Komplizierte Situation

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27.01.2014 14:52
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#11
Gast
( gelöscht )

vielen Dank für den Input, ich habe schon wieder einiges aus euren Texten mitnehmen können - danke auch an Aus Chaos entsteht Neues, dass du dich in unsere Unterhaltung eingeklinkt hast.

Das mit dem "liebevollen Brief", MissSissiVoss, das würde ich SOFORT machen. Ich würde auch sofort zu denen rüberfahren, mich mit ihm in seinen Keller setzen (oder wo er sich sonst mit mir hinsetzen wollen würde), und in Ruhe über alles reden. Aber mit dieser Ansicht bin ich in der Familie allein, und ich bin - als Schwiegertochter - ein zu schwaches Glied. Glaube ich zumindest. Der Mann nimmt mich ja seit acht Jahren kaum zur Kenntnis. Die restliche Familie hat, wie ich es in meinem letzten Posting ausführte, leider offensichtlich gar kein Interesse mehr daran, ihm zu helfen. Die wollen nur noch sich selbst helfen. Was mit ihm passiert, ist denen inzwischen vollkommen egal. Nach ihrer Ansicht hatte er schon genug Chancen, ich hingegen denke, er hatte noch nie eine echte Chance. Er sollte sich eben "einfach ändern", aber keiner hat Verständnis dafür, dass das nicht so einfach ist, wenn man nunmal krank ist.

Inzwischen fange ich sogar an daran zu zweifeln, ob die Familie selbst eigentlich vollumfänglich in der Lage ist, zu akzeptieren, dass der Vater ein Messie ist, oder ob die das nicht vielleicht sogar ausblenden. Genau, wie sie immer nur sagen, dass er "schon wieder säuft", aber nie das Kind beim Namen nennen: Alkoholiker. So, als wäre das ganze nur eine schlechte, lästige Angewohnheit, eine Unart, genau wie die mangelnde Körperpflege.

Was aber auf jeden Fall ein sinnvoller Vorschlag ist, ist dass eine neutrale Person oder Gruppe von Personen (der sozialpsychiatrische Dienst fällt mir ein, habt ihr noch andere Vorschläge?) mit ihm spricht, weil wir alle zu nah an ihm dran sind, und weil er sich - denke ich - von uns auch nichts sagen lässt. Weil er uns nicht respektiert, und sich zugleich vor uns fürchtet...auch wenn das widersprüchlich erscheint. Vielleicht flüchtet er sich auch in ein respektloses Verhalten, um seine Furcht zu kaschieren.

Dass die Schwiemu mehr raus und unter Leute muss, hab ich mir vorher auch schon gedacht, und auf deinen Text hin dachte ich mir so: "Naja, wie soll die das machen, die hat ja inzwischen nicht mal mehr ein Auto..." Tjaa...und da wurde mir klar, dass das wohl an mir hängen bleibt. Ich sollte sie nicht nur besuchen, sondern wohl auch hin und wieder zu mir einladen. Sie ist ja sowieso gern mit ihren Enkeln zusammen. Und wenn wir nur gemeinsam einkaufen fahren, Hauptsache sie kommt dort raus, und merkt auch, dass sie, wenns ihr dort zu schlimm wird, anrufen kann, und ich hol sie ab.

Warum mein Mann zum Wertstoffhof gefahren ist, hast du goldrichtig eingeschätzt. Meine erste Reaktion war: "Pfff, wie bitte? Wieso sollst DU an deinem freien Tag...", woraufhin er nur seufzte und meinte: "Du weißt doch, wie er ist. Wenn er nicht zum Wertstoffhof darf, lässt er das an der Mam aus."
Mir kam aber gerade wieder eine Erkenntnis zu meinem SV. Ich hab ja schon erzählt, dass er nie selbst um Hilfe bittet, sondern er schickt immer seine Frau vor. SIE sollte meinen Mann fragen, ob er meinen SV zum WSH fährt und ihn auch wieder abholt. Ich hab das bisher nur als Feigheit gesehen, aber es ist eigentlich verdammt raffiniert von ihm. So fühlt sich mein Mann nämlich seiner Mutter gegenüber verpflichtet, er tut IHR einen Gefallen, nicht meinem SV - und der weiß ganz genau, dass mein Mann seiner Mutter kaum je etwas abschlägt. Ich hoffe, sie hält sich jetzt an unseren Rat, sich zukünftig auf dieses Spielchen nicht mehr einzulassen, und ihm zu sagen, er soll sich selbst darum kümmern, wenn er von anderen etwas will. Sollte sie weich werden, bleibt zu hoffen, dass mein Mann sie mit eben diesen Worten abweist "Er soll selbst zu mir kommen, wenn er was von mir will".



Um noch einmal auf eure Frage nach der Rolle meines Schwagers zurückzukommen: Trockene Antwort: Er war offenbar mit dem Klammersack gepudert, weil er sich auf diesen Hauskauf eingelassen hat, obwohl er wusste, was für ein schwieriger Mensch sein Vater ist.

