Jetzt mach ich doch mal "Piep"

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02.04.2023 15:48
avatar  Celeste
#1
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Hallo zusammen!
Ich komme aus einem ganz "normalen", sauberen Elternhaus. Doch seit ich vor zwanzig Jahren ausgezogen bin war Ordnung halten schon immer ein mehr oder weniger großes Problem für mich.
Viele Jahre ließ sich die ins Chaos geratene Wohnung jeweils doch wieder mit einem "Hauruck"-Putztag retten und alles schien wieder in Ordnung...bis das Chaos meist wenige Tage später wieder zurück war. Inzwischen ist es so unüberschaubar geworden, dass eine einzige Aktion nicht mehr ausreichen würde.
Es ist nicht überall vermüllt (aber der Mülleimer in der Küche quillt über und muss dringend raus!), ich habe auch keine spezielle Sammelleidenschaft,... aber die Wohnung ist sehr klein, ich weiß nicht wohin mit all dem zweifellos viel zu vielen Zeug, staple von links nach rechts und wieder von rechts nach links, von oben nach unten, hin und her und habe sozusagen gefühlt einfach keinen Platz um zu leben.
Ich raffe mich oft schon gar nicht mehr auf mehr als das täglich wirklich Notwendige zu tun. Ich habe Fibromyalgie und weiß, dass meine oft lähmende Müdigkeit und Antriebsschwäche daher kommen kann. Trotzdem kann ich nicht aufhören mir selbst vorzuwerfen, dass ich einfach zu faul bin es anzugehen (gleichzeitig wissend, dass das falsch ist und mir auch nicht hilft).
Ich weiß irgendwie auch einfach nicht mehr wo ich überhaupt anfangen soll. Manchmal habe ich Energie und mache einiges - und irgendwie sehe ich danach aber keine Verbesserung. Ich kann mich nicht gut organisieren und keine Prioritäten setzen. Ich bin überfordert. Und ich schäme mich für meine Unfähigkeit in Grund und Boden. Ich empfinde das so, dass das sozusagen meine "Lebens-Last" ist. Ich wünschte, ich könnte einfach ein schönes, ordentliches und gemütliches Zuhause schaffen und vor allem aufrecht erhalten. Ich würde so gerne mal in so ein Zuhause heim kommen. Das würde bedeuten gerne heim zu kommen. Sich wohl zu fühlen. Leute reinlassen zu können. Jederzeit.
Mein "Zuhause" liegt mir in jeder Sekunde des Tages wie eine schwere Betonplatte auf der Brust, auf den Schultern,...
Ich habe viele verschiedene "Haushalts-Systeme" ausprobiert. Begriffen habe ich, dass ich niemals weiterkomme wenn ich nicht jeden Tag zumindest gewisse Routinen immer konsequent erledige. Damit schaffe ich noch nicht mal das Grundproblem aus dem Weg, aber ich verhindere, dass es nicht noch katastrophaler wird. Manchmal gelingt mir das. Aber wenn ich das nur ein, zwei Tage schleifen lasse rächt es sich sofort und ich stelle wieder fest, dass ich unfähig bin.
Mein größter Wunsch wäre, wenn hier alles mit einem "schnipp" minimal aussortiert, aufgeräumt und geputzt wäre,... wenn meine Herausforderung "nur" noch das Aufrechterhalten wäre. Natürlich weiß ich, dass keine gute Fee vorbei kommen wird. Das werde ich irgendwie selber schaffen müssen wenn ich irgendwann noch richtig leben will.
Ich arbeite immer nur so planlos im Kreis. Da mal ein bisschen Abwasch, da mal eine Ladung Wäsche, hier mal ein Stück Tisch abwischen, mal eine Decke frisch beziehen. Aber es ist nie einfach mal wenigstens ein bisschen ordentlich und sauber und ich merke, wie ich mich dadurch immer schlechter und wertloser fühle.
Ich dachte, vielleicht schreibe ich nun doch mal hier.
Ich habe gesehen, einige protokollieren hier ein bisschen was sie so getan haben bzw. was ansteht. Vielleicht würde mir das ein bisschen helfen das Ganze wenigstens in meinem Kopf mal ein bisschen zu sortieren.

Vorerst mal soll's das gewesen sein.

Ich wünsche allen hier einen schönen Sonntag!

