@Sunshine + alle,
Ritalin ist auch nur verpanschtes Amphetamin. Viele, insbesondere Aspies mit ADHS, vertragen echtes Amphetamin weitaus besser. Dessen Wirkungen auf Nicht-ADHS'ler werden z.B. so beschrieben:
https://www.studysmarter.de/schule/biolo...gie/amphetamin/
So furchtbar "paradox", wie im Zusammenhang mit ADS behauptet wird, ist das also gar nicht. In einem einzigen dieser Punkte habe ich eine paradoxe Wirkung empfunden: Nämlich dass ich mein Denken dabei eher als langsamer, ruhiger empfand. Mag also sein, dass ADS bei mir keine 100%ige Fehldiagnose war. Nach Ansicht vieler Fachleute ist der Übergang zwischen ADS und Asperger eh fließend und ADS ein Bestandteil des "bunten" Autismusspektrums. Allerdings ist es bei mir so, dass ich verbesserte Konzentrationsfähigkeiten allenfalls dafür nutze, mich noch weniger von dem ablenken zu lassen, wozu ich grade Lust habe! 🤣
Ich hab die Medikation also erstmal sehr genossen, genauso wie übrigens meine Experimente mit gutem "Straßen-Speed", durch die ich auch sicher sagen kann, dass die Dosierungen bei der Verwendung als ADS-Medikament so gering nicht sind. Das ist zwar nicht die Menge, von der man gleich drei Tage keinen Schlaf vermisst, aber durchaus eine für jeden, der keine heftige Toleranz entwickelt hat, spürbare Portion. (Und ich hatte die geringste übliche Menge MPH verschrieben gekriegt.) Blöd war dann, dass ich damit alles andere so vollständig ausblenden konnte, dass ich es komplett vergessen konnte... Das kam dann ziemlich seltsam, wenn mir irgendein wichtiger Brief, bereits geöffnet, in die Finger fiel, und ich das Gefühl hatte, dass das Öffnen in einem anderen Leben passiert sein muss. Oder wenn ich Besucher - auch solche, die mir normalerweise wichtig sind - nur noch als Störung empfunden hab. Ich habe diese "ganz normale Wirkung des Aufputschmittels im Dauerzustand" als eine Art Entgleiten der Realität empfunden, und auch mein Ex, der nun wirklich nichts gegen Aufputschmittel hat, meinte, ich stünde kurz vor der Psychose... Dazu kamen die Nebenwirkungen, v.a. totale Ausraster. Ich bin auch im Normalzustand schon recht temperamentvoll, wenn ich wütend werde, um nicht zu sagen cholerisch. Aber normalerweise bleibt eine Art "Restkontrolle", so dass sich das in einem Gezeter entlädt, das ich für harmlos halte (andere teilen diese Meinung leider nicht immer, weshalb ich dran arbeiten muss). Naja, nach einigen Wochen MPH war diese Restkontrolle weg. Ich hab wirklich rot gesehen, wörtlich, und einmal hab ich in der U-Bahn einen Haufen Fußballfans körperlich angegriffen, weil sie dort so eine Drucktröte losgelassen haben. Das tat mir halt weh, das Geräusch... Zum Glück waren das nicht nur große, starke Kerle, sondern auch einigermaßen harmlose. Die hielten mich also nur am Schlafittchen fest und versuchten, mich zu beruhigen. 😂 Hätte böse ausgehen können...
Seitdem frage ich mich schon, was eigentlich bei Kindern ist, wenn die fehldiagnostiziziert werden... Die Ärztin hatte ja null Einsicht, als ich meinte, das bekommt mir nicht. Beim ersten Mal hab ich mich auf ihre Empfehlung eingelassen, nur noch die Hälfte zu nehmen. Also ein mickriges Viertelchen so einer MPH-Tablette. Das ergab nach 6 Wochen aber wieder denselben Effekt. Joa, und als ich sie dann angerufen hab und gesagt hab, dass ich die am Wochenende ganz abgesetzt hab und nicht mehr nehmen will, hat sie doch glatt gesagt, das dürfe ich nicht! What ey??? Wenn man sich mal die Liste von Langzeit-Nebenwirkungen so anschaut...! Was man m.E. nicht darf, ist das Zeug verschreiben, wenn nicht in der Lage ist, eine Differentialdiagnose zu machen! Als ich nämlich nachhakte, ob es auch Asperger sein könnte (Online-Tests hatten dafür mehr als die Mindestpunktzahl ergeben, aber für ADS weniger), tat sie das doch glatt als einen Irrtum von Hans Asperger ab, der in Wirklichkeit ADS'ler gefunden hätte oder so.
Nuja, wenn es bei dir funktioniert... Bei meinem Ex funktioniert es nicht, trotz ADHS! Das einzige, was funktioniert, ist, dass er es nun ohne gar nicht mehr aushält.
Dass die Langzeit-Nebenwirkungen bei ADHS'lern nicht auftreten, halte ich auch für eine Lüge. Oder gar bei Kindern nicht auftreten. Worum es bei dem ganzen geht und worum nicht, sieht man doch schon daran, dass die Krankenkassen die Kosten für die Medis bei Erwachsenen nicht übernehmen. Obwohl längst bekannt ist, dass ADHS sich bei vielen eben nicht in der Pubertät "auswächst" und die Medikation bei Erwachsenen genauso gut funktioniert wie bei Kindern, wird sich seit ewigen Zeiten darauf rausgeredet, dass die Studien für die Zulassung bei Erwachsenen fehlen. Verschrieben wird es trotzdem, nur müssen es die Leute dann selbst bezahlen. Wen es so schwer erwischt hat, dass er gar nicht arbeitsfähig ist, der hat halt Pech gehabt. Nee, wir gehen denen komplett am Arsch vorbei meiner Ansicht nach. Was zählt ist, dass niemand den Unterricht stört in den Schulen.
