Auch eine Reise von tausend Meilen...

  • Seite 1 von 11
03.04.2023 17:49
avatar  Celeste
#1
avatar

... beginnt mit dem berühmten ersten Schritt.
Den versuche ich jetzt hier endlich zu machen.
Ich habe schon oft versucht erste Schritte zu machen. Aber offenbar gingen sie immer in die falsche Richtung. Ich habe es nie geschafft, dass Chaos in meiner Wohnung in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil, es wurde mit den Jahren immer schlimmer. Und ich immer verzweifelter und hilfloser und unfähiger.
Aber ich will so nicht mehr leben!! Das ist kein Leben!! Ich kann es nicht wirklich genießen. Ich komme nie gerne nach Hause. Ich kann keine Sekunde wirklich mit gutem Gewissen entspannen. Die Unordnung ist das Letzte was ich sehe bevor ich einschlafe und das Erste was ich sehe wenn ich aufwache. Ich habe das Gefühl, das vergiftet mich. Es raubt mir die Energie und die Lebensfreude.
Mein größter Wunsch wäre, dass mit einem Fingerschnippen alles einfach ausgemistet, sortiert, aufgeräumt und geputzt wäre... Das wird nicht passieren. Das ist mir natürlich klar.
Wenn ich nochmal richtig leben will muss ich es irgendwie selber schaffen.
Ich weiß im Moment nicht OB ich das jemals schaffe. Aber ich weiß, dass ich es schaffen WILL.

Ich dachte, vielleicht hilft es mir, wenn ich hier so ein wenig aufschreibe was ich tun muss/getan habe.
Es wird eine Mischung werden aus Dingen die ich einfach jeden Tag tun muss um nicht vollends im Chaos zu ertrinken (z.B. regelmäßig Geschirr spülen und wegräumen, Wäsche waschen,...) und Aufgaben die ich in kleinen Schritten zusätzlich nach und nach erledigen will (z.B. jeden Tag eine Schublade/Regal etc. ausmisten).
Theoretisch geplant klingt das immer so einfach, so logisch, so machbar. Dann schaue ich mich hier um und fühle mich erschlagen :(
Leider kämpfe ich oft mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit und verurteile mich dann als faul und unfähig - was natürlich dann nicht gerade effektiv ist um mich zum Arbeiten zu motivieren :/

Aber vielleicht ist es diesmal ein erfolgreicherer erster Schritt, dass ich hier anfange zu schreiben. Ich will versuchen auch ehrlich zu sein wenn ich etwas nicht geschafft habe und auch das hier dokumentieren.
Ich weiß noch nicht in welcher Form ich das hier künftig machen werde.

Vorerst vielleicht der Plan für heute noch:
- Couchtisch frei räumen
- eine Ladung Wäsche waschen
- 10 Minuten Geschirr spülen
- Klamotten für morgen raussuchen


 Antworten

 Beitrag melden
03.04.2023 18:39
avatar  Lynda
#2
avatar

Hallo liebe @Celeste,

super, dass Du den Thread eröffnet hast ! Ich bin sicher, das wird Dir auf alle Fälle helfen, um das Chaos schrittweise in den Griff zu bekommen! Ich kenne das auch mit der Antriebslosigkeit. Mein Energielevel schwankt leider extrem, daher ist es schwer planbar, was ich so in der Woche schaffe oder auch nicht.. Inzwischen sage ich mir aber, Hauptsache ich mache Fortschritte und bleibe in der Aktivität, wie klein die Schritte sind, ist mir egal. So kommt man auch (irgendwann) zum Ziel .

Ich wünsche Dir gutes Gelingen und viel Energie


 Antworten

 Beitrag melden
05.04.2023 14:04
avatar  Celeste
#3
avatar

Danke für deine lieben Worte, Lynda!

Jetzt muss ich hier dringend mal wieder schreiben, sonst hat das ja auch wieder keinen Sinn

