Oh Mann, ich war heute wandern. An Ostern trug ich die bequemsten Wanderschuhe, die ich geerbt habe. Die meiner Mutter waren meist zu klein und die meines Vater zu groß, weswegen ich nur sieben Paar behalten habe. Die habe ich alle ein Mal auf einem kürzeren Weg getragen, z.B. zum Supermarkt, um zu sehen, wie bequem sie sind. Dabei ist schonmal ein Paar rausgeflogen, weil es mir die Füße wund gerieben hat. Die bequemsten habe ich bisher zum Wandern getragen, aber leider haben sie sich an Ostern auflöst und bei jedem Schritt gequietscht. Man kann sie noch tragen, aber eine längere Tour würde ich damit nicht machen. Da ich heute nur 14 km vor hatte, schnappte ich mir einfach eines der anderen Paare. Das ist so ein fancy Ding mit einer speziell geformten Sohle. Die Sohle hatte drei Schichten, die unterste aus Schaumstoff. Ich dachte mir heute in der Eile nicht viel dabei. Auf dem Weg zum Bahnhof fragte ich mich noch, ob das eine gute Wahl war. Dann dachte ich: "14 km wird ja wohl gehen, und falls sie blöd sind kann ich sie immer noch als "beinahe neu" bei Ebay verkaufen.
Tja, die Sohlen sehen immer noch aus wie nicht benutzt. Ich kam nämlich vom Bahnhof in der Ortsmitte gerade bis zum Ortsrand, also einen Kilometer weit, da hörte ich diese verdächtigen schlappenden Geräusche. Tatsächlich: Die Sohlen lösten sich ab, der Schaumstoff bröselte. Ich hatte für die Tageswanderung recht wenig gepackt und musste feststellen, dass die Pflaster im Kulturbeutel sind, den ich mangels Übernachtung daheim gelassen hatte. Ich befestigte die beiden Sohlen mit Gummis, aber das bringt wenig, wenn sich die gesamte Sohle löst und man sie an einer Stelle festschnallt. Nix zu machen. Also nahm ich mein Taschenmesser und schnitt die Sohlen ab. Die unterste Schicht. Blieben ja noch zwei Sohlen übrig. Das ging dann drei oder vier Kilometer gut, dann löste sich am rechten Schuhe auch die zweite Sohle komplett ab. Da der Weg gerade recht schön war, beschloss ich, die Schuhe einzupacken und barfuß weiterzuwandern. Die Schuhe wollte ich für die fiesen Strecken aufsparen, denn es waren ja noch fast 10 km zu machen. Ich bin dann tatsächlich 5-7 km barfuß gewandert. Das war aber schon etwas grenzwertig. Insbesondere die Bahnübergänge. Ich habe das erst später gemerkt, dass diese schwarze Masse zwischen den Gleisen gar kein schwarzer Plastik war, sondern schwarzes Metall. Und jetzt habe ich eine Brandblase am rechten Fuß. Und ich dachte noch so: "Warum bin ich denn plötzlich so wehleidig?"
Eigentlich ging es ganz gut, aber es gab doch immer wieder fiese Fallen. Beispielsweise tappte ich mir in einer weichen Wiese einen Brombeer- oder Rosendorn in den Fuß, obwohl dort sowas gar nicht wuchs. Die Temperaturunterschiede waren auch enorm. Heißer Asphalt und diese Bahnübergänge Marke Bratpfanne, andererseits dann auch wieder richtig eisige Stellen, die sich wie Kühlpads anfühlten.
Gut, jetzt muss ich erstmal wieder die Füße ausheilen, bevor ich weiter pilgere... Und nachsehen, wo die restlichen Wanderschuhe abgeblieben sind und wie brauchbar die sind.
Ich habe mich nun auch gefragt, ob die Schuhe, die ich als "Kaum getragen" bei Ebay verkauft habe, auch bei der ersten Wanderung gleich in Fetzen gingen... Keine Ahnung, wie alt die sind, aber nach ein paar Jahrzehnten löst sich anscheinend doch der Kleber...