Deshalb schrieb ich auch, dass er und meine Schwiemu sich da sehr clever vorkamen. Sie glaubten, die Machtverhältnisse würden sich ändern, wenn nicht mehr der Vater, sondern der Sohn das Familienoberhaupt; der Hausherr ist. Sicher, er hält sich aus den Bereichen fern, in denen sein Sohn ihn nicht haben will. Aber abgesehen davon ist seine persönliche Lebenssituation nun eskaliert. Ich denke, dass er sich durch all das sehr gedemütigt fühlt. Er haust da in diesem Keller, keiner will was mit ihm zu tun haben, der Sohn spielt sich als "Big Boss" auf, aber unterm Strich betrachtet ist ja nun mal er derjenige, der das Haus zum größten Teil finanziert!

Um die Rolle meines Schwagers besser zu verstehen, müsst ihr folgendes wissen: Meine Schwiegermutter hat ihren ältesten Sohn (meinen Mann) langfristig darauf eingeschworen, dass er sie eines Tages aus dem Elend erlösen sollte. Er sollte sich möglichst bald ein Haus kaufen, Familie gründen, und dann seine Mutter mit in diese Familie hinein nehmen. Die Schwiegertochter könnte dann auch arbeiten gehen, und Oma passt auf die Enkel auf und hält das Haus in Schuss. So hat sie sich das ausgemalt, und mein Mann hat diesen für ihn vorgefertigten Lebensplan eigentlich nie in Frage gestellt. Seine Mutter muss vor seinem Stiefvater gerettet werden, keine Frage, und wer - wenn nicht er - soll das tun?

Allerdings haben die beiden diese Rechnung ohne die Schwiegertochter gemacht, die von diesem Lebensplan alles andere als begeistert war...
Ich krieg ja keine Kinder, damit die Oma ne nette Beschäftigung für den Lebensabend hat, und um meine vier Wände kümmere ich mich bitteschön auch lieber selbst. Als wir alle noch gemeinsam lebten, hat es mich auch tierisch angekotzt, dass denen allen meine Privatsphäre genauso unwichtig war wie ihre eigene. Nur komme ich eben aus einem anderen Stall, und habe daher das, was die für normal hielten, nicht hinnehmen können. Irgendwann habe ich meinem Mann dann gesagt, dass es mir zwar leid täte, wenn wir uns trennen müssten, aber dass ich so nicht leben will, und entweder er gründet mit mir eine normale Familie, oder er muss sich eben eine Frau suchen, die das mitmacht. Er hat sich für mich entschieden, und ist heute auch sehr froh darum. Die Dinge, die ich nicht aufgeben wollte, kannte er gar nicht, aber heute weiß er sie sehr zu schätzen.
Warum erzähl ich das alles? Na, ganz einfach. Mein Schwager lebt nun genau das Leben, das eigentlich für meinen Mann geplant war. Die Frau fehlt ihm zwar noch (und ich sehe auch nicht, dass dich so bald ändern könnte), aber das Nest ist ja schon mal vorhanden, und die Schwiegermutter steht mit Besen, Putzeimer und Spielzeug und Kinderkleidung für das Alter von 0-6 Jahren schon in den Startlöchern.

Nein, meine Schwiegermutter und ich hatten nicht immer ein gutes Verhältnis, und wir haben heute auch kein besonders herzliches Verhältnis, aber sie ist meine Schwiegermutter, das ist meine Familie, mein Mann liebt seine Mutter, ich liebe meinen Mann, also helfe ich ihnen, wenn ich kann.









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27.01.2014 15:17
#12
Ta

ach ist ja schön, dass es das noch gibt,so viel Verständnis,Toleranz und Langmut !
aber liebe numi, ich sorge mich ein wenig,pass gutauf dich selber auf !
Ich kenne das gut, wenn man sich so reinhängt, weil man denkt,der Mernsch ist es wert.
Irgendwann kommt aber der Tag, wo es niicht mehr geht.
Ich denke, das mit dem Brief ist der beste Vorschlag. Er ist ja schliesslich trotz aller Probleme, die er anderen macht,
nicht nur ein böser,schlechter Mensch.....
Ich wünsche Euch alles Gute und .................Gottes Segen !
Grüssele Mausohr


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27.01.2014 17:12
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#13
Gast
( gelöscht )

Notizen an mich:

Über Co-Abhängigkeit recherchieren.
Narzissmus und Passiv-aggressiv recherchieren.
Noch einmal bei der Interventionsstelle anrufen (heute habe ich niemanden erreichen können)
Der Schwiegermutter anbieten, sie öfters da rauszuholen
Sozialpsychiatrischen Dienst und Alternativen dazu ausfindig machen und der Familie vorschlagen
Brief vorschlagen
Vorschlagen, ihn damit zu konfrontieren, dass man seine Probleme beim Namen nennt
Ultimatum? Um was zu tun? Entziehungskur, Selbsthilfegruppe? Mit Familie darüber sprechen.


