Selbstwertschätzung inkl Aufräumgeschichte von Bessie

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13.05.2013 14:25
avatar  bessie
#21
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Na, dann werd´ ich mal wieder. Jetzt musste ich selber nachlesen, wo ich war.

Also, die aussortierten dekorativen Kosmetiksachen ... ich habe über 2 Wochen gebraucht, bevor ich mich getraut habe die Mädchen endlich zu fragen, ob sie die Sachen haben möchten. Das war wieder mal ein Wochenende, mein Küchenfenster war auf "Klapp" und ich hörte, dass sie alle vor der Haustür waren. Die Sachen hatte ich in die inzwischen sauber gemachten Kosmetikkoffer gepackt. Diese Koffer waren auch nie in Benutzung, also weg damit!

Ich bin dann runter gegangen, mit einem Müllbeutel, erst mal die Stimmung "unten" erfassen, alle haben freundlich hallo gesagt, da hab ich einfach allgemein in die Runde gefragt, ob sie manchmal gern Kosmetik ausprobieren und ob sie "etwas" davon haben möchten. "Die" waren richtig begeistert und kamen alle 7!!! mit nach oben vor die Wohnungstür. Also ich die Koffer denen in Hände gedrückt, mit der Bitte sie sollen es sich aber teilen, wenn sie was brauchen könnten. Eine fragte: ist da auch Nagellack bei? Ähm, nein, aber wenn ihr welchen möchtet? Jaaa, voll laut im Treppenhaus, dann hab ich die Lacke vom Balkon geholt und ihnen gesagt, dass ich aber nicht weiß, ob noch alle "gut" sind. Danach sind sie glücklich "abgezogen", oben in der Küche habe ich ihr "Freudengebrüll" gehört, als sie immer noch mehr ausgepackt haben, hat richtig Spass emacht, um manche Dinge haben sie sich "gekabbelt" aber jeder hat wohl seinen Anteil erhalten.

Tja Sonja, so viel zum Nagellackbild! Enttäuscht? Hoffentlich verkraftest Du es und außerdem, nun kannst Du doch was Neues versuchen und mir dann berichten!! *kicher*

Ein paar Tage später standen sie vollversammelt vor meiner Wohnungstür und hatten ein großes schwarzes Papp-papier und darauf hatten sie Fotos geklebt auf denen sie sich gegenseitig geschminkt hatten und drei Bilder waren in die Mitte geklebt, da hatten sie ihre lackierten Fingernägel fotografiert, die Hände so im Kreis aneinander gelegt, ich hab mich so gefreut und drückte ihnen noch Naschkram in die Hand, das Bild hatte ich lange Jahre bis es beim letzten Umzug kaputt ging.

Mein Bad ganz allgemein war zwar sauber und sortiert, aber immer noch voll, Shampoos, Duschgels, meine ganzen anderen Haar- produkte,- spangen, -bürsten und und und
Ich wollte nicht mehr dazukaufen, sondern aufbrauchen, nur ... es ist nicht so einfach sich mit einem Duschgel, wo man den Duft nicht mag, morgens einzuseifen. Gesichtscremes, die ich nicht sehr mochte, wollte ich mir auch nicht ins Gesicht schmieren, nee, so viel war ich mir schon wert ;-)

Ich stand nach Feierabend mal wieder im Bad und kam nicht weiter, als es bei mir klingelte. Obwohl die Wohnung, bis auf den Balkon jetzt in einem guten Zustand war, fuhr es mir wieder vor Schreck regelrecht in die Beine und ich schlich auf Zehenspitzen zur Tür, denn ich hörte, dass jemand schon direkt vor der Wohnung stand. Also sah ich durch den Spion, puh, "nur" ein Bekannter, ich weiß selber nicht, was oder wen ich denn immer vermute, der bei mir vor der Tür stehen könnte, aber auch heute noch, wenn´s klingelt oder das Telefon geht, erschrecke ich mich erst mal, richtig mit Herzklopfen.