Liebe Grüße, Celeste


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02.04.2023 16:11
#2
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Hallo @Celeste , das beschreibt sehr genau meine Situation,nur das ich es nicht so gut beschreiben kann.
Mir persönlich hilft es sehr einige Sachen zu protokollieren. Hoffe ich jedenfalls.

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen. ♥️


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02.04.2023 16:57
avatar  Gitta
#3
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Hallo Celeste

Dann mal herzlich willkommen! Es wundert mich etwas, dass Du wirklich jeden Tag etwas tun musst, damit es nicht schlimmer wird. Also ich putze nicht jeden Tag, meist nur an den Wochenenden, weil ich da nicht schon Stunden vorher gearbeitet habe. Also Kochen vielleicht jeden Tag, aber mal ein Fertiggericht tut es bei mir auch.

Und was ich mich frage, was wäre, wenn bei Dir wirklich eine gute Fee angeflogen käme. Würdest Du ihr freie Hand lassen, das meiste in den Müll oder Tauschbörse zu zaubern? Oder würdest Du mit ihr über jeden Brief und jeden Pfannenwender diskutieren? Denn da hängen ja wichtige Erinnerungen dran oder den könnte man nochmal brauchen. Falls der alte kaputt geht. 😉

Hm, das mit den Selbstvorwürfen bringt Dich eher in eine noch schlechtere Stimmung. Wie willst Du da noch Schwung zusammenkratzen? Leider sieht man am Anfang kaum etwas von den Verbesserungen, das ist so eine gewisse Durststrecke.

Aber Du hast doch schon mal eine Wunschvorstellung, wie es aussehen soll. Das ist doch ein guter Anfang und Motivationsgeber. 😊


