Erwartungen

  • Seite 4 von 59
04.02.2022 08:16
avatar  Sybille
#16
Sy

Wie ich den Begriff "Sinn" definiere? Du stellst Fragen @IBI
Also, wenn X mich zu der Überzeugung brächte, das es gut und richtig war, dass meine Eltern sich damals nochn Kind angeschafft haben. Dass es NICHT besser gewesen wäre, wenn ich nicht geboren worden wäre, dann würde ich X als "Sinn" bezeichnen. "Deshalb war's gut" / "Dafür war's nötig" / "Das war's wert"

Aber wie gesagt: Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es sowas nicht gibt. Sinnlos. Falsche Entscheidung. Nicht mehr zu ändern.

Wenn ich zB. das Fahrrad repariere, damit ich morgen nicht zur Arbeit laufen muss. Wenn ich Dich richtig verstehe, macht es nach deiner Begründung also "Sinn" das Fahrrad zu reparieren. Weil es meiner Würde zuträglich ist und Du die sinnvoll findest?
Ich hingegen, die ich nichtmal einen Sinn darin sehe aus dem Bett aufzustehen würde sagen "Fahrrad reparieren ist sinnlos". Warum ich trotzdem aufstehe und Fahrrad repariere, die Wäsche wasche und einkaufe?
Ich bin ja nunmal einmal hier und es bringt den Tag angenehmer herum es mir gemütlich zu machen, als wenn ich es lasse. Denn einen Sinn finde ich durch plattes Fahrrad, schmutzige Wäsche und einen wütenden Chef schließlich auch nicht...


 Antworten

 Beitrag melden
04.02.2022 19:46
avatar  IBI
#17
IB
IBI

Ich verstehe, was du meinst @Sybille
Du suchst deinen Sinn in der Vergangenheit.
Einen Perspektivwechsel wagen und dir die Änderung deines Blickwinkels zu erlauben, das kannst du heute als Erwachsene. Dazu kannst du dich ermächtigen und es dir selber erlauben.
Das kleine Kind in dir, weiss es natürlich besser....es war damals schliesslich beschi...und sorgt heute noch dafür, dass es dich regelmässig ins alte Vergangene zieht.

Ich finde es sinnvoll, wenn ich für mich einstehe und dafür Sorge trage, dass ich mir meine Bedürfnisse erfülle und mich selber Ernst nehme.
Meine Mutter hat ihren Job in meinen ersten Lebensmonaten ziemlich schlecht gemacht. Darüber bin ich sauer und das Sauer sein, darf sein...solange bis ich ihr vergeben kann. Oft habe ich den Eindruck, dass meine Mutter nicht wirklich Kinder wollte, doch ihrem Mann gegenüber, der viele Kinder wollte, konnte sie nicht NEIN sagen. Ich weiss nicht, ob mein Eindruck stimmt und werde darauf sicher keine Antwort bekommen.
Es hilft mir nichts und ist sinnlos, darauf zu hoffen, dass sich auf der Eltern-Seite etwas ändern könnte. Und ja, ich habe mich lange an eine solche Hoffnung geklammert und es hat seinen Prozess gedauert, bis ich das habe wandeln können.


Auch wenn sich dir das bis jetzt nicht offenbart hat, ich glaube daran, dass es einen Sinn für dich gibt, dass du dich FÜR das Leben entscheidest und unter uns weilst.
Mit dem Glauben bin ich jedenfalls noch hier.
Du kannst DEINEN eigenen Sinn für DEINE Zukunft und deinem JETZT unabhängig von dem Sinn für die Vergangenheit definieren. Nicht einfach, die Aspekte voneinander zu trennen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es möglich ist, und ich bin zuversichtlich, dass du dazu fähig bist.

Wie ist es für dich zu lesen, dass du nach Sinn auf Vergangenheitsebene und auf der Zukunftsebene suchen kann und sie sehr verschieden sein dürfen?


 Antworten

 Beitrag melden
04.02.2022 19:48
#18
avatar
Moderator

nehmen wir mal das Wort "Sinn" in einer anderen Relation. Ich sage mal: Bezogen auf das Chaos. Welchen Sinn macht es z. B. einen Küchenschrank frei zu räumen, ich meine die Schrankfläche, auf der so einige Sachen liegen. Ein Teil Müll, ein Teil Kochgeschirr, ein Teil Lebensmittel. Alles woanders hin geräumt, um eine freie Schrankfläche zu haben.

Eine Frage wäre, welche Bedeutung für mich eine freie Schrankfläche hat. Ist ungewohnt, aber da habe ich wieder mal Platz, wenn ich was eingekauft habe, dann muss ich das Zeug nicht auf den Fußboden stellen, dann stelle ich es wieder mal auf die Schrankfläche.

