Verhaltenstherapie

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15.02.2020 11:24
#21
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Jeder Psychotherapeut, der eine Kassenzulassung bekommt, muss in der Ausbildung selbst eine Therapie durchlaufen.
Er muss aber gewiss nicht dieselben Probleme haben wie seine Patienten.
Es reicht wenn er seinem Gegenüber offen zugewendet ist und keine eigenen Anteile in die Therapie mit schleppt. Von daher gesehen wäre es sogar eher kontraproduktiv, wenn sich das ähnelt.

Die Unterstützung geht dann nicht über: „Ich kenne das, ich erlebe dasselbe!“ sondern: „Ich bin so weit mit mir im Reinen, dass ich für deine Schwierigkeiten offenes Ohr habe und dir stabil Halt geben kann, damit du wachsen kannst.“

Das meine ich damit, wenn ich sage „Verstehen“ braucht es nicht im Sinn von gleichem Erleben.
Sondern es braucht Verständnis und Einfühlungsvermögen. Und das Ziel, den Patienten auf seinem individuellen Weg zu unterstützen und ihn zu begleiten.

Können nur Messies andere Messies unterstützen?
Ich denke, das hängt vom jeweiligen Entwicklungsschritt ab.
Praktische Dinge weiß möglicherweise ein anderer Messie besser einzuschätzen. Den Weg zur inneren Stabilität zu begleiten muss nicht unbedingt von einem Messie erfolgen. Ein fachkundiger zugewandter Mensch ohne diese Problematik wird da gewiss auch hilfreich sein können.

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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15.02.2020 11:55
avatar  IBI
#22
IB
IBI

Danke für das Kompliment, Emin.

Ich kann deine Ansicht nicht vollständig teilen.

Nicht umsonst sind es Aussenstehende, die den Begriff WERTBEIMESSUNGSSTÖRUNG kreiert haben.

Auch wenn wir es nur ungern hören oder lesen, es gibt Blickwinkel, die wir verloren haben....und aus diesem Grund mit den wenigsten NICHTMESSIES teilen können.

Es ist unsere Aufgabe auch die Blickwinkel der Nichtmessies einnehmen zu können bzw. ein Verständnis für diese Seite zu entwickeln.
Das können wir nicht so gut und aus diesem Grund ist auch die Hilfe durch uns begrenzt.

Ich denke, eine Hilfe kann dann optimal werden, wenn beide Sichtweisen da sein dürfen und wir beiden Sichtweisen zulassen.
D.h. Messies haben die Fähigkeiten Verständnisse aufzubringen, die ein Nichtmessie höchst selten bieten kann, und Nichtmessies haben die Möglichkeiten aus dem Blickwinkel einer heilen/gesunden Welt ihre Ansichten darzulegen.
Meine Begleiter kennen sich mit unseren Themen nicht aus. Sie bestätigen mir alle, dass es da Menschen braucht, die sich auskennen.
Sie hören mir zu und beginnen einen Teil der uns zu eigenen Themen ernst zu nehmen und zu schauen, wie sie damit umgehen können.
Gleichzeitig erfahre ich von ihnen, dass es einen grossen Thementeil gibt, den wir mit anderen Krankheitsbildern gemeinsam haben. Für diesen können die Menschen möglicherweise ihr Einfühlungsvermögen entgegen bringen.

Ich habe meinen Therapeuten ernst genommen als er mir sagte, ich habe ein Thema mit Grenzen (und glaub mir, ich hatte keine Ahnung, wie und was er damit meinte....das ist einer der Blickwinkel, den ich definitiv aus den Augen verloren habe und bei dem mir kein Messie Unterstützung bieten kann).
Erinnerst du dich, dass du einen Beitrag zu einem grenzenlosen Forum gelöscht hast (von einer Betroffenen)?
Weil du nicht wusstest, was die Person damit sagen wollte und ich hätte es auch nicht gewusst, hätte ich mich nicht bereits mit dem Thema Grenzen zu dem Zeitpunkt begonnen zu beschäftigen.

Ich bringe dieses Beispiel für die Seiten an, die wir nur ungern hören oder sehen wollen und die uns am ehestens die NICHTmessies aufzeigen können. Die Person hat sich bereits mit ihren Grenzen beschäftigt und konnte das aus diesem Grund wahrnehmen, was dir selbst entgangen ist. Ich habe dir dazu inzwischen einiges geschrieben mit dem Wissen, dass du es möglicherweise nur ungern gelesen hast.

