Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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25.05.2023 09:09
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#106
IB
IBI

Ich finde die Kapitel im ADHS buch gerade schrecklich, im Sinne von: der Text führt mir mein Entwicklungstrauma vor Augen samt der daraus resultierenden Folgen für die Hirnentwicklung.

Ich merke gerade, dass es mir schwer fällt diese Passagen für euch zusammen zu fassen.
Sie bringen mich aus der Fassung durch diese Erkenntnisse.

Also mal sehen, wie ich meine Fassung zurück bekomme und sie wahren kann, während ich euch später die aus meiner Sicht sehr wichtigen Infos zukommen lasse.

Serotonin-Unterentwicklung und Dopamin-Unterentwicklung im Hirn sind Folgen von dem Anteil des frühkindlichen Traumas, das die Bindungspersonen verursacht haben.


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30.05.2023 09:58
avatar  IBI
#107
IB
IBI

Ich bin einige Kapitel weiter.

Die Umweltfaktoren werden vertieft beschrieben und aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Wie beispielsweise die aktuelle Schnelllebigkeit dazu führt, dass viele Eltern ihren Babys wenig Augenkontakt, wenig soziale Zuwendung bieten und Babysitting kein Ersatz ist und Babys die Trennungen früh erkennen.
Die Menschen schauen Tiktokvideos...sie sind kurz...sie fördern nicht die Aufmerksamkeit, sondern die Wechselhaftigkeit.
Die Menschen brauchen wenige Sekunden, um herauszufinden, ob sie etwas anspricht oder nicht. Wie schnell die geweckte Neugier in Langeweile umschlagen kann und zur Rastlosigkeit führt, weil die Qual der Wahl in unserer derzeit sehr überfüllten Angebotswelt immer schwerer wird.

Babys können in 1,33 sekunden, die Stimmung der Eltern aus ihrem Gesicht ablesen.
Wurscht, ob die gesprochenen Worte zur Stimmung passen oder nicht. Die verstehen Babys in dem Alter noch nicht.
Sie lesen auch die unbewussten und gesellschaftlichen bedrückenden Stimmungen, die auf die Eltern wirken.
Beispiel: Wenn die Corona-Situation die Eltern geängstigt hat, haben die Babys die Angst gespürt, selbst wenn die Eltern sich bemüht haben, dem Kind gegenüber die Angst nicht zu zeigen.

Diese Gemütszustände bekommen die Kinder mit und wenn sie in einem lang andauernden Zustand sind, müssen die Babys die fehlende Zuwendung, die sich häufig daraus ergibt, anders kompensieren.
Und diese Art der anderen Kompensation trägt dazu bei, dass sich im Gehirn der präfrontale Kortex bedauerlicherweise nicht adequat entwickeln kann und sich eine Hyperaktiviät, fehlendes Impulskontrolle oder bescheidene Aufmerksamkeitsfähigkeit entwickelt. Der Serotonin und Dopaminhaushalt arbeiten dadurch eingeschränkt.
Die instrinsche Motivation bedarf viel mehr Anreiz um wirksam sein zu können als bei Menschen ohne ADHS.

Wem gelingt es, eine Motivation aufzubauen, für sich einzustehen und für sich da zu sein, wenn das kleine Baby gelernt hat, das niemand für es da war? Diese alte Erfahrung sitzt im impliziten Gedächtnis und mehr oder weniger im Stammhirn und konnte nicht in den präfrontalen Kortex gelangen, weil der sich nicht richtig entwickelt hat.

Das sitzt und das schmerzt mich sehr zu lesen.
Keine Ahnung, wie es euch damit geht.
Und viele Menschen können nicht nachvollziehen, dass diese ausgebliebene wichtige Entwicklung im Hirn, so fatale Folgen für die Verhaltensweisen eines Menschen hat und hinsichtlich des Charakters ebenfalls.

