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"Sie haben ja nie gearbeitet"
"Sie haben ja nie gearbeitet" darf ich mir von meiner Sachbearbeiterin im "Amt" anhören.
Ich bin 44 und aufgrund eines schlimmen Überfalls erwerbsunfähig (körperlich wie psychisch).
Seit meinem 9. Lebensjahr habe ich "gearbeitet", Zeitungen ausgetragen, den gesamten Haushalt geschmissen, weil meine Mutter auch arbeiten musste, nachdem mein Vater gestorben war. Wenn andere Kinder spielten habe ich Fenster geputzt oder Essen gekocht.
Als ich alt genug war (16 Jahre) habe ich gekellnert, oft bis 2 Uhr morgens, dann um 7:45 Uhr in die Schule, das über Jahre.
Nachdem meine Mutter gestorben war, habe ich mein Studium durch diverse Jobs finanziert, danach freiberuflich unterwegs, was finanziell eher dürftig war. Es reichte gerade zum Überleben.
Ich hatte oft nur 2 Stunden Schlaf, weil ich so viel gearbeitet habe...dann kam der Überfall mit schlimmen Verletzungen.
Ich habe also über 30 Jahre harte Arbeit und wenig Schlaf hinter mir und dann meint so eine dusselige Sachbearbeiterin "Sie haben ja nie gearbeitet".
Hallo Atlantis,
was diese Dame meint ist "versicherungspflichtige Arbeit".
Man kann arbeiten bis man fast umfällt, aber wenn man nichts für die Rentenversicherung, die Sozialversicherung, ALG undsoweiter eingezahlt hat, gilt die viele Arbeit nichts im Sinne von Ansprüchen, die man geltend machen kann.
Da fehlt es übrigens manchen Leuten an Verständnis.
Wie kann man nur!
Jeder soll für seine Arbeit auch Beiträge zahlen!
Nicht gearbeitet heißt dann nicht: Der hat noch nie etwas getan!
Sondern: Der hatte keine "anständige" Anstellung mit allen Rechten und Pflichten.
Also hat er weniger Ansprüche!
Ich habe als ewige Freiberuflerin und Selbständige auch kaum Ansprüche auf egal was ...
Ich habe gearbeitet, viel, sehr viel.
Aber halt nichts für eine Vorsorge eingezahlt.
Und leider geht es dir genauso ...
Insgesamt wird der Begriff "Arbeit" fast nur noch als Synonym für "bezahlte Erwerbsarbeit in einem sozialversicherungspflichtigen Angestelltenverhältnis" benutzt.
Das ist eine unzulässige Einengung!
@Atlantis
Hallo Atlantis,
meiner Meinung nach ist das eine recht billige und auch inkompetente Vorgehensweise dieser "Sachbearbeiterin" Dazu ist es eine rhetorische Falle in die sich dich bringen will, also meine Meinung.
Begründung: Sie möchte dich in die Defensive bringen damit du dich verteidigst und rechtfertigen sollst und wenn du das tust kommt hinterher: Na sie haben also gearbeitet und können das auch anscheindend auch dann können sie ja in Zukunft arbeiten.
Nochmals meine Meinung: Eine perfide, miese und hinterhältige Falle. Das ist in meinen Augen keine konstruktive Vorgehensweise und absolut nicht in Ordnung von ihr. Ich rate dir dringend dich an ihren Vorgesetzten schriftlich zu wenden und ihm mitzuteilen dass es gewisse Regeln des Zusammenlebens gibt, und dass du das auch von dieser Person erwartest. Mehr nicht, lass dich auf keine Diskussion ein. Ich glaube diese "Sachbearbeiterin" hat noch nie in Ihrem Leben in der freien Wirtschaft gearbeitet und das was sie da Arbeit nennt so wie sie mit dir umgeht ist keine Arbeit sondern einfach nur unverschämt finde ich.
Friss das nicht in dich rein, geh dagegen vor, das ist dein Recht! Teile dem Vorgesetzten mit dass du eine Entschuldigung erwartest von dieser Sachbearbeiterin und eine Erklärung. Lass dich nicht einschüchtern! Symbolisch gesagt: Friss es nicht in dich rein sondern friss die auf! Lass dir das nicht bieten! Arroganz und Inkompetenz kannst du nicht brauchen, das wird dir sicher nicht in deinem Leben weiterhelfen.
