nicht darunter leiden!
Eure Kinder müssen euren Mist/die ganze Last tragen und schlussendlich alles ausbaden.

Ich habe selbst eine wahnsinnige Wut, weil mir das auch aufgebürdet wird.
Und dann zu sagen, man soll sich keinen Beistand von anderen holen dürfen.

Am angenehmsten wäre wohl die Lösung: raus aus der Wohnung und rein in ein Pflegeheim. Dann hat der Spuk ein Ende.

@Sybille

Ich denke, der Hustenvergleich hinkt gewaltig!
Ersichtlicher wird es für mich, wenn Parallelen gezogen werden zu Erkrankungen, welche noch vor einigen Jahrzehnten auch nur als Symptom oder charakterliche Eigenheiten tituliert wurden.

Beispiele:
"Dem schmeckt das Bier halt, er trinkt gerne." = Alkoholismus
"Sie isst nicht gerne." = Magersucht

Und das kannst du ja umlegen auf Bulimie, Tabletten- und Drogenabhängigkeit.
All diese Erkrankungen mussten erst einmal den "Weg schaffen", um als Krankheit anerkannt zu werden.
Dank dieser "Emporhebung" zur Krankheit gibt es ja so viele Therapie-Angebote, sowohl ambulant, als auch stationär.

Ich muss sagen, dass ich da eindeutige Parallelen ziehen kann zum "Messie-Syndrom", was jetzt noch so bezeichnet wird (da eher noch neuartig) und bald als "pathologisches Horten" anerkannt ist.

All diese Erkrankungen haben ab einem gewissen Grad in meinen Augen gemeinsam :
- Leidensdruck, sowohl für den Betroffenen, als auch für seine Umwelt
- Die Gefahr, sein Leben nicht mehr selbst steuern zu können
- in Wirklichkeit natürlich eine tieferes, psychologisches Leiden

Wenn mir irgendjemand erklären kann, was pathologisches Horten nicht gemeinsam hat mit den hier aufgeführten Krankheiten bin ich dafür jederzeit offen, wenn es mir schlüssig erscheint.

Anführen möchte ich, dass auch alle anderen Erkrankten bis zu einem gewissen Grad ihrem Alltag nachgehen können.
Jeder Süchtige kann jahrelang einer Arbeit nachgehen und Familie haben, wie es auch beim Messie-Syndrom möglich ist, bis die Lage irgendwann kippt.

@Messie

Ich bin Apothekerin und war Arzthelferin ✌

@Emin

Und das ändert ehrlich gesagt trotzdem nichts an meiner Meinung, dass es Messie-Erkrankung und nicht Messie-Syndrom heißen sollte.

So versteckt man sich nicht dahinter ala:
"Das ist ja nur ein Syndrom" und "das ist nicht das, was es ist. Der Grund ist etwas ganz anderes."

Das ist es in meinen Augen bei Süchten/Ess-Störungen genauso. Da hat der Mensch auch psychische Probleme, die sich dann so ausdrücken.
Nur Gott sei Dank haben Süchte und Ess-Störungen einen Namen (und eine Definition) und werden somit ernst genommen und nicht als Schnulle abgetan.

@Messie

Lieber Emin,

"Und wieso siehst du es nicht als Erkrankung?

Weil Messie Syndrom eine Folge ist von anderen Psycholgischen Ursachen, es ist die Folge oft von unserer Zeitspur in unserem Leben. Das ist wie das Husten an sich keine Krankheit ist, es ist die Folge von Erkältung oder so, doch an sich ist das husten keine Krankheit, konnte ich das verständlich rüberbringen?

Zitat von Miralena im Beitrag #47Es zerstört doch genauso Familien und Partnerschaften, wie z.B. Alkoholismus.

Allerdings ist das so, doch hm....kommt mir grad die Frage, die ich selbst nie beantwortet habe da ich sie mir nie gestellt habe, wissen die Menschen wenn sie sich einlassen auf jemand der ein Messie ist oder wird der Mensch erst in der Partnerschaft, wie ein schleichender Prozess erst zum Messie?"

Ich sehe das doch etwas anders und eben in der Anerkennung des Messie-Syndroms als Krankheit eine Chance.
Nur wenn dies als Krankheit anerkannt wird, kann auch adäquater mit Hilfsangeboten reagiert werden: Selbsthilfe-Gruppen, Sozialarbeiter uvm. und das auch staatlich gefördert.

Und das Argument, dass Messie-Syndrom "nur" eine Folge von etwas ist, ist doch Käse.
Dann bräuchte man ja auch keine Substitutionsangebote für Drogensüchtige, Spielsüchtige, Therapien für Bulimie-Kranke oder Patienten, die sich ritzen.
Denn das sind alles nur Folgen von etwas. Eine Alkoholsucht ist ja auch nur eine Folge von schlechter Resilienz oder Problemverarbeitung (was auch immer).
Und doch sind Hilfsangebote für Drogensucht, Ess-Störungen flächendeckend viel besser, eben weil es als Krankheit anerkannt ist.