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02.04.2023 18:48
avatar  Celeste
#4
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Hallo Gitta, ich habe tatsächlich einen großen, ersten Unterschied einer gewissen "Ordnung" gemerkt wenn ich gewisse Routinen einfach täglich erledige: z.B. morgens immer gleich alles Geschirr wieder wegspülen und versorgen, den Couchtisch freiräumen, das Bett machen, staubsaugen (wenigstens dort wo es möglich ist),... Wenn ich das jeden Morgen einfach gemacht habe, dann war es gleich etwas ordentlicher besonders im Wohnzimmer, denn das Sofa wird als Schlafcouch genutzt und es macht so viel aus wenn ich morgens die Bettwäsche zusammenlege und verräumen, oder meinetwegen sogar nur zusammenknülle und wegstopfe. Aber allein das Sofa ohne Bettwäsche und ein freier Couchtisch sieht gleich so viel ordentlicher aus (wenngleich es natürlich nichts an all den anderen vollgestopften, unordentlichen Stellen im Zimmer ändert).
Leider sammelt sich jeden Tag sehr vieles auf diesem Tisch. Da die Wohnung so klein ist, ist er sozusagen ein bisschen der Mittelpunkt: Ess-, Couch-, Spiel-, Nacht-, Arbeitstisch,... Ich habe schon einigermaßen versucht mir grundsätzlich anzugewöhnen nicht mehr "leer" von einem Raum in den anderen zu gehen (und habe "verlässt den Raum/die Wohnung"-Kisten angelegt). Trotzdem ist es schon so, dass es am Morgen nötig ist, den Tisch einmal frei zu räumen und drüber zu wischen. Als ich das eine Zeitlang im Griff hatte habe ich mich sogar dafür belohnt indem ich mir ein Vase mit Tulpen drauf gestellt habe - für die dann nämlich plötzlich Platz war und über die ich mich so gefreut habe. Aber zuletzt war es wieder so, dass ich wieder
zu planlos (oder zu "optimistisch") Dinge hingestellt habe, die ich "nachher noch schnell" erledigen wollte, Papiere die ich "gleich noch einsortieren will", dazwischen ein Tablett mit Getränken, ein Schälchen Kekse, Handcreme, ein Medizindöschen, Stifte,... ach lauter so Kram halt. Und ich habe einfach festgestellt, wenn ich täglich freiräume ist es nie viel und irgendwie zieht andererseits das Chaos das Chaos auch an... Wenn der Tisch eh schon vollgestapelt ist scheine ich - bewusst oder unbewusst - zu denken, dass es grad egal ist wenn ich noch was dazu stelle :/ Und gleichzeitig wird die "Hürde" des Freiräumens immer größer. Das lässt sich auf das Geschirr bzw. generell die Küche übertragen. Es ist eine Sache von wenigen Minuten wenn ich das Morgen-Geschirr spüle und gleich verräumen. Wenn ich mehrere Tage nur aus dem Schrank lebe und das benutzte Geschirr staple ist die kleine Küche völlig zugestapelt (so wie gerade wieder), ich muss erst mal einen Spül-Marathon hinlegen um wieder Platz zu haben und Putzen zu können,... und da kommt dann nicht selten dieses "Oh Gott, das ist so viel, das schaffe ich nie". Genauso die Wäsche, die zwar gewaschen und getrocknet ist, sich aber unzusammengelegt stapelt (um sie zusammenlegen zu können muss der Tisch frei sein...).
Und ein ganz großes Problem ist, dass ich nicht dieses Kriterium erfülle was in diesen ganzen Ordnungsvideos immer gesagt wird: Jedes Ding soll einen Platz haben. Das ist hier absolut nicht gegeben. Ich bin völlig überfordert damit. Und gleichzeitig weiß ich, ich kann ja eigentlich gar nicht richtig aufräumen wenn ich nicht weiß wohin... so wandern die Dinge weiter von A nach B (anstatt vielleicht einfach in den Müll...).
Und ganz ehrlich: ja, Ja, JA!! Ich könnte inzwischen annehmen wenn die gute Fee hier zaubern würde. Am liebsten würde ich solange sogar verschwinden und zurück kommen wenn alles "schön" ist. Alles was vielleicht rausfliegt was ich behalten wollte könnte ich notfalls wieder kaufen. Ich habe eine Erinnerungskiste, und die habe ich vor einiger Zeit schon sehr dezimiert. Ich habe z.B. alle, wirklich alle Papierbilder meines Lebens weggeworfen. Ja, die kommen nie wieder. Aber als ich die Fotos meines 13. Geburtstags in der Hand hatte und mich gefragt habe wie oft ich die in den 25 Jahren seitdem wieder angeschaut habe war die Antwort einfach: nie.
Mir kommen fast die Tränen wenn ich das schreibe, aber manchmal hab ich mir fast schon gewünscht, diese sch*** Bude hier würde einfach abbrennen. Mit allem was darin ist und der ganzen Unordnung. Und ich müsste (dürfte...) dann ganz bei Null anfangen. Völlig minimalistisch. Mit zwei Kaffeetassen, vier Unterhosen, einer Decke, einem Kugelschreiber,... also, weißt wie ich mein?
Also, um Himmels Willen, keine Sorge, ich hab nicht vor die Bude anzuzünden! Aber es ist nicht so, dass ich die Schwierigkeiten teile die es vielen macht sich von Dingen zu trennen. Ich glaube, die Schwierigkeiten habe ich eher wenn ich es selbst tun muss (vielleicht weil ich dann die Verantwortung dafür übernehmen muss, dass ich die zehn nie genutzten Tuben Farbe oder die unzähligen Wollreste weggeschmissen habe? Ich weiß es nicht!).
Und ich weiß, dass es völlig kontraproduktiv ist, dass ich mich selbst so negativ sehe. Es würde ja eigentlich reichen, dass das von außen kommt :( Leider habe ich noch keinen Weg gefunden mich selbst mehr wertzuschätzen. Ich sehe immer wie ich hier versage und frage mich dann wofür ich mich da anerkennen soll :/
Zu alldem kommt halt oft diese besch*** Antriebslosigkeit dazu. Ich bin immer glücklich wenn ich einen Anfang geschafft habe, denn oft muss ich nur den machen und dann bin ich sozusagen "im Flow". Ich hoffe, ich kriege auch heute noch etwas mehr hin als es bis jetzt der Fall ist.

@Versager: Dankeschön! Auch dir weiterhin ganz viel Erfolg und Energie! Die braucht es so sehr!
Ich habe schon ein bisschen bei dir reingelesen und vielleicht habe ich auch bald die Energie mir mal so eine Art Plan oder Übersicht hier aufzuschreiben.
Allein zu schreiben tut schon mal gut! Ich möchte nicht so leben!! Ich fühle mich so schrecklich und unglücklich!! Aber halt leider auch so unsicher und unfähig ob ich es jemals schaffe mich von dieser Last zu befreien :/


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02.04.2023 19:19
#5
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@Celeste ...kann ich Wort für Wort nachfühlen...😥


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