Ist wirklich alles schlecht??

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28.01.2023 18:20
#26
An

Hm, am einfachsten wäre es gewesen, den Begriff einfach zu erklären, statt die Mutter anzusprechen. Aber vielleicht war das irgendwie zum wiederholten Male, dass ihm auffiel, dass dieses Mädchen "anders" ist.
Ich verstehe aber auch nicht, warum immer alle Leute denken, man müsse nur die Eltern auf ein Problem ihres Kindes hinweisen und schon beheben die das kompetent. Oft haben die Eltern das Problem doch verursacht. Wenn sie wüssten, wie man das Problem behebt, hätten sie es schon gemacht.
Meine Mutter wurde auch mal von einer Lehrerin in der Grundschule angesprochen. Meine Mutter berichtet, sie hätte zu ihr gesagt: "Wenn ich Sie nicht so gut kennen würde, würde ich denken, Anna würde zu Hause geschlagen."
Meine Mutter berichtete mir das ganz empört. Ich so: "Ja, aber ich werde doch geschlagen."
Da ist meine Mutter aber ausgeflippt. Ich werde nicht geschlagen, sondern erzogen. Und an jedem Hieb sei ich selbst schuld, blabla. Ich solle mich gefälligst zukünftig normal verhalten, damit die Leute nicht auf falsche Gedanken kommen.
Naja, "normal", das war echt zu viel verlangt. Meine Eltern haben sich ja auch nicht normal verhalten. Und ich bin hochbegabt und traumatisiert. Ich kann gar nicht normal!!
@Draculara
Fühl Dich geknuddelt, falls Du magst. Die Erwachsenen waren einfach doof. Sie haben nicht verstanden, was Du wirklich brauchst.


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28.01.2023 19:46
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#27
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Zitat von IBI im Beitrag #25
[quote]
Ich neige ebenfalls dazu, in dieser Art zu sprechen oder schreiben. Und meine Arbeitskollegen empfinden es als "Stich", wenn ich meine Meinung so direkt und klar kund tue.
Ja, ich merke durch deine Aussage, wie sich andere fühlen könnten. Mir war das bisher wenig bewusst, was ich bei anderen damit anrichte.


So eine andere Art falsche Angewohnheit habe ich aber auch an mir beobachtet. Ich meine aber zu wissen, woher es kam. Meine Eltern haben immer so (unverblümt und maximal kritisch, von oben herab, aburteilend) mit mir gesprochen. Damals muss ich zu der Ansicht gekommen sein, dass die Starken (also die Erwachsenen) halt immer so reden. Als ich dann älter war und gerne zu den Starken gehören wollte, dachte ich ganz selbstverständlich, ich müsse dann auch so reden. Und habe mich gewundert, wenn immer wieder andere Menschen irritiert davon waren. Erst viel später nach langem Nachdenken, nahm so langsam die Idee Gestalt an, nur meine Eltern könnten so „komisch“ und nur mit mir so gesprochen haben. Warum auch immer. Vielleicht möchte ich es gar nicht wissen.

Aber Anna hat schon recht, man muss sich den Dämonen stellen.


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28.01.2023 19:57
avatar  Gitta
#28
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Zitat von Anna1111 im Beitrag #26

Ich verstehe aber auch nicht, warum immer alle Leute denken, man müsse nur die Eltern auf ein Problem ihres Kindes hinweisen und schon beheben die das kompetent. Oft haben die Eltern das Problem doch verursacht. Wenn sie wüssten, wie man das Problem behebt, hätten sie es schon gemacht.


Das war zu meiner Kindheit gang und gäbe. Ich hoffe ja sehr, dass sich das inzwischen geändert hat! Aber wissen tue ich es nicht.

Es ist ja echt ein Witz! Da sprachen sie die Eltern an, wenn ein Kind zum Beispiel Anzeichen von Misshandlung oder sexuellem Missbrauch zeigt. Nach dem Motto: Bitte beheben Sie das mal eben schnell!

Und wie wurde es dann behoben? Natürlich indem das Kind noch mehr eingeschüchtert und bedroht wurde. Jetzt musste es auch noch vorspielen, ein „normales Kind“ zu sein.

Unfassbar, aber wahr!


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28.01.2023 20:24
avatar  Fundus
#29
Fu

Zitat von Gitta im Beitrag #27
Meine Eltern haben immer so (unverblümt und maximal kritisch, von oben herab, aburteilend) mit mir gesprochen. Damals muss ich zu der Ansicht gekommen sein, dass die Starken (also die Erwachsenen) halt immer so reden. Als ich dann älter war und gerne zu den Starken gehören wollte, dachte ich ganz selbstverständlich, ich müsse dann auch so reden. stellen.


Ich glaube, das liegt daran, daß solche Eltern ihr Kind als Objekt ohne eigene Würde behandeln und mit ihren Zumutungen direkt auf den Kern der Persönlichkeit zielen. Das Kind macht keinen Fehler, es ist der Fehler. Wurde mir bewußt, als mich ein solcherart übergriffiger Chef auf meine alten Traumata stieß.

Ein Bekannter von mir, der als Kind von seinen Eltern ständig brutal geschlagen wurde, hat mich mal freundlich gefragt "deine Eltern sind doch beide hohl, warum studiert du?" Interessanterweise hatte ich damals die enorme Beleidigung, die darinsteckte, nichtmal wahrgenommen. Hatte also nach Schulz von Thun gar kein Empfängerohr für diesen Aspekt. Heute spüre ich den durchaus, verstehe aber gleichzeitig mit der Ratio, daß der Sender das gar nicht als Beleidigung empfindet und auch nicht beabsichtigt hat.

Man merkt das auch sehr schön, wenn sich Ghettokinder in der Stadt "unterhalten". Das ist ein Trommelfeuer von gegenseitigen Beleidigungen und Erniedrigungen ohne jede Grenze nach unten. Und das Schlimme, die suchen und finden sich und brauchen sich gegenseitig, weil sie das für die normale Art des Umgangs unter Menschen halten.


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28.01.2023 22:39
avatar  Gitta
#30
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Zitat von Fundus im Beitrag #29

Das Kind macht keinen Fehler, es ist der Fehler.


Tja, so war es wohl wahrscheinlich. Obwohl ich kein „Unfall“ war, sondern ein „Wunschkind“. So ist es mir jedenfalls erzählt worden.

Aber vielleicht haben sich meine Eltern vom lieben Gott ein perfektes Kind gewünscht. Oder wenigstens ein Kind, das etwas Besonderes ist. Oder wenigstens ein Wunderkind. 😐
Keine dieser Erwartungen konnte ich erfüllen. Ich konnte zwar vieles ganz gut, aber eben nichts herausragend gut. Ich war auch superbrav, aber das hat wohl alles nicht ausgereicht. Tja.


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