Aus meiner Sicht, befindet sich irgendwo hier die Grenze des Möglichen (der Gene und der Veränderbarkeit).....wie weit kann sich meine Gehirnstruktur verbessern (und keine Frage, mit all meiner Traumaarbeit ist viel geschehen und besser und jeder Neurobiologe schwört auf die Plastizität des Gehirns) und welche Teile werden sich nicht richtig entwickeln können, weil sie es im frühen Babyalter hätten tun müssen. Sie haben sich an den "falschen" Stellen im Hirn verknüpft.
Mein Job die Unterschiede erkennen zu lernen, diejenigen, die nicht veränderbar sind hinzunehmen und mitzunehmen (ob ich möchte oder nicht, sie gehören zu mir) und weiter diejenigen zu beeinflussen, mit denen ich mein Leben angenehmer gestalten kann.

Das Langsame, das sich Zeit nehmen, das in sich spüren dürfen, braucht seinen Raum, wird in verschiedenen Versionen angeboten und doch kann sich im Alltag kaum einer diese Gelegenheiten einrichten, weil die Zeit bereits verplant ist.
Dafür buchen wir Kurse und gehen in Workshops um ausserhalb des Alltags diese Gelegenheiten zu finden und zu geniessen.
Wir können nicht bei uns bleiben, weil die Menschen im Aussen andauernd unsere Aufmerksamkeit erhaschen und einfordern.

Im Aussen suchen wir nach den Antworten auf das, was im Innern hätte stimmig entwickelt werden müssen, indem die Bindung adequat aufgebaut worden wäre als sie wichtig war.

Ziemlich stressig um uns herum und für vorbelastete Nervensystem, die als Baby jeder Menge emotionalen stress ausgesetzt waren, eine Herausforderung.

Ein ungewollter Entscheid, der durch die Umweltfaktoren und den Gemütszustand der Eltern aufgezwungen wurde (=Trauma?) und selbst wenn wir uns anders zu leben entscheiden wollten, es gibt einiges, dass wir aus diesem ungewollten Entscheid beibehalten werden und in die eigene Lebensweise integrieren dürfen. Wenn das gelingt, ist darin aus meiner Sicht viel Akzeptanz und Annehmen drin und das könnte eine weitere Schicht der inneren Ruhe fördern.

Die innere Unruhe habe ich als Baby bereits mit auf den Weg bekommen, die kenne ich.
Chaos und Verwirrung und Orientierungslosigkeit gingen damit einher.
Das Chaos daheim zeigt mir tagtäglich, wieviel Unruhe ich im innen haben und meine sichtbare Unordnung ....
hmm...ich komme gerade nicht dahinter, was sie mit mir macht.
Sie vermeidet das Gefühl der Leere, den Teil habe ich. Sie fördert weiterhin meine Unruhe, die ich verwandeln möchte? Sie zeigt auf, wo ich orientierungslos bin (alles, dem ich keinen Platz zuweisen kann, weil mir die Zuordnung fehlt oder weil die Schränke wegen Überfüllung geschlossen sind und nichts mehr hineinpasst).

Ach ja, da fällt mir ein:
Verlusterfahrungen bzw. sich entscheiden, etwas loszulassen und zu "verlieren", ist typisch für MEnschen mit ADHS. Sie können einkaufen, sich aber wenig von Dingen trennen.
Ich vermute, darin steckt teilweise auch diese Orientierungslosigkeit - DAs Baby konnte nicht lernen, was "stimmig" und "innerlich richtig" bedeutet, weil es die unregulierten Gemütszustände von Eltern lesen gelernt hat.
Was nicht stimmig und gepasst hat, das hat es zu lesen gewusst: Wie sich dem inneren Chaos von Eltern anpassen, weil es ja von ihnen "nahrungsbedingt" und "bewegungsbedingt" von ihnen abhängig ist, das ist im Nervensystem (fehl-)entwickelt und geprägt.

Wie lernen wir also, die Menschen zu erkennen, die in sich stimmig sind und ihre Stimmigkeit weitgehend zum Ausdruck bringen?
Und wenn wir solche Menschen gefunden haben, wie können wir sie um Hilfe bitten.

Es gibt viele Therapeuten, die diese Art der inneren Stimmigkeit nicht transportieren. Die können einem nicht wirklich helfen, die eigene Stimmigkeit zu entdecken.
Wer selber wenig Stimmigkeit spürt, spürt leider kaum, wenn der Therapeut nicht in sich ruht und stimmig ist.
Deswegen gleicht die Therapeutensuche manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen (ist ein chaotisch unsortierter Haufen).

