Auch eine Reise von tausend Meilen...

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08.04.2023 17:49
avatar  Gitta
#16
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Hallo Celeste

Dir auch schönen Samstag!

Wow, Du hast viel geschafft! Ich finde, Du kannst stolz auf Dich sein. 😊

Und ich finde es völlig okay, Deine Schwägerin nicht hineinzubitten. Warum kommt sie auch unangemeldet vorbei? Ich bitte auch niemand herein, der unangemeldet vor der Tür steht. Und ich kreuze auch bei niemand einfach so auf, jedenfalls nicht in der Erwartung, dann reingebeten zu werden. Sondern nur, um kurz etwas abzugeben vor der Tür.

Ja, das tut weh, wenn man sich mit Menschen vergleichen muss, denen es auf natürlich Weise gegeben scheint, alle gesellschaftlichen Erwartungen mit links zu erfüllen. Zumindest dann, wenn man auch für sich diese Ziele als Maß für ein gutes Leben sieht.

Deshalb würde ich auch an dieser Stelle anfangen, Fragen zu stellen. Was bedeutet ein gutes Leben? Vorzeige-Job, Vorzeige-Partner, Vorzeige-Kinder? Ist das das, was wir suchen? Was uns glücklich macht? Was unserem Leben den Sinn gibt, den wir selbst uns wünschen?

Wir sind in der Regel niemandem verpflichtet, unser Leben nach dessen Wünschen auszurichten. Auch nicht, wenn es unsere Eltern sind. Wir sind aber (und da hapert es bei mir auch noch) uns selbst gegenüber verpflichtet, diesen unseren Sinn und Glück zu suchen.


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08.04.2023 21:51
avatar  Celeste
#17
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Danke für deine Worte, Gitta!
Ja, eigentlich hast du absolut recht. Ich selbst käme niemals auf die Idee unangemeldet bei irgendwem zu klingeln. Selbst wenn ich nur etwas abgeben müsste würde ich vorher kurz anrufen und abklären ob das okay ist, ob ich's evtl. auch nur vor die Tür stellen soll o.ä. Dann hat derjenige theoretisch alle Möglichkeiten, von "ja, stell's gerne einfach hin" bis "Komm ruhig noch auf 'nen Kaffee rein".
Skurril finde ich, dass ich in der Theorie dem was du schreibst vollkommen zustimme. Ich muss mit meinem Leben nicht die Erwartungen anderer Erfüllen. Ich muss nicht den anderen gefallen. Ich muss so leben, dass ich selbst damit glücklich bin (was mir aber ja im Moment nicht gelingt...). Und es kann mir vollkommen egal sein ob andere angesichts meines Lebenslaufes die Nase rümpfen. Genau so würde ich es auch jedem anderen sagen und andere in diese Richtung bestärken.
Andererseits kann ich das irgendwie im Alltag nicht wirklich umsetzen. Vielleicht weil ich eigentlich auch gerne so einen "klassischen" Lebenslauf hingelegt hätte... gutbezahlter Job, tollen Partner heiraten, schönes Haus bauen, Kinder, schöne Urlaube, ein gutes Leben führen... In allem habe ich ungefähr das Gegenteil erreicht. Und irgendwie habe ich das Gefühl, die Unzufriedenheit darüber ist ganz stark mit dem Leid unter meiner Wohnsituation verbunden. Vielleicht ist das auch eine unbewusste Ausrede, das weiß ich nicht. Aber ich habe immer das starke Gefühl wenn ich hier eine ordentliche, schöne, vorzeigbare Wohnung hätte, dann könnte ich viel besser zu dem stehen was nicht den äußeren Erwartungen (und auch meinen ursprünglichen Wünschen) entspricht. Weil das der Teil meines Lebens ist unter dem ich am allermeisten leide. Für mich ist das sozusagen meine Lebenslast.

