Ich denke, ich habe ein Problem.

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13.09.2013 19:57
#6
Ta

Man muss sich aber klar sein, dass Therapeuten einem nur das Werkzeug in die Hand geben oder darauf hinweisen können, welche Werkzeuge
zur Problemlösung man bereits hat, den Weg suchen und gehen muss man selber. Mir war das schnell klar, deswegen habe ich auf weitergehende
Therapien verzichtet. Nachdem ja meine Depression einigermassen überwunden ist, mache ich weitgehend allein weiter.
Es hilft mir aber,hier mitzulesen und zu - schreiben, weil ich es so etwas leichter hab mich zu motivieren, dran zu bleiben.
Und immer die Frage, was ist jetzt für mich wichtig und mit welchen Arbeitsschritten kann ich das erreichen. Zeitvorgaben mache
ich mir am liebsten gar keine, aber ganz ohne geht es nicht, weil es ja auch Sachen gibt, die von aussen kommen und erledigt werden
sollen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Sagt mal, wie geht Euch das ? Manchmal denke ich, unser Problem hängt mittelbar auch zusammen mit der gesellschaftlichen
Realität. Man kommt irgendwie nie wirklich zur Ruhe, weil man immer wachsam sein muss, was die eigene Existenz betrifft,
vor allem in finanzieller Hinsicht. Da sind auf der einen Seite laufend Änderungen an Gesetzen, die neue Auswirkungen auf den einzelnen
haben und zum Anderen für viele die unsichere Arbeitsplatzlage und zum Dritten die überall anzutreffende oft sehr raffinierte Werbung, der man selbst dann
nicht aus dem Weg gehen kann, wenn man es will. Ist es da ein Wunder, dass viele in seelische Schieflage geraten ?
Ist es da ein Wunder, wenn es soviel Gewalt überall gibt in verschiedenster Ausprägung ?

Wut , Zorn , Angst, erfahrene Kränkung..........muss ja irgendwo bleiben................. Grüssele Mausohr


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14.09.2013 00:31
#7
Pa

In einer riesigen Aufräumaktion haben wir heute zu 90% alles geschafft, morgen kommt dann der Rest.
Habt ihr vielleicht noch ein paar Tipps, damit man diesen Zustand auch so halten kann ?
Ich würde wirklich gerne Freunde auch mal zu mir einladen, die auch mal einfach spontan vorbeikommen.
Was mich auch mal interessieren würde, wo ist der Unterschied zwischen einem Messie und der Einstellung der totalen Faulheit ?
Also in den Auswirkungen ?

Ich bin echt froh, dass es jetzt wieder vorwärts geht, ich bin auch gerade echt glücklich.

Liebe Grüße und gute Nacht.


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14.09.2013 01:37
avatar  Kayla
#8
Ka

Es gibt keinen "echten" Unterschied, auf den man den finger legen könnte, deshalb wird das, nach wie vor, nach dem Ausschlussverfahren therapiert. Deshalb sind solche Internettests auch nicht wirklich aussagekräftig. Ein Erwachsener, dessen ADHS im Kindesalter nicht erkannt wurde, wird dort eben so bei den Messies landen wie ein Mensch mit einer Antriebsstörung durch posttraumatischen Stress, eine Mutter mit postnataler Depression oder ähnliche Fälle.
Die Grenzen sind auch schwer zu definieren. Wertbeimessungsstörung. Okay. Jemand, der in seiner Wohnung 1 Mio. verkleckster Bierdeckel herumliegen hat, ist ein Messie, weil kein Mensch diese Dinger für wertvoll hält. Jemand, der die Hälfte dieser Anzahl ordentlich und sauber an der Wand hängen hat, ist ein Sammler ...
Das ist eine Einzelfallentscheidung. Wie an anderer Stelle erwähnt, ist das aber kein Problem. All die Tips, die einem Messie helfen, die Werkzeuge, die er durch eine Therapie an die Hand bekommt, z.B. Achtsamkeitsübungen, helfen bei all diesen Diagnosen, denn sie bekämpfen eine grundlegende Verhaltensschwäche.
Oder anders ausgedrückt, ob ich am Ende die Dinge wegwerfe, weil ich sie abgeliebt habe, oder ob ich sie entsorge, weil ich mich drauf freue, den, dadurch freigewordenen Pltz schön zu gestalten, ist ja völlig egal, Hauptsache es passiert. Und, wie ich bereits anderwo schrieb, es ist auch für einen Liederling selbst von Vorteil, sich als Messie zu sehen. Ds Messiesyndrom ist eine psychische Störung, die kann jeden erwischen, man kann nichts dafür, es gibt also keine Schuldzuweisung und keinen Grund, sich pausenlos "faul" zu schimpfen. Und gerade dieser Punkt ist wichtig. So lange ich mich selbst beschimpfe und mir meine schwäche vorwerfe, wird dauerhaft gar nix, außer, dass ich mein Selbstwertgefühl kaputt mache. Okay. Ich bin eben ein Messie. Es fällt mir schwer, mich von Dingen zu trennen oder aber, durch meine Sammelwut ist mir die Situation so aus den Händen geglitten, dass ich kein Licht mehr am Ende des Aufräumtunnels sehe und nun alles andere auch herumliegen lasse.
Wenn ich pottfaul und liederlich bin, muss ich mich hinstellen und das in Null komma nix beseitigen, um mir selbst was zu beweisen. Was dabei herauskommt ist eine Art Jojo- Effekt, es passiert wieder und mit jedem Mal wird die schwelle höher.
Ein Messie darf das aber langsam angehen. Für ihn ist eine eggeworfene Zeitung ein Erfolg auf den er stolz sein darf, eine frisch gemalerte, saubere Wand ein Grund zu stolz sein. Der Vorteil dabei (und eben für jeden, der es schafft, das ohne Selbstvorwüfe an zu gehen) ist, dass man dadurch, dass man Tempo herausm´nimmt, sich selbst zeit gibt, wieder Freude an Ordnung und Aufräumen zu finden. Vergessen wir eins nicht: Wenn wir eine Sache zur Gewohnheit machen wollen, müssen wir sie mehr als 100 mal regelmässig in kurzen Abständen ausführen. Das gilt nicht nur für das morgendliche Jogging, sondern auch fürs Aufräumen.
Und das geht nicht gegen unseren inneren Schweinehund, sondern wir müssen das Teufelchen schon überzeugen, dass uns das gut tut und Spaß macht. In aller Ruhe.

