Auch neu hier - Kind von Messie

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17.12.2022 12:52 (zuletzt bearbeitet: 17.12.2022 12:56)
#16
An

@IBI
Ja, die Sachen haben sicher irgendeine Bedeutung für sie. Leider kann sie als Messie nicht so zielsicher wie ich sagen, welche Dinge ihr noch etwas bedeuten und welche eher nicht. Ein wenig habe ich den Eindruck, dass es ihr im Verlauf der Jahre (!) leichter fällt, sich von einigen Dingen zu trennen. Es ist jetzt mehr emotionaler Abstand zum Tod der Eltern da. Gleichzeitig sinkt aber auch ihre Motivation, sich überhaupt noch darum zu kümmern. So sind das zwei gegenläufige Effekte, die mir nicht weiterhelfen in dieser Kombination.

Was ich mich auch schon gefragt hatte: Sie ist damals fast ohne ihre Sachen zu ihrem Freund gezogen, hat alles einfach zurück gelassen. Die Eltern haben alles so wie es war in Kartons gepackt und auf den Dachboden gestellt. Vielleicht hat das Wissen, dass sie jederzeit zurück kann und ihr ganzes früheres Leben hier archiviert liegt, ihr geholfen, mit ihrem sehr unangenehmen Freund zusammenzuleben. Und jetzt versuche ich, ihr diesen Rettungsanker wegzunehmen. Wobei sie beim Öffnen der Kisten selbst merkt, dass es nicht mehr dieselbe Bedeutung hat wie früher. Was ihr früher wichtig war, ist jetzt wirklich Krempel. Zum Beispiel die Kaugummis von damals!!
Was verstehst Du unter "ihr Deine Resilienz anbieten"? Eigentlich tue ich das ja schon. :-( Ich gleiche ihre Schwäche durch meine Stärke aus.
Z.B. habe ich einige Dinge, die ich eigentlich gerne noch behalten hätte, weggeworfen oder verschenkt, damit ich ihre Sachen aufbewahren kann. Mir fällt es leichter, mich von meinen Sachen zu trennen. Also bringe ich Opfer, damit sie das nicht muss. Und das obwohl die Dinge, die ich für sie aufbewahre, ihr vermutlich weniger bedeuten als die Dinge, die ich von mir weggegeben habe. Meine Schwester will die Sachen ja gar nicht behalten, weil sie für sie wirklich wichtig sind, sondern nur weil sie es nicht schafft, etwas loszulassen.
Was könnte "sich Hilfe suchen" bedeuten? Eine Therapie? Ein Problem, das ich sehe ist, dass die Tante und der Onkel voll hinter ihr stehen und ihr das Gefühl vermitteln, sie handelt genau richtig. Ich vermute, dass auch ihre Freunde sie unterstützen in dem, was sie tut. In ihrer eigenen Welt ist das, was sie tut, völlig richtig. Nur ich bin nicht richtig.
Meine Schwester ist als Messie nicht in der Lage nachzuvollziehen, wie schwer es für mich ist, in diesem Messiehaus zu wohnen. Im Wohnzimmer liegen schon seit Jahren ständig kistenweise Dinge von ihr, die sie "das nächste Mal" mitnehmen will. Was sie nicht tut. Aber da sie sie bei Gelegenheit sofort mitnehmen können will, kann ich sie auch nicht in den Keller tun. Für sie ist es vollständig normal, dass das Wohnzimmer voll Gerümpel ist. Darum versteht sie gar nicht, wenn ich ihr sage, das muss weg, das stört. Sie versteht dieses Argument nicht. Das ist für sie normaler Wohnstil. Wobei ich sicher wäre, dass es sie sehr wohl stören würde, wenn mein Zeug in ihrem Wohnzimmer stehen würde. Es stört sie nur nicht, dass ihr Zeug in meinem Wohnzimmer steht!
Ich hatte lange gehofft, dass wenn sie sieht, wie ich das Haus schön hell und wohnlich gestalte, dass es ihr leichter fällt, den alten Plunder gehen zu lassen. Weil jetzt etwas Schöneres hier beginnt. Bin aber nicht sicher, ob meine Vision von diesem Haus wirklich bei ihr angekommen ist. :-( Sie empfindet mein Verhalten trotzdem als destruktiv.
Ich habe sie oft schon gefragt, wenn sie sagte "Das kann man noch brauchen" oder "Das ist so praktisch", wann und wo sie das brauchen kann. Oder "Wenn Du es jetzt nicht mitnimmst, glaubst Du, dass Du es hier holen kommst, wenn es so weit ist?" Aber es hilft halt nichts. Sie scheint sich einfach sicherer zu fühlen irgendwie, wenn sie weiß, die Sachen sind für alle Fälle noch da.


