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Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?
Der Autor, ein Arzt, hat weitere Titel geschrieben.
Gene werden durch das Sozial Umfeld beeinflusst und neue - positive - Erfahrungen aus dem Sozialen Umfeld können eine Veränderung der Epigene bewirken.
Ich habe heute weiter gelesen.
Wie sehr schlechte Regulation in der Kindheit Auswirkungen auf die Gene hat, hätte ich nicht gedacht.
Wie wichtig es ist, das Nervensystem mit wichtigen - damals fehlenden - Co-Regulationen zu beruhigen und damit den Genen gutes zu tun, erschliesst sich mir von Tag zu Tag mehr - auch als NICHT-Medizinerin.
Es gibt Untersuchungen, daß die Kriegsgeneration ihre Traumata an die Nachkriegsgeneration weitergegeben hat. In einer Doku hat ein solcher Nachgeborener von den Verhaltensweisen in seiner Familie erzählt - und das klang 1:1 kopiert wie bei uns. Ich nehme an, das betrifft Millionen.
Mittlerweile glaube ich, daß diese vor Positivität übertriefenden Menschen, die sich an der "negativen Einstellung" mancher Mitmenschen stören, lediglich nichttraumatisiert sind. Und weder in der Lage noch willens sind, die Verhaltensweisen von Traumatisierten nachzuvollziehen oder auch nur hinnehmen zu wollen.
Beispiel: So ein notorisch Positiver macht den Vorschlag für einen Ausflug. Wenn sich davon mehrere zusammentun, dann gehen sie ganz spontan und unvorbereitet in in den Wald oder werweißwohin, haben total viel Spaß und berichten noch Jahre später ihren Enkeln davon, wie toll sie waren. Wenn es aber regnet, verlieren sie die Orientierung, rutschen mit ihren Turnschuhen den Abhang hinunter und leider überleben nur 3 von 5. Aber für solche Leute ist das halt Pech. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß es an ihrer mangelhaften Planung liegen könnte.
Ein traumatisierter bzw. jemand mit Ängsten, was ja oft kombiniert vorkommt, wird bei einer Bergtour zu recht nur von den Risiken reden. Aber bei einer Tour in den Zoo oder auch nur ins nächste Straßencafe wird er zwanghaft dieselben Einwände bringen. Einfach aus Angst vor dem neuen, unbekannten und davor, in eine nicht mehr beherrschbare Situation zu gelangen. Es ist schwierig, die berechtigen Sorgen von unberechtigten Ängsten zu trennen, vor allem für notorische Optimisten, die von jeder Kritik an der Wirklichkeit ins Wanken gebracht werden.
Zitat von Fundus im Beitrag #7
Und weder in der Lage noch willens sind, die Verhaltensweisen von Traumatisierten nachzuvollziehen oder auch nur hinnehmen zu wollen.
Solche Menschen sind mir oft begegnet, die sich von mir abwenden.
Die wenig Verständnis zeigen. Sie können vielleicht nicht, weil sie nur kleine dramatische Ereignisse in ihrem Erfahrungsschatz haben und damit gut zurecht kommen.
Jeder, der sich von einem traumatisierten Menschen abwendet, triggert bei dem Betroffenen meist viele seiner tiefen Glaubenssätze - ich bin falsch, ich bin nichts wert, ich bin nicht gut genug....
Andererseits erleben die kaum und nichttraumatisierten Menschen, die traumatisierten sehr oft als Energieräuber und schützen sich genau davor, indem sie sich abwenden.
Zitat von Fundus im Beitrag #7
Ein traumatisierter bzw. jemand mit Ängsten, was ja oft kombiniert vorkommt, wird bei einer Bergtour zu recht nur von den Risiken reden. Aber bei einer Tour in den Zoo oder auch nur ins nächste Straßencafe wird er zwanghaft dieselben Einwände bringen. Einfach aus Angst vor dem neuen, unbekannten und davor, in eine nicht mehr beherrschbare Situation zu gelangen. Es ist schwierig, die berechtigen Sorgen von unberechtigten Ängsten zu trennen, vor allem für notorische Optimisten, die von jeder Kritik an der Wirklichkeit ins Wanken gebracht werden.
Schönes Beispiel, in dem die Verschiebung von der Realität, die oft typisch ist für Trauma beschrieben wird.
Im Zoo sind die Risiken kleiner als bei einer Bergwanderung und die Fähigkeit für derartige Unterscheidungen gehen verloren.
Die gute Nachricht: Zurückgewinnen dieser Fähigkeiten und Situations- bzw. Kontextbezogene Verhaltensweisen zu entwickeln ist möglich.
Ich bin ja nur Laie, was das Thema Psychologie anbelangt, aber ich denke daß ich mittlerweile schon einiges verstehe. Vor allem weil es bei mir einmal Schnapp gemacht hat (Ergebnis einer unfreiwilligen Art von Konfrontationstherapie mit meinem damaligen Chef und auch sonst unerträglicher Umstände) und ich dadurch ein völlig anderes inneres und äußeres Verhalten zeige. Ich habe vor allem deutlich weniger soziale Ängste und praktisch gar keine Selbstvorwürfe, eingeredete Wertlosigkeitsgefühle etc. mehr. Daher gehe ich auch davon aus, daß da im Wesentlichen eine ganze Menge alter Traumata aufgebrochen und verarbeitet worden sind.
Seitdem merke ich im Rückblick, wie zwanghaft ich in bestimmten Situationen auch am Abblocken war, genauso wie alle sonst in unserer Familie. Jede noch so einfache Vorschlag für eine Veränderung ist ein riesiger Kampf gegen 1000 Pseudoargumente, die letztlich nur Rationalisierungen von Angst sind. Das ist mit Energieraub äußerst freundlich umschrieben.
Zitat von Fundus im Beitrag #9
Daher gehe ich auch davon aus, daß da im Wesentlichen eine ganze Menge alter Traumata aufgebrochen und verarbeitet worden sind.
Interessantes Ereignis....ja, es scheint nicht immer die klassische Therapie zu brauchen, sondern einen KLICK kann es auch geben.
Auf solche ein Ereignis warten und hoffen viele. jedenfalls war es bei mir so.
Hat sich nicht ergeben.
Glückwunsch, dass dir dieser Zufall begegnet ist.
Zitat von Fundus im Beitrag #9
Seitdem merke ich im Rückblick, wie zwanghaft ich in bestimmten Situationen auch am Abblocken war, genauso wie alle sonst in unserer Familie. Jede noch so einfache Vorschlag für eine Veränderung ist ein riesiger Kampf gegen 1000 Pseudoargumente, die letztlich nur Rationalisierungen von Angst sind. Das ist mit Energieraub äußerst freundlich umschrieben.
Gefällt mir diese Darstellung von Zwang. Und jeden Moment, der für dich als solcher Erkennbar ist und dir bewusst ist, vermagst du anders einzuschätzen.
Genau das merkt das GEgenüber auch, und die 1000 Pseudoargumente möchten die wenigsten hören und wenden sich ab.
Im Grunde suchen wir eine Co-Regulation, die wir mit dem Abwenden nicht bekommen können. Nur wenige Menschen sind in der Lage diesen Angst und Zwang und ggf. Mangel an bestimmte BEdürfnisse ausdruck zu verleihen und wenn sie doch da sind, dann ist es zu viel an emotionen, die unser system aufs Mal bewältigen muss, dass wir uns den Menschen abwenden.
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