Umzug steht an und mein Mann ist in der Psychiatrie und ich bin einfach total überfordert

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21.10.2014 11:35
#1
Mo

Liebe Forumsleser_innen!
Ich bin total verzweifelt und wende mich an Euch, da ich nicht mehr weiter weiss. Mein Mann ist ein Messie. Ich habe es sehr lange in einem Rahmen toleriert, Verständnis gehabt und zwischendurch natürlich auch immer wieder in meiner Verzweiflung mit ihm gestritten, Vorwürfe gemacht. Dies geschah wenn ich Sachen, die kaputt sind weggeschmissen habe und diese Sachen in unserer Wohnung wieder entdeckte. Wir haben eine sehr große Wohnung, er hat sich im Laufe der Zeit immer mehr Raum "erobert" für seine Sachen. Nun hatten wir seit Monaten eine unglaubliche stressige Phase, die uns ziemlich unerwartet getroffen hat. Eine familiäre Auseinandersetzung um Erbschaft usw. Diese Konflikte haben meinem Mann so sehr zugesetzt, dass er mit Panikanfällen und Depressionen in die Psychiatrie musste. Er ist seit Wochen arbeitsunfähig.
Leider hört das Drama nicht auf - eigentlich steht jetzt unser Umzug an. Und ich bin damit total überfordert. Beim Durchgehen der Räume entdecke ich immer mehr "geheime Verstecke" für diverse Sachen, die Raum einnehmen aber nicht wirklich jetzt oder später von uns unbedingt zu gebrauchen sind. Ich weiss, dass von außen zu urteilen ist leichter als für die Sammler. Ich habe angefangen auszusortieren und wegzuschmeissen weil es unmöglich alles mitzunehmen. Dabei bin ich achtsam vorgegangen um ja nichts was einen ideellen Wert haben könnte wegzuwerfen- aber so war die Überforderung vorprogrammiert. Ich kann es einfach nicht schaffen, es ist einfach zuviel, viel zu viel. Freunde sind da rigoros sagen einfach "alles abholen lassen" aber das finde ich sehr "grenzverletzend", da mein Mann sicherlich das alles als eine Art "Schutz" gebraucht hat. Ich habe versucht mit meinem Mann darüber zu reden und ihm Vorschläge zu machen, wie ich einerseits dem Wunsch von ihm respektieren kann dass nichts einfach so ohne sein Wissen entsorgt wird und er das Gefühl hat die "Kontrolle zu verlieren" dazu wollte ich soweit es möglich ist alles in einer Garage lagern und er dann wenn es ihm wieder besser geht, diese durchgehen kann. Wobei ich leider befürchte, dass es dazu wohl nicht kommen wird- seit unserem Umzug liegen die von ihm gelargerten Kartons immer noch unberührt, es sind immer nur neue dazu gekommen. Nur ich habe immer wieder versucht seine Sachen auszupacken dafür eine Ordnung zu schaffen. Aber auf meine Vorschläge reagiert er leider panisch. Es ist so schrecklich, da mir bewußt geworden ist- dass er all' die Sachen zur Stabilisierung seiner Seele bötigt hat- der Schutz ist ja schon durch die Konflikte zusammengebrochen und jetzt erlebt er den bevorstehenden Umzug als zusätzliche Bedrohung. Die Ärzte wissen nichts von seinem Messie-sein. Er hat Panik davor, dass ich ihn verraten könnte. Ich weiss einfach nicht was ich tuen soll. Ich liebe ihn so sehr und will ihn natürlich niemals Schaden zufügen. Aber jetzt wird er auf seine Depression hin behandelt- bis jetzt haben sie aber noch nicht das Richtige Antidepressivum gefunden. Welche Behandlung würde er bekommen wenn die Ärzte davon wüssten? Habt ihr ähnliche Erfahrungen?? Ich bin für jeden tip dankbar!


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21.10.2014 12:33
#2
Ta

Hut ab, Du musst Deinen kranken Mann sehr,sehr lieb haben, wenn Du so vorsichtig zu Werke gehst !
Du solltest allerdings auch auf Dich und Deine eigene Gesundheit aufpassen !
Laienhaft betrachtet würde ich es so einschätzen : wenn er,er selber seinem Arzt nicht alles,aber auch alles auf den Tisch legt,
was ihn beschwert,bedrückt,belastet, er braucht ja nicht sofort zu sehr ins Detail gehen, dann erscheint mir der Weg zur seelischen und körperlichen Heilung
extrem erschwert, wenn nicht gar verbaut.

Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Gruss Mausohr


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21.10.2014 13:13
avatar  Reise
#3
Re

Hallo Tante Mausohr,

dito und seine eigene Gesundheit dazu ruiniert, weil man regt sich dann auf, evtl. Obejkt beschädigt usw, aber ziehen ja um.

