Frauentausch, Ostdeutschland ect.

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06.02.2014 18:18
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#6
Gast
( gelöscht )

Das gibts auf jeden Fall überall! Wahrscheinlich bei "armen" tendenziell etwas häufiger in der geschilderten Form als bei "reichen". Studien dürften dazu wahrscheinlich eher nicht existieren.
Dass es möglicherweise bei DDR-Bürgern häufiger auftritt, könnte theoretisch leicht damit zusammenhängen, dass sie (bis auf wenige Ausnahmen) eben alle "im gleichen Boot" saßen und sich eben auf diese Weise helfen mussten, um über die Runden zu kommen.


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06.02.2014 18:27
#7
No

ob arm oder reich - ich glaube, dass hält sich wirklich die waage. ich habe mal ein praktikum bei einem schädlingsbekämpfer gemacht (wohl ironie des schicksals^^). wir waren in einer ehemaligen messie-wohnung, die vorherigen bewohner waren akademiker, man hat es ihnen nicht angesehen. aber ich glaube an diesem beispiel kann man sehen, dass es keine "besseren" menschen gibt, wie sozial höher gestellte manchmal von sich behaupten. es ist eine störung und anstatt immer drauf einzuprügeln und noch salz in die wunde zu streuen, solltre sie gesellschaft sich drauf einlassen und mal hinter die fassade schauen, den menschen hinter dem chaos und seine geschichte kennen lernen. das sollte nicht nur bei messies so sein, sondern insgesamt

Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.“ - Mark Twain


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06.02.2014 19:42 (zuletzt bearbeitet: 06.02.2014 19:46)
avatar  Kayla
#8
Ka

Hallo Ihr!
Vorweg - Frauentausch gehört für mich zu den No-Go`s. Ich habe meine Verwandten gebeten, mich mit Silberkugeln zu ershießen oder so, wenn sie mich je beim Anschauen so einer Sendung erwischen, denn dann bin ich keinesfalls mehr ich.
Geboren in Chemnitz, früher Karl- Marx- Stadt, war ich bei der Wende fast 30 und kann da schon ein ganzes Ende mitreden. Dazu kommt, dass ich ja täglich in den Wohnungen meiner Zeitgenossen herummarschiere und ich muss sagen - ja und nein.
Unsere damalige Aufhebermentalität war anders. Zunächst mal wusste sich die DDR in vielen Dingen zu helfen. Eine Standardisierung wie sie bei uns üblich war, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Eine Schraube M4 war eine Schraube M4, war eine Schraube M4 und die gabs ebenin allen Geräten und Maschinen, die in dieser Größenordnung verschraubt waren. Ich erinnere mich, dass ich ein Ersatzteil für meine Waschmaschine mal einfach im Autoladen kaufen konnte - der Simmerring war exakt der gleiche, nur meiner war grün und der fürs Auto grau. Nahzu alles was aus dem Inland oder dem RGW kam, war strengstens genormt.
Das hatte zwei Effekte. Für Inlandsprodukte brauchte man keine Ersatzteile hamstern, die gabs, von Ausnahmen abgesehen (Trabiauspuff) problemlos. Hatte man allerdings von der Oma aus dem Westen einen Plattenspieler geschenkt bekommen, gabs dafür eben überhaupt keinen passenden Ersatz und da Ossies wesentlich mehr reparierten als die Leute aus den alten Bundesländern, gabs da wieder zwei Möglichkeiten. Eben, entweder horten und hamstern und aufbewahren, oder aber improvisieren.
Man kann ja ein Loch für eine Schraube auch aufbohren oder ... notfalls ein neues Gehäuse bauen.
Was "Recycling" angeht (und dabei kannte das Wort bei uns gar keiner) war die Wiedervereinigung ein harter Schritt in die falsche Richtung (lacht) - unsere Müllberge haben sich innerhalb eines Jahres verhundertfacht.
Private Müllhalden sind teilweise wirklich dadurch entstanden, dass man sich selbstredend schwer von "Schätzen" trennt, die man sein Leben lang hütete, einfach weils nötig war, andererseits spielen psychische Probleme eine enorme Rolle. Vergesst mal bitte nicht, dass bei uns nahezu jeder, Männer, wie Frauen, Vollzeit arbeitete. Ob wir arbeiten wie die alten Ägypter, Volksmasse statt Technik, sei mal dahingestellt, aber man arbeitete. Es nicht zu tun, war nicht nur ehrenrührig (Ausnahme verheiratete Frauen mit Kindern), sondern konnte sogar bestraft werden, es gab den Tatbestand der Arbeitsbummelei für Singles. Und nun kam die Wende und hunderttausende Menschen waren von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit. Wohlgemerkt, Menschen, die ihr Leben lang drauf dressiert worden waren, dass, nicht zu arbeiten, asozial ist.
Viele waren 30, 40, ja sogr 50 Jahre und länger im gleichen Betrieb gewesen und auf einmal ... Feierabend.
Selbstverständlich hatten die Leute da Angst, nun zu verhungern, sich lebensnotwändige Dinge nicht mehr leisten zu können, zu verelenden. Und logischerweise führte das zu Hamsterattacken.
Das merkt man deutlich, allerdings glaube ich nicht, dass es irgendwas über ein "besser" oder "schlechter" von Ossies oder Wessies aussagt. Gerade die älteren Menschen bei uns rufen noch keinen Hausmeister, wenn Spülkasten oder Wasserhahn oder auch mal eine Steckdose kaputt sind - die stellen sich halt hin und bringe es in Ordnung, Männlein wie Weiblein.
Und nebenbei - es ist auch Unfug, sich deshalb die Birnen ein zu hauen. Mein Freund ist in den alten Bundesländern geboren und aufgewachsen und genau so Urwessie wie ich Urossie. Und wir haben beide im Laufe der Zeit Vorurteile abgebaut und herausgefunden, dass wir uns doch eigentlich total gut ergänzen.
Auch Wessies haben nix dagegen, wenn Freund Ossie mal eben noch ein paar Ram - Bausteine in der Schubalde hat und für eine Tasse Kaffee den schon verloren geglaubten Rechner wieder auf Trab bringt oder gar irgendein, nicht auf zu treibendes, Ersatzteil, irgendwie kreativ selbst bastelt und Ossie hat es gelegentlich auch nötig, dass man ihm mal eine aktuelle Werbebroschüre unter die Nase knallt, um ihn dran zu erinnern, dass es nicht lohnt, irgendeinen Firlefanz in tagelanger Arbeit zu reparieren, der neu nur einige Cent kostet. Anders ausgedrückt - ich habe noch viele Jahre lang Feinstrumpfhosen repassiert, statt weggeworfen, wenn sie Laufmaschen hatten. Die waren bei uns richtig, richtig teuer. Und Socken stopfen kann ich auch noch. Aber mein Lieblingswessie verhindert, dass ich heute nochmal auf so bekloppte Ideen käme.

