Bitte um Rat. Bin nicht selbst betroffen, aber wohl mein Freund

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01.03.2017 13:25
avatar  Luisa
#1
Lu

Liebe Forummitglieder,
Ich möchte Euch kurz meine Situation schildern und würde mich sehr freuen, wenn ich einen Rat für mich hättet oder vielleicht ein paar Gedanken, die mich weiterbringen...Ich drehe mich inzwischen mit meinen Grübeleien im Kreis. ;-)
Ich bin Anfang 40 und habe seit einem halben Jahr einen neuen Partner. Es fiel sehr schnell auf, dass er es immer so arrangiert hat, dass wir uns nur bei mir in der Wohnung treffen. Als ich ihn dann darauf angesprochen habe, hat er mir erklärt, er würde mich tatsächlich nicht zu sich einladen wollen, es sähe bei ihm ziemlich schlimm aus. Alles wäre extrem voll, er hätte einfach nicht genug Platz für seine CD Sammlung und andere Dinge. Als ich ihm gesagt hab, dass mir das doch egal sei, so ordentlich bin ich ja auch nicht, Hauptsache man findet noch einen Platz zum hinsetzen, da meinte er, auch das wäre schon schwierig...
Zuerst hatte ich dann die Befürchtung, er hätte vielleicht noch eine andere Beziehung. Aber ich kenne inzwischen seine Eltern, er ist jedes Wochenende bei mir und geht mit mir in der Öffentlichkeit Hand in Hand.... Diese Erklärung scheidet also aus und ich schätze, dass er wirklich eine so extrem vollgestellte Wohnung hat, dass er sich schämt. Mir ist schon öfter aufgefallen, dass er Dinge kauft, die dann sicher viel Platz wegnehmen, zB war kürzlich sein Lieblingsduschgel im Angebot, da kauft er dann gleich zehn Packungen.
Inzwischen sind wir wie gesagt ein halbes Jahr zusammen. Vor ein paar Monaten hat er immer noch gesagt, er würde bald aufräumen (im Urlaub käme er ja dazu...) und dann könne ich ihn besuchen.
Inzwischen hat er klar gesagt, in seine Höhle würde er mich nicht lassen, er wisse, dass das schräg wäre, aber das ginge einfach nicht. Punkt.
Mich verletzt das sehr. Inzwischen könnte er doch wissen, dass meine Gefühle für ihn sich nicht ändern werden, durch das, was ich dort sehen könnte. Er ist ein sehr intelligenter, humorvoller und verantwortungsbewusster Mann, total verlässlich, beruflich engagiert und liebevoll. Und dieser Eindruck wird sich nicht ändern, und wenn ich ne Schaufel bräuchte, um vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer zu gelangen.
Unsere Beziehung gerät durch dieses Problem langsam in eine Schieflage, befürchte ich. Ich fühle mich so ausgeschlossen. Ich lasse ihn so nah an mich ran, an meinen Alltag mit den Kindern, mein Umfeld....Und ich kenne noch nicht mal seine Adresse.
Könnt ihr mir vielleicht ein paar Gedanken zu der Situation schreiben oder habt einen Rat für mich?
Danke und liebe Grüße
Luisa


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01.03.2017 14:39
#2
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@Luisa

Herzlich Willkommen im Forum.

Ich könnte mir vorstellen, das er sich für den Zustand der Wohnung schämt und er Angst hat, Du könntest ihn verlassen und/oder ihn zwingen, sich von seinen Sachen zu trennen.

Zeige ihm weiterhin, das Du ihn liebst und zu ihm stehst. Wenn er wirklich ein "Messie" ist, gibt es einen Grund für den Zustand seiner Wohnung. Versuche ihm behutsam Deinen Beistand und Hilfe anzubieten. Du darfst ihn dabei aber nicht unter Druck setzen. Sonst könnte er sich zurückziehen. Den Betroffenen fällt es schwer sich zu öffnen und sich von Dingen zu trennen.

