Trauma als Antreiber

  • Seite 3 von 13
18.03.2023 17:33
avatar  Sybille
#11
Sy

Tja @IBI dass "WIE soll das funktionieren???" eine DER Fragen schlecht hin ist , ist ja keine neue Erkenntnis.
(kann mir bei der Gelegenheit jemand sagen, wie ich hier Struktur reinbekomme? - #Achtung das war ne rhetorische Frage 😉)

Will sagen, ich habe natürlich (!) keine besonders kluge Antwort im Angebot, kann nur mit meinen Erfahrungen dienen. Also, wen es interessiert...

Ich habe oft den Eindruck, dass mir jeder sagen kann, was FALSCH ist - aber keiner was RICHTIG ist. Hätte ich für jeden "Sybille SO doch nicht" Ratschlag, den ich bekommen habe nen Lolli, ich könnte nen Lolli-Laden aufmachen. Aber die Anzahl der Menschen, die mir tatsächlich weiterhelfen konnten, DIE ist echt klein - kann ich an den Händen abzählen.
Jedenfalls. Ich suche, wie gesagt nach dem Gleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig. (Erscheint ja sinnvoll, dass es hilfreich wäre diese beiden dafür gegeneinander zu verwenden.)

Wenn ich ZUM BEISPIEL (damals war ich 16...) einerseits zu viel einstecke, andererseits Wutausbrüche habe, dann erscheint es mir (!) wenig sinnvoll und auch wenig erfolgversprechend separat an den Wutausbrüchen zu arbeiten. Denn sie sind aufgestaute Emotionen, die daher rühren, dass ich an anderer Stelle zu viel einstecke.
Und wenn ich lerne mich in angemessener Weise zur Wehr zu setzen - jedesmal (!) wenn jemand über meine Grenzen latscht, dann werde ich nicht jedes 100. Mal das Bedürfnis haben schreiend Türen zu schlagen und einen Tobsuchtsanfall hinzulegen.
Eigentlich sehr logisch.

Beispiel Ende.

Ich habe festgestellt, dass wenn ich ratlos nach einem Gleichgewicht suche, das Auffinden von zu viel und zu wenig offensichtlich die Rahmenbedingungen meines Gleichgewichts bedeutet. Und schon allein DAS bringt mich natürlich einen riesigen Schritt in Richtung Gleichgewicht...

Es fühlt sich an, wie auf einer Achterbahn. Wenn ich nicht so tief Herunterrasen möchte, dann darf (!) ich nicht so hoch hinauffahren. DAS ist meiner Erfahrung nach der Moment um etwas zu ändern (ist die Achterbahn erstmal oben, wird sie hinunterstürzen, muss ja wieder runter. Wenn die Emotionen erstmal aufgestaut SIND, werden sie rauskommen. Wenn...).
Wenn ich ZU WENIG vermeiden möchte, muss ich den Moment finden, an dem ich ZU VIEL nehme. Und DAS lassen.

Wie bei einer Schaukel. Wenn ich nicht so weit nach vorne schwingen will, muss ich es lassen so weit nach hinten zu schwingen. Insbesondere wenn's harmlos aussieht und scheinbar mit dem anderen Extrem nix zu tun hat.

So weit so gut. Aber wie gesagt: DAFÜR muss man die beiden Gegensätze finden. Denn NACH "zu viel ./. zu wenig" kommt dann ein Zustand, von dem ich vermute, dass DER "pathologisch" heißt und dann... Aber das ist eine eigene Geschichte...


 Antworten

 Beitrag melden
19.03.2023 07:26
avatar  IBI
#12
IB
IBI

Ich bin ganz bei dir....sich zwischen den beschriebenen Gegensätzlichkeiten hin und her bewegen ist wichtig und super und die Bewusstheit zu beiden Polen bekommen ist ein wichtiger Parameter:

Zitat von Sybille im Beitrag #11
So weit so gut. Aber wie gesagt: DAFÜR muss man die beiden Gegensätze finden. Denn NACH "zu viel ./. zu wenig" kommt dann ein Zustand, von dem ich vermute, dass DER "pathologisch" heißt und dann... Aber das ist eine eigene Geschichte...


Nein, das ist nicht pathologisch, sondern salutogenese....extrem auf der gesunden Seite der Welt, wenn es dir gelingt dich dazwischen zu bewegen und die gleichgewichtige Mitte ab und an eine Pause ermöglicht.
Mir kommt gerade das Bild einer Wippe in den Sinn.
Es wippt nicht, wenn das Kind am Boden keine Energie aufwendet, um sich nach oben zu drücken.
Das Leben wippt permanent....stellt sich mir die Frage: werden wir gewippt oder wollen wir selber bestimmen wie wir wippen und uns absichtlich mal auf die eine seite des geschehens bewegen und auch wieder zurück auf die anderer seite zu gelangen?


ich bin gut auf der "destruktiven"/pathologisch wirkenden Seite der meisten meiner wippen-modelle.
die konstruktiven / gesund wirkenden Seiten machen mir aus - ich habe keine Ahnung zum Grund- Angst....so wie mir menschen angst machen, wenn sie mir übersprühend funkelnde Freude entgegenbringen......

ich lernte, dass viele Menschen mit Entwicklungs oder bindungstrauma diese Angst in sich tragen....
die angst wäre sozusagen eine mögliche dritte version in dem wippen-konstrukt, der ich mich widmen könnte (ich dachte, das hätte ich ausreichend getan, doch scheinbar doch nicht) und weil mir die freude, das positive angst macht, ist es wichtig, dass ich das auf die wippe einlade.....

angst + wut---- freude Wippe.....mit sich alleine sind solche aufgaben sehr herausfordernd. menschen zu kennen, die einen dabei unterstützen und helfen die wippe sachte in bewegung zu bringen, sind für mich extrem wichtig.
vorgestern hatte ich ein schönes erlebnis auf dieser wippe..... die wut war nicht bedrohlich und damit gab es keine angst und später entstand eine spezielle freude, weil es schön war, die person ansehen zu können. - ich brauchte ein gegenüber und in dem fall brauchte das gegenüber auch mich.


