Umstrukturierung innen und außen

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14.01.2023 18:09
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#31
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IBI

Danke für das Kompliment.

Zitat von hanabi8 im Beitrag #28
nämlich zu meiner eigenen Mitte zu finden und zu schauen, wo meine eigenen Gedanken und Wahrnehmungen valide sind und wo ich nochmal neuen Input brauche. Genau das hat mir in den letzten Jahren extrem weiter geholfen. Davor hab ich immer nur versucht, meine Farbe zu ändern bzw. hab mich gefragt, warum ich schwarz bin, wenn alle anderen weiß sind.


ich mag weiterhin darstellen, dass du in er Mitte eine andere Farbe haben wirst als schwarz oder weiss.
Ja, es ist ein unterschied, ob du die Farbe wählst, die zu dir passt und dich entsprechen bei weissen oder dunkeln verhältst oder ob du dich versuchst mit aller macht ihnen anzupassen.
das zweite ist viele Jahre meine Devise gewesen....ich muss mich anpassen....und ein bisschen davon braucht es, damit eine kommunikative schnittmenge existieren kann.

wie kann ich mit den eigenen mittigen farben, den anderen mit ihren farbtönen begegnen ist für mich eine herausforderung.


Zitat von Anna1111 im Beitrag #29
Ich gehe da einfach emotional auf Distanz. Ich passe einfach zu dieser Familie nicht dazu.

Anna, das probierst du.
doch zwischen deinen zeilen, lese ich den schmerz, den dir jede dieser aussagen deiner familie macht, weil du von diesen personen nicht gesehen wirst wie du bist. deine ansichten sind nichts wert aus ihrer sicht und ihre ansichten sind aus deiner sicht nichts wert.

du weichst dem schmerz aus, in dem du ihnen ausweichst und versuchst zu vermeiden.
bei mir hat der versuch der vermeidung, die meist nicht möglich ist, zur verschlimmerung als zur Verbesserung geführt.

vielleicht traust du dich den schmerz zu spüren, wo im körper er sich befindet.
es ist mit sich selber nicht einfach. ich habe unterstützung gebraucht, bis mir das gelingen konnte, derartige schmerzliche augenblicke zu spüren.
jetzt kann ich emotional besser mit derartigen situationen blieben, weil der gesamte schmerzpegel in mir weniger überwältigend für mich geworden ist.


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14.01.2023 18:58
avatar  hanabi8
#32
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Das mit dem Sauger ist leider für mich ein zu großes Hemmnis. Ich hatte mal ganz zu Anfang einen, als ich von daheim auszog, habe ihn aber aus den Gründen nie benutzt und dann irgendwann entsorgt. Für mich sind es nicht nur ein paar Minuten, es ist ja jeden Tag und dazu dieses "Gegenrumpeln" gegen Wände und sonstwas, das ist mir sensorisch echt zu viel. Mit dem Besen geht alles leise und selbst wenn ich mal wo gegendonner, ist das Grund genug, in dem Moment mich besser zu koordinieren.

Was ich mir wünschen würde, wäre ein kleiner Handsauger so für Bett, Sofa, Stühle (Stoffbezug). Aber auch da hab ich Angst davor, dass mir das Ding dann zu laut ist und ich das Geld "sinnlos" ausgegeben habe. Immerhin sind die Dinger ja nicht ganz billig. Es wäre eine Erleichterung wegen dem Strand-Effekt, da sich die kleinen Holzkrümelchen sehr schnell zu Staub zersetzen und das einfach überall rum getragen wird. So sammelt sich "Sand/Staub" sichtbar in den Ritzen und lässt sich nur schwer entfernen.

Aber so für den Boden / große glatte Fläche ist mir der Staubsauger echt nichts. Da kriege ich Kopfschmerzen von und das muss ja nicht sein. Wenn mein Herrchen gern fegen möchte, soll er machen, ich werd ihn nicht aufhalten. Er hat halt mehr Geduld und macht das langsam, während ich mit jedem Schwung eine große Fläche abdecke und zack-zack durch bin (viel länger hält meine Konzentration nicht).