LG Reise


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21.10.2014 20:26 (zuletzt bearbeitet: 21.10.2014 20:33)
#4
Mo

Danke Dir für Deine Zeilen Tante Mausohr! Ich liebe ihn tatsächlich sehr aber leide auch sehr unter diesen Zuständen.
Du hast Recht, er verbaut sich selbst den Weg zur Gesundung wenn er sein Leiden verschweigt. Darf man das zulassen als Ehefrau? Es ist so schwer auszuhalten - er leidet, ich leide mit und kann Selbst so wenig daran etwas ändern.
Und mit dem Umzug übernehme ich mich sicherlich auch sehr. Denn ich befürchte auch, dass es gar nicht zu schaffen ist. Aber wenn ich jetzt auch alles hinschmeiße dann wird wahrscheinlich alles den Bach untergehen. Würdet Ihr denn rigoros die gesammelten "Schätze" (auch wenn diese nur für ihn Schätze sind und für die anderen Balast) Eures Partners entsorgen? Habt Ihr Erfahrungen damit?
Ich habe einfach Angst meinem Mann damit weiter zu destabilisieren. Es ist einfach ein sehr schlechtes Timing, dass jetzt auch noch ein Umzug ansteht. Ich weiß aber nicht, ob er nicht auch Angst hat vorher zu gesunden weil für ihn ein unüberbrückbarer Berg an Arbeit ansteht und er jedes Mal wenn er nach Hause kommt und die Kartons sieht panisch wird. Es ist auch für mich nicht zu schaffen, aber ich versuche mir Hilfe zu organisieren. Es ist alles zum Verzweifeln. Gibt es andere Angehörige, die ähnliches überstanden haben?


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21.10.2014 21:57 (zuletzt bearbeitet: 21.10.2014 22:22)
avatar  ( gelöscht )
#5
Gast
( gelöscht )

Jein.
Mein Schwiegervater ist ein Messie, aber außerdem auch ein unangenehmer Zeitgenosse. Seit ich mit meinem Mann zusammen bin, gab es zwei Umzüge, und mir wurden Familiengeschichten von den früheren Umzügen erzählt - da lief es auch nicht besser.
Kurz und knapp: Die Familie schwor sich jedesmal, das Gerümpel nicht mitzunehmen. Man erwartete von ihm, dass er aussortiert (was er einfach nicht kann), und als das - wie erwartet - nicht lief, wurde angedroht, den ganzen Krempel unterwegs zu "verlieren", also "nen Schlenker beim Wertstoffhof zu machen", oder das Zeug anderweitig radikal zu entsorgen. Es ist aber nur bei leeren Drohungen geblieben. Im Ernstfall traut sich keiner gegen meinen Schwiegervater anzudisktutieren. Die ganze Familie tut sich auch sehr schwer, überhaupt den Gedanken anzunehmen, dass mein Schwiegervater eine Art Erkrankung hat. Für sie ist er einfach nur ein Ar***.

Letztlich werden hier zwei Dinge gegeneinander abgewogen:

1. Den Krempel mitnehmen, der Messie ist (einigermaßen) happy, alle anderen sind weiter unglücklich wie bisher, der Krempel ist nach wie vor da.
2. Den Krempel entsorgen, der Messie tickt aus, lässt seine Launen an den anderen aus - ABER der Krempel ist weg.

Kurz gesagt: Er oder ich.


Normalos entscheiden sich nicht umsonst (und das oft wider besseres Wissen um die Erkrankung, und wie damit umzugehen ist) für den Radikalschlag. Nach dem Motto: Der Messie kriegt sich irgendwann schon wieder ein, und vielleicht ist er letztlich sogar dankbar für den Neuanfang.

Meine Schwiegermutter und mein Schwager haben sich letztlich auch für sich selbst entschieden. Sie haben entschieden, dass der Krempel nicht so unerträglich für sie ist, wie die Konfrontation mit einem übel gelaunten Messie.

Ich hätte mich in der Situation umgekehrt entschieden. Für den Konflikt, und gegen den Krempel.
Noch ehrlicher gesagt hätte ich persönlich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, überhaupt mit einem Messie (nochmal) unter dasselbe Dach zu ziehen, weil ich weiß, dass ich es seelisch nicht ertragen kann, im Müll zu leben.

Besteht für dich vielleicht die Möglichkeit, dir mehrere (außenstehende) Helfer zu holen, die das Zeug sortieren nach echtem Müll und Messieschätzen? Dann könnte man letztere einpacken und einlagern...du klingst mir wirklich nach jemandem, der diese Aufgabe selbst im Moment nicht bewältigen kann, aber im Gegensatz zu deinem Mann bist du bereit, dir Hilfe zu suchen. Du musst nur leider entscheiden, welche Art von Hilfe.

Wenn es überhaupt gar nicht anders geht, dann ist das sozusagen höhere Gewalt...durchaus vergleichbar damit, wenn das Haus abbrennen würde. Dann sollten die wichtigsten Schätze und echten Andenken, Wertgegenstände und allgemein akzeptierten Erinnerungsstücke (Fotos etc) ausgenommen, und der Rest entsorgt werden.

Begleitend halte ich es für unheimlich wichtig, dass ihr redet. Und zwar am besten unter fachkundiger (psychologischer, therapeutischer) Anleitung und Begleitung.


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