 Antworten

 Beitrag melden
19.03.2023 15:45
avatar  Sybille
#13
Sy

Wenn ich salutogenese jetzt richtig verstanden habe (Hatte ich noch nie gehört, Danke Dr Google) ist DAS quasi das Ziel was ich suche und das was ich "pathologisch" nenne, ist dann die andere Seite. Das Anti-Ziel, was es zu vermeiden gilt. (Heißt das irgendwie? Naja, ihr wisst was ich meine)

Also quasi dann, wenn die Schaukel oben übergeschlagen ist. Es GIBT dann also keine keine salutogenetische (wenn man neue Wörter lernt, soll man sie gleich verwenden um sie zu behalten 😉) - ... Es gibt dann keine gesunde Schaukelbewegung mehr, sondern nur krampfiges Gehampel, bis man es geschafft hat den Überschlag zurück zu schlagen. Und in DIESEM Zustand ist es meines Erachtens wahnsinnig schwierig, sich zu orientieren. Was ist richtig was ist falsch? Wo ist vorne, wo ist hinten? Ist es sinnvoll wild zu schaukeln, in der Hoffnung, dass sich der Überschlag zurück schlägt? Ist es sinnvoll sich nicht zu rühren, um es nicht schlimmer zu machen? Ist es sinnvoll mit allem was man in sich hat die Schaukel zurück zu schlagen, auch auf die Gefahr hin, dass sie jemandem um die Ohren fliegt und was, wenn die Schaukel zweimal, dreimal, xmal übergeschlagen ist? Dann wird es nach einem Rück-Überschlag ja noch nicht einmal besser, woran erkennt man da die "richtige" Richtung?

Um beim Beispiel der 16 jährigen Sybille zu bleiben:

Als ich nämlich an den Punkt kam, wo ich diese Wutausbrüche nicht mehr wollte. Wo ich so nicht SEIN wollte. Wo ich mich nicht in eine Richtung entwickeln wollte, die man "gewalttätig" nennen würde. Da habe ich die Wutausbrüche weggelassen und das ganze statt dessen anders kompensiert. Ergebnis war Selbstverletzung vom feinsten incl allem was man so an destruktiven Gedanken und Plänen im Angebot hat. (Habe @Emin versprochen mich hier gewählt auszudrücken, also fühlt Euch frei destruktive Dinge zu assoziieren, sie gehörten ganz bestimmt dazu). Das ganze ist nämlich erstaunlicherweise nicht linear sondern kreisförmig. Wenn man lange genug in die eine Richtung geht - kommt man auf der anderen Seite raus.
Und so hatte ich statt den Extremen "stecke zu viel ein" und "Flippe zu heftig aus" die man einem Teenager ja grundsätzlich noch verzeihen könnte plötzlich 'stecke zu viel ein' und 'kompensiere Emotionen durch Autoagression' oder anders formuliert: ich hatte auf der einen Seite unterdrückte Emotionen - und auf der anderen Seite unterdrückte Emotionen. Das ganze verschmilzt von zwei Gegensätzen zu einem einzigen destruktiven Brei, in dem guter Rat dann wirklich teuer ist, denn zu "überreagieren" will man ja eigentlich nicht zurück, insbesondere nicht, wenn man noch mehr und noch mehr in sich reingefressen hat und...

Und DAS @Emin meinte ich mit meiner Frage weiter oben. Wenn mir bei einer Übersprunghandlung NICHT klar ist, was ich damit kompensiere, dann halte ich es für unklug sie "einfach" weg zu lassen. Weil das PROBLEM ja noch da ist. Und mein Unterbewusstsein dann nur die nächste Möglichkeit suchen wird, zu kompensieren. Und wenn mir die A-Lösung dermaßen wenig gefällt... Dann wird die B-Version schätzungsweise nicht verlockender sein...

Und so weiter.

Ach ja, @IBI es ist ein Mist mit diesen alten Geschichten. Aber ach. Wir sind dran. #keepgoing...


 Antworten

 Beitrag melden
19.03.2023 23:53
avatar  Emin
#14
avatar
Administrator

@Sybille

Liebe Sybille

Zitat von Sybille im Beitrag #13
Und wenn mir die A-Lösung dermaßen wenig gefällt... Dann wird die B-Version schätzungsweise nicht verlockender sein...

Hm dann ist sie immer noch besser als gar keine Entscheidung denn eine schlehte Entscheidung ist oft noch sogar besser als garkeine Entscheidung, deshalb lieber B-Version!

Emin


 Antworten

 Beitrag melden
20.03.2023 07:01
avatar  Sybille
#15
Sy

Wieso sollte die zweitbeste Version besser sein als die beste? Das ergibt doch gar keinen Sinn? 🤔


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!