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ANGST vor....
#16
Danke,Sonja,für die wertschätzenden Worte. Inzwischen habe ich Bessies Geschichte gelesen.
Da finde ich mich teilweise wieder,was den inneren "hauruck" angeht.
Auch kann ich allen etwas nachfühlen,die eine schwierige Beziehung zur Mutter haben.
So lieb ich Mama immer noch habe.........eines Tages hat mir jemand gesagt, du musst dich
neben ihr behaupten,du bist doch auch wer. Seitdem sind wir uns nur noch sporadisch nahe.
Ich habe auch längst nicht mehr so starke Sehnsucht nach einem Besuch,etwas,was ich mir vor drei Jahren
noch nicht vorstellen konnte.
Das ist einerseits schade,aber da ich zurzeit nicht mehr Kraft für das "aussen" aufbringen kann,
geht es nicht anders.
Ich hab sehr viele kleine Baustellen,aber vor allem beschäftigt mich unterschwellig immer noch
alles,was mit gefühlter oder tatsächlich erlebter Kränkung zu tun hat.
Dabei tue ich beides,überlegen,nachdenken,entscheiden einerseits,andererseits bete ich zu Gott.
Das gibt mir Halt. So,es ist spät. Andermal mehr. Tschüss bis denne Tante Mausohr
LEERE.
Ich mag diejenigen fragen, die bereits ihre Aufräumerfolge haben bzw. hatten, uns mitzuteilen, wie ihr die LEERE in diesem Zusammenhang erlebt.
Wie ihr mit dieser Leere umgeht? Hat sich die Leere möglicherweise in etwas anderes verwandelt?
Falls ja, wie hat sie sich für euch verändert?
Ich merke immer wieder, dass ich die durchs Aufräumen entstehende Leere kaum aushalten kann.
Glücklicherweise brauche ich es auch nicht soooo voll, dass ich mich kaum bewegen kann.
Aber den Boden stelle ich relativ schnell wieder voll, dass ich nicht hindernisfrei saugen und putzen kann.
Also, wenn ihr mir mitteilen könnt, wie ihr mit dem Gefühlserleben bei Leere umgeht, dann freue ich mich auf eure Schilderungen.
Vielleicht wird meine Angst dadurch kleiner oder verschwindet.
Vielen lieben Dank
Sonja
Hallo Sonja!
Ja. Hat sie. Augenblicklich entiwckle ich, zu meinem Erstaunen, ein urgesundes Gefühl für soziale Kontakte. Aber mal Film zurück zum Anfang. Wenn wir von bösen Kindheitserfahrungen sprechen, so muss ich mich ein wenig korrigieren. Wie bei Jedem von uns, so gibt es natürlich auch bei mir Verhaltensweisen, die ich mir antrainiert habe und nun wieder abtrainieren muss.
Im Gegensatz zu den meisten, wusste ich aber immer, woher z.B. meine Unfähigkeit stammte, vernünftig mit Kritik um zu gehen. Wenn mich jemand kritisiert hat, wurde ich starr wie das Karnickel vor der Schlange, was mein Gegenüber schnell als Verstocktheit interpretiert hat, wodurch die Sache natürlich noch schlimmer wurde.
Ursaache dafür war, bzw. ist, dass in meiner Kindheit und sehr frühen Jugend, Entscheidungen mehrfach äußerst paradoxe und nicht vorhersehbare, negative Konsequenzen hatten. Das wiederum resultierte daraus, dass meine Mutter und ich tatsächlich auf zwei verschiedenen Wellenlängen leben. Sie ist ein Kopfmensch, ich bin ein Intuitivling. Für sie war nicht nachvollziehbar, warum ich bestimmte Dinge auf eine weise tue, ich habe ihre Rektion darauf genau so wenig verstanden.
Das führte bei mir (und wie ich heute weiß auch bei ihr) zu einem ganz tiefsitzenden Gefühl der Hilflosigkeit, welches bei mir darin gipfelte, dass ich nix mehr anfing, mich nix mehr traute, weil meine Psyche schon vorweg nahm, dass dabei ja so wie so nur wieder was rauskommt, was ich gar nicht will.