Menschen, die irgendwie fähig sind, uns eine Mischung von beidem bieten zu können, sind die Helfer, die uns möglicherweise unterstützen können.
Davon gibt es leider nicht viele oder wir haben den Blickwinkel für die andere Seite vollkommen aus den Augen verloren.

Naja, meine Blickwinkel für die andere Seite öffnen sich allmählich, dass ich weniger voreingenommen gegen jegliche Therapie bin als du, aber ich bin weiterhin davon überzeugt, dass nicht alle Therapieformen geeignet sind.
Und ich war bis vor kurzem genauso voreingenommen eingestellt wie viele andere hier auch, dass das meiste, das ich probiert habe, nicht nützlich für mich war.

VG
Sonja


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15.02.2020 12:08
avatar  Wolfram
#23
Wo

@Jennifer

ich weiß nicht, was der Unterschied ist zwischen Therapeut und Psychiater. Nach Deiner Darstellung würde ein Psychiater diese Ausbildung nicht gemacht haben. Wenn er nach 3x 3/4 Std. nichts sagen kann, dann hat er kein offenes Ohr und kann keinen Halt geben. Verständnis hat er auch nicht gehabt. Unterstützung ja, indem er mich dorthin geschickt hat, der es besser wissen müßte. Aber auch dort gab es keine Aufklärung.

viele Grüße
Wolfram


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15.02.2020 13:30
#24
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@Wolfram

Ich denke du hattest da wirklich Pech, dass dir keiner gesagt hat, wie diese Therapieform aufgebaut ist.
Es gibt da analytische Ansätze, da darf der Therapeut gar nichts sagen, sondern er soll aufmerksam beobachten, was bei seinem Patienten ganz von alleine aus dem Unbewussten hoch kommt. Die Hauptarbeit kommt für den Therapeuten dann erst nach der Sitzung.

Hättest du es vorher gewusst, hättest ‭du es vermutlich gar nicht erst ausprobiert!
Als dieser Therapeut gemerkt hat, dass das nicht die passende Methode ist, hat er dich ja weiter geschickt.
Das war richtig so - aber wann hat jemals jemand wirklich mit dir zusammen hingesehen was am besten zu dir passt?
Das finde ich ziemlich schlimm, dass du da allein gelassen wurdest!

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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20.02.2020 12:53
avatar  IBI
#25
IB
IBI

Zitat von Jennifer im Beitrag #24
Das finde ich ziemlich schlimm, dass du da allein gelassen wurdest!


Ja, das trifft auch auf mich zu...und irgendwann geht das Vertrauen in diese Helfer verloren.
Nur, wer ist dazu in der Lage mir zu vermitteln, was für mich genau das richtige ist?
Diese Menschen finden ist genauso schwierig wie die Menschen finden, die mich auf die für mich stimmige Weise unterstützen können.

Ich bekomme immer mehr mit, dass es mir nützlich ist, Menschen um mich herum zu haben, die mir Sicherheit bieten auch dann wenn ich mit meinen Themen im Schmerz und der Trauer und was auch immer da noch kommt in Kontakt komme.
Sicherheit erleben lernen, die Sicherheit, die ich hätte als kleines Kind theoretisch bekommen müssen (aber leider nicht ausreichend bekommen habe). Davon gibt es wirklich viele Facetten.

Bekomme ich in einer Klinik diese Sicherheit? Für wenige Wochen vielleicht, aber wenn ich nicht dafür sorge, dass ich weiterhin Sicherheit lernen kann und mich Menschen darin zu unterstützen, das zu lernen, nachdem ich aus der Klinik entlassen werde, bin ich schneller wieder zurück in der Klinik als mir lieb ist. Dann verschaffe ich mir dadurch eigentlich eher wieder ein neues Trauma mit einem immer schmaler werdenden Rhythmus. Ich erschaffe mir eine Wiederholung von vertrauten, aber nicht gewünschten Mechanismen. Mein Körper sorgt für mich und befindet: Das ist zuviel des guten, lassen wir sie mal wieder depressiv auf der Couch festsitzen. Das ist die sicherste Methode, die ich bieten kann.

Nee, das wollte ich nicht. So habe ich mich nach anderen Methoden umgesehen bzw. hatte ich wirklich durch Zufall die Unterstützung, dass mir Namen von Menschen genannt wurden, die zu mir passen und mit denen ich gut weiter komme.
Der GFK-Zufall hat mir die Menschen über den Weg gesandt, dass ich doch nicht mehr allein mit meinem schlimmen Zeugs war.

LG
Sonja


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