Ganz ehrlich? Manchmal träume ich inzwischen von einer kleinen Hütte (oder einem Wohnwagen *g*) irgendwo in den Bergen oder im Wald. Wo niemand mein Leben so unmittelbar be- oder verurteilt. Ich glaube, ich wäre sicherlich mit meiner Unordnung auch dort nicht glücklich. Aber ich glaube, ich könnte mich dort trotzdem viel befreiter auch mal einfach hinsetzen und einen Kaffee trinken.
Den Sinn und die Erfüllung des eigenen Lebens zu suchen... mir scheint das eine sehr mächtige Aufgabe. Ich bewundere (und beneide auch ein wenig) Menschen, die sagen oder auch einfach ausstrahlen, dass sie so richtig "angekommen" sind. Allerdings kenne ich nur sehr, sehr wenige Menschen auf die das - meinem Empfinden nach - wirklich zutrifft. Aber diese Menschen strahlen so eine unglaubliche Zufriedenheit, fast schon Weisheit aus. Die scheinen regelrecht in sich selbst zu ruhen. Irgendwie wünsche ich mir, dass ich auch mal an so einen Punkt tiefer Zufriedenheit komme. Damit meine ich jetzt auch gar nicht das völlige Freisein von alltäglichen Sorgen. Aber ich habe das Gefühl, diese Menschen haben auch im Umgang mit Schwierigkeiten eine souveräne, gelassene Umgangsweise und lassen sich von vielen Dingen gar nicht erst aus der Ruhe bringen. Vielleicht sind das alles aber auch grundsätzliche Charaktereigenschaften und gar kein Zustand den man einfach irgendwann irgendwie erreichen kann.
Ich würde mir für mich, für mein Leben auch mehr Gelassenheit wünschen. Aber ich glaube, das setzt auch in gewissem Maße Sicherheiten, Rückhalt und auch Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl voraus.
Jedenfalls sehe ich die Aufgabe, Sinn und Erfüllung des eigenen Lebens zu finden als einen Weg, Prozess... von dem ich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt auch glaube, dass die Möglichkeit besteht, dass er vielleicht gar nicht abgeschlossen werden kann bevor das Leben zuende ist. Vielleicht liegt das in meiner momentan doch eher negativen, hoffnungslosen, überforderten und deswegen bisweilen auch verzweifelten Verfassung (von der ich wiederum glaube, dass sie in meinem Chaos begründet ist).
Ich hätte gerne mehr Selbstwertgefühl. Aber ich weiß nicht wie ich das - abgesehen mal von therapeutischer Hilfe - erreichen kann. Bzw. glaube ich, wenn ich meine Wohnung wieder in ein "richtiges" Zuhause verwandeln könnte, wenn ich das schaffen würde, dann wäre ich mir selbst wieder mehr wert. Ich verachte mich selbst für die Zustände hier und die Tatsache, dass ich sie nicht geändert bekomme.
Aber heute hatte ich immerhin einigermaßen einen Lauf, könnte man sagen.

So, jetzt mal das "Fazit" von heute:
- Geschirr/Küche erledigt
- Bettzeug verräumt
- Couchtisch erledigt
- Katzentoiletten geleert
- Katzennäpfe gespült/frisch gefüllt
- Plastikmüll rausgebracht
- Papiermüll rausgebracht
- neue Getränke gemacht (SodaStream)
- leere Einkaufstaschen ins Auto gebracht
- gelüftet
- einen Korb mit Putzlappen, Geschirrtüchern etc. zusammengelegt und weggeräumt
- Sechs Kartons mit Katzenfutter-Beuteln von der Flurkommode ausgeräumt, Beutel ins Regal gepackt, Flurkommode abgewischt
- Klamotten für morgen rausgelegt

Einerseits bin ich auf jeden Fall zufrieden damit! Ich hab heute mehr geschafft als oft an mehreren Tagen zusammen, und man sieht dann an einzelnen Stellen schon auch was. Und so hab ich heute auch mal früher als sonst "Feierabend" und gönne mir den auch (wenngleich immer irgendwo im Hinterkopf ein leises "Du könntest jetzt noch einen Korb Wäsche zusammenlegen!" rumspukt).
Aber auf der anderen Seite ist eben immer diese Unzufriedenheit hat da weil ich weiß, dass sind nur die alltäglichen Aufgaben. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Das leisten alle anderen auch. Und vor allem: Nichts davon ändert etwas an meinem Problem.
Aber um das jetzt nicht ganz negativ abzuschließen: Ich habe heute viel geschafft und das trägt immerhin dazu bei, dass sich mein Problem nicht noch verschlimmert!