Was ich schon eine Ewigkeit im lokalen Handel suche, ist das passende Set aus Handfeger und Schaufel, das es mal zu dem "großen" Feger dazu gab. Die Schaufel ist mir irgendwann kaputt gegangen und der Handfeger ging bei mehreren Umzügen über den Jordan. An dem Teil kann man die Schaumstoffeinsätze auch tauschen und kriegt dadurch auch viel mehr vom zusammengekehrten Dreck tatsächlich weg.
Mit einem "normalen" Handfeger besteht immer das Problem, dass die Borsten den Dreck gefühlt meterweit "wegschnipsen". Da wird man nie fertig.

Hab aber auch schon über die Anschaffung von diesen Fegern mit Gummiborsten nachgedacht, die man z.B. im Friseursalon nutzt. Da hat mich bislang nur der Preis abgeschreckt. Vielleicht wäre das ja eine Alternative.


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16.01.2023 17:11
avatar  hanabi8
#33
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Ich möchte hier mal weiter "Tagebuch" führen, da ich mich grad (total bescheuert) drüber freue, es geschafft zu haben.

Also ich habe gemerkt, dass ich wieder im "Nebel" kognitiv verschwunden bin und die negativen Gedanken / Ängste wieder stärker wurden. Da ich aber den Fahrplan habe, mir für jeden Tag eine Aufgabe vorzunehmen, muss ich diesen auch einhalten. Sonst türmen sich die Aufgaben immer mehr und ich komme nicht mehr hinterher.

Die Aufgabe für heute war vorbereitet: Altglas entsorgen. Es ist zwar nur ein Bruchteil des "Bestands", aber den kann man ja Stück für Stück abbauen.
Also bin ich dann vorhin doch los. Auf dem Weg hatte ich noch Angst, dass die Container vielleicht nicht mehr da stehen und ich umdrehen muss, um eine andere Entsorgungsstelle anzulaufen. Glück gehabt, die stehen noch und es war grad kein Mensch da.
Also ja, ich habe eine Kleinigkeit, die ich seit Jahren vor mir her geschoben habe, endlich angefangen. Und ich habe aus dem heutigen "Trip" gelernt, dass es eigentlich ganz einfach ist und überhaupt keine Kraft kostet. Das ist wichtig für's Hirn. Belohnungseffekt und Abbau von weiteren Blockaden im Kopf.

Außerdem hab ich gestern eine recht alte Umzugskiste mit Krams auseinander genommen. Brauchbares hab ich verräumt und übrig blieb eine schwere Bettdecke. Es ist eine Tagesdecke, die man auf ein Ehebett obenauf legt. Das Problem: Sie ist seit vielleicht 10 Jahren (?) in dieser Kiste gewesen. Sie stinkt höllisch. Wir haben diskutiert, was wir damit machen. Entsorgen wollte ich sie eigentlich nicht. Ist das Messie? Ich meine dieses "es ist aus meiner Kindheit und eigentlich recht praktisch, kann man ja nochmal brauchen".

Mein Mann meinte, ich soll sie wegwerfen. Die kriegen wir nicht gewaschen. In meinem Hirn war sofort eine Abwehrreaktion. Nein, bitte nicht meine Kindheit wegwerfen! Ich weiß, dass das Ding stinkt und dass das so nicht bleiben kann. Die muss gereinigt werden.
Nun, eine Idee gibt es noch (Waschsalon, die nehmen auch Pferdedecken). Bis wir das umgesetzt kriegen, muss sie aber irgendwo hin. Ende vom Lied. Ich habe sie eben in einen Sack gesteckt und in den Keller gebracht. Hoffentlich kann ich die retten. :)

Ansonsten versuche ich, an dem Grundsatz "Benutzen, Reinigen, Wegräumen" dran zu bleiben und alles so weit in Schuss zu halten wie es aktuell ist. Ich könnte mehr tun, aber möchte nicht übermotiviert rangehen und dann total erschöpft wieder alles fallen lassen müssen.