Dann die nächste Frage: Welchen Sinn hat es, diese Schrankfläche frei geräumt zu haben, wenn sie doch spätestens zum nächsten Einkauf wieder vollgestellt wird? So ist die Sinnhaftigkeit verloren gegangen. Weil jetzt aber alle Schrankflächen voll stehen, zumal sie sonst ja vollgestellt werden würden, stehen Einkaufstüten unausgepackt in der Küche rum, dadurch können nicht mehr 2 Leute nebeneinander in der Küche stehen, muss der andere draußen warten, wenn einer drin ist. Also würde es Sinn machen, den Inhalt der Einkaufstüten raus zu holen und die Tüten woanders zu deponieren.

Dumm nur, dass für den Inhalt der Stauraum fehlt, weil ja die Schrankflächen alle vollgestellt sind! Das ist der Sinn der Aktivitäten, die ich nicht durchführe, weil alles uferlos am Platzmangel scheitert.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

 Antworten

 Beitrag melden
04.02.2022 20:10
avatar  IBI
#19
IB
IBI

Dein Blickwinkel nenne ich destruktiv, Draculara.
Es gibt konstruktiven Blickwinkel für Sinn.
Es liegt bei dir zu wählen, mit welcher Perspektive du die Medaille anschaust.

Und ja, mir geht es oft ähnlich, dass ich die destruktive Seite meiner Medaille ansehe, weil das vertrauter ist als das ungewohnte konstruktive.

Für mich wäre es wichtig zu wissen, dass du daran glauben kannst, dass für viele Begriffe eine konstruktive, förderlicher Blickwinkel möglich ist und der negative eher hinderliche ebenfalls.

Heute im Seminar haben wir uns mit dem Begriff "Druck" beschäftigt.
Bei mir mit Stress verbunden und negativ besetzt und dennoch ...sehr erstaunt, dass Druck auch unterschiedliche sinnhafte Bedeutungen inne haben kann.
Jep, es waren mehrere.

Manchmal hilft es, sich ein Wort anzusehen, die Definition des Wortes und die Bedeutungen nachzulesen, um festzustellen, dass mehr als eine Perspektive darauf möglich ist.


 Antworten

 Beitrag melden
05.02.2022 08:26
avatar  Robin
#20
avatar

@Sybille, @IBI, @Draculara

Zitat von IBI im Beitrag #19
Dein Blickwinkel nenne ich destruktiv, Draculara.


Waaas? Dabei fand ich deinen Beitrag davor zum Thema Sinn so toll, IBI!
Draculara, du beschreibst exakt mein Küchenproblem! Und alle "speziellen" Fragen sind doch auch Teil der Welt und damit Teil der Frage nach dem Sinn überhaupt. Ich finde es sehr gut, sich nicht damit zu befassen, in der Vergangenheit einen Sinn zu suchen, sondern der Gegenwart und der Zukunft einen zu geben. Aber Draculara hat recht: Das setzt sich sozusagen zusammen aus all den Alltagsmomenten und Alltagsfragen. Komme ich also in meine Küche und kann mich fragen, was hat jetzt hier Sinn? Ehrlich gesagt, das ist der Grund, weshalb ich lieber woanders rausräume. Weil es geht damit los, wenn ich irgendwo eine Fläche freiräumen will und keinen Platz habe, die Sachen, die da stehen, woanders unterzubringen. Genau deshalb finde ich das Rausräumen so viel einfacher und sinnvoller als das Aufräumen!

... Und ansonsten ist Sinn für mich noch sowas ähnliches wie eine Emotion oder eine Wahrnehmung. Ich denke, er ist jetzt hier (in meinem Schlafzimmer, schreibend, draußen wird es hell, eine Taube gurrte eben auf dem Hof), weil wenn ich hinfühle, finde ich keinen Drang, woanders zu sein oder was anderes zu tun. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo diese Empfindung von Sinn so stark wurde, dass ich sozusagen rumlief und staunte: 'Alles ist so voller *Sinn*!' Damit meinte ich nicht, dass es für alles einen *Grund* gibt. Gründe für alles gibt's genug, verwirrenderweise findet man meist ganz viele, die sich auch noch gegenseitig ausschließen und widersprechen können.

Sinn ist mehr so... Hey, gestern habe ich 4 Sträuße Rosen geschenkt bekommen - die geben ein perfektes Beispiel! Sie waren nicht mehr so ganz frisch und sollten weggeschmissen werden, wenn sie niemand mitnimmt. Also habe ich ein großes Bonbonglas zur Blumenvase umfunktioniert und eine halbe Stunde lang Enden abgeschnitten und Blumen gesteckt und mich ermahnt, nicht ungeduldig dabei zu sein, sondern die Tätigkeit zu genießen. Und heute morgen fand ich beim Reinkommen in die Küche einen wunderschönen Rosenstrauß auf der Fensterbank vor.
Es gibt eine japanische "Kunst des Blumensteckens": Ikebana.
Sowas ist Sinn. Also keine Substanz, sondern ein Verhältnis der Dinge zueinander.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!