Mutter Messie - wie Besuche gestalten?

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10.08.2014 10:09 (zuletzt bearbeitet: 10.08.2014 10:12)
avatar  maryli
#1
ma

Hallo,

freue mich, dieses Forum hier zu entdecken!

Meine Mutter ist inzwischen 78 Jahre. Sie hat schon seit vielen Jahren Messie-Tendenzen, war immer schon Schnäppchenjägerin und früher oft auf Flohmärkten unterwegs. Mein Vater ist vor gut 10 Jahren gestorben und seitdem haben sich die Tendenzen verschlimmert. Sie lebt alleine in einem riesigen Haus (mindestens 300 qm). Es sieht nicht so schlimm aus, wie man sich eine klassische Messie-Wohnung vorstellt - da es ja eine Menge Platz gibt, um den ganzen Krempel zu verteilen. Aber sie hat unglaublich viel Geschirr (wahrscheinlich insgesamt Sets für über 200 Personen), mindestens 8 Schränke voll mit Kleidung (oft noch nicht ausgepackt oder nie getragen), unglaublich viele Taschen und Schuhe, und sehr viele Lebensmittel (zum Großteil seit mehreren Jahren abgelaufen!). Mindestens 3 Schränke sind "Geschenkschränke", wo sie als "Schnäppchen" erstandenes sammelt, um sie irgendwann weiter zu schenken. Sie hebt alles auf, da man es "noch bräuchen" könnte oder um nicht verschwenderisch zu sein (sogar massenweise Zucker, Marmelade, Duschgels etc. von Hotelbesuchen). Ansonsten ist sie noch sehr fit und auch sozial sehr aktiv (hat Freundinnen, mit denen sie z.B. an einem Buch arbeitet). Ihr Umfeld ignoriert ihr Problem wohl zumeist, auch weil es in den repräsentativen Räumen nicht so auffällt (wobei es auch hier immer schlimmer wird!). Bin einziges Kind. Sie hat zwar eine Putzfrau und Gartenhilfe, aber trotzdem wird es immer schmutziger.

Jetzt zum eigentlichen Problem: Ich habe sowieso ein schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter und wohne 10 Stunden entfernt. Ich komme nur paar Mal im Jahr. Dann mit ihr in dem Haus zu wohnen, ist immer belastender für mich. Mich ekeln Bad und Küche sehr an, da eben auch diese vollgestellt und nicht sauber sind (in Küche Motten- und Fruchtfliegenproblem). Ich habe schon versucht, mit ihr aufzuräumen, aber sie sieht das Problem nicht und in ihrem Kopf ist sie einfach sparsam und voraussichtig.

- Meine erste Frage wäre, soll ich es akzeptieren und sie in ihrem Alter einfach machen lassen, da ich sie nicht mehr ändern kann und kein Problembewusstsein da ist - oder soll ich eben mal zumindest alle schon länger abgelaufenen Lebensmittel auch gegen ihren Willen wegwerfen? Oder sogar heimliche Entrümpelungsaktionen vornehmen?

- Zweite Frage, wie geht ihr bei Besuchen damit um, wenn es euch ekelt und euch das alles erdrückt (auch mit dem Hintergedanken, dass man sich irgendwann um die ganzen Sachen kümmern muss)? Ich würde am liebsten nur noch ins Hotel, wenn ich sie besuche, aber das würde sie furchtbar verletzen, da sie ja so ein riesiges Haus mit 2 Gästezimmern hat. Wobei ich andererseits denke, vielleicht wäre es auch gut als Grenzsetzung, dass ich sage, solange es so aussieht, übernachte ich in einer Pension.

Sorry, ist sehr lang geworden... Falls aber jemand von euch Ideen oder Input hat oder in einer ähnlichen Situation ist, würde ich mich wahnsinnig über Austausch freuen. Das Messie-Problem meiner Mutter belastet mich zur Zeit sehr und natürlich auch unser Verhältnis - was um so trauriger ist, wenn klar wird, dass man nicht mehr so richtig viele Jahre zusammen haben wird.

Dankeschön!