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16.01.2023 21:25
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#34
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Zitat von hanabi8 im Beitrag #33
Also ich habe gemerkt, dass ich wieder im "Nebel" kognitiv verschwunden bin und die negativen Gedanken / Ängste wieder stärker wurden


Viele Menschen bemerken ihren Nebel und ihre Ängste nicht einmal. Das ist bereits ein wichtiger Schritt.
Und du hast dich von diesem Schritt nicht so sehr lenken lassen, sondern hast ihn überwunden.

Zitat von hanabi8 im Beitrag #33
ich habe aus dem heutigen "Trip" gelernt, dass es eigentlich ganz einfach ist und überhaupt keine Kraft kostet. Das ist wichtig für's Hirn.

Genau:
Unsere Angst spielt uns selbst oft Streiche....es ist weniger schlimm als gedacht und hat wenig (emotionale) Kraft gekostet.

Zitat von hanabi8 im Beitrag #33
Sie ist seit vielleicht 10 Jahren (?) in dieser Kiste gewesen.

Hast du gewusst, dass sie in der Kiste war oder war es beim Ansehen....die überraschung ...ach ja, die Decke gibt es auch noch?

Denn 10 Jahre wissentlich lagern oder unwissentlich Lagern macht aus einer Sicht einen Unterschied.
Wissentlich - du hättest sie vielleicht auch hervorgekramt - für den Anlass des Gebrauchens
Unwissentlich - nein, du hättest sie nicht brauchen können, weil sie sowieso verschwunden war - dann sollte sie weg dürfen.

Zitat von hanabi8 im Beitrag #33
Nein, bitte nicht meine Kindheit wegwerfen!

Die Vergangenheit von der Gegenwart emotional trennen ist eine Herausforderung.
Deine Kindheit steckt irgendwo in deinem Körper.
Und weil du viel Zeit im "Nebel" verbringst, ist auch die Erinnerung an deine Kindheit eingenebelt.
Und deswegen behalten wir die Gegenstände, weil sie sichtbar sind und sich nicht im Nebel befinden wie das meiste an unseren Erinnerungen.

Dissoziation und Trauma haben unter anderem diese diffusen und nebeligen Eigenschaften, die wir mit GEgenständen kompensieren.


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17.01.2023 02:01
avatar  hanabi8
#35
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Naja den Brainfog kenne ich sehr gut (ADHS/Autismus eben, hatte ich schon immer). Bei "Berieselung" wird das manchmal schlimmer, aber auch dann, wenn ich sehr gestresst oder erschöpft bin.

Die Überraschung mit der Decke kam tatsächlich letzte Woche. Denn diese Kiste stand unter einer zweiten und die wiederum unter einigem losen Müll. Beide Kisten hatte ich vor 3 Jahren zum Einzug hingestellt mit der Absicht, sie zu leeren, nur war damals überhaupt kein Platz dafür da und irgendwie hat man sich dann dran gewöhnt, dass sie da stand. Das ist etwas, das mich immer noch zum Staunen bringt. Wieso mir das so richtig egal war die meiste Zeit. Jetzt geh ich ganz ohne "Hindernis" an die Küchenzeile und kann mich da frei bewegen. Das ist immer noch fremd und gleichzeitig wie ein Wunder, das man gar nicht glauben kann.

