Puh, bin verschwitzt, aber glücklich. Eigentlich wollte ich ja einen Ausflug machen und hatte mich auch schon gefreut, aber dann habe ich für das, was ich am Vormittag arbeiten wollte, viel zu lange gebraucht. Der ursprüngliche Grund für den Ausflug ist weggefallen. Und da ich am Wochenende weg bin, muss ich am Freitag noch einige Erledigungen machen (mindestens Supermarkt und Postamt), so dass ich gar nicht gut zum Arbeiten kommen werde. Also beschloss ich, während ich schon die Tasche zusammenpackte, dass ich doch hier bleibe und lieber den schönen Nachmittag im Garten verbringe. Ich habe jetzt anderthalb Stunden lang im Garten gebuddelt und dabei viel mehr geschafft als erwartet. Bisher habe ich immer nur im Herbst und Winter Brombeeren ausgegraben, weil ich während des Sommers nicht dazu kam. Da waren das natürlich recht große Pflanzen und ein undurchdringlicher Dschungel. So wie in den Märchen, wo die Heldin eine magische Bürste hinter sich wirft und ein fast undurchdringliches Dornengestrüpp daraus wird. Da muss ich beim Jäten immer dran denken. Für die Fläche, die ich heute geschafft habe, brauche ich sonst drei Stunden und fülle zwei Kisten mit Ranken. Nun waren es nur anderthalb Stunden und eine Kiste. Bin sehr zufrieden. Die Erde hatte genau die richtige Konsistenz, um Wurzeln mit auszugraben. Weder zu nass noch zu trocken. So kann ich hoffen, dass es endlich mal weniger Brombeeren werden! Das ist nämlich ein relativ großes Stück meines Gartens, den ich vor lauter Mist gar nicht nutzen kann. Echt traurig, weil ich dort ja schalten und walten kann, wie ich will, es aber nicht geschafft habe. Allmählich bekomme ich mein Leben doch immer mehr wieder in den Griff. Ich reiche vieles schon ein oder zwei Wochen vor Abgabetermin ein statt alles verspätet. Ich glaube, so ganz allmählich arbeite ich mich aus dem Messieleben wieder raus.
Heute habe ich auch ein Kochbuch aussortiert. Eigentlich klang es ganz nützlich, aber bei genauerem Hinsehen sind die Rezepte recht trivial. Das einzig originelle Rezept habe ich heute gekocht und das kenne ich ja jetzt. Es war auch relativ trivial. Damit gibt es wieder Platz. Ich hatte ja mehrere Kochbücher gekauft ohne ein einziges auszusortieren. Es ist auch so, dass ich mir die meisten noch nicht näher angesehen habe, nur gerade so weit, um zu entscheiden, dass es eventuell nicht ganz unnötig ist.
A propos unnötig: Ich sollte meiner Schwester mal ankündigen, dass wenn sie ihre Kochbücher nicht mal abholt, dann tue ich sie weg. Selbst wenn sie eines Tages mal ein Kochrezept brauchen würde, dann kann ich ihr ein gutes empfehlen und aus einem der 200 verbliebenen Büchern herauskopieren! Sie hat doch selbst gesagt, dass sie nie nach Kochbuch kocht. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass sie überhaupt jemals kochen. Vermutlich können sie gar nicht kochen, weil Waschbecken und Herdplatten vorgerümpelt sind. Als wir mal zusammen im Supermarkt einkauften, nahmen sie nur Getränke und Knabberzeug mit. Unter der Woche essen sie in der Kantine und am Wochenende und an Feiertagen gehen sie essen. Also brauchen sie auch nicht mehrere Kisten voll Kochbücher!

Komme gerade vom Postamt. Frustrierend. Beide Sendungen haben mehr gekostet als gehofft. Die Warensendung war zu dick, das andere ging auch nicht mehr als Päckchen oder Brief durch. Seufz. Ich hoffe nur, meine Schwester kommt irgendwann mal nicht auf die Idee, dass die Verluste dafür, dass hin und wieder das Porto höher wird, nur von meinem Gewinnanteil abgezogen wird und nicht von ihrem. Das wäre genau ihr Stil. Sie macht das immer so, dass sie andere die Arbeit machen lässt, damit die anderen die Verantwortung für die Fehler tragen müssen. Sie hat ja sogar noch gewarnt und gesagt, man solle keine Fehler machen. Somit ist sie ja nicht verantwortlich. Interessanterweise hat sie das schon als Vierjährige gemacht. Ich glaube, das ist, weil unsere Eltern uns das Prinzip von "Verantwortung übernehmen" erklärt haben. Für einen Fehler muss derjenige die Verantwortung tragen, der ihn gemacht hat. Also hat sie dafür gesorgt, dass ich immer die Verantwortung trage. Sie hat oft, wenn ich sie zu etwas angestachelt habe, von dem sie nicht sicher war, ob es ein Fehler sein könnte, immer gesagt: "Aber wenn es nachher Ärger gibt, musst Du die Verantwortung tragen." Da ich als die Ältere sowieso immer für alles verantwortlich gemacht wurde, habe ich das dann ausdrücklich auf mich genommen. Auch hinterher, wenn es Ärger gab. Das erklärt dann auch, warum ich im Beruf viel Verantwortung trage und sie wohl eher Dienst nach Vorschrift macht. Grundsätzlich war die Idee meiner Eltern schon richtig, aber sie hätten mal bemerken müssen, dass ihre Erläuterungen bei meiner Schwester zum gegenteiligen Effekt führen. Sie hat sich Strategien angeeignet, wie man sich am besten vor Verantwortung drückt. :-( Ihre große Verletzlichkeit, die ich ihr manchmal wirklich nicht abnehme, könnte auch dazu gehören.

So, Planung fürs Wochenende steht im Wesentlichen. Ich muss genau diesen einen Zug nehmen, den ich mir rausgesucht habe. Alle anderen fahren mit der Kirch ums Dorf wie wir so sagen und dauern eine Stunde länger. Zum Glück ist die Abfahrtszeit human. Wenn ich eine Stunde früher aufstehe, komme ich auch nur fünf Minuten früher an, aber wenn ich mir die Umstiegszeiten ansehe, könnte ich sogar später ankommen.
Dann muss ich 25 Kilometer durchwandern, weil ich dieses Mal die Übernachtung schon gebucht habe. Ich übernachte zum ersten Mal in einer Pilgerherberge. Ist billiger als die Hotels, klar. Da lohnt sich der Pilgerausweis ja schon. :-) Ich freu mich schon. Sorgen macht mir nur die angekündigte Hitze. Ich muss hier raus! Seit dem 1. Mai hing ich hier im Home Office herum und dachte den ganzen Tag ans Entrümpeln...

Blasenpflaster brauchte ich bisher nicht. Die Schuhe waren zwar nicht stabil, aber bequem. Wasser werde ich mehr mitnehmen als sonst! Als ich um Weihnachten herum lospilgerte, brauchte ich tagsüber fast nichts trinken. Das sieht dieses Mal anders aus!