Liebe IBI
Zu dem Thema, in welche Richtung ich mich bewegen soll, habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Und ich habe feststellen müssen, dass man früher oft versucht hat, mich durch Verführung auf einen falschen (aber in gewisser Hinsicht einfachen) Weg zu locken. Was sicher auch häufig gelungen ist. Der falsche Weg wäre angeblich besser, weil man da mehr bekommen würde, als was einem normalerweise gegeben ist. Mehr Grandiosität, mehr Stärke, weniger Mühe als die anderen durch zufällige Privilegiertheit, keine Anstrengung durch Selbsthinterfragung oder den Anspruch auf Weiterentwicklung, und Fehler kann man natürlich als Eingeweihte in diese „geniale“ Leichtigkeit auch kaum machen. Wenn, dann sind die uneingeweihten anderen schuld. Und, steht so einem „armen Würstchen“ wie mir so ein „Ausgleich“ nicht zu, das müsse ich doch zugeben, gelle?
Natürlich kann dieser totale Anspruch nur in eine Sackgasse führen. Menschliches Leben ohne die üblichen Anstrengungen, Fehler und Leiden ist nicht möglich. Auch nicht für Menschen, die außergewöhnlich heftig unter Verbrechen anderer Menschen gelitten haben.
Nun habe ich schon vor einiger Zeit gelesen, dass maligne Narzissten große Selbstdarsteller sein können, die besonders überzeugend wirken (können). Selbst großen Irrsinn und Lügen können sie ruhig und völlig überzeugend darstellen. Damit haben sie schon ganze Firmen in den Konkurs geführt.
Und auch einige maligne Narzissten aus meiner Kindheit waren leider mit dieser zweifelhaften Begabung gesegnet. Da kam ich mir vor, als ob ich mit einem riesigen Berg reden würde. Aber da war gar kein Berg. Nur ein sehr überzeugend wirkender Narzisst. (Also natürlich gab es da auch mehrere, die sich miteinander abgesprochen haben.) Nun gut, wenn das (ein unwahrer Inhalt) mit Gewalt und gezwungen und von oben herab kommuniziert wird, bleibt immer ein Zweifel. Aber (ein anderer unwahrer Inhalt) als gesäuselte Verführung so scheinbar ohne schlechte Absicht an einen ran kommuniziert, bringt einen leider schon dazu zu glauben, da wäre etwas dran.
Wahrscheinlich funktioniert das so ähnlich auch im Großen.
Wenn Du von Menschen, die das KZ überlebt haben, schreibst. Hm, das können einmal Menschen gewesen sein, die bevor sie ins KZ gekommen sind, in einer liebenden Familie gelebt haben, und da schon Ressourcen aufgebaut haben, um die wir uns hier noch bemühen. Dann sind Menschen auch unterschiedlich veranlagt, manche werden schneller wieder lebens- und handlungsfähig als andere.
Und dann, hier beziehe ich mich auf Beiträge von machen Forumsmitgliedern, haben ja manche geschrieben, sie hätten die schlechten Erfahrungen einfach ganz schnell hinter sich gelassen, wären jetzt völlig normal und schauten einfach nur noch nach vorne. Dann habe ich so meine Zweifel, ob nicht doch nur schön geredete Verdrängung gemeint ist.
Aber ich will hier auch niemand abhalten oder schlecht reden, sich so mit der Sache zu bereinigen. Nur bitte auch die anderen, die etwas tiefer schauen wollen, ihr Ding machen lassen. Wir sind nicht weniger lebenstüchtig, nur, weil wir uns dazu noch mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigen.
Ach so, um nochmal auf Deine Frage zu kommen. Bei mir sind starke Emotionen meistens starke Ängste. Hm, nun, ich versuche, zu entspannen. Mich erstmal auf etwas anderes zu konzentrieren. Dann versuche ich mit rationalen Überlegungen, die Angst etwas zu schmälern. Das auch in mehreren Wiederholungen. Dann überlege ich auch, was liegt in meiner Macht, was kann ich ändern und was nicht?