Danke, Tante Mausohr,
eigentlich finde ich mich nicht besonders geduldig, aber ich bin ein schrecklich logischer Mensch, und faul noch dazu. Ich bin der Typ, der einen Sachverhalt gründlich durchdenkt und sich einen Plan 1, Plan 2, Plan 3...überlegt (nie alphabetisch, sondern nummerieren, sonst könnte der Feind denken, dass du nur maximal 26 Pläne hast :D )

Macht euch keine Sorgen um mich. Ich bin erst seit drei Tagen ernsthaft bemüht, da sind also noch jede Menge Kraftreserven. Und ich weiß auch, dass man nur Menschen helfen kann, die sich helfen lassen wollen. Wenn sie das nicht wollen, kann ich auch ganz leicht mit den Achseln zucken, nach Hause gehen und wieder mein eigenes Ding machen.
Weshalb ich bei meinem Schwiegervater noch nicht so schnell aufgebe, ist, weil ich mittlerweile denke, dass er mit seinem ganzen unmöglichen Verhalten im Grunde nach Hilfe ruft. Und wenn es so ist, dann ist außer mir niemand bereit, darauf zu reagieren. Solange ich mir nicht sicher bin, dass es keine Möglichkeit gibt, zu ihm durchzudringen, kann ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, einfach nur die Meinung der restlichen Familie zu übernehmen, dass das sowieso aussichtslos ist. Allerdings formt sich in mir momentan der Gedanke, dass es wahrscheinlich am klügsten wäre, die Familie jetzt erst einmal zu trennen, aber ich muss ja dann nicht wie alle anderen so tun, als wäre er gestorben. Ich kann ja auch danach zu ihm gehen und ihm Hilfe anbieten - vielleicht ist er dann auch "tief genug gesunken", um sie anzunehmen.


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27.01.2014 17:40
avatar  IBI
#14
IB
IBI

hallo numi,

deine Ansicht über pläne nummerieren gefällt mir.

und ich lese, dass du bemüht bist, dein bestes zu geben und zu probieren, bis alle deine grenzen ausgelotet sind.
ist das richtig?
da könntest du vielleicht einmal mehr dazu schreiben. ich denke, das ist ein Thema mit dem viele hier Schwierigkeiten haben.
wann ist das gefühl sein bestes gegen zu haben erreicht und wie verzichte ich darauf mich runter zu putzen, wenn es nicht so ist.

ich glaube, dein Vorstellungsvermögen reicht kaum sooo weit, wie tief menschen sinken können (meines auch nicht). ich bin nicht zu versichtlich, dass dieser mensch jemals hilfe von dir annehmen wird.

ich mag eine Begebenheit aus dem schweizer messie-film schildern:
dort war einer, der das haus, das seine frau in die ehe gebracht hat, und 4 weitere Gebäude VOLL gestellt hat, so dass die frau gegangen ist (die trennungsphase ist im film dargestellt).
in Lugano beim Filmfestival hat dieser Filmteilnehmer (Schauspieler ist in diesem Fall das falsche Wort) auf die frage eines Reporters geantwortet: er sei kein Messie.
doch seine Verhaltensweisen im film entsprechen denen der meisten betroffenen.
Aktuell ist der Scheidungsprozess dieses paares im Gange.
dieser mensch ist nicht einsichtig - nicht mal der film hat dazu beigetragen obwohl seine tochter ihn überredet hat, mitzumachen.

wenn es dir möglich ist für schwiegermami einen Fahrdienst einzurichten, dann lass sie gruppen finden, in der menschen sind, die ihrer Wellenlänge entsprechen und bring sie hin und hole sie ab (oder dein mann hilft dabei). kaffeetrinken bei euch ist ebenfalls gut. sie braucht etwas eigenes und vielleicht will sie in dieser Umgebung später alleine wohnen. ich denke, hilfe in diese Richtung anbieten, damit hast du mehr erfolg insbesondere, wenn deine schwiegermami soooo sehr von ihrem mann weg will wie du schreibst.

viele grüsse
sonja


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27.01.2014 19:18
#15
Ta

Hallo Sonja !
Aber numis Gedanken haben auch was für sich. Sie ist im Begriff, etwas zu tun, womit sonst niemand rechnet : gegen den Strom schwimmen.
Daher bin ich dafür, ihr den Plan,mit dem sie dem Schwiegervater helfen will, nicht von vornherein auszureden.
Als Christin denke ich darüber hinaus ,was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen......
Jedenfalls kann ich mich sehr für numis Plan erwärmen, weil da diese trotzige Hoffnung drin steckt, die es manchmal braucht,
um was zu bewegen, was möglichst vielen hilft.
Sie ist mutig und sie sieht die Situation realistisch und hat dennoch eine geradezu irrwitzige Hoffnung.......genial !
Ausserdem kann es ja durchaus so sein, dass der Schwiegervater unbewusst Hilfeschreie ohne Ton los lässt.

Also numi, frisch ans Werk,mache der Schwiegermutter den Vorschlag mit diesem Brief............oder lasst Euch eine Art Fest
einfallen,als Überraschung.............dass beide sehen, was sie für liebe Kinder haben und zu späterer Stunde oder am nächsten Tag
wird eben gesagt, was den lange erwachsenen Kindern untern Nägeln brennt aus Sorge um die Eltern.............na wie wäre das ?

Grüssele Mausohr


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