Neues aus dem Horrorhaus

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25.07.2022 17:24 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2022 19:32)
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#541
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Hallo @Anna1111 ,

Zitat von Anna1111 im Beitrag #538
Manchmal wurde ich versetzt mit der Begründung, dass ich ja kein Handy habe, auf dem man mir hätte kurzfristig absagen können.


Hm, als ich damals kein Handy hatte, haben Freunde mir ein altes geliehen, damit ich absage, wenn ich nicht komme, und auch kurzfristig erreichbar bin. Damals war ich noch ziemlich unzuverlässig, weil ich immer davon ausging, dass es doch egal ist, ob ich komme oder nicht. Das ist nun einen ganzen Haufen Jahre her. Irgendwann habe ich mich dran gewöhnt, dass Leute wissen wollen, was mit mir los ist und denke nicht mehr, dass sie lügen, wenn sie sagen, sie hätten sich Sorgen gemacht... Die Leutchen mussten mich in dem Punkt echt jahrelang "nacherziehen".

Zitat von Anna1111 im Beitrag #538
Ich würde doch erwarten, dass wenn mich jemand versetzt, diese Person dann wenigstens um die verabredete Zeit erreichbar ist.


Ich würde genau das nicht erwarten. Ich würde erwarten, wenn sie dich versetzt, dass was dazwischen gekommen ist und sie vielleicht aus genau dem Grund nicht erreichbar ist.

Wobei die meisten Menschen mittlerweile fast immer erreichbar sind. Weil wir ja Handys haben. Und wenn jemand ein Handy hat, aber ständig nicht erreichbar ist, gehe ich davon aus, dass die Person - zumindest für mich - nicht erreichbar sein will.

Das is ja die Story, die ich hab... Wobei ich denke, es ist ja wohl eindeutig und bei aller Naivität sollte ich die Augen nicht gänzlich vor der Realität verschließen. Da bricht jemand den Kontakt ab, sobald ihm was nicht passt, und sagt mir nicht mal, warum. Aber ich soll schön grübeln und schließlich irgendwas finden, von dem ich denke, dass ich es falsch gemacht haben könnte. Sehr effektiver Weg, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben! Da braucht man sich keine unsinnigen Vorwürfe einfallen zu lassen. Ich werd schon was finden, wenn man mich lange genug grübeln lässt, womit ich das verdient hab!

Aber nich mit mir, so'ne Spielchen. Oder jedenfalls nicht mehr. Beim ersten Mal hat das tatsächlich funktioniert.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #538
Ich könnte meine Schwester darum bitten, mich anzurufen, wenn sie sich auf den Weg macht.


Ja, kannst du.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #538
Aber letztlich bringt es mir relativ wenig, wenn sie mich 10 Minuten vorher anruft


Oh, so nah wohnt ihr beieinander? Da könnte sie doch auch in der Woche öfter mal für'ne Stunde zum Sortieren kommen!

Zitat von Anna1111 im Beitrag #523
Ich hab das in einigen Büchern und Filmen gehört, dass die Autisten selbst von sich sagen, dass sie die Gefühle von anderen nicht wahrnehmen oder nicht verstehen.


Ich denke, dass solche pauschalen Aussagen immer Quark sind. Das Wahrnehmen von irgendwas wird wesentlich durch das Verstehen gefiltert. Deshalb haben sehr alte Sprachen z.B. nur ein gemeinsames Wort für Grün und Blau. Aus irgendeinem Grund haben die Menschen, bevor sie sesshaft wurden, keinen Anlass gesehen, Grün und Blau voneinander zu unterscheiden. Ihre Augen waren sicher nicht anders als unsere, aber ihre Hirne hatten keine getrennten Begriffe dafür, und deshalb konnten sie den Unterschied auch nicht sehen. Ich denke, dass auch unsere Wahrnehmung von Emotionen sehr stark kulturell geprägt ist. Und es scheint tatsächlich für autistische Menschen schwieriger zu sein, diese "Definitionen" aufzusaugen, aber das bedeutet nicht, dass es diesbezüglich eine absolute Realität gäbe, die man halt wahrnehmen oder nicht wahrnehmen könnte. Oder wenn es sie gibt, dann ist sie m.E. unendlich viel komplexer als die Sprache, die in unserer Kultur verwendet wird, um darüber zu reden. Die alten Griechen hatten z.B. 8 verschiedene Ausdrücke für Liebe - die mal nachzuschlagen ist übrigens echt hilfreich.

Na, doch, ich glaube schon, dass es eine absolute Realität gibt, aber ich glaube, die ist ziemlich anders als was wir sagen können.