Wurde natürlich noch verstärkt durch die Tatsache, dass ich als Kind annahm, meine Mutter habe immer Recht und nur ich sei zu blöd, das zu verstehen. Wie andere hier auch, war ich eine ausgezeichnete Schülerin und hab mich danach massiv vergaloppiert, ohne wirklich zu verstehen, warum das so ist.
Nicht einmal mein Selbstbild stimmte und diese eigene Fehleinschätzung trug ich auch noch nach draußen.
Ich galt als introvertiert und kontaktarm. Das ist nicht nur falsch, das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich gehöre zu den Menschen, die an jeder Bushaltestelle, ohne aufdringlich zu wirken, ein Gespräch mit jemandem anfangen kann und ich genieße es, unter Freunden zu sein.
Selbst meine Therapeutin hat damals am Anfang Ursache und Wirkung verwechselt. Je weiter ich heute mit dem Entrümpeln und Renovieren der Wohnung komme, um so leichter fällt mir der gedanke, auch mal wieder jemanden auf einen Kaffee oder ein glas Wein ein zu laden.
Für mich stand bei der Therapie (damals generalisierte Angststörung) folgendes Problem: Meine Kindheit und Jugend sind eine Ansammlung abstruser Probleme. Ich könnte den Rest meines Lebens damit zubringen, die auf zu analysieren. Wohlgemerkt, ich wurde weder misshandelt, noch absichtlich psychisch gequält und hatte eine ausgesprochen liebevolle und engagierte Mutter (mein Vater ist ein anderes Thema, aber der lebte zum Glück nicht bei uns). Aber wie der Körper, so hat auch die Psyche Selbstheilungskräfte. Wenn man sie lässt und sanft unterstützt, ist sie in der Lage, viele Dinge selbst wieder an den richtigen Platz zu räumen.
Ich war der Ansicht (und bin es auch heute noch) dass für mich persönlich die beste Strategie ist, tabula rasa zu machen, zu versuchen, ganz von vorn, in jeder prägnanten Situation, wirklich zu fragen: Wie MÖCHTEST Du jetzt wirklich reagieren? Es ist völlig unwichtig, was Du gelernt hast, was man jetzt tut, wichtig ist nur, was Du jetzt tun möchtest, wie Du reagieren willst.
Das war anfangs extrem anstrengend und führte zeitweise auch zu ziemlich überzogenen Reaktionen. Doch je mehr ich festsstellte, dass ich das tatsächlich in der Hand habe, um so plausibler wurde es, daran zu arbeiten, mich faktisch neu zu erfinden.
Ich finde mich heute, im Großen und Ganzen, ganz lustig. Es gibt noch eine Menge Baustellen und vor allem meiner Harmoniesucht und meinem extremen Helfersyndrom bin ich noch ganz und gar nicht Herr geworden, aber ich kann heute durchaus sagen: Nimm mich, wie ich nun mal bin oder lass es!
Da es gaaaanz doll liebe Menschen gibt, die nicht weggerannt sind, bin ich wohl gar nicht so unmöglich, wie ich immer glaubte und mitterlweise gibt es immer mehr Dinge, die ich wirklich anfange und einfach durchziehe. Wenn sie nicht klappen, klappen sie halt nicht - dann versucht man anschließend eben was Anderes und hakt das Alte als Erfahrung ab. Das prägnanteste Beispiel war dabei meine Zahnarztangst. Verstärkt durch die Angststörung war das für mich ein ewiger Leidensdruck. Letztes Jahr, als ich die Arbeit fand, die ich heute mache, war der Zeitpunkt ran, dass das eskalierte. Eines Abends wurde mir klar, dass ich doch sicher nicht die Einzige bin, die mit dem Problem kämpft. Also Google bemüht, einer Angstzahnärztin aus unserer Region eine ziemlich beschämte und ehrliche Mail geschrieben (telefonieren hätte ich nicht gekonnt, da hätte ich vor Scham den Mund nicht aufbekommen) und verschämt der Dinge geharrt, die nun vielleicht kommen. Was kam war eine superliebe Mail mit einem Terminvorschlag. Ich bin dort aufgeschlagen und das wars. Nach einem Jahr und zahllosen Terminen ist die Geschichte heute Vergangenheit und erledigt. Sieht man davon ab, dass ich zu den, vermutlich ganz wenigen, Menschen gehöre, die gern zum Zahnarzt gehen. Ich bin sooo glücklich, dass ich es wieder kann.