Also zurück zu meinem Bekannten, er kam rein und meinte was ist denn bei Dir los. Ich schrak wieder zusammen, was hatte ich gemacht? Ich sah ihn wohl so verschreckt an, dass er schnell erklärte, er meinte den aufgeräumten Flur, den Rest der Wohnung hatte er ja noch nicht gesehen. Vor Erleichterung fing ich an zu lachen, er kam rein und fragte: darf ich mal? Natürlich, er SOLLTE sich sogar umsehen, denn ich war stolz auf meine Wohnung und ich wollte sie anderen Menschen zeigen, wie ein kleines Kind, das ein Bild gemalt hat und zu irgend jemand geht um es zu zeigen.

Was dann kam, war echt der Hammer, er sah sich um und meinte: boah, dass ist ja gut, Dein kleines Zimmer ist ja auch leer, ich bin nämlich am umziehen in was Kleineres, dann kann ich da ja erstmal richtig was unterstellen! Das geht doch in Ordnung?! Das war keine Frage an mich, sondern er teilte mir seinen Beschluss mit.

Ich stand da sprachlos, völlig verdattert!!! Und dann sagt er doch glatt, er müsste gleich wieder los und es wär besser ich würde ihm einen Wohnungsschlüssel geben, dann kann es die Sachen bringen, wenn ich arbeite und was nicht ins kleine Zimmer passt, würde er auf den Flur stellen.
Für den Tag wusste ich, warum ich zusammenzucke, wenn´s klingelt. Und in diesem sehr kurzen Augenblick meiner Erstarrung, schossen mir Bilder, Gedanken und Gefühle in voller Wucht durch den Kopf, aber ich war unfähig meine Wut zu äußern, eben völlig erstarrt!
Dann löste sich was, ich sagte NEIN!!! Er meinte: Du gibst mir den Schlüssel nicht? Neee, und ich lass Dich hier auch nichts reinstellen, das ist meine Wohnung, mein Flur, den lasse ich mir nicht wieder zumüllen! Da lächelt der Typ mich an und sagt: Hey, reg Dich doch nicht auf, ist nur für ganz kurz, das ist auch kein Müll, nee, hol ich alles ab sobald ich wieder eine große Wohnung habe, also ich komm dann am Freitagabend mit den Sachen, wenn Du da bist. Dreht sich um und marschiert raus, bis dann!!

Ich glaub, ich stand mindestens 15 Minuten in meinem Flur und sah die Wohnungstür an, der Typ war nicht mein Freund, also Liebesbeziehungsmäßig gesehen und ich wollte auch nichts von ihm, meine Gedanken ratterten, was gibt dir diese "Freundschaft"?
Hat der mal was im Gegenzug für Dich gemacht?
Ich hatte ihn jahrelang immer mal wieder mit Essen versorgt oder er schlief bei mir, wenn seine Freundin ihn rausgeschmissen hatte, er borgte mein Auto ... ähm, halloooo, geht´s noch, tickst Du noch? fragte ich mich selber.
Antwort: sehr unregelmäßig!!!
Ich habe jahrelang nicht mal bemerkt, dass der mich ausnutzt, nun merkte ich es und ich fühlte mich irgendwie immer noch verpflichtet ihm zu helfen!!! Geht´s noch? Ich bin dem doch nichts schuldig! Andererseits: dann hast Du wieder einen "Freund" weniger, ich fühlte mich so alleine, so traurig.

Aber da war ein ganz kleiner Funke Selbstachtung und der flammte auf, nein, kein Gerümpel mehr von dir und schon erst recht nicht von anderen, Du willst abends in diese, nein, in DEINE schöne Wohnung kommen und Dich wohlfühlen, handel sofort!