Schöne Ostertage wünsche ich euch! :)


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09.04.2023 08:58
avatar  Gitta
#18
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Ja, Sinn des Lebens klingt erstmal sehr hochtrabend und allumfassend. Aber ich meine das gar nicht in dem Sinne von groß oder besonders. Also so, dass wir dann in der Zeitung stehen würden mit „Frau Celeste entdeckt Gegenmittel gegen tödlichen Virus X!“ oder „Frau Gitta erfindet super sparsames Solar Mobil!“. Das mag dann von der Gesellschaft sehr hoch gelobt werden, aber ohne die Hilfe der vielen, vielen anderen ließen sich solche Errungenschaften gar nicht erreichen oder in großen Nutzen umsetzen. Von da her denke ich, jeder arbeitet an seiner Stelle an etwas, was unsere Gesellschaft bereichert. (Mit Ausnahme vielleicht von antisozialen Menschen u.ä.)

Und das zu entdecken oder zu finden oder uns bewusst zu machen, meine ich mit Sinn unseres Lebens finden. Eine Arbeit zu finden, die uns liegt, in eine gemütliche Wohnung nach Hause zu kommen, die wir nur für uns eingerichtet haben. Ein Hobby (oder Ehrenamt) zu finden, bei dem wir nah bei uns selbst sein können (etwas, was wir sinnvoll finden, ausüben können). Uns um Tiere zu kümmern oder einen Balkon voller Blumen und Kräuter für uns einzurichten. Oder was uns sonst so liegt und Freude macht.

Zum Beispiel in der Natur zu sein. Wohnwagen oder Zelte kann man ja vor Ort auch mieten. Oder kleine Hütten. Vielleicht mit einer kleinen Gruppe zusammen?


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09.04.2023 10:18
avatar  Wolfram
#19
Wo

Gitta,

bis vor kurzem habe ich auch noch so gedacht, dachte auch, bei richtigem Leben köñnte ich ewig leben, darum muß ich mich durch Sammeln von Informationen und schönem Leben darauf vorbereiten. Aber durch das tragische Ereignis sieht das ganz anders aus. Ich weiß nicht, wozu ich lebe, wozu ich geboren wurde, wozu ich aufräumen muss, wozu ich Sachen kaufe, die dann doch später weggeworfen werden. Das alles für so eine kurze Lebensphase.
Als Kind lebte ich in der Gegenwart, danach in der Zukunftsplanung und jetzt im Nichts.
Ostern sind für mich Tage, wo ich nichts zum Essen kaufen kann.
Jesus ist auferstanden, aber kann er nicht von Räubern weggetragen worden sein.

Für euch ein schönes Osterfest, für mich war es Mal schön.

Viele Grüße
Wolfram


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09.04.2023 11:06
avatar  Gitta
#20
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@Wolfram

Ich habe auch Menschen verloren. Und das hat sich bei mir so ausgewirkt, dass ich mich wohl schuldig dafür fühle, selbst noch zu leben. Manche würden mir diese Schuld wohl auch einreden wollen.

Aber, was würden meine gegangenen Freunde selbst dazu sagen? Würden sie es gutheißen, dass ich mich fertig mache und fortan nur noch unglücklich durch das Leben quäle? Würden sie das wollen? Oder würden sie sagen, mach es so, wie wir es uns einmal alle vorgenommen haben? Wovon wir damals geträumt haben, mach Du es für uns alle? Was würden sie sagen?


Traurig ist es immer noch und wird es auch immer bleiben. Aber, wir haben doch gemeinsame Zeit mit ihnen verbracht. Diese wird auch für immer bleiben.


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