Allmählich entwickele ich mehr und mehr meiner Stimmigkeit, weil ich Therapeuten gefunden habe, die mich unterstützen, diesen Teil zu fördern.
Das ist anders als das, was die "gesellschaftlichen" Massstäbe uns zu suggerieren versuchen.
Wie ich die eigene Stimmigkeit den "gesellschaftlichen" Massstäben anpasse (mir gefällt der Begriff nicht), ist eine andere Aufgabe.
Nein, Anpassung passt für mich nicht. Es ist etwas aktives: wie ich gestalterisch die eigene Stimmigkeit in die Gesellschaft integriere, ist eine andere Aufgabe. Nach Aussen werde ich dann wahrscheinlich für anpassungsfähig gehalten, die innere gefühls-Qualität ist eine andere. Ich freue mich gerade, dass ich diese Worte in mir gefunden habe.


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31.05.2023 10:42
avatar  IBI
#108
IB
IBI

wieder so ein Kapitel, das mir beim Lesen meine Aufmerksamkeit raubt, weil viele Trigger dadurch aktiviert werden und natürlich aktiviere ich sie ebenfalls, wenn ich probiere den Inhalt wieder zu geben.
Mensch lese und staune:
es geht um Aufmerksamkeit.

Es geht darum, was im Gehirn funktioniert bzw. beeinträchtigt ist, bedingt durch die ungünstigen Umweltfaktoren der frühen Kindheit mit (un-)fähigen Eltern.
Tja, blöd, dass ich es nur zu gut spüre....oder eben auch nicht, weil mein Nervens-System und die Gehirnstrukturen etwas entwickelt haben, das mich vor allem, was mich überfordern, überwältigen, über.... könnte, schützt, indem es mir die Aufmerksamkeit entzieht. Und dieser innere Automatismus ist der Herrscher und Beschützer über alle (auch nur in weit entfernter Ahnung auftauchender) Trigger.
Seine Möglichkeit war damals, Aufmerksamkeit zu entziehen, um dem dahinter liegenden Schmerz nicht spüren zu müssen.

Tja, und so entsteht ein Aufmerksamkeitsdefizit aus heutiger Perspektive. o.k., gerichtete Aufmerksamkeit entsteht, wenn eine Bindungsperson dich trägt und schützt, während deine Augen lernen, die Welt zu entdecken.
Fällt der wichtige Bindungsaspekt aus entsteht aus dem Bindungsdefizit ein Aufmerksamkeitsdefizit.

Diese traumatisierenden Zusammenhänge zu erfahren, sind einerseits hilfreich und andererseits sehr triggernd, weil ich mich an genau diesen Schmerz des Mangels von vielem erinnern und damit ich diesen nicht spüren muss, entzieht mein System mir die Aufmerksamkeit und nutzt die "Dissoziation".
Es macht einen Unterschied, diesen Kram mitzubekommen und damit bewusst zu erleben oder dem System seinen Automatismus machen zu lassen bis es so gut funktioniert, dass er dich nicht mehr machen lässt und tiefe Depressionen daraus erwachsen können.
Das kindlich gelernte Nervensystem ist an dieser Stelle in seiner Entwicklung stecken geblieben (erstarrt) und braucht die nachträglichen Bindungserfahrungen, um diese Entwicklung fortsetzen zu können.

Dauert halt länger als andere Veränderungen. Wenn die Traumatisierung während der Schwangerschaft oder in den ersten Lebensmonaten stattgefunden hat, dann sind das tief verankerte Schutzmechanismen, die wieder ins "rechte" Lot gebracht werden dürfen.

Den Inhalt des Kapitels kann ich nicht wiedergeben, denn mein Aufmerksamkeitssystem hat bereits vieles davon verarbeitet. Darin ist es glücklicherweise relativ schnell.


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01.06.2023 10:01
avatar  IBI
#109
IB
IBI

In dem Kapitel geht es um Hyperaktivität, Lethargie und Scham.

