Ich hatte heute Nacht den Einfall, dass vielleicht einfach die Frage ist, ob man sich ne Lösung wert ist.

Ich meine:

Wenn ich (warum auch immer!) von unangekündigtem Besuch mehrtägige Migräneattacken auf Höchststufe bekomme, dann kann man fein "So sollte das nicht laufen" oder "War doch nicht böse gemeint" oder "Du darfst Dir das nicht so sehr zu Herzen nehmen" sagen.
Die Frage bleibt doch: *Muss* ich das aushalten, wenn's mir damit *so* geht? Oder muss ich nicht?

Dass ich so nicht empfinden "sollte" ist doch letztendlich eine Feststellung wie, dass es besser wäre, wenn mein Mann keine Höhenangst oder eine Bekannte keine Weizenallergie hätte.
Stimmt. Wäre viel besser.
Is' aber nicht.

Frage: Muss ich *wirklich* 48 Stunden Migräne-mit-Galle-kotzen-und-Schwindel aushalten, um der guten Form "Wenn jemand unangekündigt zu Besuch kommt, muss man ihn hereinbitten" zu genügen?
Ist das nicht in Wirklichkeit vollkommen unverhältnismäßig? Der Typ war drauf gefasst, dass keiner zu Hause ist. Wie schlimm hätte es sein können, abgewiesen zu werden?
Hätte er auch nur 10 Minuten gekotzt meinetwegen?
Ich denke nicht...

Ich war vorhin im Garten. Ungefähr fünf Minuten nachdem ich "Hey, ich könnte die Grundstücksgrenze mit hochwachsenden Gräsern und Sträuchern bepflanzen" gedacht habe, kamen die Nachbarn und redeten über meine Pflanzen und wie mein Garten sein müsste und das wächst alles viel zu hoch und den Rasen sollte ich mähen und... 🙄🙄🙄

Wisst ihr... Ich glaube, die wollen gar nicht, dass ich den Garten irgendwie herrichte. Egal was ich tue, ich glaube gerade, es wird sowieso weiter gelabert werden. Denen sind der Vorgarten, das Unkraut und was weiß ich glaube ich eigentlich gar nicht wichtig. Die wollen sich unterhalten. Wollen schlau daher reden. Wollen der dummen kleinen Sybille die Welt erklären. Wollen sich klug und als was besseres fühlen, wenn sie alles besser können als ich. Wollen in Oberlehrer Ton "Sybille, Du musst G-I-F-T streuen, hörst Du schlecht?!" sagen, wenn ich hartnäckig darauf bestehe, das Unkraut zu mögen und dem Löwenzahn schlimmstenfalls mit der Schaufel zu Leibe rücken zu wollen.
Sie wollen...
Sie wollen sich wichtig machen, weil sies nicht sind.
Der Mensch verbraucht am Tag etwa 30.000 Worte und wahrscheinlich kriegen sie ihre einfach nicht anderweitig los. Da sind sie froh, wenn sie mir Vorträge über Gärten halten können.
Wenn ich versuchen will den Garten so herzurichten, dass sie still sind, dann hilft es absolut nichts den Rasen zu mähen oder das Unkraut zu jäten.
Jedenfalls glaube ich gerade, ich sollte mir gegen die Nachbarn was anderes überlegen als zu versuchen sie zufrieden zu stellen.
Mit scheint, es macht sie zufrieden mir die Welt zu erklären und herumzunörgeln. Und das wird sich nicht ändern, nur weil ich den Rasen mit der Nagelschere schneide.
Und wenn *ich* nicht lerne auf Durchzug zu schalten, oder die Leute abzuweisen, egal ob das höflich oder unhöflich ist. Dann wird das nie besser.
Also, falls heute hier jemand vorbei kommt:
Ich bin nicht zu sprechen.

Ach @Anna1111 Was habe ich schon an Nerven Zeit und Geld auf diese Frage verwendet.
Ich hatte gefühlt jede Therapieform, die es gibt.

Es gibt zig Theorien und Diagnosen und was weiß ich.

Aber am Ende von den ganzen Gesprächen, Medikamenten, Hypnosen, Kreativ-und Bewegungstherapien steht die Erkenntnis, dass ich so denke und fühle wie ich denke und fühle.
Warum auch immer.

Ja, ich wüsste gerne, was dahinter steckt. Aber ich glaube inzwischen nicht mehr, dass es wirklich etwas ändern würde. Ich glaube wenn es etwas gäbe, was helfen würde, dann hätte es bereits geholfen. Ich muss lernen damit zu leben. Hilft nix. Und deshalb ist die Ursachenfrage zwar interessant. Aber ohne praktische Anwendung. Denn eine "Pille-rein-Sybille-normal" Lösung. Die wird nicht auftauchen.

Und so denke ich, ist es am Ende des Tages vielleicht auch einfach egal, ob ich Besuch wegen PTBS oder wegen "will-nich" an der Tür abwimmele. Der kann sich für die Diagnose schließlich auch nichts kaufen...