Ich rief ihn auf dem Handy an, erst dachte ich, er drückt das Gespräch weg, aber er ging ran. Ich machte ihm unmisverständlich klar, dass nichts von seinen Sachen zu mir käme und wenn hier irgendwas sei es in der Wohnung, im Keller oder vor dem Haus abgestellt werde, würde ich es sofort auf seinen Namen entsorgen lassen.
Er lenkte überraschender Weise ein und meinte, er würde auch was anderes finden, es wär ok. Telefonat zu Ende, "Freundschaft" zu Ende, ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.

Es tat weh, zu erkennen, dass ich nur benutzt wurde. Aber dieses Erkennen war sowas von wichtig, denn in den darauf folgenden Monaten hatte ich noch einige Steilkurven vor mir und dies war eine gute Übung.

Ich mach später weiter ...

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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14.05.2013 18:21 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2013 18:23)
avatar  bubble
#22
bu

Hallo Bessie, toll wie es bei Dir vorwärts geht!
Ich bin jetzt total K.O. Unsere Mülltonnen sind jetzt proppe voll, mit meinen 6 Müllsäcken, Nachbar hat doof geguckt, ich habe gesagt ich bin am umräumen und ausmisten. Meinte er er müsste mal seinen Schuppen aufräumen, hahaha. Der Unterschied zu den Normalen ist eigentlich nur, dass meine Wohnung aussieht, wie bei den Anderen der Schuppen, Keller oder die Garage!!
Meine Mutter hat gesagt, wenn ich umgezogen bin kommt sie öfter zu mir damit Sie sieht wie es mir geht, dafür müsste man nur meine Wohnung sehen, so wie sie dass letzte mal gesehen hatte, kannte Sie mich nicht. Sie wohnt mehrer 100km weg von mir und normalerweise besuche ich sie. Als es mir vor ein paar Jahren so schlecht ging, hatte sie das auch gemerkt und mich ermahnt Hilfe zu suchen. Ich hatte wohl eine Depression? Oder war nur mit den Nerven völlig runter. Naja die Wohnung hat sie vor 2 Jahren dass erste mal gesehen...Ich kam und komme mir echt bescheuert vor. Die Grundprobleme habe ich gelöst, aber mit meiner Wohnung komm ich nicht mehr klar.
Aber ich merke dass ich jetzt einen echten Anfang gemacht habe und andere Leute sind mir schnurz, zur Not könnte ich auch wieder einen Fremden in die Wohnung lassen!

Oh sei mir nicht böse, wenn ich jetzt nur von mir schreibe. Aber Deine Berichte machen mir echt Mut!

LG B.


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14.05.2013 23:11
avatar  IBI
#23
IB
IBI

Liebe Bubble,

es freut mich zu lesen, dass die Bessies Geschichte Mut macht. Und es freut mich auch von dir und deinen Fortschritten zu lesen.
Mir gefällt ihre Geschichte ebenfalls, unter anderem weil sie viele Details enthält und über ihre Gedanken und Gefühle während ihrer Aktivitäten schreibt.

Du schreibst:
>Die Grundprobleme habe ich gelöst, aber mit meiner Wohnung komm ich nicht mehr klar<.
Ich fände es super, wenn du die Art der Grundthemen, welche du gelöst hast, detaillierter benennen kannst und wenn du vielleicht schreiben kannst, wie genau du die Lösungen für dich gefunden hast. Diese Informationen kann anderen vielleicht ebenfalls MUT machen, denn oft haben wir unordentliche Wohnungen, weil wir mit Themen wie Depression oder mit den Nerven völlig runter sein vorher zu tun haben.

Dieser Thread heisst Selbstwertschätzung, so mag ich dich fragen, ob du wertschätzen kannst, dass du den Anfang gemacht hast und dass du dich in Lage fühlst, Menschen hineinzulassen und ohne dich dafür zu schämen. Wärst du in der Lage, liebe Freunde von dir einzuladen?