Hyperaktivität wird durch tiefe Angst geschürt. Die gesunde Angst vor dem frühen Säbelzahntiger ist wichtig.
Lethargie wird durch Scham erzeugt. Gesunde Scham als Kompass im sozialen miteinander, ist wichtig.
Es geht nicht darum, diese Gefühle nicht haben zu dürfen und wegmachen zu müssen. Sie sind wichtige Parameter.
Es darum die toxisch wirkenden Anteile kennen zu lernen und diesen neue "gesunde" Erfahrungen entgegen zu setzen, damit sich die toxischen allmählich abschwächen können (hier kommt mein losw*erden Ansatz rein...sie werden geerdet).
Einige Mittel dazu erahne ich bereits, weil ich meine Weiterbildungen gemacht habe, doch die Kapitel habe ich noch nicht gelesen, um meine Ahnungen bestätigt zu bekommen.

Tja, Grenzen - das Thema, das ich an anderen Stellen erwähnt habe,
werden während der ersten Lebensmonate geschaffen. Sie sind ebenfalls wichtig.

Nein! bzw. entsprechende nonverbale Signale lernt das Baby zuerst lesen, und die Ablehnung zu spüren.....damit sind Scham und Angst schnell aktiviert.

Wenn die Mutter in einem für das Baby oder Kind adäquaten Zeitraum zurück kommt und dem Baby nonverbal mitteilt: o.k. du hast gefährliche Grenzen kennen gelernt und das ist wichtig, dass du davor Angst hast.
Wenn dann noch "ich habe dich lieb" mitschwingen darf, kann die Angst reguliert werden.
Fällt dieser Teil chronisch aus, weil die zweite Hälfte meist fehlt.....

denkt euch selber, was dann dauerhaft geschehen kann.

Das ungerechte und traumatisierende daran: Es verankern sich das Scham- und Angstsystem im emotionalen Gedächtnis und die Gehirnbahnen werden entsprechend aufgebaut.
Der wichtige "Gegenanker", der die Impulskontrolle verbessert, wird nicht aufgebaut, wenn die Version "ich habe dich lieb, auch wenn du etwas gemacht hast wofür du dich schämen solltest, nicht vermittelt wird.
Das sind die frühen Traumaerstarrungen, die einem genetisch vorkommen, auch wenn sie es nicht sind, das sie durch Umweltfaktoren erzeugt wurden.

Und ja, da wird zwangsweise vieles transgenerational weiter gegeben, weil die Eltern dieses wichtige Element selber nicht von ihren Eltern gelernt haben.

Der Autor schreibt, er sei mit seinen Kindern auch auf die ein oder andere unpassende Art umgegangen bedingt durch sein ADHS.
Er ist sich dessen bewusst, übernimmt die Verantwortung, kann seine Verhaltensfehler nicht rückgängig machen, gibt also einiges an seine Kinder weiter, lernt vieles von seinen ADHS belastenten sensiblen Kindern, und verzichtet darauf sich zu entschuldigen und sich selber zu beschuldigen. (sich zu schämen und sich zu beschämen)

Diese Passage zu lesen hat mir gut getan.


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01.06.2023 10:39
avatar  skurril
#110
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Interessant @IBI !
So ähnlich lief es bei mir;
Vater schob (bis heute!) stets die Schuld auf mich, und ich solle dies&das lösen, auch um SELBER aus der "Schusslinie" zu kommen!?
Bei Konflikten mit "Obrigkeiten" stand er nicht zu mir, sondern im Gegenteil, setzte sich zu den Rügenden, verbündet quasi, um mich zu bestrafen.... Wie krank ist das?
Nun,
er ist im 2.WK gross geworden, als Kind;
man kann sich denken, welche Stimmung dort wahrlich HERRSCHTE..... Traumatisch!
Er will nichts davon hören,
verständlich.
Es tat mir eines mal sehr gut: vor Jahren schrieb Papa mal unter eine Weihnachts-Grusskarte:
"Bitte verzeih mir meine Fehler."
Wow!!! Eine äusserst seltene Öffnung seinerseits!
War ganz baff...
Daran möchte ich anknüpfen, vorsichtig, solange noch Zeit ist...

(Hab grad ein DejaVu)...

Mein Leben ist geprägt von Ängsten und "schlechtem Gewissen"!! (auch "grundlos")!

Verzeihung & Vergebung ist Aufgabe hier...

Danke @IBI & Buch;
ich lese gelegentlich dies:
"Aussöhnung mit dem inneren Kind"

LG, Alles Gute, skurril

* zusammen ist man weniger allein * danke ihr hier *
...P.ublic I.mage L.imited...


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