was ist los mit mir?

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05.04.2012 01:20
avatar  exBuddha ( gelöscht )
#1
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exBuddha ( gelöscht )

Hallo zusammen.

Ich habe jetzt mal so eure Beiträge gelesen und denke, ich könnte hier am ehesten mit meinen Problemen (mehrzahl!) dazugehören.
Anders als in den meisten "normalen" Foren gehe ich davon aus, das hier auch etwas längere Beiträge gelesen werden.
Heute habe ich das erste Mal überhaupt die Muse, über mich zu schreiben. Wollen würd` ich ja schon lange...

Ich sehe mich (noch) nicht als klar definierten Messie. Was ich bin, ist mir ein Rätsel. Ein Aussenstehender (wenn er über mich Bescheid wüsste) könnte leicht auf den Begriff "stinkfaul" kommen. Wenn`s nur so einfach wäre! Ich will ja. Und mach`s doch nicht. Finde keine Zeit, keine Kraft und vor allem keinen Sinn. Meine aktuelle Wohnung (hier wohne ich seit 5 Monaten) ist auf den ersten Blick "ein wenig unordentlich". Wenn gewisse Gerüche nicht wären, und meine ständigen Untermieter, diese dämlichen Fruchtfliegen. Vor zwei Wochen war der Zustand wieder Horror, als dann eine Gerichtsvollzieherin in die Bude kam, konnte sie gerade noch auf meinem Computerstuhl (!) Ihre Unterlagen hinlegen. Kurz danach habe ich mich aufgerafft, und den Müll zusammengeräumt.
Mein Hautproblem ist aber nicht nur, das ich nicht aufräume. Viel schlimmer ist, ich traue mich nicht mit einer Mülltüte durchs Treppenhaus gehen!! Seit meinem Einzug! Nicht eine Tüte in den regulären Müllcontainer! Jetzt wohne ich endlich mal nicht im Erdgeschoss, (da hatte ich IMMER die Vorhänge zu, damit keiner reingucken kann, was niemand macht). Ich hatte wirklich gehofft, mit einer neuen Wohnung neu anfangen zu können und normal ohne Ängste zu leben. Ich brauch wohl kaum erwähnen, dass die letzte Wohnung bis auf die nötigsten Möbel praktisch komplett auf dem Sperrmüll gelandet ist.

Wenn ich mich in meiner Wohnung bewege, dann nur auf Zehenspitzen, damit mich meine Vermieterfamilie (die wohnen in den beiden unteren Stockwerken) nicht hören können. Ich warte immer mucksmäuschen still, dass auch keiner im Treppenhaus ist, wenn ich gehen will. Das kann dazu führen, das ich das ganze Wochenende in der Wohnung festsitze, ganz leise Fernsehe und schon erschrecke, wenn mir ein Löffel runterfällt. Einkaufen ist einfach, das ist ein Zeichen von Wohlstand, ich kann mir was leisten (viel Geld habe ich aber nicht). Nur kann ich z.B. Leergut nicht mehr zurückbringen.
Mittlerweile habe ich drei Umzug-Kartons voll Flaschen, etliche blaue Säcke Hausmüll (teilweise auch einfach in Umzugkartons reingestopft, dann siehts wenigstens nur so aus, als wäre ich mit dem Einzug noch nicht fertig...
Ach ja, der Briefkasten; der ist vermutlich schon so voll, das der Briefträger gar nichts mehr reinbringt. Ich habe jeden tag vor, einfach in der früh um 5 oder so das Ding auszuleeren. Wenn mich niemand sieht.
Kümmern tu ich mich um rein gar nichts mehr, obwohl ich mit Freunden vor kurzem sogar die Insolvenzanträge angefangen habe. Seit ca. 2 Monaten habe ich mich aber total zurückgezogen, gehe nicht mehr ans Telefon, ruf niemand mehr an, bin nur noch in der Arbeit und dann alleine.
Und das ist nur der Ist-Zustand.
Ich empfinde keine Befriedigung, wenn ich mal aufgeräumt habe. Wofür? für wen? und ein paar Tage später ist doch eh` wieder Chaos. Regelmäßig essen? Für mich ein graus. Dieser Zwang des Körpers, JEDEN TAG essen zu müssen. Und selbst nach einem Essen (Dosenfutter) habe ich kurze zeit später wieder Hunger. Das ganze gemampfe hat also nichts gebracht.
Es gäbe noch so viel, das ich einfach mal jemand sagen möchte, was wirklich in meinem Kopf abgeht, aber alle glauben, ich wäre ganz normal. Naja, viele Leute kennen mich nicht. jedenfalls seit ich nicht mehr in einem Verein ehrenamtlich arbeite. Da hatte ich noch eine Aufgabe, kam unter Leute, ich konnte mein Leben halbwegs organisieren. Aber jetzt bin ich alleine. Und schaffe gar nichts mehr. Ich weis auch nicht, wie ich andere kennenlernen soll. (theroretisch schon, aber das hilft mir nix.) Ich tanze nicht, bin für Disco zu alt (39) und ausserdem spreche ich fremde Menschen nicht an. Ich kenn` die ja nicht. Und wenn sich ein Kontakt ergibt, schaffe ich es nicht, eine Freundschaft aufzubauen, geschweige denn zu halten.
Von meinem Saustall abgesehen, sind diese Ängste (völlig unbegründet), die unfähigkeit mich um wichtige Dinge zu kümmern und meine selbstauferlegte Einsamkeit das schlimmste. Das ganze Leben läuft an mir vorbei. Wenn ich in der Stadt bin, bin ich unter tausenden einsam.
Ich bin bei all dem Dilemma aber dennoch der Meinung, das das ganze nicht schlimm genug für eine Therapie ist. nach außen hin gebe ich perfekt den Anschein, normal zu sein. Und dann klingt auch für mich alles lösbar. Bis ich wieder zuhause bin. Dann ist wieder Schluss mit Motivation.

