Horten für's Fantasie-Selbst

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17.06.2022 09:31 (zuletzt bearbeitet: 17.06.2022 09:33)
avatar  Robin
#1
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Hallo,

habt ihr auch Schwierigkeiten, euch von Dingen zu lösen, mit denen ihr seit vielen Jahren etwas tun wollt? Bei mir ist es so, dass der größte Anteil meines nicht für irgendwas genutzten Krempels genau daraus besteht. In Videos über Minimalismus hatte ich gelernt, dass man die "Person", für die wir all dieses Zeugs anschaffen, das "phantasy-self" (ist halt immer alles Englisch, und mein Englisch verbessern ist ja auch was, was ich jahrelang meinte, tun zu müssen, und was mir jetzt einfach gefällt, weil ich dadurch diese tollen Videos verstehe!). In diesen Videos klang es so, als müssten wir diese Illusionen und Wünsche an uns selbst aufgeben, um einfach nur zu sein, wer wir sind, und all das Gerümpel rauszuschmeißen, das wir gar nicht wirklich verwenden. Ich habe mich daraufhin auf meine Kunst-Ecke gestürzt und mehrere Bücher über's Zeichnen-Lernen tapfer zu Oxfam geschleppt. Die haben sich sehr darüber gefreut! Witzigerweise ist das wenige Wochen her... Und nun hab ich tatsächlich angefangen zu zeichnen! Das war für mich der Anlass, etwas skeptischer über die einfache Regel zu denken, dass man den ganzen Krempel dieses Fantasie-Selbstbilds ausmisten soll. In der Praxis ernte ich eh die dicksten Proteste, sobald ich mich an seinem Kram vergreife. Beim Kunst-Kram war es seltsamerweise relativ still. "Machst du ja doch nicht mehr!" hab ich gesagt. - Keine Antwort. Also hab ich angefangen, diesen Berg abzutragen. Interessant. Sonst schreit es bei allem rum!!!

Was ich jetzt sehe ist, dass ich mehr Zeit und Kraft für die tägliche Praxis aufwenden soll und weniger für das Anhäufen von Büchern.

Als ich über ein Video stolperte, dass sich explizit mit dem "phantasy-self" befasst, hab ich's deshalb gleich angeklickt:
https//youtu.be/16xFJU-NC5c

Ist übrigens von einer Frau, die sowohl Expertin als auch früher selbst Messie war, wenn ich das richtig in Erinnerung hab.

Also der Teil von meinem Fantasie-Selbst, der mein reales Ich dazu bringt, sich sch* zu fühlen... und der mich übrigens oft daran hindert, Dinge zu tun! - ist der Teil, der meint, er müsse erstmal alles wissen, um handlungsfähig zu *werden*. Ja, es gibt bei allem Anfang diese Lücke: Man weiß nicht genau, was man tun will, und man weiß nicht genau, wie... Ich habe schon viele Bücher gelesen, und die Lücke ist immer noch da. Wenn ich mir meine Bücherberge so ankucke, bin ich mir sicher: Da hilft nur Mut zur Lücke! Denn wenn ich was tatsächlich anpacke, kommt die Fähigkeit dazu irgendwie aus dieser Lücke raus.

Also klar ist ein bisschen Anleitung und Inspiration eine gute Sache, aber vielleicht ist es nicht nur unmöglich, die gefühlte "Wissenslücke" zu schließen. Sie sollte vielleicht auch gar nicht geschlossen werden. Sie ist vielleicht der Spalt, durch den neue Ideen in die Welt strömen.


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17.06.2022 13:14
#2
Wo

@Miranda

Wissenslücken wird es immer geben. Die Kunst ist nur, so ungefähr eine Grenze zu erkennen, wann ich soviel Wissen angehäuft habe, dass ich mit aufräumen anfangen konnte. Das ist ein fließender Übergang, der jetzt noch anhält.

