Mein Vater ist ein Messi.

04.09.2015 13:57
#1
Ta

Hi Leute,
also wie schon gesagt geht es um meinen Vater (59) und ich weiß nicht wie ich ihm es sagen soll.

Also ich bin 20 Jahre jung und weiß nicht mehr weiter. Ich fang mal ganz von vorne an.
Mein Papa und meine Mutter haben sich getrennt als ich 9 Monate alt war und als ich 3 war wurde ich vor seiner Haustür von seiner damaligen Freundin angefahren. Daher glaube ich, kommt sein extrem starker Beschützerinstinkt mir gegenüber. Auf jeden Fall fing das ganze schon früh an, ich war so zwischen 8 und 10. Ich war jedes Wochenende bei meinem Vater und jedes mal habe ich aufgeräumt und jedes mal wenn ich die Woche darauf wieder kam, war erstens mehr Zeug da und ich konnte alles wieder von vorne machen. Zu der Zeit fing es auch an das mein Zimmer immer voller mit seinen Sachen wurde, bist ich dann irgendwann bei ihm schlafen musste.
Da habe ich nicht verstanden was mit meinem Vater passiert. Ich wollte ihm einfach nur eine gute Tochter sein und ihn von seiner stressigen Woche erholen lassen. So habe ich ihm so gut wie immer Frühstück ans Bett gebracht und hab dann angefangen aufzuräumen. Mein Papa ist nie ein schlechter Papa gewesen wir waren jedes Jahr im Urlaub und haben auch so oft etwas unternommen. Wir waren auch jeden zweiten Samstag in der Stadt, jedoch auch oft in seiner damaligen Firma nun weiß ich erst das er auch schon damals quasi von zu Hause geflohen ist.
Alles wurde noch schlimmer als er bei der Firma gekündigt wurde weil diese pleite ging, jedoch hatte er gleich bei seinem alten arbeitskollegen angefangen können, wo er jetzt auch immer noch zu sehr guten Konditionen arbeitet.
Als ich 15 war habe ich meinen Freund kennnengelernt und habe zu meinem gesagt ( im Streit ) das ich das so nicht mehr kann und er hat mich zu meiner Mutter gebracht. Seit dem war ich nicht mehr da, habe aber immer noch sehr guten Kontakt zu ihm da wir immer Freitags und Sonntags bei meiner Oma sind. Und wir telefonieren auch jeden Abend.

Ich merke immer mehr wie er von zu Hause flieht, er ist immer nur bei der Arbeit auch Samstags und Sonntags ist er ja bei Oma. Ich glaube er fährt nur noch zum schlafen nach Hause. Immer mehr merke ich wie er daran kaputt geht und so gehe auch ich immer mehr daran kaputt und bekomme mein Leben selber nicht auf die Reihe. Ich belüge Meine Eltern, weil ich immer Angst habe etwas falsch zu machen obwohl ich weiß das ich es damit nur schlimmer mache. Ein kurzes Beispiel
Ich habe vor 2 Wochen angefangen ( über eine Verleihfirma ) als Produktionshelferin an der Linie zu arbeiten. Der Job gefiel mir gar nicht, da hat man auch viel zu viel Zeit nachzudenken und da ich sowieso schon jeden Tag darüber nachdenke wie ich meinen Papa helfen kann war es eine reine Qual für mich, also habe ich mich am dritten Tag krank gemeldet und bin dann einfach nicht mehr dahin gegangen und habe mich auch nicht mehr bei der verleihfirma gemeldet. da ich auch jeden Kontaktversuch von denen ignoriert habe , haben die bei meiner Mutter angerufen, sich über mich beschwert und daraufhin hat sie bei meinem Papa angerufen und da keiner davon wusste habe ich wieder großen Ärger. Ich weiß nicht wieso ich was so was immer mache, auf jeden Fall will ich das eigentlich gar nicht nur vor irgendwas hab ich bei Leuten Angst.

Seid drei Jahren kann ich Nachts nicht mehr richtig schlafen, ich werde schnell aggressiv und habe immer Angst das Papa zu Hause etwas passiert und keiner bekommt es mit.
Ja ich bin die einzige die von seinem Chaos weiß.
Könnt ihr mir helfen???


 Antworten

 Beitrag melden
04.09.2015 14:56
#2
Ta

Hallo Tarri Tara !
Herzlich willkommen im Forum.
Ob wir Dir helfen können, weiss ich persönlich nicht.
Aber Du kannst gern reinkommen in unsere "gute Stube" und Dich umgucken.
Wir haben auch eine Rubrik für Angehörige.
Nach allem, was ich hier gelernt habe, sollten sich Angehörige erstmal drum kümmern, dass es ihnen selber gut geht.
Mit Druck auf Herrn Papa erreichst Du gar nix.
Er muss selber soviel Leidensdruck haben, dass er selber etwas ändern möchte. Ich sehe es ja an mir selber.
Jetzt, wo ich selber anders leben möchte, geht auch - ganz langsam - was voran.
Dein Herr Papa leidet vermutlich unter massiven Ängsten , die mit seiner Biografie zu tun haben.....ob das schon
den Hang zur Depression hat, oder zum Bournout .....wäre zumindest zu bedenken.
Zumal sich Depressionen bei Männern und Frauen unterschiedlich zeigen.....laut Literatur.
So, denn wünschen ich Dir fürs Erste viel Spass und Entdeckerfreude auf unseren verschiedenen Threads.

