Zwang oder Syndrom?

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28.04.2017 14:45
avatar  Wolfram
#6
Wo

danke @draculara

sicherlich ist es bei mir so, dass ich weiß, dass manche Sachen nicht mehr hergestellt werden und ich diese deshalb behalte.
Aber zum Thema denke ich, wie lief meine erste Lebenszeit ab. Wenn ich etwas geschenkt bekam, war das etwas Besonderes. Ich hatte somit Angst, es wegzuwerfen, weil ich dadurch einen Nachteil gehabt hätte, aber auch, dass ich Schimpfe bekommen würde, weil meine Eltern sich die Geschenke vom Mund absparen mußten. Sammeln und Ängste liegen hier dicht beieinander. Aber in meinem Leben haben Ängste deutlich überwogen. Darum denke ich, dass Messie eine Folge meiner Ängste sind. Ängste durch viele Ursachen, nicht nur Messieursachen.
Darum sehe ich Messie als Syndrom. Behandelt müßten die Ängste werden, was aber nicht geht, weil Therapeuten meine Ängste nicht behandeln können.
Ein Zwang hat doch auch Ursachen. Darum wäre nicht der Zwang zu behandeln sondern die Ursache des Zwangs. Insofern sehe ich einen Zwang auch nur als Syndrom. (der innere Zwang, nicht der äußere Zwang, der eine Ursache sein kann)

viele Grüße
Wolfram


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29.04.2017 00:44
#7
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Das "Messitum" ist nicht für alle Rebellion gegen das Aufräumen, den Druck von außen, das man etwas tun muß. Und nicht all leiden an Antriebslosigkeit. Viele haben auch Verlustängste. Man will eine schlimme Kindheit oder ein schlimmes Erlebnis verdrängen. Man will sich selbst belohnen, weil andere es nicht tun. Man ist allein. Dann fängt man an, Dinge zu kaufen oder man schmeißt halt nichts mehr weg. Weil man keinen Sinn im Aufräumen sieht, weil man ja doch einsam und verachtenswert ist. Oder weil man denkt, man könnte es irgendwann gebrauchen, reparieren und/oder verkaufen.
Einige schaffen es Ordnung und Sauberkeit zu haben. Es ist halt nur voll. Andere haben Chaos, schaffen aber noch alles sauber zu halten. Und dann gibt es die, bei denen Chaos und Schmutz regieren.
Die Gründe zu leben, wie wir und viele andere es tun, sind so vielfältig, wie es Charaktere gibt.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


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29.04.2017 10:46
#8
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Moderator

Danke @DarkAngel

Das scheine ich manchmal auch zu vergessen. Vielfach ist es auch der Erholungsbedürftige Messie, der nicht noch putzen will, wenn er von der Arbeit kommt, oder manche haben auch körperliche Einschränkungen z. B. Bandscheibenvorfall, Rückenschmerzen, Kniearthrose... Bei mir ging es vor 11 Jahren los, erst mal konnte ich 3 Monate nichts machen, weil ich einen Unfall mit gebrochenem Knie hatte und Bänderriss und Meniskusläsion und so lange konnte ich nicht Staubsaugen oder andere Dinge machen. Dann hat sich die Hausmeisterin erkundigt, wie es geht und bei uns einen Tag geputzt für 50 €, danach wollte ich das alleine machen. Es ist nach einem gemeinsamen Silvesterabend mit Schwester und Schwager beim Vorsatz geblieben. Irgendwie ging das schleichend los, als dann meine Mutter starb und der Vater nicht mehr unangemeldet vorbei kommt, hab ich endgültig aufgegeben, nur noch in Kneipen eingeladen und für Handwerker nur noch beiseite geschoben, für anderen Besuch hab ich mal richtig aufgeräumt bis auf das Arbeitszimmer, das ich abgeschlossen hab. Ansonsten habe ich, wenn wir Besuch hatten, nur 3 Räume aufgeräumt und geputzt und die restlichen 3 einfach abgeschlossen.

Unter dem Wohnzimmertisch ist es sehr dreckig. Wenn was darunter fällt, kann ich es nicht mehr aufheben, und so liegen Krümel, Bonbonpapiere und andere Sachen darunter.

Man kann vielleicht sagen, wenn jemand körperlich eingeschränkt ist, dann ist das Messie-Tum ein Zwang. Weil es nicht anders geht, man Hilfe bräuchte, sie sich aber nicht leisten kann. Andere, die glauben, das noch zu brauchen, haben damit Probleme, loszulassen. Dann gibt es noch die Menschen wie beispielsweise @Wolfram, die befürchten, dass es das so nicht mehr zu kaufen gibt. Bei ihm sind es wohl Elektro-Sachen, bei anderen Leuten sind es vielleicht Einmachgläser, Marmeladengläser, Lederrucksäcke oder ich weiß jetzt auch nicht, was das alles sein könnte. Da steckt auch wieder eine Verlustangst dahinter, die Angst vielleicht Wertvolles weg zu schmeißen, oder ist es einfach ein anderes Wertesystem, das der Messie hat.

Das, was sie im Fernsehen zeigen, ist meist das Diogenes-Syndrom, wie Emin auch immer beschreibt. Totale Vermüllung eben. Messies sammeln nicht unbedingt Müll, nur meist Dinge, die in den Augen von Nicht-Messies wertlos sind. Ich sammle z. B. die Plastikdosen von den Ferrero-Rocher-Kugeln und leere Tictac-Döschen (die großen), um z. B. kleine Handarbeitsscheren und Stopfnadeln oder Ketten/Ohrringe darin zu verstauen.

Früher habe ich auch die Plastikschächtelchen von den Lärmstop-Ohropax gesammelt. Seitdem die innen Fächer haben, schmeiße ich sie in den gelben Sack und bin daher froh, dass ich sie früher gesammelt hab, denn jetzt kriegt man die so nicht mehr. So hat eben jeder so seine Gründe zum Sammeln...

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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30.04.2017 23:56
#9
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@Draculara

Von den Ferrero-Dosen habe ich auch ein paar, die sind echt praktisch. Meistens sind sie leider kaputt, weil nur mein Sohn die ißt und nicht auf die Dosen achtet.

Die Gründe warum wir sind wir wir sind, sind vielfältig. Von daher müssen die Methoden zur Verbesserung der Lebensqualität individuell abgestimmt werden. Sofern der Betroffene ein Problem mit seinem Leben hat.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


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10.12.2017 14:02
avatar  ratlos
#10
ra

Gute Frage, was war zuerst da?
Wenn ich von mir spreche dann waren da von klein auf massive Existenzängste. Es hat nicht an Geld gefehlt, aber wenn ich irgendetwas gebraucht habe (und sei es ein alberner Malkasten für die Schule) hing sofort der Haussegen schief (einfach nur weil ich den Mund aufgemacht hatte). Selbst Katzenfutter regelmäßig kaufen war ein Problem.
Uns wurde von klein auf beigebracht "nicht sein zu dürfen". Überall war es steril sauber und durfte nicht bewohnt werden. Nur die eigenen Zimmer. Und das war in meinem Fall von klein auf ein riesen Chaos. Weil ich damals schon eine Antriebsstörung hatte und völlig überfordert war mit dem Ordnung halten.

Rebellion kann ich in meinem Fall glaub ausschließen. Ich liebe nichts mehr als freie, saubere Flächen.


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