Ich zieh jetzt einfach hier mit ein :P

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01.03.2014 19:24
avatar  IBI
#11
IB
IBI

hey numi,

danke fürs unterstützen gestern, dafür dass es dir nicht so gut geht bzw. ging, hast du ganze arbeit geleistet.
schon spannend, dass wir fähig sind anderen zu helfen, obwohl es uns oft selbst nicht so gut geht.

so oder so, wünsche ich dir gute Besserung und morgen bleibt papa bei euch...

vg
sonja


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01.03.2014 23:47
avatar  Kayla
#12
Ka

Hallo Numi!
Na eigentlich trägst Du doch schon eine Weile unseren Familiennamen. Haben wir dich adoptiert, ohne, dass es Dir aufgefallen ist? O je ... Kinder ... Unter meinen Gören sind 3 Mädels. Aber ich musste immer mal wieder die Geburtsurkunden nachschauen, oder beim Baden aufpassen, um raus zu finden, ob das stimmt und, wenns stimmt, welche die Mädels waren. Von den Bäumen musste ich nicht meine Söhne pflücken, sondern meine Töchter. Dreckig bis an die Haarspitzen, zerkratzt und verbeult ... das war dann auch mit Sicherheit ein Mädel ...
Jedes Kind muss ein eigenes Bett haben? Aha ... Aber mein jüngster Sohn fand das gar nicht. Er hat lieber bei einer seiner älteren Schwestern mit geschlafen und sein Bett wurde als Trampolin missbraucht, bis es hinüber war. Großflächige Wandgemälde mit Fettstiften, am liebsten wenns grad frisch vorgerichtet war waren normal. Und dass die ganze Herde, egal wie sehr sie sich sonst zofften und kloppten, sich zusammenschließen konnte, um in holder Eintracht den schwersten Schrank der Wohnung quer vor ihre Tür zu stellen, damit ich sie beim Blödsinn machen nicht überraschen konnte und vom Stubenfenster aus über den Balkon ins Kinderzimmer turnen musste, ist auch nichts, was mich heute noch all zu sehr erschüttert. Schöne oder niedliche Kinderzimmer? Was ist das?
Aber, so ärgerlich das damals war und wie enttäuscht ich war, sie sind lebenstaugliche, starke Persönlichkeiten geworden. Vielleicht lags an den schrottplatzähnlichen Kinderzimmern - um darin zu überlegen, musste man schon echt Talent haben.
Zwing sie nicht, sich so "brav" zu verhalten, wie Du s erwartest, anderenfals hast Du nur eine unnötig harte pubertäre Wahnsinnsphase vor Dir, in der sie alles nachholen, was Du ihnen heute ab zu dressieren versuchst.

Alles Liebe
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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05.03.2014 16:22
avatar  ( gelöscht )
#13
Gast
( gelöscht )

Früher habe ich oft den Witz gemacht, dass ich ein Sklave meiner Gene sei, gefangen zwischen zwei Extremen (kommt daher, dass ich beide Extreme durchlebt habe, bevor ich ein Mittelmaß gefunden habe? Ich weiß es nicht).
Meine Mutter war so der Typ, der mit der Zahnbürste geputzt, und alles, wirklich ALLES gebügelt hat. Ich sage "war", weil sie es heute auch nicht mehr so eng sieht. Bei ihr ist es nach wie vor ordentlich und sauber, aber sie stresst sich nicht mehr so damit wie damals.
Wir haben ein gutes Verhältnis, telefonieren regelmäßig mehrmals die Woche, und sie besucht uns auch 2-3x im Jahr und bleibt für ein paar Tage. Sie sagt, dass sie mich bewundert, wie ich meinen Haushalt schmeiße, mit zwei Kindern. Sie sei damals kaum aus dem Schlafanzug herausgekommen, als ich ein Baby war. Aber damals war auch alles noch anders: Da wurden die Babys noch ständig ausgezogen und vor und nach dem Füttern gewogen und täglich gebadet, mindestens 3x umgezogen und und und. Das macht man ja heute alles nicht mehr so extrem. Ich hatte auch Glück (naja nicht nur Glück, wir hatten auch eine fantastische Hebamme, die viele hervorragende Ratschläge für uns hatte), meine Kinder waren als Babys sehr pflegeleicht, und nie aus unerfindlichen Gründen unzufrieden.
Meine Mutter hat sich heute von mir einiges an Lockerheit abgeschaut. Ich bügle zum Beispiel nicht. Ich hasse bügeln. Bügelwäsche blieb bei mir bis in alle Ewigkeit liegen, und ich hab eben immer Sachen angezogen, die nicht gebügelt werden mussten. Irgendwann hab ich mir nur noch Kleidung gekauft, die von Haus aus nicht gebügelt werden muss. Der Bügelkorb stand dann ungefähr 2 Jahre lang unten im Schrank. So Dinge wie Geschirrtücher, die bei uns gebügelt gehörten, habe ich dort zwar hinein gelegt, aber wenn ich ein frisches Tuch brauchte, hab ich es halt ungebügelt aus dem Korb gezogen. Irgendwann dachte ich mir: Was soll der Blödsinn? Und habe die Tücher ungebügelt gefaltet und glatt gestrichen. Eines Tages war meine Mutter zu Besuch, sah den Stapel und meinte: "Ach, bügelst du inzwischen doch?" Ich: "Nein, wie kommst du darauf?" - "Na, deine Geschirrtücher sehen so gebügelt aus." Na bitte. Die Geschichte lief dann darauf hinaus, dass meine Mutter die Dinger auch nicht mehr bügelt - und vieles anderes ebenfalls nicht. "Ich war doch echt bekloppt!", meint sie heute.