Jeder muss halt seinen Weg finden, der für ihn funktioniert, Geheimrezepte gibts da wohl eher nicht.
Habt einen schönen Sonntag
Kay
#19
Damit habe ich wieder eine Bestätigung dafür dass es für mich nicht gut ist, alles durch die Brille Behinderung zu sehen.
Liebe Kayla,was Du über Dein Verhältnis zur Mutter schreibst, da finde ich mich zum Teil wieder. Ja, ich habe auch eine Mutti,
bei der ich den Eindruck habe, wir schwimmen, auf zwei verschiedenen Wellenlängen. Ja, ich erinnere mich,dass ich vor der Ehe und vor den ersten Glaubensschritten
oft den Eindruck hatte, dass meine Entscheidungen meistens nix taugen, kommt eh nur Mist bei rum. Und so zog ich mich in kleinen Schritten immer weiter zurück,
ganz abgesehen davon, dass ich mir nie langfristige Ziele erarbeiten und drauf zusteuern kann.
Mama selber sagt, sie ist ähnlich sensibel und naiv gewesen wie ich in jungen Jahren so unmittelbar nach der Vertreibung und dem Krieg.
Aber das Leben und der Beruf(und die Parteiarbeit) hat sie gelehrt, nur mit Härte und klarem Verstand kommt man weiter. Das wollte sie an mich weitergeben,
doch ich war anders. Ich wurde so anders vom Wesen her, dass zwischen Mutti und mir nach und nach sowas wie eine Glasmauer gewachsen ist.
Denn sie findet ja nix von sich in meiner Lebensweise. In der Hoffnung,doc noch was zu ändern und vielleicht auch aus Hilflosigkeit, hat sie lange Jahre
immer wieder Druck gemacht, ich soll aufräumen, denn ich kann es doch. Sonst kann sie mich nicht besuchen. Das verstärkte meine unbewusst vor -
handenen Schuldgefühle noch. Doch als ich endlich den Weg gefunden hatte, mich von ihr abzugrenzen, ging es mir allmählich besser.
Nun ist sie auch alt geworden, da muss ich um so mehr überlegen, was ich erzähle. Also ist innere Selbständigkeit zu stärken. Damit meine ich, dass ich
lerne, ich bin gut darin, etwas zu erkenenn und zu entscheiden. Egal, was andere sagen, wenn es sich stimmig anfühlt, dann ist es okay.
So,......bis später,ich mache ein Nickerchen. Grüssele Mausohr
Hey Kayla,
danke für deine ausführliche Beschreibung.
Wie hast du das gemacht: dir überlegt wie du reagieren willst und deine Unkenntnis und unwissenheit wie das machbar sein könnte auszuklammern?
den Gedanken finde ich grundsätzlich super, aber mir gelingt der zweite teil nicht wirklich. er leitet mich sehr in meinen Gedanken, dass ich das nicht gelernt habe.
ja, ich finde es wichtig, dass du mich an das Phänomen mit der Hilflosigkeit ansprichst. das verdränge ich doch nur zu gern. auch mit diesem gefühl umzugehen, habe ich für mich nicht gelernt. und ich weiss, dass es mit der leere im zusammenhang steht.
Viele grüsse und danke für deine Impulse.
dein helfersyndrom ist hier superwillkommen.
sonja
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