Nur mal ein Gedanke, den ich noch nicht probiert habe. Alle Buchtitel aufschreiben, dann nach ähnlich lautenden Inhalten durchsuchen und sortieren und dann beurteilen, ob da evtl. gleiche Inhalte drin stehen. Wahrscheinlich wird es nicht so sein, da in jedem Buch etwas neues Wissenswertes drinsteht. Evtl. dann das wenige Neue so ins Gehirn bringen, dass es dauerhaft da drin bleibt und abrufbar ist. Oder wie bei Zeitschriften, wichtige Titel ausreißen und den Rest wegwerfen. Da könnte der Stapel schon um einiges kleiner werden. Aber dann fängt das Papier an, zu rutschen. Da muß dann auch noch eine Lösung gefunden werden.

viele Grüße
Wolfram


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17.06.2022 13:42 (zuletzt bearbeitet: 17.06.2022 13:43)
avatar  Robin
#3
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@Wolfram1:

Durch die ständigen Neuanschaffungen ist hier so eine Unordnung bei den Büchern entstanden, dass jede Idee, die darauf beruht, erst zu sortieren, daran scheitert, dass kein Platz mehr ist, wo man was hinsortieren könnte. Deshalb fange ich ja auch bei den älteren Beständen in den Regalen mit dem Aussortieren an und habe schon ganz schön viele leere Regalböden. Aber noch nicht genug, um wieder eine Sortierung reinzukriegen und zugleich zu minimieren. Von der Idee mit dem Rausreißen halte ich gar nichts. Zum einen würde ich in den daraus entstehenden Loseblattbergen erst recht nichts wiederfinden. Zum anderen entwertet es die Bücher, wenn ich da Seiten rausreiße. Wenn, dann würde ich die eher kopieren. Und ich habe übrigens stapelweise solche Kopien weggeschmissen in letzter Zeit, zusammen mit kompletten Zeitschriften, alten Notizen usw.. Nein, für mich jedenfalls ist die Lösung, dass weder mein Kopf noch meine Wohnung dem Internet ähneln muss. Das menschliche Hirn hat ganz andere Fähigkeiten, als speichern und speichern und speichern... Wie schön, dass wir vergessen können, und wie schön, dass immer aus dem Nichts die Ideen kommen!


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17.06.2022 17:23
#4
An

Ja, das mit dem Phantasie-Ich trifft es wohl gut. Ich denke da an den riesigen Kochlöffel, den meine Schwester behalten wollte, um mal für viele Leute zu kochen. Die Idee gefiel ihr. Also bleibt der Löffel da. Bisher hat sie aber noch nie für viele Leute gekocht. Und falls ich das mache, koche ich nicht einen riesigen Topf Chilli con carne oder so, sondern zahlreiche kleine Mengen verschiedener Gerichte, damit wir Abwechslung haben.
Grundsätzlich scheint es aber ein Trend in der Gesellschaft zu sein, von einem anderen ich zu träumen. Ein schlankeres Ich, ein schickeres Ich, in gesünderes Ich, ein berühmteres Ich... Ich glaube, man sollte erst mit sich zufrieden sein, und dann erst kann man alles werden, was man will. Wenn man z.B. mit seinem Körper zufrieden ist, fällt das Abnehmen leicht. Klingt paradox, aber unser Unterbewusstsein funktioniert oft paradox.


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17.06.2022 18:29
#5
Wo

@Miranda @Draculara

so gut kann ich kein Englisch, zumindest komme ich nicht so schnell mit. Untertitel sind nicht vorhanden. Habe ich mir ein anderes von ihr angesehen. Und habe mir eine Untertitel-Übersetzungsapp heruntergeladen. Funktioniert ganz gut. Hab das Wesentlichste verstanden, aber war nichts Neues dabei. Für andere aber schon ganz interessant. Durch die Werbeunterbrechungen wird aber immer auf Standard (engl. ) zurückgesetzt, so dass man in der Fortsetzung die Übersetzung neu anklicken muß. ( subtitle Translator ) Nach der Installation und Aufruf muß das Video aufgerufen werden und oben rechts muss "cc" angeklickt werden, das sind die Untertitel und in den Einstellungen rechts daneben muß auf Untertitel geklickt werden und dann auf Untertitel übersetzen und dann Deutsch.

viele Grüße
Wolfram

PS.: Die Videos von Birkenbihl sind auch gut. Sind zwar älter, weil sie gestorben ist, aber das macht nichts.


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