Kannst du in deinem Inneren identifizieren, was es ist, dass du es schwierig findest, die Kleidung auszusortieren? Bzw. was war "leicht" für dich, dass du die 6 Müllsäcke füllen konntest? Möglicherweise unterstützen dich meine Fragestellungen darin, zukünftig mit deiner Wohnung klarzukommen.
Wenn du schreibst "noch nicht" und "umziehen", dann liest sich das für mich als wärst du tierisch unter Druck und in Spannung .... wie schreibt Bessie, es braucht ab und zu auch mal eine Erholungsphase. Deine Art wie du hier schreibst sieht auch danach aus, als könntest du eine Erholungsphase gebrauchen oder wenn du sie dir nicht gönnen magst, eine Zeit lang eine langsamere Vorgehensweise. Und wenn du das nicht gewöhnt bist, dann kann es eine Herausforderung für dich bedeuten, wenn du es ausprobieren magst und es ist hilfreich dabei zu prüfen, welche Gedanken und Gefühle in dir wirken.

Viel Mut und Freude beim ausprobieren.
Sonja


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15.05.2013 23:55
avatar  IBI
#24
IB
IBI

Liebe Bessie,

die Geschichte mit deinem Bekannten finde ich sehr traurig.
Einen Thread zum Thema "wie lasse und warum lasse ich mich ausnutzen bzw. hey super ich kann sauer werden und für mich einstehen" könnten wir ebenfalls eröffnen.
Und trotz der Trauer darin, kann ich dir sagen, super, dass du dich für dich eingesetzt und dich wertgeschätzt hast und diesen Preis, den Kontakt zu einem Bekannten zu verlieren gezahlt hast.

Manche Bekannte, die eher nehmen als gebend sind, habe ich ebenfalls. Und manchmal verlieren wir eben Kontakte, wenn wir für uns einstehen, doch wir können NEUE Menschen kennen lernen.

Ich bin gespannt, deine weiteren Steilkurven zu lesen und der Balkon ist in welchem Zustand?

Liebe Grüsse
sonja


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16.05.2013 15:49
avatar  bessie
#25
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Hallo Ihr Lieben,

man, es tut mir echt leid, ich würd´ so gerne weiterschreiben, aber wie ich damit anfing hatte ich ein paar freie Tage und nun ist wieder "Tretmühle" angesagt. Da sitze ich im Moment fast den ganzen Tag vorm PC zum Datenabgleich und mag dann nach Feierabend nicht mehr so recht und ich möchte Spass beim Schreiben, denn, so denke ich, habt Ihr auch mehr Spass am lesen ;-)

Ich hoffe, dass ich am Wochenende nicht wieder in die Firma muss und Zeit habe für Euch. Eins möchte ich noch kurz im Thread hier erwähnen, da die Frage an mich kam, ob die Geschichte mit den Mädchen nicht meine Anonymität gefährdet. Das mag schon sein, ABER:

1. ist das ja nun schon etwas länger her

2. wenn eines der Mädchen hier liest, sich an mich erinnert und nun weiß, dass meine Wohnung ein Sauhaufen war, so stört es mich nicht, denn wenn sie hier ist, hat sie wohl auch ein gewisses Problem, oder?

3. lebe ich inzwischen einige hundert Kilometer entfernt in einer anderen Stadt

4. habe ich geheiratet und habe einen anderen Namen


Also macht Euch darum keine Sorgen, mach ich auch nicht ;-). So, mal sehen wie es heute abend bei mir aussieht (mit dem Weiterschreiben), habe gerade Kaffeepause.

Noch kurz an Dich Sonja, danke für die Rückmeldung, hat mir wieder gut getan :-)) und ich möchte Dir sagen, dass ich im Beruf Perfektionist bin und einen Hang zur Pedanterie habe, aber was ich mache, möchte ich hier nicht schreiben, denn es ist etwas speziell und dadurch wäre dann vielleicht wirklich meine Anonymität "flöten".

Danke auch an bubble :-)

Bis bald, vielleicht sogar heute abend, lieber Gruß Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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