Gebraucht hab ich sie in all den Jahren nicht. Anfangs war das immer noch so eine Sache von "verstauen für später", da ich auch in der Wohnung vor 10 Jahren keine Schränke hatte. Im Grunde hab ich sehr minimalistisch gelebt, aber nicht aus Freiwilligkeit, sondern weil da sicher 5-10 andere Umzugskisten mit im Raum standen. Hätte ich die zwecks Benutzung irgendwelches Inventars geöffnet, wäre alles einzeln rumgeflogen und noch ein viel schlimmeres Chaos geworden. Somit habe ich mich bewusst gezwungen, die Dinge nicht zu verwenden, sondern lieber drauf zu warten, dass ich sie irgendwann mal ordentlich weg räumen kann.
In der Wohnung danach war auch kein Platz. Zwar mehr Schränke, aber immer noch eine riesige Wand aus Kartons.
Erst hier in dieser Wohnung dröseln wir die Umzugskisten langsam auf. Es stehen immer noch genug rum (u.a. 4 Stück mit meinen Büchern und ja, ich bin bibliophil und ich lese die alle auch mehrmals, habe nur keine Möglichkeit aktuell, mir ein Regal als Bibliothek hinzustellen).

Also im Endeffekt: Ich habe eher über die letzten Jahre gelernt, Dinge nicht zu brauchen und das tut mehr weh als alles andere. Ich hätte es gern anders gehabt. Auch deshalb fällt es mir in diesem Fall schwer, die Decke zu entsorgen. Zwar hab ich mit meinen Eltern (bewusst) schon bald 10 Jahre keinen Kontakt mehr. An der Aufarbeitung des Grunds für den Kontaktabbruch bin ich immer noch dran therapeutisch. Das war was größeres. Es hat sich schon sehr viel getan (verspätete psychische Abnabelung), aber irgendwo gibt es diese Sehnsucht, doch noch etwas Gutes an "früher" zu sehen. Manchmal sehe ich alles schlecht, dann wieder frage ich mich, ob meine Sichtweise überhaupt fair ist. Und letztlich gibt es einiges, das ich nicht verzeihen kann, aber doch vieles, wofür ich sehr dankbar bin.

Man muss es vielleicht auch so ausdrücken. Meine Eltern hatten den Druck, aus sich selbst etwas "mehr" zu machen als meine Großeltern. Status und Besitz spielte immer eine sehr große Rolle. Haste was, kannste was, biste wer. Das gibt "Liebe". Die muss man sich verdienen. So hab ich das gelernt.
Mein Bruder hat es mir schon recht früh gesagt, aber ich hab es damals nicht verstanden - dass ich eine andere Form von Liebe gebraucht hätte. Dass ich anders ticke als die Blutsverwandtschaft.

Naja, alte Kamellen. Aber ich denke, solche Themen sind einfach mit diesem Gegenstand verknüpft. Ja, Erinnerungen. Schöne Momente. Eine Form von Frieden. Meine eindrücklichsten Erinnerungen sind die an Streit, Rosenkrieg. Aber diese "Ruhe" in den Erinnerungen an den Gegenstand und "was hätte sein können", das bewegt mich schon. Ja, Trauma ist auf jeden Fall der richtige Begriff. Mein Psychotherapeut hat es damals als "komplizierte Trauer" bezeichnet, da ich auch nach einem Jahr nach dem eigentlichen Vorfall völlig davon überwältigt war und dieser Schmerz begleitet mich bis heute. Nicht mehr ganz so extrem. Jedenfalls lerne ich, mehr nach vorne zu sehen. Und in vielen Momenten klappt das auch sehr gut. Es sind eben so spezifische Trigger, vielleicht.

Naja, nun ist das Ding im Keller. Was ich die nächste Zeit damit mache, mal sehen. Ich werde aber auch kein Hau-Ruck-Verfahren einleiten wie es mein Mann gern hätte. So weit bin ich noch nicht. Es kommt alles zu seiner Zeit.

Ich danke dir für die Anregung. Es belastet zwar (ja, ich fühle mich erschöpft nach dieser Rekapitulation), aber es hat mir doch sehr viel erhellt. Vielen Dank! Auch dafür, dass ich das alles hier so los werden kann. Als Seelsorgerin weiß ich durchaus, dass "von der Seele schreiben" extrem wichtig ist, nur mache ich das zu selten. Hier scheint es, kann ich es zum ersten Mal seit langer Zeit.


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