Zitat
Ein Psychologe sagte, ich solle mein Leben selbst in die Hand nehmen. Habe ich auch umgedreht und gesagt: Ich sollte mir eigenhändig das Leben nehmen.
Wer hätte einen Tipp, wie es vorwärts ginge?
Liebe @Draculara ich schleiche hier schon eine Weile um Deinen Post herum und frage mich, ob ich antworten oder Dir meine Binsenweisheiten ersparen soll. Nun, also, falls das alles idiotisch ist, was gleich kommt, schonmal liebe Grüße. Dann haste wenigstens die, bevor ich Dir nen Knopp an die Backe labere. 😉
Okay. Geht los:
Du kannst natürlich alles umdrehen, jede Frage, jedes Problem. Die Frage, die aber bleibt, ist, ob das umgedrehte besser für Dich ist als die Vorderseite?
Dein Psychologe schlägt vor, Dein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Du drehst den Vorschlag um in Dir-von-eigener-Hand-das-Leben-nehmen.
Wenn Du mich fragst (und JA, ich kann zum Thema Suizidgedanken ein paar Jahre Erfahrungen beisteuern, kein Scherz) dann ist es wie mit zwei Seiten einer Medaille.
Sagen wir Mal eine schwarze Seite und eine weiße.
Du kannst die schwarze Seite nehmen - und Dich umbringen.
Du kannst die weiße Seite nehmen - und das Leben wählen.
Die Welt ist wie sie ist, vieles ist unverrückbar. Bei vielem werden wir nicht gefragt.
Aber diese Entscheidung ist Deine. Leben oder Tod?
Schwarz oder weiß?
Wenn Du Dich nicht aktiv für den Tod entscheidest, "wählst" Du das Leben, das ist dessen Natur. Es gibt nichts dazwischen, kein vielleicht, keinen Mittelweg. Wer nicht schwarz wählt - wählt weiß...
Leben-Oder-Sterben ist meiner Meinung nach eine sehr schwere Frage, wenn man sie sich ernsthaft stellt und nicht einfach nur "Jaja, sowas darf man gar nicht denken" darüber hinweg geht - und dann dauernd wieder daran vorbei kommt.
Du schreibst, Du bringst Dich nicht um. Okay. Das IST doch eine Entscheidung, richtig? Okay, super. - Entscheidung getroffen,
weiße Seite der Medaille.
Ich würde sagen, DAMIT geht es vorwärts.
Mit solchen Entscheidungen. Alle Optionen, die die "schwarze Seite" betreffen sind nämlich jetzt raus.
Die nächste Frage ist vielleicht "Quäle ich mich jeden Morgen aus dem Bett, oder bleibe ich liegen?" "Esse ich ein gesundes Frühstück oder Tiefkühlpizza?"
Mit jeder getroffenen Entscheidung entsteht eine "Grundlage" (heißt das so?) für die nächste Entscheidung. Also zB. "Wenn ich mich nicht umbringe, muss ich möglicherweise noch 50 Jahre hierbleiben. Die kann ich unmöglich im Bett verbringen, also aufstehen." "Wenn ich mich nicht umbringe, will ich wenigstens ein bisschen Genuss haben, ich esse ab jetzt nur noch was ich mag - Pizza." usw...
Diese Entscheidungen bilden wieder Grundlagen ("Wenn ich mich nur noch von Dingen ernähre, die ich mag, kann die Saftpresse weg" usw...)
Falls Du verstehst was ich meine.
Ich bin seit Jahren dran. Die erste Frage (Leben - oder Tod?) War mit einigem Abstand die härteste!
Nachdem ich einmal die Frage geklärt hatte, ob ich den Kopfsprung vom Balkon mache oder nicht-mache; ob ich aus dem Bett aufstehe oder nicht-aufstehe; ob ich arbeiten gehe oder nicht... Wirklich geklärt wie in "Da brauche ich morgen nicht nochmal drüber nachdenken, ich habe mich jetzt so entschieden"
Da wurde es immer einfacher. Mit jeder Entscheidung.
Wirklich wahr.
Weil ich etwas hatte, worauf ich "aufbauen" konnte...
Das Aufräumen kam dann irgendwann dazu. Ist doch nur ne Wohnung. Ich habe nämlich entschieden (!), dass es hier um MICH geht. Nicht um "Was die Leute denken". Daher habe ich Sport-und-Abnehmen wichtiger genommen als die Wohnung.
Meine freie Entscheidung, ich will das so. Wohnung sieht immer noch nicht doll aus? Tja. Eins nach dem anderen und ICH war heute erstmal beim Sport...
Liebe Grüße, ich hoffe es war irgendwas dabei was kein totaler Schwachsinn war.
Sybille