Ich mach jetzt mal Schluss, es wird langsam spät.
Ich freue und bedanke mich jetzt schon für jeden Beitrag.

liebe Grüße an alle!
exBuddha


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05.04.2012 07:41
avatar  Luana
#2
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Hallo,

Schön das du geschrieben hast, ist mir auch nicht leicht gefallen.
In vielem gehts mir genau wie dir und gelesen habe ich es auch schon öfter, mit ner Mülltüte rausgehn, am liebsten ganz leise sein, irgendwie unsichtbar machen.
Was ist mit deiner arbeit, macht sie dir Spaß?
Hast du für dich selbst einen Grund oder eine Idee warum es so gekommen ist?
Wissen deine Freunde die dir bei deinen Anträgen geholfen haben von deiner Wohnung und deiner Einsamkeit?
Ob ne Therapie oder was in der Art ( Beratung,Begleitung) was für dich ist musst du für dich selber rausfinden, so wie ich es erlebt habe wird dich auch ein Psychologe niemals als Messie bezeichnen, weil es keine offizielle Krankheit ist. Ich habe dieses Wort noch nie von einem Arzt oder Pädagogen gehört.
Ich bin zur Zeit in einer stationören Therapie und es tut mir ganz gut, ich habe aber gelernt da mitzuspielen wo es erwartet wird und zu nutzen was mir wirklich hilft[cool]


LG

05.04.2012 12:16
avatar  exBuddha ( gelöscht )
#3
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exBuddha ( gelöscht )

Hallo Luana,

Vielen Dank für deine Antwort. Es tut gut, endlich anteilnahme und Verständnis zu bekommen. Und das so schnell :D

Diese Woche hab` ich frei, deshalb kann ich jetzt schreiben. In meinem Job gehts mir gut, ich bin Lagerleiter (allerdings alleine, ohne Untergebene :wink: ziemlich abwechslungsreich und vor allem Selbstständig. Und seeehr ruhig. Ich reiß mir kein Bein aus. Was aber teilweise auch recht anstrengend sein kann, notorisch Unterfordert zu sein. Geld würde auch stimmen, wenn ich nicht die ganzen Schulden hätte und immer wieder gepfändet würde.

Ein Hauptproblem für mich ist, das ich praktisch nirgends einen Sinn sehe. Die Suchthilfe hat für mich Sinn gemacht.
Alles andere, was Menschen so toll finden, ist für mich mehr oder weniger ein Greuel.
Ich komme mit dem von der Gesellschaft anerkannten Status Quo nicht klar. Wer gibt uns vor, dass tanzen Spaß machen muss? Oder Singen? (ich will niemand auf die Füße latschen) Computerspiele langweilen mich nach 10min. Ich hab noch nie ein Spiel zu Ende gespielt. (Aber hier drei Rechner rumstehen....) Fernsehen, ich zappe mehr weg als dass ich gucke. Oder schalte den Scheiß nach paar Minuten wieder aus. Sport ist nicht mehr, meine Knie sind nicht mehr die besten. Mit Freunden in Lokale gehen uns Spaß haben? Wenn ich das beobachte, wird mir schier schlecht. Ich habe kein Verständniss dafür. Über welchen Blödsinn die reden. Was die alles "toll" finden....
In meiner Arbeit habe ich Mitte letzten Jahres (kurz nachdem ich aus dem Suchthilfeverein rausgemobbt wurde) mündlich gekündigt. Da habe ich noch keinen Alkohol getrunken und bin mit meinen Mitarbeitern einfach nicht "warm" geworden. Das Niveau, mit dem die sich unterhalten... ich war immer isoliert, aussen vor gestanden, konnte bei dem Blödsinn einfach nicht mitreden. Und das, obwohl die Truppe wirklich richtig lustig ist. Aber sich permanent gag`s über irgendwelche Filme vorzuspielen, ich weis nicht...
Ich habe dann langsam wieder angefangen, zu trinken. Dadurch habe ich mittlerweile Zugang zu meinen Kollegen bekommen, bin akzeptiert und beliebt (allein das ist doch irre, oder?)
Wahrscheinlich aber ist das alles nur ein Ausdruck meiner eigenen unfähigkeit zu "normalen" Kontakten. Also im Grunde Neid. Ja, aber was soll ich dagegen machen? Ich fange bestimmt nicht an, plötzlich in der Öffentlichkeit über Handy`s zu reden. Und sich gegenseitig App`s (oder was auch immer) zu zeigen. Oder über "Aggression unter Regeln", sprich: Fußball! (wer gewinnt eigentlich bei 1:1? :iih

Alles ausreden? vielleicht. Aber so denke ich.