Grüssele Mausohr


 Antworten

 Beitrag melden
04.09.2015 19:06
avatar  ( gelöscht )
#3
Gast
( gelöscht )

Hallo TarriTarra,

du erzählst von einem Vater, der ständig vor Dingen flieht, die er offensichtlich als Qual empfindet, und wunderst dich, warum du solche Sachen ständig machst, wie einfach nicht mehr zu einem Job hingehen, obwohl du dafür Ärger bekommst?

Also ich bin ja bloß nebenberufliche Küchenpsychologin, aber da scheint mir recht klar auf der Hand zu liegen, dass das wohl euer Familiending ist, davonzulaufen, wenns schwierig wird.

Jemand muss diesen Teufelskreis unterbrechen. Nur bist du als Tochter nicht dafür verantwortlich, für das Wohl deiner Eltern zu sorgen, sondern umgekehrt. Auch wenn du dir Sorgen machst - was ich toll finde - aber Mausohr hat Recht: Bevor du anderen helfen kannst, musst du dich erst in eine Position bewegen, aus der heraus du wirklich helfen kannst. Und davon scheinst du meilenweit entfernt.

Du schreibst übrigens nichts über deine Mutter, was mich wundert. Dir ist klar, dass dein Vater flieht, aber wenn jemand sagen wir mal vor einer Bande pistolenschwingender Räuber davon rennt, probiert man doch auch nicht, den Fliehenden zu überreden, stehen zu bleiben oder sogar umzukehren, sondern man muss die Bedrohung unter die Lupe nehmen und - sofern man dazu fähig ist - diese beenden.


 Antworten

 Beitrag melden
05.09.2015 20:20
#4
Ta

Erstmal will ich mich für euer Beiträge bedanken. Vielen Dank...😉

Also ich habe gestern meinen ganzen Mut genommen und mit meinem Vater gesprochen und er hat mir auch vieles erklärt.

Er hatte damals im Keller einen fotoraum, da hat er nicht nur selber Fotos entwickelt sondern teilweise auch gelagert. Als wir dann einmal ausm Urlaub kamen war der Keller überflutet und die Fotos zerstört. Nun musste er natürlich die anderen Sachen aus dem Keller irgendwo anders hin stellen. Und viel davon kam in mein Zimmer, da ich ja eh nur am Wochenende da war. So... Aber um den Keller wieder fertig zu machen hatte er damals kein Geld , da er viel Unterhalt an meine Mutter für mich zahlen musste und er ja auch noch das Haus abbezahlen musste, außerdem wollte er nicht auf unsere gemeinsamen Unternehmungen verzichten.
Ich glaube danach fing das mit dem sammeln an.
Und er sagte das er nicht wüsste wofür er das Haus jetzt noch fertig machen soll, da er sich ja auch eine eine kleine Wohnung nehmen könnte, das würde ja völlig reichen. Damals dachte er ja noch das ich das Haus irgendwann nehmen würde aber weil ich ja meine Ausbildung vor einem Jahr hingeschmissen hatte und ja jetzt nichts mehr auf die Reihe bekomme würde ich die Kosten des Hauses ja eh nie tragen können, So er...

Naja, aber ich glaube nach dem Gespräch verstehen wir uns gegenseitig wenigsten ein bisschen. Gucken wie es nun weiter geht...


 Antworten

 Beitrag melden
14.09.2015 12:13
#5
avatar

Jetzt möchte ich da auch noch meinen Senf dazu geben.
Was ich dem Geschriebenen entnehme, seid Ihr Beide überfordert.
Ihr Vater musste einen Verlust nach dem andere hinnehmen, da fängt man an, Dinge die für niemanden eine Bedeutung haben, nicht mal wirklich für einen selbst, anzusammeln. Die gehen nicht weg, darüber hab ich eine gewisse Kontrolle. Wenn man so ein Verlierer ist, ich spreche von mir, hat man keine Ressourcen. Was man in dieser Situation allerdings erkennen muss, nicht soll oder könnte, wirklich muss!!!, ist, dass man Hilfe braucht. Das geht auch nicht von jetzt auf gleich, das braucht Geduld, mit sich seber.
Ich, für mein Teil, habe erst mit knapp 60 Jahren begonnen, mich aus der 'Opferrolle' zu lösen, dann hört das 'Verlieren' allmählich auf und man beginnt wieder, Lebensmut zu fassen. Leider ist auch klar, dass man in der Opferrolle das Leid geradezu anzieht und die damit verbundenen Menschen. Die Nutznießer tun das auch nicht, weil ihnen fad ist, sondern weil sie sich unbewusst Opfer aussuchen.
Sprechen Sie mit einem vertrauenswürdigen Psychologen oder Mediator, aber achten Sie darauf, dass man sie nicht manipuliert. Mir hat mein Psychologe (ich bin seit ca. 2004 in Dauertherapie, früher wöchentlich, weils mir permanent schlecht ging, jetzt einmal im Monat, weils mir unglaublich gut geht, seit ich gelernt habe, mich selber zu mögen trotz aller Unebenheiten - durch sein "Dasein" und Zuhören unglaublich geholfen, er hat zu keiner Zeit mich (das hatten andere sehr wohl versucht) zu manipulieren, und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!