Alles Liebe
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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06.02.2014 20:01
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#9
Gast
( gelöscht )

schöne Beschreibung :)
Ich bin nämlich Wessi und mit einem Ossi verheiratet. Vorurteile hatte ich eigentlich nie, wir hatten Verwandtschaft "drüben" - sehr stolze Leute, die immer viel Wert darauf legten, uns von dort Geschenke mitzubringen. Rotkäppchen-Sekt, Schokakola und so weiter.
Ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass man es als Wessi schätzen kann, wenn der Ossi-Freund/Kumpel...oder in meinem Fall der Schwiegervater...noch irgendwas auf Halde hat, wofür man dann kein Geld ausgeben muss. Dennoch haben wir nun innerhalb der Familie das strikte Abkommen getroffen, ihn um derartige Dinge nicht mehr zu bitten, weil wir denken, dass ihn das in seinem Gefühl bestärkt, dass er das Richtige tut. Und das tut er eben leider schon seit 2 oder 3 Tonnen Zeug nicht mehr...


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06.02.2014 20:31 (zuletzt bearbeitet: 06.02.2014 20:32)
avatar  Kayla
#10
Ka

Das ist eben das Problem, Numi. Und glaub mir, ich bin die Letzte, die das bestreitet, mein Exmann hortete schon zu DDR- Zeiten wesentlich mehr, als ich damals tolerieren konnte und das IST schwer.
Mir ist lediglich nicht ganz klar, was die Medien mit ihrem selbstgestrickten Wertesystem bezwecken, bei dem sie versuchen, uns aufeinander zu hetzten und gegeneinader aus zu spielen. Selbst mein Freund, der "Ossie" damals nur aus den Medien kannte, hatte Vorstellungen von uns, die mich anfangs echt zum Lachen brachten. Ja, Ossiefrau kann einen Rechner reparieren, nachsehen, ob sie den gebrochenen Bügel im Spülkasten am Samstagabend irgendwie geflickt kriegt und nebenbei auf dem Schreibtisch Puppen mit selbstgestrickten Sachen und ein Fachbuch über 3D- Grafik liegen haben (und es sogar verstehen).
Suche ich (unter der älteren Generation) einen Spezialisten, dann glaube ich, werd ich eher in den alten Bundesländern fündig. Suche ich allerdings einen Allrounder, dann schau ich besser in meinem Umfeld.
Das Problem liegt eigentlich in dem Satz "Der kann Vieles, aber nix richtig". Der wird immer abwertend gebraucht und, legt man das zu Grund, sind Ossies schlechter. Dabei wird allerdings schnell vergessen, dass solche Menschen genau so notwändig sind wie Spezialisten.
E ist eine andere, keine schlechtere Fähigkeit.
Na ja, Vorurteile hatte mein Freund im eigentlichen Sinne auch nicht wirklich. Er hatte halt ein Bild von uns im Kopf und musste nun feststellen, dass das nicht richtig war. Wir sind weder dumm noch faul und scheuen auch harte Arbeit nicht und die "Jammerei" ist ein psychisches Phänomen, das Hilflosigkeit, nicht Anspruchsdenken widerspiegelt.
Gib den Menschen eine echte Chance und sie hören auch auf zu heulen. Sie wollen nix geschenkt, sie wollen nur ein vernünftiges Leben mit Arbeit und allem was dazugehört. Letztendlich genau das, was Wessies auch wollen, nicht wahr ;-)?

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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