Verhaltenstherapie

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21.02.2020 12:26
avatar  IBI
#26
IB
IBI

Zitat von Wolfram im Beitrag #17
Nach meiner Erfahrung werden Menschen Therapeuten, weil sie Probleme im Leben hatten.


Ich sehe mir diese Woche einen Online-Kongress an im Kontext mit Trauma.
Fast jeder, den ich als Experte im Interview höre, sagt, dass er selbst Trauma erlebt hat und seinen Weg der Verarbeitung gefunden hat, den er zum Beruf gemacht hat.
Andere haben den Kontakt über Weiterbildungen und ihre Klienten zum Thema bekommen.

Ich finde, deine Aussage, Wolfram, sehr bestätigt. Therapeuten, die das zugeben, sind mir lieber als diejenigen, die sich distanziert geben.

LG
Sonja


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22.02.2020 17:13
#27

Zitat von Aus Chaos entsteht Neues im Beitrag #1
Hallo,

ich verstehe allmählich immer mehr, warum Verhaltenstherapie für die meisten von uns Betroffenen nicht wirksam ist.

1. sie impliziert, dass wir FALSCH sind (das macht unser Umfeld sowieso und andauernd mit uns)
2. sie nötig uns, zu glauben, wir müssten uns ändern (für die anderen?)
3. wie viele von uns machen nicht, wenn sie sich dazu genötigt bzw. gezwungen fühlen?
4. bitte nummer 3 nicht als vorwurf lesen, sondern als feststellung, denn das trauma hat dazu geführt, dass wir nicht anders handeln können und es hat nichts damit zu tun, dass wir nicht wollten. (auch wenn so viele ratgeber genau das unterstellen, auch die verhaltenstherapie)
5. o.k., wir möchten uns ändern und tun möglichst viel dafür, das es geschieht. wenn in vielen von uns aber die nummer existiert, dass wir uns zu vielem genötigt fühlen, gezwungen fühlen oder als pflichterfüllung sehen, regt sich der schützendes widerstand in uns, der dafür sorgt, dass wir auch das nicht können.
6. ich erlebe das als inneres dilemma zwischen der sehnsucht mir wünsche zu erfüllen (MIR und nicht anderen) und nicht können, weil der widerstand gegen diese zwangsgefühle so stark ist.
7. wenn ich wähle etwas bestimmtes tun zu wollen, kommt wieder das zwangsgefühl hoch, das ich genauso handeln muss, um das bestimmte zu erreichen. was passiert?ich mach es wieder nicht, weil mein widerstand gegen dieses gefühl so stark ist, dass er fast immer siegt.
8. wenn ich immer in diesem hin- und her zustand verweile, wird es irgendwann für den körper zuviel und er denkt sich symptome aus, die dafür sorgen, dass ich immer wieder pausen und ruhe brauche, um den mist nicht merken zu müssen.

Macht das Sinn für euch?

LG
Sonja



Sehr guter Beitrag Sonja, danke! Je öfter ich ihn lese, desto weniger finde ich zu ergänzen.
Zu "Wir sind FALSCH": Ich sehe es so: Wir werden permanent wegen einer Behinderung diskriminiert, die man nicht sieht und über die man nicht spricht. Den meisten Menschen wird unser Syndrom oder unsere Krankheit immer zu komplex und zu suspekt sein, um so etwas wie Toleranz zu entwickeln. Wenn jemand nur einen Arm hat, kann man damit umgehen, wenn Synapsen im Gehirn fehlen (oder was immer mit uns los ist, wäre schön, wenn das mal erforscht würde), ist das für die meisten Menschen unbegreiflich.
Sollte jetzt ab 2022 darüber gesprochen werden, müsste in den Köpfen vieler fernsehguckender Mitmenschen erst einmal das Bild, das sie sich durch RTL & Co gemacht haben, korrigiert werden. Apropos, gegen solche Messie-Doofsendungen müsste man dann doch eigentlich vorgehen können?
Dass ich nichts mache, wenn ich mich genötigt oder gezwungen fühle, kann ich bestätigen. Schade, dass Druck so ein beliebtes Mittel in der Arbeitswelt ist. Führt bei mir nur dazu, dass ich gar nichts mehr auf die Reihe kriege.
Wenn ich dagegen selbst wähle, an meiner Wohnung oder meinem Leben oder... etwas zu ändern, dann empfinde ich es nicht als Selbst-Nötigung, wie du es beschreibst und kann es angehen - falls mir die Zeit und die Kraft dafür nicht anderweitig geraubt werden.

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Klar führe ich Selbstgespräche! Manchmal braucht man kompetente Beratung.

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22.02.2020 17:53
avatar  Wolfram
#28
Wo

danke Sonja, danke @Königin

ich werde nicht durch eine Behinderung diskriminert, sondern ich werde durch Diskriminierung behindert, Ordnung zu schaffen.
Ich habe nicht zuwenig Synapsen, sondern zumindest recht viele.

Man könnte vielleicht gegen bestimmte Fernsehsender vorgehen, theoretisch. das geht aber nicht, weil es dazu Beweise bedarf, die mangels Hintergrundinformationen nicht gegeben werden. Fernsehsender haben das Privileg, ihre Meinung zu sagen. Das ist mir nicht erlaubt. Deswegen kann gegen mich vorgegangen werden.

viele Grüße
Wolfram


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22.02.2020 18:13
avatar  IBI
#29
IB
IBI

Das Bild mit Behinderung bringt ihr gerade auf.

In Bezug auf "Falsch sein" habe ich Glaubenssätze gemeint, die ich in mir trage (und viele andere Menschen auch, davon sind auch sehr viele eigentlich keine Messies).
Wenn ich einen Glaubenssatz in mir trage, der sagt, ich sei falsch, dann ist Verhaltenstherapie die Form die einen diesen Glaubenssatz bestätigt und wenig dazu beiträgt, dass er sich in einen Glaubenssatz verwandeln kann wie ich bin o.k. (auch dann, wenn ich Messie-Eigenschaften in mir trage).

Danke Königin für deine Rückmeldung dazu. Das tut mir gut.

Liebe Grüsse
Sonja


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23.02.2020 17:11
#30

Zitat von Wolfram im Beitrag #28
sondern ich werde durch Diskriminierung behindert, Ordnung zu schaffen.

Klingt interessant, aber was genau meinst du damit?? Zumal du in deinem Eigentum wohnst?
Zitat von Wolfram im Beitrag #28
Ich habe nicht zuwenig Synapsen, sondern zumindest recht viele.

Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich doof bin. Ich kann in vielen Bereichen analytisch und logisch denken. Aber in anderen Dingen, oft den alltäglichsten und banalsten, fehlt mir als Messie immer wieder der Überblick. Wenn ich den Gesamtzusammenhang nicht herstellen kann, wird es wohl daran liegen, dass Teilzusammenhänge fehlen. Mich würde schon lange eine neurologische Untersuchung meines Gehirns interessieren: Ich wüsste gerne, ob die Leerstellen in der Wahrnehmung sich als schwarze Flecken auf einer Abbildung des Gehirns wiederfänden.
Bezüglich der Synapsen denke ich, dass an entscheidenden Stellen welche fehlen können, auch wenn rundherum viele vorhanden sind. Synapsenbildung braucht übrigens mehr oder weniger viel Zeit und wenig Druck - also etwa das Gegenteil dessen, womit wir meistens konfrontiert sind.

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