Angst und negative Gefühle hinnehmen

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09.10.2021 22:40
#41
An

@Liepa
Aber es fühlt sich doch bestimmt gut an, sich überwunden zu haben und zu sehen, dass es keine negativen Folgen hat, sich von etwas zu trennen?
Ich ziehe demnächst um und habe einiges weggetan, was ich schon länger mit mir rumschleppe, aber nicht mehr benutze. Ein Kuscheltier aus meiner Kindheit zum Beispiel. Ich dachte, ich würde es vermissen, aber tue ich nicht. Bin da nun doch rausgewachsen!
Auch wenn ich Sport mache, obwohl ich keine Lust darauf habe, oder mich zu einer kalten Dusche überwinde, bin ich hinterher immer stolz auf mich.


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11.10.2021 09:22
avatar  IBI
#42
IB
IBI

Zitat
Ich habe das dem Symptom zugrunde liegende Problem in Arbeit, das ist meiner Meinung nach das einzige, was man da wirklich langfristig tun kann und DAS nimmt einem keiner ab. Muss man allein durch.



Hmm, ich denke, ich weiss, was du meinst und doch finde ich es nicht stimmig zu lesen, dass man da Allein durch muss.
Du bist nicht allein, wenn du mit deinen Freundinnen etwas unternimmst - ja, vermutlich können sie vieles durch das du hindurchschreitest nicht nachvollziehen, weil sie die dahinterliegenden Grundprobleme zu wenig kennen - doch genau das ist, was ich finde, dass es braucht: Menschen, die jemanden bei diesen Prozessen begleiten, damit man in die Lage versetzt werden kann, das ALLEIN zu durchleben, was eben nur allein geht.
Denn in der Therapie hattest du eine Begleitperson, die dir deinen Weg mit geebnet hat.

Ich find es cool, dass deine Freundinnen sich freuen, wenn du kommst, ist aufräumen und eine schicke reine saubere ordentliche Wohnung präsentieren zu müssen, eine Entlastung, weil sie es genau deinetwegen nicht müssen und es später tun können. Interessant wie Nachteile sich für andere zum Vorteil entwickeln können.


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11.10.2021 09:32
avatar  IBI
#43
IB
IBI

Zitat
Die Lösung liegt in Begrenzung.


Stimmt.

Doch wenn du einen Messie begrenzt, dann fühlt er sich gezwungen und das sind Gefühle...wer mag die schon annehmen?
Wenn der Messie sich selber begrenzt, kann das ebenfalls geschehen, dass er sich mit seiner selbst bestimmten Entscheidung selber in die Bredouille bringt, weil er sich selber damit zu etwas gezwungen fühlt.
Alles, was man nicht mag, wird meist vermieden und VERMEIDUNG ist ein Zeichen von Trauma.

Nicht einfach aus diesen Mustern auszusteigen.
Meine Verändern sich, weil ich mich mit GRENZEN als Thema beschäftige und schaue, was mit meinen Grenzen passiert und wie es mir geht, wenn ich mich eingrenze, wie es mir geht, wenn meine Grenzen fehlen und und und.
Ich setze mir keine Grenzen, solange die Gefühle des Gezwungensein stärker wiegen als die Gefühle der Selbstbestimmung. Wenn diese Gefühlswelt zu kippen beginnt, dann kann ich schauen, wo ich Grenzen setzen mag und sie in meinen Alltag integrieren.


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11.10.2021 10:59 (zuletzt bearbeitet: 11.10.2021 11:11)
avatar  Liepa
#44
Li

@IBI
Die Messies sind ausgesprochene Gefühlsmeschen, was doch am Ende ihnen im Wege steht. Man muss einen Balans zwischen Gefühlen und Vernunft finden. Und erkennen, dass ohne negative Gefühle, Selbstüberwindung wir keine Fortschritte erzielen können. Das fängt schon beim Aufstehen an. Man möchte doch gerne weiter schlafen und nicht etwa aus dem warmen Bett aufstehen. Das erzeugt ein negatives Gefühl, die wir doch erfolgreich überwinden, weil der Vernunft sagt, wir müssen es tun. Nur auf die Gefühle zu achten (die dann auch oft widersprüchlich sind) führt in eine Sackgasse.
Was ist daran so schlimm, wenn du dich selbst zu notwendigen Tätigkeiten zwingt? Das ist doch ein normalen Prozess, das eigentlich alle im Alltag durchmachen. Es gibt eben Tätigkeiten, die wir sehr ungern machen, aber die notwendig sind.

MfG
Liepa


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12.10.2021 09:06
avatar  IBI
#45
IB
IBI

Vielleicht ist es genau das:
Die Widersprüchlichkeit der Gefühle zulassen.
Widersprüchlichkeiten haben wir alle im Leben, nur sind die ja irgendwie "verboten". Ich fragte mich früher auch, wie kann jemand Angst vor mir haben und mich gleichzeitig lieben. Das passt nicht zusammen. Allmählich verstehe ich, dass beides möglich ist. Angst vor bestimmten meiner Verhaltensweisen und andere Verhaltensweise sehr an mir mögen.

Tag und Nacht - sind auf ihre Weise mit Hell und Dunkel widersprüchlich, doch wir brauchen beide, damit wir einen vernünftigen Erholungsrhythmus gestalten können, weil der Körper und die Hormone entsprechend so gebaut sind.

Tja, so ging es mir früher. Ich wollte in meinem warmen (Wärme gibt Geborgenheit) Bett bleiben und die Überwindung war riesig.
Heute stehe ich früh auf, weil ich nicht schlafen kann, wenn mich vieles beschäftigt. Da brauche ich keine Überwindung.
Und manchmal möchte ich liegen bleiben, weil das Bett warum und kuschelig ist ,und manchmal kann ich wunderbar voller Tatendrang aufstehen und aufräumen. Da treibt mich keine Vernunft an, was ich vernünftig finde, nicht immer von dem angetrieben zu werden, was die Gesellschaft für vernünftig hält. Da ist kein ZWANG drin, und das ist ein sehr tolles und vernünftiges Erleben, etwas Vernünftiges ohne Zwang und Überwindung tun zu können. Einfach so, weil mir danach ist und nicht weil Vernunftgedanken mich dazu bewegen. Das finde ich sehr entspannend und damit wird vieles leichter im Leben, wenn sich die Vernunft nicht wie ein Zwang anfühlt, sondern es mein innerer Wunsch wird, so zu handeln, wie ich handele.

Ja, ich denke, dass sehr viele Messies hochsensibel sind und damit ausgesprochene Gefühlsmenschen. Ich habe im letzten Jahr viele hochsensible Menschen im Internet bei Kongressen angehört. Auch als Nichtmessie haben sie eines Gemeinsam: Alle haben sich darüber beklagt, dass ihre Hochsensibilität nicht respektiert und anerkannt wurde und mit "sei nicht so empfindlich" abgewertet wurde, weil viele Menschen keine Ahnung und damit ein fehlendes Verständnis haben, dass ca. 30 % der Bevölkerung sehr sensible Gefühlswesen sind und damit Grenzen verletzt werden.
Eine Balance finden mag richtig sein, aber die Balance ist genau richtig, wenn der Messie seine gefunden hat und nicht diejenige, die die Gesellschaft als vernünftig erachtet. Hochsensible Menschen brauchen andere Hilfsmittel, damit es ihnen gut gehen kann.


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