Tja, soviel zu meiner mit-der-Zahnbürste-putzenden Mutter. Und mein Vater?
Mein Vater war ein Messie. Zu Zeiten, als man noch kein Wort dafür kannte. Er war auch Alkoholiker, aber ein friedlicher. Als meine Mutter in verließ, war ich glaube ich vier Jahre alt, und es war ganz furchtbar für mich. Ich war ein Papa-Kind, Papa war der Größte für mich. An den Wochenenden besuchte ich ihn regelmäßig, und wenn meine Mutter mir eröffnete, dass ich nicht gehen dürfe, war ich jedesmal stocksauer auf sie. Heute weiß ich, dass sie mir damals verschwieg, dass mein Vater mal wieder kurzfristig abgesagt hatte. Sie hat auch nie erwähnt, dass mein Vater psychische Probleme hatte. Sie hat nie versucht, ihn mir schlecht zu reden, obwohl es dafür viele Gründe gegeben hätte. Papa blieb ein Idol, bis ich Abi machte. Ich hatte erwartet, dass er mir dazu gratulieren würde, aber er meldete sich nicht. Hatte es vergessen. Monate später begegneten wir uns ungeplant bei den Großeltern, und er gab mir 20 Mark - ein Verlegenheitsgeschenk. Das habe ich ihm zuerst sehr übel genommen. Ein paar Jahre später starb er an den Folgen der Sauferei. Der Ausdruck "Messie" war zwar noch neu, aber man hatte es schon mal gehört. Während ich meine Erbschaft sichtete, wurde mir klar: Mein Vater war so einer. Ich setzte mich zumindest so weit mit dem Thema auseinander, um zu begreifen, dass mein Vater in mehr als einer Hinsicht krank gewesen ist. Im nachhinein tat es mir Leid, dass ich mich nach dem Abi nicht mehr mit ihm ausgesöhnt hatte, aber andererseits: Ich konnte es nicht wissen, ich war noch ein halbes Kind, und mein Umfeld hatte sein Möglichstes getan, mich mit der Wahrheit nicht zu belasten.

Mein Vater war bestrebt, alles zu konservieren. Er nahm wahnsinnig viele Videokassetten auf - ständig war ein Recorder in Betrieb, und der andere war bereit, um etwas aufzunehmen, das ihn interessierte. Ich schaute mir zwei oder drei Bänder an - es waren wilde Mischungen. Irgendwas über Dinos, dann etwas über Edelsteinschleiferei, ein Konzert, ein Reisebericht, eine Tierdoku...es interessierte ihn einfach alles. Traurigerweise war er so damit beschäftigt, alles "für später, wenn er mal Zeit hat" aufzuheben, dass er gar nicht in der Gegenwart leben konnte. Er konnte seine Videos nicht angucken, weil er ja etwas hätte verpassen können, das es aufzunehmen lohnt.
Ganz ähnlich war es mit Musikkassetten. Er hatte hunderte davon, aber keine einzige war beschriftet. Stattdessen hatte er ein Ordnungssystem: Die Reihenfolge, wie sie im Regal standen, war von Bedeutung für einen kleinen Notizblock. Da war alles nummeriert, und die Titel, die sich auf der jeweiligen Kassette befanden, waren aufgelistet. Dummerweise kannte niemand das System, und wir entdeckten den Block erst, nachdem wir alle Kassetten schon aus dem Regal in einen Karton verfrachtet hatten. Es hätte vermutlich Jahre gedauert, sie durchzuhören und den Titeln in dem Block wieder zuzuordnen. Wohl oder übel habe ich nur zwei, drei Dutzend behalten, um sie mit meiner eigenen Musik zu überspielen. Wahrscheinlich habe ich damit große musikalische Schätze vernichtet, und im Prinzip hat er sein halbes Leben völlig umsonst damit verbracht, Musik aus dem Radio "für später" aufzunehmen. Und so verhielt es sich mit fast allen seinen Schätzen. Weil es kein richtiges System gab, weil es viel zu viel war, weil es nicht ordentlich gepflegt worden war, blieb gar nichts anderes übrig, als die Sachen wegzuwerfen. Wovon er immer gedacht hatte, dass es "eines Tages richtig wertvoll" sein würde, war unterm Strich kaum von Bedeutung.

