Neues aus dem Horrorhaus

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22.06.2025 09:44 (zuletzt bearbeitet: 22.06.2025 09:49)
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Hallo @Anna1111 ,

Zitat von Anna1111 im Beitrag #2044
Interessant ist aber, dass die Tante meinte, ich könne Platz im Haus abgeben, WEIL ich es gewohnt sei, auf kleinem Raum zu leben.
Ihr der Widerspruch dabei aber nicht aufgefallen, dass sie nämlich davon ausgeht, dass ich mich problemlos an das Wohnen in
einem Zimmer gewöhnen kann, meine Schwester aber nicht.


Solche skurrilen Unterschiede machen wir mehr oder weniger alle, und ganz gewiss nicht nur Messies. Wenn wir nicht mit einem unbewussten "Das macht denen nicht so viel aus, wie es mir was ausmachen würde" durch's Leben gingen, müssten wir uns vermutlich total vom Rest der Welt abschotten, um nicht ständig vor Mitgefühl in Tränen auszubrechen. Es ist allerdings "mein Ding", diese Barriere nicht höher als nötig zu machen, damit man zumindest ein bisschen über den Zaun schauen kann, und zumindest gelegentlich ganz bewusst den Gedanken "wenn ich das wäre" zuzulassen. Das unbewusste "Mitgefühl" neurotypischer Menschen, bzw. ihre Methode, es abzuwehren, ist nach meiner Beobachtung nicht konstruktiv. Sie haben Angst vor Menschen, denen es schlecht geht, und hassen sie. Weil sie ihr Mitgefühl nicht zulassen, weil das ja wehtun könnte. Ich halte das, um es mal milde auszudrücken, für keinen erstrebenswerten Zug menschlichen Sozialverhaltens.

Gleichzeitig beobachten wir natürlich auch bei uns selbst, dass wir uns an äußere Umstände gewöhnen können und sie dann nicht mehr so schlimm finden. So etwa das extremste, was ich in der Hinsicht erlebt habe, war, als mir der Strom abgestellt wurde. Im ersten Moment habe ich mich davon existentiell bedroht gefühlt! Ich musste mich erstmal selbst beruhigen und mir gut zureden, dass es in einer Wohnung nicht anders ist als beim Camping... Da sterben wir ja auch nicht gleich ohne Steckdose! Und nachdem ich mich in der Campingabteilung mit allem versorgt hatte, was man da so braucht, und Stellen gefunden hatte, wo ich meine Akkus und Powerbanks aufladen konnte, war es so entspannt, dass ich mir am Ende gar nicht sicher war, ob ich mir einen eigenen Stromanschluss nicht für immer sparen möchte!

In ähnlicher Weise finden wir gar nix dabei, wenn in manchen Gegenden der Welt vielleicht kein Strom ist, aber ein Stromausfall in der Gegend, in der wir selber leben, auch nur für ein paar Stunden oder Tage, erscheint als existentielle Bedrohung. Aber objektiv gesehen: Kein Strom in ganzen *Regionen* *ist* existentiell bedrohlich, und zwar für alle, die in dieser Zeit auf etwas angewiesen sind, was Strom braucht. Eine Herz-Lungen-Maschine z.B..
Es gibt keine "Gewöhnung" daran, existentiell Notwendiges nicht zu haben. Es gibt nur eine Gewöhnung an Luxus... Und ich meine nicht, dass wir keinen Luxus haben dürfen.

Viel Krempel oder viel Platz z.B. sind Luxus, und da ist die Denkweise, dass andere dies oder jenes nicht so brauchen, weil sie doch dran gewöhnt sind, es nicht zu haben, gar nicht mal so falsch. Sie ist nur nicht *gerecht*.

Und vor allem denke ich, dass du als erwachsener Mensch ein gleiches Recht hast, selbst darüber zu entscheiden, ob du Dinge horten und in vollgestopften Räumen leben willst oder nicht. Die Frage hat sogar einen existentiellen Aspekt, denn in vollgestopften Räumen hat man immer reichlich Staub, und wenn die Räume feucht sind, auch Schimmel.

Dein Bekannter hat jetzt noch die Möglichkeit, sich zu überlegen, ob er das Erbe ausschlagen will. Ist eine Frage der Prioritäten... Aber es hört sich so an, als ob es durchaus auch *sein* Chaos ist. Macht ja nix. Ändert nix an den Fakten: Entweder man will es loswerden oder man will drin leben oder man will für einen extra Stauraum bezahlen.