Zu meiner letzten "Liste" kann ich heute immerhin sagen:
- Das angesammelte Geschirr-Gebirge habe ich gestern Abend endlich abschließend weggespült und konnte so über einen Bereich der Küchenzeile und den Herd auch wieder drüberputzen. Ergo: Es ist Platz um zu Kochen!
Daraus resultiert aber jetzt auch die Aufgabe, dass ich das eben täglich mache. Und das hat noch nicht einmal etwas mit der Grundbewältigung meines Wohnungschaos an allen Ecken und Enden zu tun. Das ist nur die Voraussetzung um einigermaßen weiterleben zu können. Es ändert noch nichts daran, dass hier alles überall zugestapelt, unordentlich und im Moment leider auch nicht sehr sauber ist
- Auch geschafft habe ich es jeden Tag eine Ladung Wäsche zu waschen und zu trocken. Aber: auch wenn es mir hochnotpeinlich ist, hier (wo wenn nicht hier?) muss ich es jetzt einfach mal zugeben: Ich schaffe es nicht die Wäsche dann auch zusammenzulegen und in den Schrank zu räumen. Und da die Wohnung so klein ist stapeln sich die Körbe mit der ungefalteten Wäsche in der Badewanne. Und jedes Mal wenn ich duschen oder baden will ist es ein riesen Act die alle da raus zu schaffen und hinterher wieder rein Das ist so bescheuert!! Denn wenn das nicht wäre würde ich mir vielleicht auch öfters mal was Gutes tun im Sinne eines schönen Schaumbads. Aber das ist nicht möglich. Im Gegenteil geht es eher soweit, dass ich mich manchmal lieber mit Duschgel und Waschlappen am Waschbecken wasche und mir dort auch die Haare wasche. Ich lebe schon lange nicht mehr aus dem Schrank sondern grabe mir abends die Wäsche für den nächsten Tag aus diesem unsäglichen Wäsche-Mount Everest Heute ist aber definitiv Dusch- oder Badetag und alles muss mal wieder raus.
- Was mich freut: Ich hab es endlich geschafft den über x Tage vollgestopften Couchtisch endlich mal wieder komplett leer zu räumen und sauber zu wischen! Da der aber aus Platzgründen sozusagen einer für alles ist (Couch-, Ess-, Spiel-, Arbeits-, Nachttisch,...) muss ich auch den wenigsten einmal am Tag freiräumen und drüber wischen damit er nicht wieder nicht wieder im Chaos versinkt (wenn das erst mal angefangen hat ertappe ich mich wie ich - bewusst oder unbewusst - denke, dass es auf das nächste Teil das ich dazu zu staple auch nicht mehr ankommt. Aber auch wie beim Geschirr und der Wäsche ändert diese tägliche Aufgabe nichts am "Grund-Chaos"

Mein größtes Problem ist, dass bei mir nicht gegeben ist was man allüberall als absolute Grundlage für Ordnung liest und hört: "Jedes Teil hat seinen Platz!"
Die meisten Teile hier fliegen obdachlos durch die Gegend, ich habe offensichtlich viel zu viel Kram für die Größe meiner Wohnung. Ich staple von A nach B, von B nach C und von C wieder nach A. Dementsprechend finde ich meistens Zeugs nicht oder es geht sogar kaputt.
Und das sind einfach die Umstände die mich so unglücklich machen, die ich aber seit Jahren aus eigener Kraft nicht ändern konnte. Ich bin sehr oft so verzweifelt, dass ich gar nicht erst irgendwas mache (und/oder aber eben noch mit dieser verfluchten Antriebslosigkeit kämpfe), so von wegen "Das schaffe ich eh nie!" Aber es gibt sie noch, die Momente und Tage an denen ich in mir noch einen Funken Hoffnung spüre, dass ich es vielleicht doch schaffen kann.
Drum versuche ich es doch nochmal!

Ich weiß nicht ob ich so ein "richtiger Messie" bin. Lange Zeit dachte ich ziemlich sicher: Nein, bin ich nicht! Erst seit einiger Zeit denke ich, vielleicht muss ich mir eingestehen, dass ich es eben doch bin. Weil ich das hier einfach in keinster Weise im Griff habe. Ich habe zwar keine Sammel-Leidenschaft und auch kein wirklich tiefgreifendes, verletzendes Problem mich von Dingen zu trennen - aber man kann hier auch nicht mehr einfach von "harmloser" Unordnung sprechen, und es ist auch nicht so sauber wie es sein sollte.

Also, mal eine Liste für heute oder jedenfalls für möglichst zeitnah:
- Geschirr wegspülen und aufräumen
- Küche wo möglich sauberwischen
- Bettzeug wegräumen
- Couchtisch freiräumen und drüber wischen
- Staubsaugen wo möglich
- Katzentoiletten reinigen
- Wäsche waschen
- einen Korb Wäsche falten und in den Schrank räumen
- (in Gottes Namen mal wieder) Wäsche aus der Wanne um zu duschen, dann wieder rein
- Müll rausbringen (sonst quillt er wieder über!)
- drei Körbchen im Bad aussortieren/alles was ich nicht brauche gleich weg
- Oberfläche der Wohnzimmerkommode freiräumen/Kram gleich entsorgen

Dabei belasse ich es vorerst.