Ich hab immer gedacht, ich hätte dieses zwiespältige Verhältnis zu Ordnung und Sauberkeit von meinen Eltern geerbt: Vom Vater eine gewisse Neigung zur Verwahrlosung, und von der Mutter, dass mich die Verwahrlosung stört. Wie es wirklich ist, weiß ich (noch) nicht. Auf jeden Fall neige ich nicht zum konservieren, wie mein Vater. Obwohl ich ebenso vielfältig interessiert bin, wie er es war. Es ist auch nicht das Aufräumen, sondern im Grunde das Putzen, zu dem ich mich immer wieder überwinden muss, und wo ich alle möglichen Strategien aufwende, um den Putzaufwand so gering wie möglich zu halten.


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05.03.2014 16:45
avatar  Kayla
#14
Ka

Leise lach ... numi, unsere Eltern waren gewiss nach beiden Seiten verschwistert oder so :-D. Bei mir hats nur nich bis zum Abi gebrucht, ich war 14, als die Bombe mit meinem Vater platzte. Na ja. Als ich letzte Woche nun endlich mal bügeln MUSSTE, die einzige bügelnötige Bluse-Hose-Kombination, die ich besitze, sah mein Bügeleisen, weil Jahre im Schrank gestanden, verdächtig nach "Flecken auf der Wäsche" aus. Also hab ich ... neeee, nicht, was du denkst. Ich hab was anderes angezogen *lach mich wech.
Geschirrtücher bügeln? Bhoa ... aber nimmer nich. Die werden nicht so hart geschleudert, ausgeschüttelt, glatt aufgehängt und gut ist. Meine Tochter postete gerade bei Facebook, Menschen, die Spannbettlaken im Schrank stapeln, seien ihr suspekt. Da schau ich zufrieden auf mein Kugeluniversum im Sternbild Wäscheschrank und grins in mich rein. Ich bin also ein vertrauenswürdiger Mensch ... geht doch.
Meine Großmutter bügelte sogar Socken!!!
Übrigens finde ich eine Sache ulkig. Was Du über die Eltern früher sagst, glaube ich von den heutigen (brauch mit nur meine Töchter ansehen). Die Kinder dreimal am Tag umziehen, vor und nach jedem Essen komplett abschrubben, das Kleinste wiegen, höllisch aufpassen, dass das Baby auch ja keinen Kristall echten Zucker bekommt ... eine 3 in der Schule ist ein Grund, zum Schulpsychologen zu gehen und ein lebhaftes Kind muss, logisch, auf ADHS getestet werden ....
Maaaann ... ich hätte ja Murmelsurmseln bekommen, hätte ich um meine Kinder solchen Hype veranstaltet. Meine Kinder haben im Wald gespielt. Hätte ich sie jedes Mal umziehen wollen, wenn sie zum Pullern hoch kamen und dreckig waren - ich hätte eine 50 kg - Waschmaschine gebraucht. Und wie oft sie gar nicht hochgekommen, sondern gleich hinter eine Hecke gegangen sind, will ich auch gar nicht wirklich wissen :-D.
Zumindest meine Kinder sind, denke ich, in einem gesunden Gleichgewicht zwischen Ordnung und Schulterzucken groß geworden. Also was solls ...

