Komplizierte Situation

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20.02.2014 12:37 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2014 12:38)
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#86
Gast
( gelöscht )

"du erwartest ein SCHULD Eingeständnis....
nee, das wirst du nicht bekommen"

Das weiß ich. Um mich wieder für sie einzusetzen, bedürfte es einer Entschuldigung, und ich werde mich nicht mit weniger zufrieden geben.
Gibts keine, bleibts dabei. Daran ändert sich auch dann nichts, wenn ich vorher weiß, dass ich nicht bekommen werde, was ich verlange.
Es ist keine überzogener, unverschämte Forderung, sondern bereits die niedrigste denkbare Forderung. Angemessen wäre eigentlich nicht nur eine Entschuldigung, sondern Dank. Also bin ich schon runtergegangen. Auch noch auf eine Entschuldigung zu verzichten, hieße für mich, ihre unmögliche Behandlung einfach hinzunehmen, zu schlucken - und das kann ich nicht.

Es mag durchaus auch sein, dass ich sie mit irgendwas gekränkt habe, das ich eigentlich als harmlos empfand. Aber da muss ich ganz ehrlich, und nicht nur in Bezug auf meine Schwiegermutter sagen: Das ist nicht mein Problem. Wenn ich nicht weiß, dass ein Gast ne Laktoseintoleranz, Nussallergie oder sonstwas hat, und er mir das - obwohl vorher Gelegenheit gewesen wäre - auch nicht gesagt hat, dann bin ich doch nicht Schuld daran, ihm das falsche Essen serviert zu haben.
Es gibt aber Leute, die verdrehen das dann sehr gern. Das Kernproblem ist das "Vergessen, gesagt zu haben", also ein durchaus lösbares Kommunikationsproblem. Manche Leute stellen aber gern die Überempfindlichkeit als das Problem hin. Also ich wäre dann Schuld, weil ich Nüsse serviert habe, und wenn ich diese Schuld von mir weise, dann heißt es: "Also bin ich jetzt Schuld, weil ich eine Nussallergie habe, oder wie?" Und mit solchen Leuten kann ich gar nicht. Geht überhaupt nicht.


Ich glaube, mich persönlich schockiert in erster Linie an meiner Schwiegermutter, dass sie ein so unglaublich unlogischer Mensch ist. Und das wiederum erkenne ich als in erster Linie mein eigenes Problem. Ich darf nicht davon ausgehen, dass andere genauso ticken wie ich. Das Ergebnis bleibt davon trotzdem unbeeinflusst. Sie will es nicht anders, also kriegt sie ihren Willen. Glückwunsch!


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20.02.2014 22:04
avatar  IBI
#87
IB
IBI

hi numi,

deine forderung ist nicht zu hoch und voll in Ordnung.
ich habe nicht mitteilen wollen, dass du auf die Entschuldigung verzichtest.

nein, es ist nicht dein Problem, wenn du sie gekränkt hast. doch was ich versuchen wollte dir verständlich zu machen: wie überzogen schnell viele betroffene Kränkungen und vorwürfe und ähnliches hören, obwohl sie vom absender nicht beabsichtigt sich. und dass sie deswegen reagieren, wie sie reagieren.
und das sind Reaktionen die langfristig soziale Schwierigkeiten hervorrufen, dass man nicht als teamfähig gilt und ähnliches. und die Schwierigkeit die schwimu sich jetzt erarbeitet hat: du ziehst dich und deine hilfeangebote rigoros zurück.

das mit der Schuldzuweisung auf eine Situation beherrsche ich sehr gut. da brauche ich keine Verantwortung übernehmen und kann bequem bleiben. dass sie falsch platziert ist, da fallen viele drauf rein (du glücklicherweise nicht).
da fällt mir eine Begrüssung am Telefon ein von einer bekannten, die ich seit fast einem jahr nicht gesprochen habe: immer wenn du anrufst, ist irgendwas (Termine, krank, einkaufen müssen...). tja, wie fasse ich diese Begrüssung auf: ich habe geantwortet, dass ich am Telefon ja sehen kann, ob sie krank sind oder Termine anstehen oder so - der nächste satz war: das sollte kein vorwurf sein. schade, dass ich den ton nicht mitliefern konnte, doch dieses schuld-zuweisen-ding erlebe ich in dieser kurzen Sequenz.
mal sehen, wann ich das nächste mal lust verspüre mir eine solche Begrüssung zu gönnen.
vielleicht rufe ich mal gezielt zu Unzeiten an, dass der spruch seine Berechtigung bekommt, so morgens gegen 3.00 h, wenn die meisten menschen schlafen....und ich vielleicht noch das Kind aufwecke....sarkasmus beiseite

mir fällt noch ein Beispiel für Schuldzuweisung ein, die vielleicht nicht immer angemessen ist: mausohr - ich hoffe du verzeihst mir, schiebt vieles auf ihre Behinderung und auf die ihres mannes. davon mag vieles richtig sein, und anderes trifft leider nicht zu, weil anderen es ähnlich geht, nur leider fehlt ihr die Fähigkeit das zu erkennen und wahrzunehmen.