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18.12.2022 10:16
avatar  IBI
#17
IB
IBI

Zitat von Anna1111 im Beitrag #16
Was verstehst Du unter "ihr Deine Resilienz anbieten"? Eigentlich tue ich das ja schon. :-( Ich gleiche ihre Schwäche durch meine Stärke aus.

Nein, so ist es nicht gemeint.
Ihre Schwäche durch deine Stärke ausgleichen bedeutet nicht Resilienz anbieten.

Sie befähigen, ihr eigene Stärken und Selbstwirksamkeit zu entdecken, die sie entsetzen kann, ohne mit deiner eigenen Stärke einzugreifen, entspräche Resilienz anbieten.
Da du durch das Einsetzten deiner Stärken eingreifst, wird sie ihre SElbstwirksamkeit nicht erleben und weiter in dem Stadium des ....die anderen machen für mich ja....bleiben.
Und ja, du kämst nicht vorwärts, wenn du deine Stärken und Unterstützung zurückhalten würdest.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #16
Ein Problem, das ich sehe ist, dass die Tante und der Onkel voll hinter ihr stehen und ihr das Gefühl vermitteln, sie handelt genau richtig.

Stelle ich mir die Frage, ob Tante und Onkel auch zur Gattung Messie gehören?

Jeder ist grundsätzlich richtig wie er ist.
Doch Richtig und Falsch handeln und den gesellschaftlichen Normen zu trotzen, wird oft verwechselt mit als Person richtig sein.
Ich habe jede Kritik an meinem HAndeln als ich bin als PErson falsch gedeutet und bewertet.
Es dauerte die beiden Apsekte trennen zu lernen und immer wieder ertappe ich mich dabei, auf dieser ungünstigen Verknüpfung der Bewertungen hereinzufallen.
In meiner säuglinghaften Unwissenheit, konnte ich es nicht anders machen.

Richtig und Falsch handeln wird irgendwann Krankheitsbildern zugeordnet. Krankheit hat für mich auch etwas mit Hilflosigkeit zu tun, und Menschen muss geholfen werden.
Ja, und es hat damit zu tun, so zu helfen, dass Menschen wieder befähigt werden, ihr leben eigenständig zu leben.


Zitat von Anna1111 im Beitrag #16
Nur ich bin nicht richtig.

Wenn du Freunde hättest, die euch besuchen kämen, die du einladen würdest, würden sowohl deine Schwester als auch Onkel und Tante - einer von beiden ist mit deiner Mutter gross geworden und hat gemeinsam mit ihr die Kindheit mit dein Grosseltern und ihren Erziehungsweisen kennengelernt - wissen, dass sie keinen anderen Menschen einlassen würden.
Sie würden sich mit Händen und Füssen gegen diese Möglichkeit wehren.

Im Grunde wissen sie, dass ihr Lebensstil nicht der sozialen Norm entspricht und sie wollen es nicht wahrhaben. Daher ist die Realität extrem verschoben. Also ein Funken Realität steckt dennoch in ihnen.
Deine scheint trotz deiner Kindheit im selben Umfang in Takt geblieben zu sein.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #16
Nur ich bin nicht richtig.

Aus ihrer Sicht schon.
Wenn du andere Menschen und die Bewertung dazu heranziehen könntest, würde sich das Blatt wandeln.


Zitat von Anna1111 im Beitrag #16
Wobei ich sicher wäre, dass es sie sehr wohl stören würde, wenn mein Zeug in ihrem Wohnzimmer stehen würde. Es stört sie nur nicht, dass ihr Zeug in meinem Wohnzimmer steht!

Diese Aussage ist für mich ein Indiz dafür, dass deine Schwester nicht in der Lage ist, deine Grenzen zu erkennen und respektieren und ihre eigenen in den Vordergrund schiebt.
Die soziale Komponente im Miteinander ist verloren gegangen....und deswegen bist du die "falsche" aus ihrer Sicht.

