Ich weiß nicht mehr weiter, wie kann ich meinem Partner helfen?

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12.07.2022 18:32
avatar  Corjuss
#11
Co

Danke liebe Jennifer für Deine Antwort. Ja, seinen Neurologen gibt es noch und er hat selber schonmal gesagt, dass er vielleicht doch einen Termin machen sollte um wieder seine Medikation zu bekommen. Davor hat er aber auch Angst wegen der Nebenwirkungen von Psychopharmaka. Zudem hat er Sorge, dass der ihn einweisen will. Ich versuche ihm die Angst zu nehmen, denn gegen seinen Willen einweisen wird ihn keiner, denn er ist ja nicht Selbstmordgefährdet oder so. Die Psychopharmaka soll er ja auch nur so lange nehmen, bis er wieder alles ein wenig geordnet hat in seinem Leben. Dann hat man auch die Kraft die Auslöser zu beseitigen, wie die Angst vor weiteren Einbrüchen, in dem man das Haus sichert und auf absehbare Zeit fertig macht um dort einzuziehen. Das würde für ihn ganz viel erleichtern glaube ich. Nur bis dahin kommen wir ohne Hilfe vermutlich wirklich nicht. Ich werde ihn jetzt nicht mehr wegen der Unordnung/ dem Müll ansprechen, sondern nur noch darauf, dass er sich Hilfe suchen soll, weil ich ja auch sehe wie es ihn quält. Mehr als da an seiner Seite sein kann ich nicht. Ich hoffe ich finde einen Weg ihn zu überzeugen. Lieben Dank nochmal für das Verständnis und die sicher absolut richtige Einschätzung, die mir wirklich hilft und mich bestärkt, dass er/ wir professionelle Hilfe brauchen.


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12.07.2022 22:52 (zuletzt bearbeitet: 12.07.2022 22:56)
#12
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Das klingt doch ganz gut: Wenn dein Partner selbst schon den Gedanken an Behandlung hatte könntest du es aufgreifen.

Einweisen muss der Arzt ihn nicht, und sowas ist auch oft vom Tisch wenn jemand einsichtig sagt: „Ich könnte mir ja später eine Reha vorstellen.“ Bis sich ein Therapieplatz findet wirken die Medikamente sicher schon. Und dann geht’s voran.

Als erste Hilfe würde ich sagen:

- Schafft euch eine Oase, vielleicht einen Teil vom Wohnzimmer, entweder rund ums Sofa oder den Esstisch. Gerümpelfreie Zone! Dann kann man besser entspannen und nachdenken.

- Können die wichtigsten Heiligtümer vom einbruchgefährdeten Haus in die Wohnung verlegt werden? Dann fallen ein paar Ängste weg.

- Täglich ein bis zwei Verpackungsteile in Streifen schneiden. Damit geht ihr zu zweit zum Müll und werft die Streifen einzeln (!) ein. Einer wirft, einer beobachtet. Wenn man davon ausgeht, dass es einige Male ganz gut klappt habt ihr in einem Monat 30-50 Teile vom Verpackungsmaterial entsorgt.

- Macht einen Blut-Check beim Hausarzt, ob alles in Ordnung ist. Braucht dein Partner vielleicht Eisen, Vitamin D und B12? Und für „später“ kann er sich nach der üblichen Medikation vielleicht auch auf medizinisch anerkannte pflanzliche Mittel umstellen. Aber erst mal soll er mit ärztlicher Hilfe wieder auf die Hinterbeine kommen!

Ich freue mich wenn du weiter berichtest!

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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12.07.2022 23:44
avatar  Corjuss
#13
Co

Das sind unglaublich wertvolle Tipps, vielen Dank liebe Jennifer. Ich glaube ich bin es bisher wirklich falsch angegangen. Hab ihm erst zu viel Luft gelassen, es zu lange mit angesehen und dann versucht ihm dazu zu bringen die Folge aus den Problemen zu beseitigen anstatt die echte Not zu erkennen und ihn dabei zu unterstützen die Ursache anzugehen. Ich muss das neu angehen und Du machst mir Mut und die Tipps sind für mich Gold wert. Ich werde weiter darüber nachdenken wie ich es angehe aber ich werde es angehen. Nicht nur weil ich gerne eine aufgeräumte Wohnung hätte sondern auch, weil er ja leidet.