Schönes Wochenende
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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30.12.2013 18:23
avatar  ( gelöscht )
#9
Gast
( gelöscht )

Hi Paddy,

> Habt ihr vielleicht noch ein paar Tipps,
> damit man diesen Zustand auch so halten kann ?

mag sich jetzt so lesen "der Lahme trägt den Blinden", denn ich bin von "die Wohnung ist zu 90% o.k" noch mehr als 99% entfernt :-) ... und sorry an alle, daß ich hier einen so alten Faden ausgrabe.

Aaaber: ich habe bei mir die ein oder andere "Ecke" bereits gesäubert, von rumliegenden befreit, geschrubbt und mir geschworen, dass diese genau so bleibt. Und immer, wenn ich dann in dieser "bildlichen Ecke" etwas "mache", eine "Aktion starte", ein "Projekt beginne", "den Alltag gestalte", dann räume ich die Sachen auch sofort wieder weg, das heißt nicht erst, wenn ich "fertig" bin, sondern wenn ich aufhöre, mich damit zu beschäftigen.

Ein Beispiel, welches den Kern der Sache beleuchtet:
Es ist/war Weihnachtszeit = Bastelzeit. Strohsterne, Klebstoff, Bastelbögen, Papierschnippsel, alte Zeitungen, Scheren, etc.pp, alles liegt auf dem Tisch herum, weil alles von überall her auf den Tisch getragen wurde, um zu basteln.

Nun bastelt man, und nach dem Basteln legt man die Scheren zu den anderen Scheren, den Klebstoff zu den anderen Klebstoffen, die Bastelbögen wieder dort hin, wo sie herkommen und so weiter - alles wieder an seinen Platz. Auch, und gerade dann, wenn man "nur schnell 15 Minuten" unterbrechen will, um nur mal schnell irgend was anderes zu tun (Einkaufen gehen, bevor die Läden schließen, Klebstoff besorgen, weil der Vorhandene zur Neige geht, usw.).

Mir geht es nämlich so, wenn ich dann zurückkomme habe ich vielleicht keine Lust mehr zum Basteln, und erst recht nicht, den Bastelkram ausgerechnet jetzt wegzuräumen, lieber würde ich gern ... tun, und das mache ich dann auch ... .

Resultat: Noch im Hochsommer würden die Weihnachts-Bastelsachen auf dem Tisch liegen, und ich würde denken ... "na ja, noch 4 Monate, dann ist wieder Weihnachten, dann setzt Du Dich "bequem an den Tisch und bastelst weiter - liegt ja noch alles da!".

Du merkst, worauf ich 'raus will?

Und - ja, das ständige "hinter-sich-her-Räumen" ist langweilig, zeitaufwändig und macht keinen Spaß. Aber noch weniger "Spaß" macht es, sehenden Auges wieder in die "Vermüllung" zu wandern und es ist noch zeitaufwändiger, die Unordnung eines Zeitraums > 1 Jahr/Monat/Woche zu bereinigen als alles sofort wieder zurückzulegen.

So, ich sehe gerade eine weitere "Ecke", die meine Aufmerksamkeit braucht! Würd' mich freuen, von Dir zu lesen, bis später!

Funzo


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