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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06.03.2014 23:18
avatar  ( gelöscht )
#15
Gast
( gelöscht )

Numi und das Bettwäsche-Trauma

Als ich vor rund 9 Jahren zu meinem Mann zog, war das eine ziemliche Hauruck-Aktion. Ich hatte erst wenige Monate zuvor mein Leben umgekrempelt (manches davon lässt sich im Angehörigen-Bereich nachlesen), und mich von vielen meiner Besitztümer mit Freuden getrennt. Was übrig blieb, waren die "Lieblingsdinge". Für den Umzug stand nur ein großer Wagen mit Anhänger zur Verfügung, und es war klar, dass dort weder alles hinein passen würde, noch, dass ich in meinem neuen Leben alles davon brauchen würde. Ich brauchte zum Beispiel kein Bett mehr, denn mein Mann hatte ja eins (und das war auch noch viel größer), ich brauchte keine Waschmaschine (die eh von Vierzehnhunderthakenkreuz war), keinen Kühl-Gefrierschrank, die Küche war ebenso unnötig, meine ramschigen Gartenmöbel überflüssig, und noch der eine oder andere Hausrat und Kleinmöbel. Ich bestellte den Sperrmüll, der sollte am Tag der Abfahrt morgens um 8:00 rum kommen, und es galt die strikte Anweisung, dass man die Sachen erst am Abend zuvor rausstellen darf. Mein (damals noch) Freund und ich schleiften, zerrten und wuchteten alles im Dunkeln um halb zehn vorn an die Straße, und teilweise bekamen die Sachen bereits Füße, während wir die nächste Ladung holten. Um Mitternacht hätte ich dem Sperrmüll absagen können; es war nichts mehr da.
Als wir nach stundenlanger Fahrt am Haus seiner Familie ankamen, war es spät am Abend, und trotzdem wimmelte es von zahlreichen Helfern. Viele fleißige Hände, die eine Kiste nach der anderen packten und durchs Fenster in das Haus hinein reichten - wo die Sachen irgendwo in den dunklen Eingeweiden der Wohnung meiner zukünftigen Schwiegereltern verschwanden. Ich erhielt meine Kleidung, Bücher, CDs, PC und andere Privatsachen in den 1. Stock geliefert, soweit alles kein Problem. Aber die Schwiegermutter "sichtete" meine Besitztümer und entschied dann, was ich nicht benötigte. So brauchte ich zum Beispiel oben keine Bettwäsche. Das würde uns den Platz sparen, und Wäsche waschen würde sie ohnehin unten.

Ich stand dem ganzen anfangs sehr zwiespältig gegenüber. Einerseits war ich dankbar, dass mich diese Familie so herzlich und selbstverständlich aufgenommen hatte (obwohl ich sie von Anfang an über keines meiner Probleme im Unklaren gelassen, und ihnen davon sogar eindringlich abgeraten hatte, sich mich anzutun). Andererseits fühlte ich mich entmündigt. Ich hatte gerade mit sehr viel Mühe mein Leben wieder unter Kontrolle bekommen, und unvermittelt fand ich mich unter der Kontrolle meiner Schwiegermutter wieder. (Um es vorweg zu nehmen: Lange habe ich mir das nicht gefallen lassen, aber heute geht es um die Geschichte mit der Bettwäsche, und speziell um negative Energie, die Dingen anhaften kann)

In der Wohnung oben hatten ursprünglich die drei Kinder der Familie zusammen gelebt; die Eltern hatten ihr Revier unten, und unter der Woche wohnte auch noch ein ehemaliger Arbeitskollege meines Mannes dort, der das Benzin für den weiten täglichen Heimweg sparte (und sich dadurch sehr erfolgreich vor seinen Pflichten als Familienvater drückte, aber das ist eine andere Geschichte). Jedenfalls war mein Schwager bereits vor meiner Ankunft nach unten gezogen, und die Schwester meines Mannes hatte ein großes, vom Rest der Wohnung deutlich abgetrenntes Zimmer für sich. Es lag auf der anderen Seite des Eingangsbereichs und man bekam kaum etwas von ihr mit. Die Küche war zwar voll eingerichtet, wurde aber nicht benutzt. Gekocht und gegessen wurde nur unten. Meine Schwiegermutter hatte daher auch meinen gesamten Hausrat unten behalten.

Als wir auszogen, war sie - ich erzählte es schon mal - alles andere als einverstanden. Aber es ließ sich nunmal nicht vermeiden, dass ich Dinge wieder zu bekommen hatte, die ja nun mal mir gehörten, und von denen ich nicht einsah, dass wir sie uns neu anschaffen müssten. Mein Mann forderte also seine Mutter (ganz höflich und zivilisiert) auf, uns die benötigten Dinge zu geben.
Bis heute beharre ich auf der Meinung, dass sie ganz genau wusste, welche Dinge mir gehört hatten, und dass sie diese vorher gezielt aussortiert hatte. Ich WEISS, dass viele meiner Besitztümer von besserer Qualität und/oder schönerer Optik waren, als ihre eigenen. So erhielt ich beispielsweise zwei Küchenschubladen voller Löffel, Messer, Schöpfkellen etc, und sollte mir daraus alles herausnehmen, was ich meinte zu brauchen. Ich fand darin nicht ein einziges Teil, das mir gehört hatte. Darauf angesprochen meinte sie, das sei egal, sie habe diese Dinge dann bestimmt irgendwann mal entsorgt (wers glaubt, wird ledig), ich könne mir einfach nehmen, was ich brauche. Nun, ich nahm. Zähneknirschend, aber ich nahm.