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13.07.2022 09:10
#14
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Ja - mir geht es darum, dass die aktuelle Situation entschärft wird. So werdet ihr wieder handlungsfähig. Die Forschung zu den Hintergründen könnte später dazu kommen. Oder ihr akzeptiert sogar, dass man nicht immer alles bis ins Detail analysieren kann und konzentriert euch darauf, trotz der Einschränkungen einen lebbaren Weg zu finden.

- Es soll ein entspannterer Alltag möglich werden, in dem später Küche, Bad (die „Feuchträume“) und das Wohnzimmer gemütlich sind. Nicht wie geleckt, aber hygienisch einwandfrei. Sozusagen erstmal eine kleine Wohnung in der Wohnung! Der Start ist die Oase.

- Wenn dein Partner so schlimme Angst hat, aus Versehen wichtige Dinge wegzuwerfen, könnte am Rand der „Oase“ (die Einsteigervariante) eine Schatzkiste aufbewahrt werden. Da hinein werden Dinge mit hohem emotionalen Wert gerettet (Familienfotos, Schmuck, ein paar Andenken wie die erste Fibel, Omas Lieblingsbecher und Vaters Schal - die Personen sind austauschbar und nur ein Beispiel).

- Das „Büro“ - ein, zwei größere Boxen mit Deckel und ein paar Ordner. Nicht um derzeit picobello zu sortieren, sondern um wichtige Papiere, Rechnungen etc. vor dem Untergang zu retten. Erst mal das Verschwinden verhindern, damit die Anspannung nachlässt.

- „Die Schublade“ - selbst Cleanie-Haushalte kennen sie. Von Stiften über Briefumschläge, Schere und Klebeband, Kalenderbuch und Schreibpapier, Bindfaden und Taschenlampe … alles was halt sonst so rum liegt vereint sich da.

Ich wünsche dir einen schönen hoffnungsfrohen Tag!

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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14.07.2022 00:12
avatar  Corjuss
#15
Co

Ich habe viel über Deine Worte nachgedacht liebe Jennifer. Hoffnungsfroh ist ein schöner Wunsch und ich fange tatsächlich an ein wenig neue Hoffnung zu bekommen, durch die Tipps es mal ganz anders anzugehen. Wir haben begonnen eine Miniserie zu gucken „Sharp Objects“ und die Hauptdarstellerin hat psychische Probleme, Selbstverletzung. Bevor wir heute ins Bett sind merkte ich, dass er nachdenklich war. Er meinte dann von sich aus, dass diese psychische Belastung so ein Mist ist und das mit dem Müll und den Zwängen. Ich hab ihn gefragt ob die Serie zu belastend ist. Er meinte nein, er will weiter gucken und ich habe dann nur gesagt, dass man sich wohl einfach Hilfe suchen muss wenn es nicht weiter geht. Recht hast Du war seine Antwort. Ich werde jetzt nicht mit der Tür ins Haus fallen aber mir weiter Gedanken machen und versuchen Oasen für uns zu schaffen. Zudem vielleicht schon mal Kontakt aufnehmen mit einer Beratungsstelle. Oder auch evtl. eine psychologische Heilpraktikerin hier in der Nähe, die auch auf Zwangsstörung spezialisiert ist. Vielleicht mal ein anderer Ansatz. Hypnose hatte ihm damals auch gefallen und er war dafür offen. Es hat nur leider keinen langen Erfolg gehabt und der Hypnotiseur war leider auch nicht sehr gut - ich war als stille Beisitzerin dabei und fand ihn verwirrend. Aber ja, ich bin hoffnungsfroh. Lieben Dank und einen schönen neuen Tag - so kurz nach Mitternacht 😌


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