ja so ist es: wir schliessen oft von unseren Erfahrungen und Erlebnissen auf andere.
ein Mitglied in meiner therapiegruppe hat mir oft gesagt: hey ich bin messie, du musst doch Verständnis haben, wenn ich dies oder jenes nicht mache oder mitbringe....mein gedanke - ach ja, und weil ich das kann, was du nicht kannst, bin ich kein messie????
doch ich fühle mich genauso wie einer und lerne, dass ich zu denen gehöre, die sehr früh ihre "schmerzgrenze" erreicht haben und sich hilfe suchen und dass es mir zu sehr vielen anderen tatsächlich gut geht.
wenn ich mitbekomme, dass manche irgendwann sooo schlimm dran sind, dass ein haus voll ist und Strom und wasser vom Betreiber abgestellt wurden.....das kann ja nur noch schlimmer werden in diesem haus mit sooo viel chaos und müll. nein, dann geht es mir eigentlich sehr gut und ich frage mich, wie sie es aushalten konnten, dass es sooo schlimm wurde.....das geht über meinen erfahrungshorizont hinaus und über meine "Logik".
ich kenne jemanden, der sagte und merkte, dass es ihm gut tut unter menschen zu gehen, doch wenn man versucht ihn anzurufen, dann fühlt er sich überfordert ans Telefon zu gehen....., also nimmt er sich jeden dieser möglichen kontakte selber.
da fühle ich mich hilflos, weil sie es so wollen, obwohl sie darüber jammern und es doch nicht wollen...

schön, dass wir nicht alle gleich ticken, sonst wäre die welt viel zu berechenbar....

viele grüsse
sonja


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21.02.2014 11:59
#88
Ta

Zitat von Sonja : "schiebt vieles auf die Behinderung...........nicht fähig zu erkennen und wahrzunehmen, dass es anderen ähnlich geht....."
....ja das wird schon so sein. Möglich, dass mir genau dieses Verhalten auch soviel Erfahrung von Kränkung und Herabsetzung eingetragen hat,
weil die Menschen sich wehren, wenn man übergriffig wird, auch wenn man es gerade nicht bemerkt hat.
Was mir am meisten Schrecken eingejagt hat, war eine sich wiederholende Erfahrung im Kreise von Verwandten :
Wenn ich von unserem Leben oder ganz allgemein vvon Behinderten/Hörgeschädigten erzählte,konnte es passieren, dass ich im Eifer des gefechtes
zuviel und zu lange erzählte und Mama sich verpflichtet fühlte,einzugreifen und meinen Redefluss zu stoppen, weil sie meinte,es wird von ihr erwartet,
dass sie ihre (wenn auch erwachsene )Tochter im griff hat,ausserdem will sie die anderen davor schützen, dass sie genervt sind.
Ich sagte dann mal, sie können mir doch selber sagen, wenn es ihnen zuviel wird. Antwort Mama : nein, das verbietet ihnen die Höflichkeit.
Sei ' s drum......und daher habe ich mich dazu entschieden, in den Verwandtschaftsrunden möglichst wenig zu sagen.

Grüssele Mausohr


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21.02.2014 19:49
avatar  IBI
#89
IB
IBI

hallo mausohr,

die langen reden und umfangreichen reden können betroffene ohne Behinderung ebenfalls führen....
da kenne ich inzwischen einige, die das gerne machen, mich manchmal selbst eingeschlossen.

danke, dass du mir meine Äusserung nicht übel nimmst.

gruss
sonja


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21.02.2014 22:39
#90
Ta

Ja, mein Schrecken hatte sich relativiert, als mir jemand, der Mama und mich kennt, sagte, Mama redet auch gern viel.

Das ist es ja, was mich so irritert hat all die Jahre: ich hatte immer den Eindruck, es wird mit zweierlei Mass gemessen,
hier die Behinderten, die schön brav und angepasst sein sollen(und wenn sie mal über die stränge schlagen,ist man schnell bei der Hand mit Verallgemeinerungen
der Art "die Behindeten können ja nur saufen,haben ja sonst nix vom Leben ") und da alle anderen, wenn von denen mal wer daneben
haut oder so, ach naja kennen wir......oder .......gibt sich wieder.......
Andererseits hat es mir einige Illusionen zerstört, als ich erkannt habe, die Welt der Menschen mit Behinderung ist nicht so heil, wie ich dachte,
da gibts auch "Hauen und stechen" usw........es ist eben keine Insel der Seligen, obwohl man es gern so hätte.......

Najut,denn mal gute Nacht, es scheint, dass begründete Aussicht besteht, dass meine Nachtruhe ungestört verläuft.

Grüssele Mausohr


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