Zumindest einen Punkt gab es, der mich sehr belustigt hat: Mein Besteck, das ich sehr gern mochte, blieb verschollen. Außer einem Löffel. Der aber war der erklärte Lieblingslöffel meines Schwagers geworden. Ich erkannte den Löffel sofort, weil er der einzige war, der sich von den anderen unterschieden hatte. Und das machte ihn zu meinem Hundefutter-Löffel, mit dem ich das Futter aus der Dose in den Napf zu kratzen pflegte. Als ich meinen Schwager mit diesem Löffel genüsslich Kartoffelbrei schaufeln sah, sagte ich ihm das auch - und erfreute mich an dem plötzlich angeekelten Gesicht. Es mag gemein gewesen sein, und es war nur ein dummer Löffel, aber ich fand, wenn ich meinen Löffel nicht mehr haben darf, dann soll er wenigstens keine Freude mehr daran verspüren dürfen, ihn mir weggenommen zu haben. Wie auch immer.

Als es an die Bettwäsche ging, kam meine Schwiegermutter mit einem Riesenstapel Bezügen für Kissen und Decken nach oben. Alles uraltes, vergammeltes Zeug mit Motiven, wo meine Omas das Schaudern bekommen hätten. Nicht ein einziges vollständiges Doppel-Set war dabei. Für jemandem, dem es von jeher wichtig war, dass die Bettwäsche zusammenpasst (inklusive Spannbettlaken und Halb-Kissen) ein Albtraum. Ich fragte, wo denn meine Bettwäsche abgeblieben sei. Meine Schwiegermutter behauptete eiskalt, die sei nix mehr gewesen und sie habe sie der Wohlfahrt gegeben. Niemals, NIE-MALS! Wenn sie SOLCHE Moderwäsche behalten hat, dann hätte sie meine todsicher nicht als "untauglich" befunden. Tatsächlich kam es noch einmal dazu, dass ich die untere Wohnung betrat, und vom Flur aus hatte ich Überblick in alle Schlafzimmer (nach dem Streit mit meiner Schwägerin war auch diese nach unten gezogen). In allen vier Zimmern lag MEINE Bettwäsche auf. Meine LIEBLINGSBettwäsche. Ich hätte schreien, weinen, verzweifeln können. Es war so gemein, so fies, so verlogen und scheinheilig. Asozial. Ich könnte noch stundenlang weiter aufzählen, wie widerwärtig ich dieses Verhalten fand. Aber ich habe nichts gesagt.

Ich habe mir in dem Moment vorgestellt, wie es wäre, wenn ich jetzt etwas sage, und sie mir dann knurrend und grummelnd diese Bettwäschen überall abzieht und aushändigt. Dass ich dann JEDESMAL, wenn ich diese Bettwäsche sehe, wasche, aufziehe, mich ins Bett lege, an diesen Tag denken würde, und an meine überkochenden Gefühle von Hass und Wut. Ich habe nichts gesagt. Ich habe ihre schäbige Bettwäsche angenommen, und dann Stück für Stück gegen neue eingetauscht. Ich habe mir die schönsten Bettwäschen gekauft, schönere, als meine alten es je gewesen sind, hell und freundlich, fröhlich. Selbst ausgesucht, und nicht von meiner Mutter "geerbt" (die zwar einen prima Geschmack hat, aber es war eben immer alles nur Secondhand). Ich LIEBE LIEBE LIEBE meine Bettwäsche, und wenn ich sie heute sehe, wasche, aufziehe, mich ins Bett lege, dann denke ich manches Mal mit einem fetten Grinsen daran, dass meine Schwiegermutter und ihre Familie sich tief innendrin jedesmal zutiefst schämen, wenn sie die Bettwäsche sehen, waschen, aufziehen und sich hineinlegen, die sie mir damals gestohlen haben. Adieu, negative Gefühle, bleibt ihr ruhig da, wo ihr gut aufgehoben seid, während ich mich in meine Traumbettwäsche kuschle und den Schlaf der Gerechten schlafe.


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