Na, jedenfalls hab ich hier jemanden, der mit Mythen zum Thema Autismus aufräumen möchte: https://youtu.be/-wPxKRyiR_g

Zitat von Anna1111 im Beitrag #523
Ich weiß auch von einem Stammtisch, den ein Autist jetzt echt kaputt gelabert hat.


Hm, ich weiß auch von so einem Stammtisch. Wobei derjenige nicht lange genug zuhört, um zu verstehen, warum andere auf die Idee kommen könnten, ihn für autistisch zu halten. Und in der Aspie-SHG damals tauchten gelegentlich Leute mit Sprechdurchfall auf. Aber wenn da eine Person war mit so einem Verhalten, dann saßen da auch 15, die es eben nicht hatten.


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26.07.2022 12:05
avatar  Robin
#542
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P.S. @Anna1111 zu Kommunikation, Versetztwerden, warten usw.:

Und dann ist da noch mein Ex, der in der Hinsicht eigentlich alles toppt. Seine neuste Marotte ist, den Hörer aufzuknallen, wenn ihm irgendwas nicht passt. Aber wenigstens konnte ich ihn mal fragen, warum er das tut. Seine Antwort: So rastet er nicht mehr aus. Okaaay... Wenn's hilft. Ist nur so, dass ich befürchte, dass es eher 'ne Methode ist, sich die Latte schmerzfrei immer tiefer zu legen. Es ist nämlich nicht so, dass man irgendwas Gemeines sagen muss, um diese Reaktion hervorzurufen. Man könnte echt vom Wetter reden, und wenn ihm das Wetter nicht gefällt, knallt er den Hörer auf, als hätte man ihn zutiefst beleidigt. Ich bin, was das angeht, mittlerweile so abgehärtet, dass ich dabei emotional nicht mal mehr zucke. Aber es wird mir auch immer klarer, wie viel schöner ich es finde mit den Freundinnen und Freunden, mit denen man einfach unkompliziert miteinander reden kann.


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26.07.2022 13:27
#543
Wo

@Miranda @Anna

im Büro gab es einen Boten, der lt. schimpfend ins Zimmer kam, da hat also noch niemand etwas gesagt. Ein anderer Bote war sehr freundlich, hab öfter mit ihm gesprochen. Später fand man ihn tot im Wasser.
Frust rauslassen kann durchaus der bessere Weg sein, aber nur privat, öffentlich darf man das nicht.

Das Video sagt das Richtige aus. Ich war genauso wie dort dargestellt, drauf reingefallen. Also ich bin garkein Autist, obwohl das mal früher so den Anschein hatte.

viele Grüße
Wolfram


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26.07.2022 14:39
avatar  Robin
#544
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Hallo @Wolfram1 ,

Zitat von Wolfram1 im Beitrag #543
Frust rauslassen kann durchaus der bessere Weg sein, aber nur privat, öffentlich darf man das nicht.


Was passiert, wenn man Frust öffentlich rauslässt?

Was passiert, wenn man ihn privat rauslässt?

Also nach meiner Erfahrung ungefähr dasselbe: Leute können ihrerseits sauer darüber werden. Und das hat ja oft den Grund, dass man ungerecht und überzogen kritisiert, wenn man in Rage ist. Sich einfach nicht zu trauen, überhaupt was zu sagen, macht auf die Dauer wirklich krank und ich halte es auch für das kleinere Übel, wenn man mal loszetert. Dann wissen die Leute wenigstens, dass es einen Konflikt gibt, auch wenn er damit noch nicht gelöst ist.

Deinen Kommentar zum Film hab ich nicht verstanden.


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26.07.2022 15:30
#545
Wo

@Miranda

bei öffentlich rausgelassenen Frust kann ich bestraft werden. Bei privat rausgelassenen Frust kann man sich selber besser fühlen. Für andere ist das nicht so schön, aber Du bist auch drüber weggekommen. Vergleichbar: Ich weine durch Frust und fühle mich dadurch besser.

Bei dem Film waren mir 2 Punkte aufgefallen.
1. Durch meine soziale Rückgezogenheit dachte ich, ich wäre ein Aspi. Ist aber falsch, weil die Zurückgezogenheit durch hauptsächlich meinen Vater entstanden ist.
2. Ich konnte auch lange Zeit niemanden in die Augen sehen. Ich habs nicht gelernt. Besonders bei Frauen habe ich Hemmungen gehabt. Wegen der falschen Informationen hatte ich auch hier gedacht, dass ich ein Aspie wäre. Ist aber nicht.
Die anderen Punkte im Film habe ich noch nicht verstanden, das liegt am Englischen. Muß mal sehen, ob da Untertitel vorhanden sind.
Weil ich in Mathematik ganz gut bin, wäre ich auch nah dran am Autisten. Ist aber nicht.

viele Grüße
Wolfram


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