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10.08.2014 11:37
avatar  Hatifa
#2
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Moderator

Hinter ihrem Rücken aufräumen würde ich dir auf keinen Fall raten. Das hab ich mal gemacht, als ich die Materie noch nicht verstand und meine Mutter drei Wochen zur Kur war. Das Wohnzimmer sah wie eine Puppenstube aus! Kein Lob, keine Anerkennung - hinterher erst hab ich verstanden, daß ich eigentlich den größten Fehler gemacht hab, den ich machen konnte.


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10.08.2014 11:54
avatar  maryli
#3
ma

Aber warum ist es so ein riesiger Fehler? Wäre super, wenn du das noch ein wenig mehr erläutern könntest. Ich verstehe schon, dass es falsch ist, jetzt in einem Ruck alles zu ändern und sie überfordern würde. Aber z.B. ein paar alte Lebensmittel wegschmeissen (die sie eh nicht vermissen wird) oder ein paar von den massenhaft aufgehobenen Plastiktüten und Aufbewahrungsbehältern oder alten Putzlappen? Einfach nur mit ansehen, wie ihr alles immer mehr über den Kopf wächst, ist auch keine schöne Alternative. Wie gesagt, ich red nicht davon, nen Putzkommando kommen zu lassen, sondern nur von dem Gröbsten (Dinge, die sie eh kaum vermissen wird, weil sie seit Jahren irgendwo in ner Schublade verstauben). Auch, damit sie ein klein wenig mehr Platz hat und es für die Putzfrau einfacher ist.


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10.08.2014 14:07
avatar  Hatifa
#4
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Moderator

Es ist ein Vertrauensbruch. Die Sachen gehören immer noch der Mutter, auch wenn sie in den Augen der Angehörigen Schrott sind. Bis zu meinem eigenen Ausbruch hatte ich das nicht begriffen. Wobei ich durchaus mit jemandem zusammen aufräumen kann. Der muß nicht mal mit anpacken, es reicht, wenn er da ist. Und meistens werden die Dinge genau dann vermißt, wenn sie weggeworfen sind. Man hat da so gewisse Antennen dafür.
Ein Beispiel ist meine Schwester. Die hat, wenn sie bei uns zu Hause war, immer eine ganz bestimmte Schallplatte mit ins Bett genommen. Hat sie über ihr Kopfende gestellt, als würde sie ihren Schlaf bewachen. Hat tief und fest geschlafen, aber wenn unsere Mutter einen Schabernack machte und die Plattenhülle in die Stube holte, war die Schwester keine zwei Minuten später hinterher und suchte ihre "Musterplatte" (sie hat eine geistige Behinderung, lebte sonst im Heim und konnte nur Pfingsten und Weihnachten nach Hause)


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10.08.2014 14:30
#5
No

hallo maryli,

erst einmal herzlich willkommen bei uns.

ich kann mir vorstellen, dass die situation deiner mutter für dich nicht einfach ist. es ist schwierig einem nicht-messie zu erklären was im kopf eines messies vorgeht. das kann nämlich ganz verschieden sein. es gibt ja auch verschiedene arten von messies. es gibt welche, die sammeln irgendwelches zeug (zb stofftiere, puppen,...) dann gibt es aber auch müll-messies. und genau zu sagen warum man ein messie ist, ist in den meisten fällen auch recht schwierig. meist sind es tiefer liegende psychische dinge. da deine mutter schon fast 80 ist, hat sie den krieg miterlebt, das wird ein traumatisches erlebnis gewesen sein. ich möchte jetz nicht pauschal sagen, dass es daran liegt, aber eine möglichkeit ist es. die leuete hatten wenig und wenn man die möglichkeit hat, dann nutzt man diese um die dinge für schlechte zeiten zu lagern.
wie steht es mit deiner mutter gesundheitlich? so wie ich es verstanden habe ist sie von kopf her auch noch fit. das ist eigentlich eine gute voraussetzung dafür, dass ihr geholfen werden kann. es ist auch typisch dass messies ihr problem nicht eingestehen wollen. das wichtigste erstmal ist, mit verständnis und unterstützung da ran zu gehen, auch wenn es dir schwer fällt. einem messie kann nur geholfen werden wenn der helfer es enst meint. aussichtslos ist die sache auf keinen fall. es wird nicht leicht und es wird eine lange zeit dauern, aber das ist es auf jeden fall wert.

liebe grüße

Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.“ - Mark Twain


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