Ordnung ist langweilig

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04.09.2023 09:21
avatar  Kynika
#121
Ky

Ich weiß nicht, ob das zu pseudotiefenpsychologiscg ist, aber ich denke, dass die Einstellung zu Routinen auch viel mit den in der Kindheit gesammelten Erfahrungen zu tun hat.
In meinem Elternhaus gab es wenig Routine und ich glaube im Nachhinein, dass mir das gefehlt hat, denn es bedeutet ja auch, sich als Kind auf wenig verlassen zu können, nicht zu wissen, was als nächstes passiert, wenig Kontrolle und kaum Sicherheit zu verspüren. Das betrifft nicht nur die Ordnung der Dinge, sondern beinhaltet für mich auch irrationale Wutanfälle von Angehörigen, die außerhalb jeder erwartbaren "Ordnung" sind.
Diese Unsicherheit lässt sich (leider?) nicht mit dem Sammeln materieller Dinge ausgleichen.
Noch heute bin ich innerlich total erleichtert, wenn ich "emotional geordnete" Verhältnisse miterlebe und Menschen begegne, auf die ich mich verlassen kann, weil sie bestimmte Routinen und Ordnungen verfolgen.


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04.09.2023 10:05
avatar  IBI
#122
IB
IBI

Ich teile deine Ansicht, Kynika.

Bei mir ist LANGEWEILE ein Schwerpunkt, weshalb ich den Threadtitel so gewählt habe.
Wahrscheinlich ist es so, dass Ordnung o.k. ist, doch die Routinetätigkeiten mich häufig langweilen, und ich den Threattitel inzwischen modulieren sollte.

Ja, Ordnung und Struktur können sehr zu inneren Sicherheit beitragen. Deswegen sind viele Menschen in einem Angestellten-Verhältnis, weil der Arbeitsvertrag eine gewisse "Struktur" voraussetzt, die Menschen HALT geben kann.
Viele Menschen ohne Arbeit verlieren daheim ihre innere Struktur und Ordnung, wenn sie beispielsweise arbeitslos (=VERLUST von Aufgabe und sozialer Kontakte zu Arbeitskollegen) werden.

Zitat von Kynika im Beitrag #121
Noch heute bin ich innerlich total erleichtert, wenn ich "emotional geordnete" Verhältnisse miterlebe und Menschen begegne, auf die ich mich verlassen kann, weil sie bestimmte Routinen und Ordnungen verfolgen.


Versuche dich so oft du kannst, mit den Menschen zu umgeben, um dieses "Wohlgefühl" mehr und mehr aufkommen zu lassen. Es wirkt regulierend auf dich.
Vielleicht gelingt es dir eines Tages, einen der Menschen zu bitten, dich zu besuchen.


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04.09.2023 10:12
avatar  Kynika
#123
Ky

@IBI, das sind sehr schöne Worte! Wirklich, es ist mir ein innerer Wunsch, Besuch einzuladen. Noch bin ich dazu nicht bereit, da ich mich für den Zustand hier zu sehr schäme, aber es wäre wundervoll, einfach mit einem geliebten Menschen hier zu sein und eine gute Zeit zu verbringen.

Sicherheit steht ja häufig in einer sehr vulnerablen Beziehung mit Freiheit, aber auch mit Gefahr. Nach Sicherheit und Freiheit habe ich ein Bedürfnis, aber die Gefahren der Vergangenheit hindern mich (noch) daran, freier zu leben.
Das merke ich auch im Arbeitsleben, ich arbeite nämlich sowohl selbstständig, als auch als Angestellte. Der Job, den ich selbstständig ausüben, ist kreativ, interessant und kurzweilig, aber langfristig nur so zu arbeiten macht mir dennoch Panik, da ich befürchte, plötzlich ohne Einkommen dazustehen, wenn ich mal keinen Auftrag bekomme. Daher kommt noch der Bürojob dazu, der auch meinen Fähigkeiten entspricht, aber für den ich wirklich sehr viel Zeit in Bus und Bahn verbringe, da mein arbeitsweg sehr lang ist.


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04.09.2023 10:30
avatar  IBI
#124
IB
IBI

Zitat von Kynika im Beitrag #123
Gefahren der Vergangenheit hindern mich (noch) daran


Das glaube ich dir.
Wenn die Gefahren in der Vergangenheit bleiben können und die Unsicherheit in der Gegenwart besser getragen werden kann, hast du viel erreicht.
Dazwischen liegt einiges an Arbeit - sowohl in der Wohnung als auch in dir und mit deiner Psyche und deinem Nervensystem vor dir.
Jeder Mensch in deinem Umfeld, bei dem du das vorher beschriebene Wohlgefühl erfährst, hilft dir auf deinem Weg.

Derzeit scheint dein Arbeitsmodell das für dich stimmige zu sein. Wunderbar.
Ich nutze lange Autofahrten, um Hörbücher zu hören.
Lange Zug- oder Busreisen nutze ich um zu lesen oder um Entwürfe für Texte zu schreiben, weil ich nicht aktiv auf die Strasse achten brauche. Manchmal mache ich "Achtsamkeitsübungen".


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04.12.2023 13:55
avatar  IBI
#125
IB
IBI

Zitat von Kynika im Beitrag #123
Nach Sicherheit und Freiheit habe ich ein Bedürfnis


Das scheinen für viele zwei gegensätzliche Bedürfnisse zu sein.

Zitat von Kynika im Beitrag #123
ich arbeite nämlich sowohl selbstständig, als auch als Angestellte.

Ich finde es super, denn dein FREIHEITSbedürfnis drückt sich in deiner Selbstständigkeit aus, die mit unsicherheiten einhergeht.
Dein SICHERHEITSbedürfnis drückt sich in deinem Angestelltenverhältnis aus. Du hast einen vertraglich vereinbarten Arbeitsrhtythmus für den du monatlich eine festgelegte Summe erhältst.
Beide Berufe scheinen zu dir als Typ zu passen und ergänzen sich wunderbar, so dass deine PErsönlichkeit sehr gut unterstützt ist.
Ich denke, darin stecken einige nicht benannte Bedürfnisse.
Beispielsweise: Freude/Spass an der Arbeit. Gezielte Abwechslung durch beide Jobs (dann entfällt langweilig und dennoch gibt es Ordnung und gewisse Strukturen in deinem Leben, die du gewählt hast.

in zwei unterschiedlichen Aufgabenbereichen einmal selbstständig und einmal angestellt zu arbeiten, schwebt mir ebenfalls vor.

Ich kenne mehrere Menschen, die das Modell mit zwei Jobs, gut handhaben, bis vielleicht in einem der Modelle, die Umstände sich verändern, dass etwas nicht mehr passt und ein ERSATZ benötigt wird.


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