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Meine Geschichte als Messie-Kind
#1
Hallo,
ich weiß eigentlich gar nicht, was ich hier schreiben soll. Ich bin männlich, fast 20 und lebe mit meiner 10 Jährigen Schwester bei meiner Mutter (47).
Meine Mutter, meine Schwester und ich haben schon so einiges hinter uns, häusliche Gewalt (Morddrohungen, psychische Gewalt, Betrug mit anschließenden Schulden sowie Gerichtsprozessen etc., durch den Vater meiner (Halb) Schwester), einen Brand und die Erziehung meiner Mutter durch ihre Mutter war geprägt von: Du kannst das nicht und so weiter und sofort, auch wenn sich das heute gebessert hat. Außerdem hat sie einen Eisenmangel (Vegetarier) und eine Schilddrüsenunterfunktion. Nach der Arbeit ist sie oftmals komplett K.O. und braucht zum hochkommen mindestens 10 Minuten.
Die Situation ist die folgende: Nachdem es bei uns gebrannt hatte, anfang Corona, 2020, sind wir ein paar Straßen weiter in eine neue Wohnung gezogen. Es war schon immer nicht ganz so ordentlich bei uns, aber es war kein Messie Haushalt. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt arbeitslos, wir hatten wenig Geld, deshalb konnten wir uns nur eine 3-Raum Wohnung mit 74 qm leisten. Sie hat kein Zimmer und schläft entweder bei meiner Schwester oder im Wohnzimmer (Durchgangszimmer). Außerdem hat sie fast keine eigenen Möbel, sondern verstaut das meiste in meinem oder dem Schrank meiner Schwester.
Es müsste Weihnachten 21 gewesen sein, als es anfing, dass ich nur noch bei mir aß, bis heute. Die Umstände waren nicht viel schlechter als in der alten Wohnung, doch das Alles machte mich schon so ganz schön fertig. Ich war mit 15 noch nicht reif genug, um einzusehen, dass eine alleinerziehende Mutter wohl einer der schwierigsten Jobs ist, vor allem mit einem pubertierenden Jungen und einer 6-Jährigen Heulsuse (ist sie wirklich, aber ich hab sie über alles lieb). Sie hatte zwar keinen Job, aber war bzw. ist einfach so psychisch geschädigt, dass sie das alles nicht alleine auf die Reihe bekommen hatte bzw. kriegt. Ebenso war ich nicht reif genug, mich selbst im Haushalt nützlich zumachen, einerseits weil ich früher durch den Vater meiner Schwester gezwungen wurde bspw. abzuwaschen (wovor ich mich bis heute ekle), aber nicht auf die freundliche Art und Weise, sondern meist in Androhung des Fernsehverbots, Stubenarrests und seiner Lieblingsstrafe: Dem Abschreiben von ellenlangen Seiten aus einem Geschichtsbuch mit Buchstaben in der Größe des ALT-Schriftzugs einer Computertaste. Andererseits weil ich es nicht eingesehen habe, meiner Mutter hinter herzuräumen. So kam es dann also dazu, dass ich mich in mein Zimmer isolierte, was eigentlich sehr ordentlich ist.
Ihr müsst euch die Wohnung so vorstellen: Die Tür geht auf und ihr steht in einem 2m langen Flur. Zu eurer Linken ist mein Zimmer, zu eurer Rechten das Bad. Geradeaus geht es durch eine Tür in das Wohnzimmer, von wo man in die Küche und in das Zimmer meiner Schwester gelangt. Die Türschwelle, die vom Flur ins Wohnzimmer führt, habe ich seit fast 4 Jahren nicht mehr überquert.
Heute bereue ich es, mich so abgeschnitten zuhaben, ich habe wortwörtlich Angst dort hinüberzugehen. Ich denke, ich belüge mich selbst, wenn ich mir sage, das wird schon alles. Ich denke, ich habe nicht die Kraft dazu, die Grenze zu überschreiten. Ich denke, es würde mir mein so schon gebrochenes Herz noch mehr brechen.
Es ist nicht gebrochen wegen mir, es geht mir eigentlich nur um meine kleine Schwester. Sie ist so ein tolles Mädchen, so cool und auch so lieb. Irgendwie glaube ich, sieht sie mich als Vorbild, fast schon irgendwie als Vaterfigur. Als ich so alt war wie sie, war das alles nicht so. Ich hatte zwar diese psychische Gewalt von 7-11, doch ich hatte immer Freunde bei mir. Doch sie kann keinen einladen, ich zwar auch nicht, aber in meinem Alter ist das nicht so schlimm.