Ich habe auch sehr ungern Menschen in die Wohnung gelassen, weil es hier so chaotisch war. Wenn Besuch angemeldet war, habe ich tagelang geräumt, das es vorzeigbar war. Ich habe es erst nach Jahren geschafft dauerhaft einen einigermaßen vorzeigbaren Zustand der Wohnung herzustellen und miste gerade vieles aus.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


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01.03.2017 14:51
avatar  Luisa
#3
Lu

Danke für Deine Antwort!
Ja, ich könnte mir auch vorstellen, dass er sich zurückziehen würde, wenn er Druck empfindet. Das will ich natürlich auf keinen Fall. Aber ich glaube, wenn ich das Thema einfach nicht mehr anspreche, oder ihn nur alle paar Wochen sanft daran erinnere, dass er nichts befürchten braucht, wenn er mich Mal in die Wohnung lässt, dann wird er das Thema einfach ignorieren.
Er wird dann einfach weiterhin jedes Wochenende bei mir verbringen und mich aus seinem nahen Umfeld ausschließen. Aber ich glaube, dass ich auf Dauer damit nur schlecht umgehen kann.
Ich merke ja, dass mich das zunehmend mehr belastet und ich dann auch dazu neige, mich als Schutz innerlich etwas zurück zuziehen. Weil ich mich zurück gestoßen fühle und ausgeschlossen.
Eine chaotische Wohnung ist kein Problem für mich, aber dieses mangelnde Vertrauen, das verletzt mich. Ich darf ihn nicht wirklich kennenlernen, mit allem was ihn ausmacht. So fühlt sich das für mich an.
Lieben Gruß!


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01.03.2017 18:28
#4
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Moderator

@Luisa,

willkommen an Board. Du brauchst dich nicht ausgestoßen fühlen, ich kenne diese Angst auch. Mein Mann hatte damals auch Angst, dass noch jemand in seine Dachkammer kommen könnte. Ich hab mich dreist zwischen der Tür und der Wand durch geschoben und "das Elend" gesehen. Vom Staub Wischen hielt er nichts, und das einzig Schlimme, was ich fand, war, dass es am Schrägfenster durch regnete. Ich habe ihn bei den Eltern "verpetzt" die eine Etage tiefer wohnten, weil ich dachte, so was geht gar nicht, da muss der Vermieter kommen und dafür muss er eben mal ein paar Tage putzen. Der bestellt dann den Dachdecker und der Schaden wird (endlich) behoben, so kam es dann auch. Seine Schwestern haben auch mit angepackt, um da aufzuräumen. Je länger so ein Schaden besteht, umso schwerer wird es, das Dach wieder instandzusetzen. Er wollte auch nicht, dass ich rein komme, er kippte immer den Papierkorb in die Tonne mitsamt dem Wasser, das da reingesickert war.

Für mich war es kein Schock, dass die Kammer so aussah, es war eher ein Schock, dass er lieber den Mülleimer 4 Stockwerke runter trug, als einen Abend mal durchzusaugen und zu wischen und den Vermieter anzurufen. Es war ein sehr kleines Zimmer, vielleicht 3 m², eher weniger als mehr. Bei mir sah es nur deshalb einigermaßen aus, weil ich hin und wieder Besuch kriegte. Heute kriegen wir beide keinen Besuch mehr, und insgeheim wissen auch alle Bescheid, der letzte Besuch war vor ca. 3 Jahren hier. Damals habe ich 3 Räume abgeschlossen, damit keiner das Chaos sah.

Ich denke, dein Freund hat Angst davor, dass du geschockt sein könntest, und ihn weniger liebenswert findest, wenn du das Chaos siehst. Er schämt sich und will die Beziehung nicht verlieren, so sieht es für mich aus.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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01.03.2017 22:13
avatar  Henni
#5
He

hallo luisa
du sagst das so ...aber hast du erfahrung mit einer überfüllten
wohnung?
du musst unterscheiden ob er müll sammelt oder (bücher, papier,
dinge die du vielleicht "nutzlos " findest für ihn aber wichtig sind).
.ich bin auch "normalo"
aber mein sohn sammelt müll .und glaub mir das ist sehr schwer
auch mit ganz ganz viel liebe.wenn du ihn lieb hast finde einen
weg aber bitte lass dir zeit ...bedenke was ist wichtig im leben...
eine saubere bude oder einen menschen der dich liebt ?
klar beides zu haben wäre perfekt....aber wer das leid nicht kennt
der hat niemals richtige freude .
das ihr beide einen weg findet und wir (im forum )
ein bischen helfen können
das wünscht dir
henni


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