Könntet ihr beide "richtig" sein, müsstet ihr untereinander Kompromisse finden, wie ihr beide euer "Richtig" leben könntet und eure sehr unterschiedlichen Grenzen würden respektiert werden.
Genau hier findet das komplexe Leben des sozialen Miteinanders statt, das für mich viele Herausforderungen bedeutet.

Es wird noch komplexer, wenn der eine Teil sich in der krankhaften Welt der Verhaltensweisen aufhält und der andere eher auf der gesunden Seite ist.
auch Krank und gesund sind für mich mit richtig und falsch bewertungen verknotet. Das zu trennen fiel mir ebenfalls sehr schwer.

Und es gibt noch einige Knoten in mir auf dieser Ebene zu lösen. Ohne Unterstützung kann ich das nicht.
Ich brauche die neuen Blickwinkel dazu, die mir andere Menschen anbieten (und meine Eltern nicht zur Verfügung hatten) und tief im Grunde meines Körpers mitteilen....ja, dieser Blickwinkel entspricht mir und er war lange ausgeblendet. gegen einen anderen habe ich einwände, weil meine tiefen Glaubenssätze eine Bedrohung spüren.
Wenn beide Blickwinkel ihre Erlaubnis bekommen, SEIN zu dürfen. der eine wird da gebraucht, der andere mehr in einer anderen Situation und etwas dazwischen in einer dritten situation und sie nicht als richtig und falsch bewertet werden, verändern sich die grundlegenden verkörperten Glaubensmuster.
Co-Regulation bedeutet, dass wenn mein Körper in seinen tiefen positiv für etwas einsteht, dass es von aussen als stimmig reguliert wird, selbst wenn die Handlung dazu nicht ideal gewesen ist.

Du hast bestimmt den Begriff Co-Abhängig gehört. Das wäre das Gegenteil der Co-Regulation aus meiner Sicht.


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18.12.2022 14:09
#18
He

@ Haus_Hufflepuff
@ alle

Hm, kommt es nur mir so vor, dass das Anliegen von dir/Haus_Hufflepuff hier ziemlich in den Hintergrund gerückt ist und die Antworten auf ihre Fragen/Gedanken noch fehlen??

Ich persönlich glaube, dass so ein liebevolles Eingehen auf die Mutter und evtl. Traumata sehr hilfreich sein KANN (wenn man auch so wie H_H selbst gehalten/gestützt/unterstützt wird (wie es bei dir/ihr ja der Fall zu sein scheint))...

Liebe Grüße,
Herdamit


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18.12.2022 19:26
avatar  IBI
#19
IB
IBI

Das ist wahr, Herdamit.
@Haus_Hufflepuff hat sich in den letzten 10 Tagen nicht eingeloggt.
Da entwickeln sich Threads in andere Richtungen.

Eines hat sie mit Anna gemeinsam und daher passt unser Austasuch möglicherweise dennoch.
Sie ist in dem Haushalt ihrer Mutter gross geworden und ihre Mutter konnte ihr nicht die notwendige Co-Regulation geben.
Falls es so ist, dass sie sich Unterstützung gesucht hat, mag ich die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass sie Ihrer Mutter Resonanz anbieten kann.
In der Co-Abhängigkeit ist es aus meiner Sicht nur bedingt möglich.


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21.12.2022 12:05
#20
An

Ja, Co-Messie könnte man sagen, falls es den Begriff gibt. Co-Alkoholiker sind es gewohnt, Alkoholiker für normal zu halten und sie zu unterstützen. Und der Co-Messie unterstützt den Messie. Leider sind in meiner Familie fast alle Messies, so dass mein Minimalismus ihnen als krank und falsch erscheint.
Ich bin eigentlich mal ins Forum gekommen, um zu verstehen, wie Messies ticken, in der Hoffnung, dass ich herausfinde, wie man einen Messie dazu bringen kann, doch mal aufzuräumen und sich von Sachen zu trennen. Letztlich ist da aber wohl jeder Messie anders. Für meine Schwester scheint es OK zu sein, Sachen gehen zu lassen, wenn ich sie verkaufe und sie dafür dann noch Geld bekommt.
Haus_Hufflepuff geht es eventuell ähnlich?


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