Jedes Mal wenn ich von mir ins Bad gehe, rieche ich diesen unangenehmen Geruch, und das aller schlimmste ist für mich, wenn meine Schwester mich umarmt und ihre Haare diesen Geruch haben. Da könnte ich losheulen. Aber ich habe auch schon nach der Flucht aus dem Haus des Psychos alles verdrängt, doch das klappt hier einfach nicht, es tut mir einfach zu doll weh.
Das Einzige, was explizit für mich schlimm ist, ist das extreme Scham- und geringe Selbstwertgefühl gegenüber Frauen. Ich fühle mich minderwertig, dieser Situation nicht Herr zu werden und kann nicht wirklich mit schönen Frauen reden ohne mich in irgendeiner Art und Weise zu schämen, obwohl ich selbst ein attraktiver Typ bin und sonst auch selbstbewusst bin. Und gerade fühle ich mich minderwertig, weil ich das alles so habe kommen lassen wie es jetzt ist. Ich weiß zwar, dass das nicht meine Schuld ist, doch ich hätte mehr tun können.
Meine Großeltern haben schon oft genug angeboten, zu helfen , ich auch, aber tief im Inneren denke oder weiß ich, das ich nicht die Kraft habe. Das Angebot wurde auch oft genug angenommen, dazu gekommen ist es bis jetzt aber nicht, oder sie sagte, dass sie das schon macht. Sie selbst ist menschlich gesehen wohl der größte Jackpot als Mutter, doch das alles macht mir schon seit fast 4 Jahren zu schaffen. Da ich mich selbst nicht in der Lage sehe, diesen langen Prozess des Aufräumens mit meiner Mutter und mit mir selbst durchzustehen (sie ist die reinste Schnecke in allen häuslichen Angelegenheiten), ist meine aktuelle Hoffnung ein Messiedienst, und selbst wenn ich ihn selbst bezahlen muss. Da habe ich auch gerade eben einen unverbindlichen Preis erfragt, habe aber Angst, dass das wieder alles im Sande verlaufen wird. Ich will mein bestes geben. Ich will endlich mal wieder mit meiner Familie am Essenstisch sitzen.
Sorry für den langen Text. Weiß auch gar nicht, ob das hier der richtige Ort ist. Ich wollte das einfach mal geschrieben haben. Vielleicht habt ihr ja Erfahrungen mit einem Messie als Mutter. Ich würde mich über eure Antworten freuen.
Hallo @LionelMessie
Willkommen im Forum!
Ja, manchmal ist schon das (Auf)Schreiben hilfreich bzw. die Geschichte einfach mal mit jemandem zu teilen.
Ich wünsche dir, dass du auch Austausch und viele Tipps findest von ähnlich Betroffenen. Denn die gibt es ja - auch wenn es sich oft so anfühlt, als ob man allein ist mit diesen schlimmen Problemen.
Vielleicht sind dies erste Schritte für neue Wege für dich/euch - alles Gute dafür!
@LionelMessie
Willkommen im Forum. Ich frage mich:
Was hat sich denn angesammelt? Müll? Oder nützlicher Plunder vom Sperrmüll?
Mir fällt auf, dass Du sehr viel nachdenkst. Was wäre wenn, wer ist schuld, was ich gut / schlecht und so weiter.
Das kann aber auch die Handlung blockieren.
Vielleicht solltest Du ohne Wenn und Aber einfach mal ein paar Tüten Müll runtertragen.
Manchmal ist der erste Schritt der schwerste und der Rest geht von selbst.
Andererseits bist Du natürlich nicht für den Kram der anderen verantwortlich.
Die sind schon groß genug zum Aufräumen. Für mich sieht es aber so aus als hättest
Du es einfach bisher gebraucht, Dich abzugrenzen und selbst erstmal zu wachsen,
und jetzt hast Du die Energie, den anderen zu helfen.
Ich muss gerade an eine Geschichte aus dem Haus denken, wo ich zuletzt gewohnt habe.
Der Hinterhof war total zur Müllhalde verkommen. Eine Nachbarin meinte: "Ich räume da gar nichts mehr auf. Das bringt ja eh nichts."
Aber ich habe mir einfach ein Problem nach dem anderen geschnappt. Erstmal zwölf (!) inzwischen mit Laub gefüllten Einkaufswagen
zum Supermarkt zurück gebracht. Keine Ahnung, wie lange die dort schon standen!
Dann alles lose Zeug zusammengefegt. Und dann hat die Nachbarin den Sperrmüll bestellt und wir haben zusammen die
versifften Möbel vorgezerrt. Und so weiter. Einfach eines nach dem anderen.
Ich weiß, ich bin ein schlichtes Gemüt. Ich handle einfach. :-)
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