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22.06.2025 20:07 (zuletzt bearbeitet: 22.06.2025 20:08)
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@Robin
Ja, das meiste habe ich so auch schon beobachtet.
Beispielsweise dass Menschen irgendwie ein Problem damit haben, mit anderen mitzufühlen, weil sie den Schmerz nicht aushalten.
Und darum sind sie dann lieber zynisch und egostisch, und das anscheinend sogar absichtlich. :-(
Wir hatten es heute auch in unserer Diskussion über Umweltschutz und die knappen Ressourcen der Erde.
Wir in Europa werden die Knappheit der Ressourcen als letzte zu spüren bekommen, während die ärmeren Gegenden und dort
die armen Menschen zuerst das Problem bekommen, dass Lebensmittel, Heizen und Co unerschwinglich teuer werden, so dass sie
leider sterben müssen.
Das Wissen darüber kann man aber einfach ausblenden oder behaupten, das mache denen nichts aus, in einer ungeheizten Wellbechhütte zu leben, weil sie es gewohnt sind, oder was auch immer.
Grundsätzlich kann jeder nur selbst beurteilen, an was er sich gewöhnen kann oder will. Oder wie lange.
Tatsächlich wohne ich hier fast nur in zwei Zimmern, die anderen würde ich wohl auch nicht nutzen,
wenn sie perfekt eingerichtet wären. Aber genau darum denke ich von Anfang an daran, ein oder zwei
Zimmer per RBNB zu vermieten. Aber dafür muss das hier noch viel ordentlicher werden, und zwar
in allen Zimmern! So gesehen entsteht mir sogar ein wirtschaftlicher Schaden in Form von entgangenen
Einnahmen, die deutlich höher sind als das, was ich bei Ebay in derselben Zeit einnehme. :-(

Der Bekannte wird garantiert nicht das Erbe ausschlagen. Seine Familie lebt schon seit dem Mittelalter
an genau diesem Ort und er hat sicher auch jede Menge Felder und Geld geerbt.
Außerdem stört ihn das Chaos ja offensichtlich nicht. Er schwimmt darin herum wie der Fisch
im Wasser und hat auch alles gefunden, was er suchte.


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22.06.2025 20:34
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@Anna1111

Nur wird vieles gar nicht mehr hier hergestellt. Anderes wird in großen Mengen exportiert, und da braucht man Abnehmer. Z.B. Medikamente aus Indien waren letztes Jahr oder so längere Zeit nicht verfügbar. Der Text hier ist schon älter, aber offizielle Quelle, und es geht ja letztlich darum, dass die Welt halt miteinander vernetzt ist in Sachen Produktion:

htt_ps://de._statista.com/themen/8691/li.../#topicOverview

Dass ich das Gefühl habe, dass die allgemeine Weltlage nicht grade sicher ist, trägt auch ziemlich zu meiner Horterei bei.


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22.06.2025 22:52
#2049
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@Robin
Ich bin relativ entspannt, aber ich brauche natürlich auch keine besonderen Medikamente!


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23.06.2025 06:43
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@Anna1111

Es gibt ja auch keinen *akuten* Grund zur Beunruhigung. Nur verschiedene Gesetzmäßigkeiten wie z.B. Naturgesetze, die unterm Strich besagen: Das kann so nicht gutgeh'n. Aber natürlich gibt es noch jederzeit die Möglichkeit, vom Crashkurs abzubiegen.

Tscha, und dann sag ich mir: Fang mal hier an. Mach mal Solarpunk in deiner Bude!

Womit wir wieder beim Thema wären, weil wir sind ja schließlich nicht nur - und nicht mal hauptsächlich - als potentielle Opfer Teil dieser Welt. Ganz genau wie mit den Wohnungen: Wir erschaffen zwanghaft den Mist, unter dem wir früher oder später leiden. Natürlich hast du recht, dass erstmal andere getroffen werden... Aber ich glaube, dass die Idee der Spaltung darin eine Illusion ist. Und auch ein bisschen gefährlich, obwohl sie moralisch argumentiert. Aber: Wenn man sich vor den Folgen des eigenen Handelns dauerhaft schützen könnte, würden die meisten das tun und so weitermachen wollen. Ich denke, das ist sogar die unbewusste Quelle gewisser Ideen, das Land zu überdachen, die Türen zu verschließen und die Schlüssel wegzuwerfen... Nuja, ab einem gewissen Alter mag das eine für einen persönlich funktionierende Perspektive sein. Aber ich bin erst 60.


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