Ich will jemand anderes sein.
Und weis genau, dass das nicht geht. Es gibt keinen "anderen". Jeder andere sieht sich selbst als "ICH". Also bin ich immer ich. Egal, wer ich bin.

Jetzt sitze ich hier (12.00 mittags) kotze mich aus (ich bitte um Nachsicht!) und will einfach nur raus. Aber dafür ist es zu früh. Ich warte, bis es ca. 17.00 Uhr ist, dann ist erfahrungsgemäß "die Luft rein" (Treppenhaus) und werde heute mal wieder ein Bier trinken gehen. Ich bin jetzt seit Freitag hier in der Bude. Mucksmäuschenstill.
Zurückkommen werde ich möglichst genau um 22.30. Um 23.00 kommt mein Vermieter von seiner Arbeit zurück. Dann bin ich schon hier, bin wieder still und alles ist gut. Am Wochenende? keine Ahnung.
Ich hoffe nur, das ich es endlich schaffe, den scheiß Briefkasten zu leeren. Das baut sich langsam zur Katastrophe auf.

Meine Freunde wissen schon, das ich Probleme habe. Sie waren beim Umzug dabei, haben den Saustall (allerdings bereits eine in Nacht- und Nebelaktion vorbereinigter Version) gesehen.
"Bist ja kurz vorm Messie gewesen, oder?" war ein Komentar. In der neuen Wohnung dachte ich wirklich, neu durchstarten zu können. Beim Einzug letzten November war noch alles in Ordnung. Dann ist mein Freund aber auf Montage weggefahren. Kommt erst Mitte April wieder. Und schon war die Stütze weg. Seine Freundin (ich gönn` Sie ihm von Herzen, mir hat sie leider `nen Korb gegeben[frown] kann mir alleine aber nicht helfen. Sie kommt -unbeabsichtigt- eher mit Vorwürfen und schlauen Sprüchen. "warum machst du es dann nicht einfach? Ist doch nicht so schwer"... bla bla. Das weis ich selber..

Dass "Messie" keine anerkannte Krankheit ist, wußte ich nicht. SHG`s gibts dazu ja. Wobei ich nicht sicher bin, welche "Diagnose" für mich am ehesten zutrifft. Von Stinkfaul bis notorischer Versager über Vollidiot ist alles drinn [grin]
Ich will jetzt erst mal versuchen, durch das Forum über das ganze Dilemma zu reden (schreiben), um mir selbst etwas klarer über mich zu werden. Und Kontakt mit einer SHG aufnehmen.
Darf ich fragen, warum du stationär bist? Und was du da alles machst? Mit Suchttherapien kenne ich mich prima aus, aber dieses Gebiet ist mir -jedenfalls fachlich- noch neu.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg!

In diesem Sinne; Ich danke dir nochmals für deine Antwort,
lg
exBuddha


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05.04.2012 12:58
avatar  Luana
#4
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hallo,
Meine stationäre Therapie begonn mit einer unsicheren, ambulant erstellten Diagnose (Borderline Persönlichkeitsstörung). Die wurde jetzt aber ausgeschlossen. Jetzt Depresionen durch Trauma, mache jetzt ne Art vorbereitung auf die Traumatherapie.
Mir wurde dort erklärt das Messie verhalten entsteht immer durch eine andere Störungen, meist Depressionen, die mit Grund oder auch ohne auftreten können.

Discos und tanzen sind auch nicht mein Fall, da kann ich dich schon verstehn.
Das mit dem trinken ist natürlich gar nicht gut.
Was ich nicht verstanden hab, hast du in der Suchthilfe Ehrenamtlich gearbeitet ?

05.04.2012 13:48
avatar  Luana
#5
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So Text abgehauen.
Ich bin noch mitten in der Therapie.
Das du wenig oder gar keine Interessen mehr hast klingt auch Depressiv.
Auch das du nicht wirklich sammeln willst sondern gehemmt bist was zu tun, deine Gedanken kreisen um Sinnlose Dinge.
Alkoholsucht entseht auch oft durch eine Depression.
Was meinst du dazu?


OT: Ich habe auch im Einzelhandel gearbeitet und ja hinter dem Loch steht meistens jemand.
Glasflaschen landen auf nem Band und müssen Einsortiert werden, Einwegflaschen landen in Kisten mit Säcken, sind die voll fallen die[grin] Flaschen aufn Boden.

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