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Ordnung und Chaos
Zitat von volapuek im Beitrag #18
Ich kann mich tatsächlich dran erinnern, dass ich als Kind eigentlich sehr neugierig, wissbegierig und voller Tatendrang war, aber meine Mutter mir viel zu wenig zugetraut hat und mich eher weggeschoben hat. Meistens mit dem Hinweis, dass ich es bloß kaputt machen, vermasseln oder meine Mutter ausbremsen würde.
Und schwupps...verschwindet dein Zutrauen in dich, sobald du die alte Geschichte erneut erzählst.
Sie ist da. Keine Frage. Ich will sie nicht wegreden.
Lenke deine Aufmerksamkeit auf das, worauf du Neugierig bist und traue dir zu, dass du lernen kannst, wonach du dich sehnst.....Erlaube dem GEGENTEIL SEIN zu dürfen...
Mit "sich etwas innerlich erlauben dürfen" beginnt Selbstwirksamkeit.....
@volapuek
Schlag ein, Bruder! Mir gehts genauso.
Immerhin hatte ich in der Schule einen Ort, wo die Dinge klappen, die ich anfasse. Meine Eltern haben natürlich trotzdem Theater gemacht.
"Warum hast Du diesen blöden Fehler in der Mathearbeit gemacht? Hast Du etwa nicht gut genug gelernt?"
Meine Aussagen wie "Das kann ja jedem Mal passieren" oder "Es ist aber trotzdem eine 1,0" wurde als mangelnder Ehrgeiz interpretiert, bedenkliche Arbeitseinstellung. Immerhin war ich Mathegenie auch klug genug zu erkennen, dass meine Eltern ein wenig bekloppt sind und ich das alles nicht so ernst nehmen darf. Das ist aber leichter gesagt als getan!!
Aber: Indem Du jetzt darüber schreibst, machst Du Dir diese Mechanismen bewusst und das ist ein wichtiger Schritt für die Loslösung.
Jetzt bräuchtest Du aber auch noch die aktive Erfahrung, dass das, was Du tust zum Erfolg führt und / oder die Welt verändert.
Das kann auch nur ein kleiner Bereich sein, z.B. die Pflanzenzucht auf dem Fensterbrett. Oder ein tiptop sauberes Badezimmer.
Hmmm, meine Eltern haben meine Stärken und Schwächen mit Humor und Freundlichkeit genommen - meistens. Ich musste relativ früh mithelfen im Haushalt und in den Ferien bei meinem Vater im Kleinbetrieb. Für Hausarbeit gab's kein Lob, weil das galt als selbstverständlich. Dafür eine Menge Anerkennung, wenn ich bei meinem Vater mitgeholfen hab. Für meine Schulnoten zeigten meine Eltern nur sehr mildes, eher aufgesetzt erscheinendes Interesse. Die waren meist gut, und ich gab mir eher durch sehr betontes Desinteresse an den Ganzen Mühe, sie nicht *zu* gut werden zu lassen. Mein Zielbereich war das obere Mittelfeld. Aber manchmal hab ich mir auch zu viel Mühe gegeben und die Lernfächer haben natürlich am meisten darunter gelitten. Ich hatte einen lustigen Kampf mit meinem Lateinlehrer. Z.B. packte ich gern eine große Zeitung aus und breitete sie demonstrativ auf meinem Tisch aus... Bei den Klassenarbeiten musste ich immer ganz vorn sitzen, weil der Lehrer nicht glauben konnte, dass ich tatsächlich überhaupt was wusste. Aber tatsächlich habe ich vor den Klausuren einen ganzen Nachmittag gepaukt. Aber auch nur dann. Bei Vokabeltests hatten wir manchmal einen Wettbewerb, wer die meisten Fehler hat. Ich hab gewonnen. Es war mir ein besonderes Vergnügen, das Notensystem auf den Kopf zu stellen, indem wir uns freudestrahlend unsere beachtlichen Fehler-Rekordzahlen quer durch den Raum zuriefen, so dass es der Lateinlehrer auch ganz bestimmt mitkriegen musste. 😁