Allen hier einen schönen Mittwoch!


 Antworten

 Beitrag melden
05.04.2023 14:14
avatar  IBI
#4
IB
IBI

Zitat von Celeste im Beitrag #3
Ich weiß nicht ob ich so ein "richtiger Messie" bin. Lange Zeit dachte ich ziemlich sicher: Nein, bin ich nicht! Erst seit einiger Zeit denke ich, vielleicht muss ich mir eingestehen, dass ich es eben doch bin. Weil ich das hier einfach in keinster Weise im Griff habe. Ich habe zwar keine Sammel-Leidenschaft und auch kein wirklich tiefgreifendes, verletzendes Problem mich von Dingen zu trennen - aber man kann hier auch nicht mehr einfach von "harmloser" Unordnung sprechen, und es ist auch nicht so sauber wie es sein sollte.


Weil du einige der hier gängigen Kriterien nicht erfüllst, glaubst du ein "falscher Messie" zu sein?
Wenn dein Chaos keine harmlose Unordnung ist, dann bezeichne dich gerne als Messie.
Richtig und Falsch Beurteilungen ist ein typisches Phänomen für Menschen in diesem Forum.
Es hat lange gedauert mich als PErson als richtig oder stimmig zu empfinden....statt mich auf die Urteile der MEnschen, die mich von aussen wahrnehmen, zu verlassen.

Ist die Bezeichnung Messie stimmig für dich oder nicht.....könnte die bessere Frage sein.
Und du scheinst die Antwort gefunden zu haben...
Die Energie zur Umsetzung der Verbesserung in deinem Leben wünsche ich dir ebenfalls.


 Antworten

 Beitrag melden
05.04.2023 14:39
avatar  Celeste
#5
avatar

Danke, IBI! Weißt du, ich glaube, ich habe mich lange auch einfach vor mir selbst geschämt und mich sozusagen selbst belogen. Vor mir selbst nicht zugegeben, dass ich ein Messie bin. Ich habe mir tapfer gesagt: Ach was, du bist einfach chaotisch, unorganisiert und vermutlich zu faul.
Ehrlich gesagt habe ich lange sogar gezweifelt ob es mir überhaupt zusteht hier zu schreiben. Ob nicht die anderen hier sagen "Du mit deinem bisschen Unordnung! Du kannst ja in deiner Wohnung noch laufen! Du hast keine Ahnung was wirklich Probleme sind! Mach dich vom Acker!"
Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass in den gängigen TV-Formaten immer nur die Formen des Messiesyndroms gezeigt werden die sich möglichst spektakulär vermarkten lassen. Die Sensationsgeilheit wird natürlich eher befriedigt wenn zwei Meter hoch der Müll liegt, am Besten schon die Ratten unterwegs sind und der Kühlschrank drei Jahre nicht geöffnet wurde. Meine Badewanne voller Klamotten und der ganze Kram auf den Möbeln ist nur einfach nicht spektakulär genug, und schlichtweg eine andere Form, eine andere Ausprägung des Messiesyndroms. Genauso wahrscheinlich wie nicht alle Rheumapatienten gleich starke Schmerzen haben.
Mir blutet das Herz wenn ich in solchen TV-Formaten die vorgeführten Menschen sehe. Weil ich ihre Problematik doch in den Grundzügen vollkommen verstehen kann. Und weil ich weiß, dass sie genau wie ich so gerne mal einfach in ein schönes, behagliches Zuhause kommen würden. Und ich würde es ihnen so sehr, von ganzem Herzen wünschen. Ich weiß wie sehr ich mit der etwas schwächeren Ausprägung leide. Diese Menschen hätten es noch viel mehr verdient endlich wieder zu "leben". Ich denke, der Unterschied liegt vielleicht darin, dass irgendwann ein Punkt erreicht ist an dem es ohne Hilfe in irgendeiner Form nicht mehr geht (und ich verstehe zu tausend Prozent die schiere Unmöglichkeit sich diese zu holen), bei mir besteht vielleicht - so hoffe ich - noch der Hauch einer Chance, dass ich es alleine schaffe.

Ich bin auf jeden Fall froh hier zu sein. Vielleicht der einzige Ort an dem ich nicht als widerliche, unfähige, faule S*** betrachtet werde.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!