Ich bin neu hier und habe eine Schwester, die einfach keine Ordnung in ihr Leben bekommt. Ist sie ein Messie?? Wie bekommen wir Hilfe??

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27.05.2014 21:49 (zuletzt bearbeitet: 27.05.2014 21:49)
avatar  Line
#11
Li

Hallo zusammen, ich noch einmal!!

In meinem ersten Beitrag habe ich ja recht detailiert die Geschichte meine Schwester dargelegt!
Nun ging mir gestern noch einmal durch den Sinn, dass ja noch keiner sich eindeutig dazu geäussert hat, ob meine Schwester wohl wirklich ein Messie ist???
Meine Schwester ist ja körperlich massiv gehandicapt (Allergien, Neurodermitis und chron. Schmerzen).
Ihre Aussage ist immer wieder, dass sie gerne Ordnung schaffen/halten würde, es körperlich aber nicht schaffe.
Andererseits hat sie natürlich auch wirklich sehr viele psychische Verletzungen erlebt in ihrem Leben. Und es ist auch so, dass sie immer wieder Probleme hat, Termine oder Fristen einzuhalten und mit Geld kann sie leider auch nicht umgehen.
Ich möchte aber vermeiden, ihr sozusagen einen "Stempel" aufzudrücken, den "Messie Stempel"!

Wer und wie stellt eigentlich fest, dass ein Messie Syndrom vorliegt???

Liebe Grüße und danke für´s lesen (und vielleicht auch antworten!?)
Line


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28.05.2014 10:09
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#12
Gast
( gelöscht )

das ist richtig, du hast viel über die gesundheitlichen Probleme deiner Schwester gesprochen. Aber du hast relativ wenig über den Zustand der Wohnung gesagt. Butter, die offen rumsteht, Staub, Papiere auf dem Boden. (Ich polemisiere die Beschreibung jetzt absichtlich ein wenig). Hier im Forum hat man da schon von ganz anderen Dingen gehört.

Aber (groooßes Aber) "Ordnung und Chaos" ist subjektiv. Es ist eine Frage des persönlichen Anspruchs, und nicht selten ist die Wahrnehmung von Emotionen und/oder der Psyche geprägt oder sogar getrübt. Der eine blendet aus, dass er längst auf einer Müllhalde wohnt, der andere sieht in jedem Staubkorn ein klares Zeichen beginnender Verwahrlosung - um die beiden Extreme zu nennen.

DEN Messie gibt es nicht. Da ist der Messie, der einfach viel zu viel von allem besitzt (und nichts davon ist Müll) Bei manchen dieser Sorte ist so ordentlich und sauber, dass die meisten Normalos hinsichtlich ihrer eigenen Haushaltsführung wie die letzten Penner wirken. Da ist der Messie, der nicht unterscheiden kann, ob ein Ding noch einen Wert hat, oder ob es Müll ist, und der entsprechend inmitten von sich immer höher auftürmendem Schrott lebt, den er unablässig "sortiert". Da ist der, der Verpackungen sammelt, um später einmal Dinge hinein zu tun, wozu er aber nie kommt. Oder der, der alles aufhebt, weil er tausend kreative Projekte damit im Kopf hat. Der Papiermessie, der panische Angst hat, dass ein entsorgter Kassenbon vom Supermarkt irgendwie doch einmal wichtig geworden sein könnte. Da ist der Erinnerungsbewahrer, der zu Dingen eine emotionale Bindung aufgebaut hat, so wie z.B. fast jede normale Mutter gern die ersten Schühchen ihres Kindes aufhebt - nur dass es hier die komplette Garderobe des Kindes von der Erstausstattung bis zum Abschlussballkleid geworden ist, die aufgehoben wird. Da ist die junge Frau, die mal an der Mülltonne eine Ratte gesehen hat, und sich seither nicht mehr traut, ihren Müll dort wegzuwerfen, weshalb er in der Wohnung bewahrt wird, bis man die Tür nicht mehr aufkriegt. Da ist der Depressive, der sich nicht überwinden kann, aufzustehen und ein paar Handgriffe zu tun, bis aus den paar Handgriffen eine Kernsanierung geworden ist. Der Alkoholiker, dem der Müll und Dreck um ihn herum einfach völlig egal ist. Der körperlich Kranke, der gern mehr aufräumen, sortieren und putzen würde, es aber körperlich nicht schafft. Der Kaufsüchtige, der nur in dem Moment seine Probleme vergessen kann, wenn er etwas kauft - und dessen Probleme davon kommen, dass er zu viel kauft. Der Zeitungsmessie, der sich von keinem geschriebenen Wort trennen kann, solange er es noch nicht gelesen hat. Und viele mehr.