Solltest du einen weiteren Termin bei ihr haben, dann nimm jemand mit zum Termin. Sollte nochmals sowas kommen, dann antworte nicht drauf sondern stelle Gegenfragen wie: Derjenige soll das mal begründen, derjenige soll das beweisen, sag ganz klar; Wie kommen Sie darauf? Frag ganz direkt: Warum behaupten Sie so etwas über mich?
Lass dich nicht anmachen und vor allem sei dir bewusst das du dich nicht in die Defensive bringen lassen darfst.
Beste Grüsse
Emin
Emin, die Antwort von Jennifer finde ich besser.
Ein Angriff führt nicht zum Erfolg. Selbstbewusstsein ja, aber nicht mit angreifenden Worten. Die Antwort von Jennifer rechtfertigt nicht, sich beim Vorgesetzten zu beschweren.
Wie wäre es, das Beispiel von Hüther zu verwenden:
ihre Antwort tut mir weh, ist es möglich, das auch besser zu sagen? (ggf. mit den o.g. Beispielen, aber nur aussagekräftige und nicht allgemeine)
Dann könnte Atlantis Jennifers Antwort von der Sachbearbeiterin bekommen. Evtl. entschuldigt sie sich dann von sich aus ohne extra Aufforderung, sofern sie ihre ungenaue Antwort erkennt.
Atlantis, die Sachbearbeiterin ist nicht dusselig, sondern hat aus ihrem Arbeitsgebiet gesprochen, ohne daran zu denken, dass andere unter Arbeit etwas anderes verstehen können.
viele Grüße
Wolfram
Hallo Wolfram,
du hast ja so Recht.
Emin, du darfst nicht vergessen dass ein Sachbearbeiter beim Amt einen sehr großen Handlungsspielraum hat.
Ich bin kein Mensch, der sich duckt! Aber bei einer solchen Vorgehensweise, und bis eine Beschwerde dann durchkommt, kann es sein, dass man schon alles rundherum verloren hat.
Streit wegen einer gedankenlosen unpräzisen Äußerung eines Amtsmenschen anzuzetteln kann recht üble Folgen haben. Denn es liegt ja auf der Hand, wie in dem Zusammenhang der Begriff "Arbeit" verwendet wurde - eine Tätigkeit, aus der sich Ansprüche ableiten. Zum Beispiel bekommt man eine Erwerbsunfähigkeitsrente nur, wenn man innerhalb der letzten Jahre versicherungspflichtig gearbeitet hat. Wer das nicht nachweisen kann (und wenn er täglich 20 Stunden gearbeitet hätte!) bleibt in Hartz IV hängen, mit all den bekannten Nachteilen.
Ein Sachbearbeiter kann Zahlungen stoppen, eine Überprüfung anordnen, kann nur einen Teil auszahlen, weil ... naja, hinterher hat er sich halt geirrt und entschuldigt sich. Frage nicht was ich alles erlebt habe, als ich verschiedene Leute begleitet habe. Bis der Vorgesetzte - der meist mit Beschwerden zugeschüttet wird - reagieren kann, könnte es aufgrund verschleppter Auszahlungen schon bis hin zur Wohnungslosigkeit gekommen sein. Und wenn der Sachbearbeiter hinterher einen Rüffel bekommt, und man selbst bekommt eine Entschuldigung: Das hilft dann nicht mehr weiter.
Ich kann verstehen, dass ein dermaßen eingeengter Gebrauch des Begriffs von "Arbeit" arg verletzend wirken kann, wenn man sich den Hintergrund in dem Augenblick nicht klar macht.
Die passende Formulierung wäre gewesen: "Leider hatten Sie ja kaum je eine feste Anstellung, und jetzt klappt das nicht mit den Ansprüchen." Umgangssprachlich formuliert spricht man so eine Tatsache eben schnell so aus: "Sie hatten keine Arbeit" (= keinen festen Arbeitsplatz) oder "Sie haben nicht gearbeitet".
Das ist sachlich falsch, und das kann man durchaus auch im Gespräch mitteilen: "Sie wollen mir ja sicher nicht unterstellen dass ich untätig war, sondern Sie meinen aus meiner Arbeit leiten sich keine Ansprüche ab?"
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