Ich würd es sehr begrüßen, wenn das Messietum endlich aus der Schmuddelnische geholt wird und seriös als das behandelt wird, was es in meinen Augen ist: eine Krankheit.

Hinzu kommt, dass ein Messie dann auch eher einsieht, dass es sich dabei nicht nur um eine Charaktereigenschaft oder Macke handelt (wie Nägelkauen), sondern eine Krankheit.

Und zum letzten Absatz:
Bei einer Sucht spielt es doch nicht wirklich eine Rolle, ob der Partner davor schon gefährdet war oder erst im Laufe der Beziehung krank wurde.

@Messie

Das gute ist, dass ich innerlich abgeschlossen habe.
Vielleicht macht es MICH auch krank: dieses Theaterspielen und Rücksicht nehmen.
Vielleicht verletzt MICH auch der ständige Gedanke: ich kann sie nicht einmal besuchen.
Noch nicht einmal für einen Enkel würde sie aufräumen.

Und doch wird ab 01/22 (so habe ich es gelesen) das Messie-Sein als Krankheit deklariert.

Vielleicht ist es auch der Start für einen Neuanfang: so fällt es mir leichter, endlich an einen anderen Ort zu gehen.
Gerade in diesem Moment ist mir Ihre Wohnung auch zu nah.
Aber der Gedanke wegzuziehen wird mir immer sympathischer.

Danke für deine ausführliche Nachricht, bestärkt sie mich doch noch mehr, auf Abstand zu gehen.
Und doch mit einer gewissen Häme auf den Tag zu warten, bis es alterstechnisch nicht mehr funktionieren wird mit dem Saustall.

@Messie

Meine Mutter leidet darunter... früher hat sie gerne Besuch eingeladen, den Schlüssel im Urlaub an Bekannte zum Blumengießen abgegeben uvm.
Nach dem Tod meines Vaters - anstatt sich ein schönes Leben zu machen und sich mit sich selbst auseinander zu setzen - lieber bis zur Rente 40 Stunden gebuckelt.
Sie träumt seit mind. 15 Jahren von einem Malzimmer, einem schönen Balkon usw.

Ich bin es leid, ihr dabei seit Jahren zuzusehen!

Sie überkompensiert das immer, dass sie niemanden mehr in die Wohnung lassen kann, mit ganz vielen Geschenken/mitgebrachtem Essen.

Ich leide weniger darunter, als dass mich dieses Verhalten wütend macht und ich fassungslos daneben stehe.

Ich komme mir jetzt nach 10 Jahren - gutem Zureden, Psychotherapeuten vermittelt, 2 x ohne Erfolg über die Stadt und über einen Privatanbieter (mit viel Fingerspitzengefühl) einen Hausbesuch erwirkt habe/erwirken wollte - einfach nur komplett verarscht vor.

Seit ich ihr die Pistole auf die Brust gesetzt habe, meldet sie sich nicht mehr. Und ich bin mittlerweile an dem Punkt loszulassen.

Anscheinend ist die Krankheit bei ihr schon so weit fortgeschritten, dass sie Hilfe nur als Angriff sieht und ihr Gehirn durch ihr Messie-Sein vollkommen vernebelt ist.

Diese Unvernunft auch im Bezug auf später, wenn sie Hilfe im Alter benötigt, kann ich einfach nicht nachvollziehen.

Ich sehe es mittlerweile wie ein Sucht an und Süchtige muss man auch einfach mal stehen lassen: wenn sie weit genug am Boden sind, mach es schon irgendwann "klick".

Ich habe mich jetzt 10 Jahre wie der "perfekte" Messie-Angehörige verhalten und jetzt lege ich eine Schauspielrolle ab; diese Rolle liegt mir einfach nicht mehr.

Danke, dass du mit deinen Fragen auf mich eingehst.
Das mit meinen rechtlichen Fragen war eher ein Ausloten, wie weit ich in diesem Fall gehen kann und wenn du Antworten darauf löscht ist es mir ehrlich gesagt egal.

Ein schönes Wochenende ☀️

@Draculara

Danke für deine Nachricht.
Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, ob sie merkt, wenn etwas weg ist.

Wenn nur 1/4 vom Bett frei ist zum Liegen, Waschen nur noch Waschbecken möglich ist, nur noch ein schmaler Gang in Küche, Schlafzimmer und Bad.
Alles voller Motten...
Es schnürt mir gerade die Kehle zu und ich kann nur hilflos zuschauen.

Als Angehöriger steht man nur wie ein Idiot daneben und sieht zu wie der andere im Müll versinkt.