Meine Eltern haben sich aus dem Schulkram nach Möglichkeit rausgehalten. Ständiges Thema war dagegen "Räum dein Zimmer auf!" und das ewig kaputte Fahrrad. Da habe ich im Nachhinein starke Kritik dran: Niemand hat mir beigebracht, wie man es repariert. Es gab nicht mal vernünftiges Werkzeug. Ich kann mich erinnern, wie ich einmal mit einem Nagel und Ziegelsteinen meine Fahrradkette aufgemacht hab, um sie zu kürzen, weil dauernd die Kette absprang. Und es gab auch keinen Etat für Ersatzteile. Ich hatte einfach dafür zu sorgen, dass das Rad läuft und verkehrssicher ist. Mittlerweile habe ich mir das Problem vom Hals geschafft: Ich bringe das Rad in die Werkstatt, wenn was kaputt ist, und gut! Ich plane ein, dass auch bei einem Fahrrad Mobilitätskosten entstehen, genau wie bei anderen Fahrzeugen auch oder auch wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzt. Aber ich musste ca. 45 werden, bis ich mir diesen "Luxus" erlauben konnte. Diese Fahrradsache hat mir ziemlich massiv das Gefühl der Unzulänglichkeit gemacht, genau wie anderes, was ich gern gekonnt hätte - z.B. Sport. Wenn da Mannschaften gewählt wurden, war ich immer unter den Letzten, zusammen mit denen, die als Kind schon übergewichtig waren. Aber mein Problem war nicht Übergewicht. Ich konnte den Ball nicht fangen. Ich konnte nicht werfen, und nicht treffen, und nicht schnell laufen, und nicht weit springen, und beim Geräteturnen fühlte ich mich in Lebensgefahr. Wenn wir an Seilen hochklettern sollten, bammelte ich sinnlos dran rum. Usw.. Trotzdem habe ich jede Menge Sportarten versucht. Immer dasselbe: Wenn andere aus dem Anfängerstadium rauskamen, blieb ich drin, bis ich einen anderen Sport wieder als Anfängerin gestartet hab.
Sorry, @volapük , für das okkupieren deines Threads... Und herzlich Willkommen!
Ich glaube, dass wir uns quasi dran gewöhnen, manche Dinge nicht so auf die Reihe zu kriegen (oder gar alle!) und dass dieses Selbstbild mit als erstes aufgeräumt werden muss. Selbstverständlich gibt es auch in Bezug auf das Aufräumen Naturtalente und Leute, denen das nicht so zufliegt. Aber ich glaube, dass mensch es lernen kann, genau wie andere Dinge auch. Es ist nur in unserer Gesellschaft so, dass bei Ordnung (und manchen anderen Dingen) davon ausgegangen wird, dass man das einfach von selbst lernt. So wie Kinder von selbst ihre Muttersprache erlernen. Aber das klappt halt auch nicht bei allen, und deshalb gibt es Logopäd*innen. Leider gibt es keine Ordnungs-Logopäden... Oder sind Aufräum-Coaches sowas in der Art?
Zitat von Robin im Beitrag #23
Sorry, @volapük , für das okkupieren deines Threads... Und herzlich Willkommen!
Hallo Robin,
kein Problem, ich freue mich, wenn wir uns über unsere jeweiligen Erfahrungen austauschen. Der Thread soll kein Monolog werden, sondern ein wertschätzender gegenseitiger Austausch.
Zitat von Chaoskauz im Beitrag Ich bin mit meinem Latein am Ende
Warum ich eigentlich nie koche? Ich vergesse, dass ich was auf dem Herd habe, sobald ich eine Wartezeit habe und die mit was anderem fülle. Normale Leute brauchen vielleicht zehn Minuten, um Nudeln zu kochen, bei mir können das schon mal 40 - 60 Minuten werden, weil bis das Wasser kocht mache ich schon wieder was anderes. Dann ist zu wenig Wasser im Topf für die Nudeln, ich schütte Wasser nach, das muss dann erst wieder kochen, ich mache in der Zeit was anderes... theoretisch lässt sich das endlos wiederholen.
Stichwort "Timerwürfel".
Ein Würfel hat sechs Seiten. Es gibt Timerwürfel, die können vier verschiedene Zeitspannen. Zum Beispiel 3; 5; 7 oder 10 Minuten. Oder 5; 15; 30; 60.
Wasser auf den Herd, Timerwürfel mit der 7 nach oben hinlegen, und nach 7 Minuten erinnert der Würfel dich, dass das Wasser vermutlich kocht.
Nudeln rein (Herd runter drehen nicht vergessen), Würfel mit der 10 nach oben hinlegen und nach zehn Minuten meldet der Würfel, dass die Nudeln gleich fertig sind.
Ich hab (noch?) keinen Timerwürfel. Aber ich sehe dein Problem.
Früher hat mich manchmal der Rauchmelder erinnert.
Auch sehr nützlich, aber meist recht spät.
Inzwischen koche ich oft etwas aufwändiger, da ist es dann besser, in der Küche zu bleiben und irgendwas zu machen, so lange das Wasser kocht. Das ist praktisch meine Lösung.
Wünsche dir viel Spaß beim Kochen
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