Niemand kann von außen und aus der Ferne sagen, ob deine Schwester ein Messie ist. Es gibt keine feste Diagnose, keinen immer gültigen Maßnahmenkatalog. Messiesein ist oft nur ein SYMPTOM, und keine eigenständige Erkrankung.


Die einzige Faustregel, die man anwenden kann, ist die, ob derjenige sich mit seinem Chaos selbst quält, ob er unglücklich, unzufrieden, verzweifelt ist. Ob er so leben WILL oder NICHT. Ob er Hilfe WILL oder nicht.


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29.05.2014 11:50
avatar  Line
#13
Li

Hallo Numi!

Ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort!!!

In einigen Beschreibungen von dir erkenne ich meine Schwester wieder! So wie ich das sehe, wird sie wohl ein Messie Syndrom haben, weil einiges passt. Sie kann ihre Zeit ganz schlecht planen und sie kann Papiere nicht nach wichtig und unwichtig trennen und entsorgen.
Aber so wie ich das sehe ist es eigentlich auch nicht so wichtig, ob sie nun das Messie Syndrom hat oder nicht. Wichtig scheint mir zu sein, dass ich sie so annehme, wie sie ist und versuche, positive Kontakte zu ihr zu pflegen, ohne selber darunter zu zerbrechen!?

Auf jeden Fall hat mir die Info, die ich hier im Forum gefunden habe schon sehr geholfen hat, die Gefühle meiner Schwester gegenüber zu ordnen!

Vielen Dank dafür! Ich werde hier immer mal wieder reinschauen und mitlesen.

Viele liebe Grüße,
Line


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29.05.2014 18:36
avatar  ( gelöscht )
#14
Gast
( gelöscht )

ganz genau, Line, perfekt auf den Punkt. Es ist für den Angehörigen eigentlich nicht so wichtig, an "was genau" jemand erkrankt ist. Wichtig ist, dass man ihn nicht auf die Erkrankung reduziert. Dass man ihn lieb hat, und ihm das auch zeigt. <3


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02.06.2014 16:47
avatar  Cat
#15
Ca
Cat

Line, ich sage jetzt mal etwas, das ich selbst oft angewendet habe, warum ich andauernd nix auf die Reihe bringe:

Mir geht es schlecht, ich wurde schlecht behandelt, ich habe hier ein Aua und da und dort. ETC.

Ich habe 1000 Ausreden parat, warum ich etwas nicht tun kann. Deine Schwester ist da ein bisschen ähnlich. Und es ist wirklich bequem damit durchzukommen bei manchen Leuten.
Mag ja sein, dass sie wirklich sehr krank ist und vieles nicht kann, aber wenn es um Dinge geht die sie möchte, die ihr wichtig sind, kann sie das dann auch nicht vor lauter krank sein oder kriegt sie es hin?

Manchmal ist Unterstützung hilfreicher, wenn man nicht alles entschuldigt.
Man lässt ein Kleinkind ja auch nicht mit einer Rasierklinge spielen, bloß weil es das möchte und weil es das jetzt will.

Pass ein bisschen besser auf dich selbst auf und lass dich nicht auf das Spiel deiner Schwester ein. Es ist eine Sache ihr zu signalisieren: Ich bin da, wenn du mich brauchst!
Es ist aber eine ganz andere Sache, wenn du ihre Ausreden unterstützt und sie sich bequem darin einrichten kann ohne etwas zu tun!
SIE wird etwas tun müssen, du kannst sie letztlich nur unterstützen und Hilfe anbieten. Aber der erste Schritt muss zwingend von ihr selbst kommen!

Was passiert, wenn du z.B. sagst: Hallo Schatz, ich habe Mülltüten mitgebracht lass sie uns füllen?
Oder: Hey Sister, heute entsorgem wir mal alle unbrauchbaren Klamotten, Zeitungen, Bücher ... was weiß ich...

Verständnis zu signalisieren ist immer super und wichtig und wohltuend und richtig.
Aber bei Messies muss es auch um Taten gehen und warum überhaupt hab ich nicht so eine wunderbare Schwester, alles wäre soviel leichter.


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