Mein Vater ist Messie- meine Mutter hält es nicht mehr aus

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25.09.2013 19:46
#16
Ta

Gratuliere Kayla, 5 Kinder grossgezogen und noch arbeiten gegangen ! Das ist eine Leistung ! Bei der Scheidung waren doch sicher auch noch nicht alle volljährig ?
Hut ab ! Ich sag ja, Kinder sind nicht möglich gewesen bei uns, das war der Wermutstropfen. Aber es fühlte sich zu allen Zeiten richtig an, wenn auch dieser Verzicht die ersten 20Jahre
geschmerzt hat. Vorbei und okay ! Punkt. Ich darf mir nicht ständig schmerzhafte Sachen von früher hochholen, sonst werde ich nie dahin kommen, dass es mir auf Dauer besser geht.
Aber oft ist es leichter gesagt als getan. Das Herz ist ein eigen Ding.

Grüssele Mausohr


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25.09.2013 20:28
avatar  Kayla
#17
Ka

Hallo Mausohr!
Ich war viele Jahre zu Hause, so lange mein Mann genug verdiente. Ging auch nicht anders. Kinder, ein altes, stark renovierungsbedürftiges Haus in einem Ort wo jeder Zugezogene ohnehin misstrauisch beäugt wurde, jemand mit vielen Kindern gleich ganz, es war trotzdem die Hölle.
Meine Kinder haben das auch nicht ohne Spuren überstanden, zum Glück haben sie das Talent, viele dieser Dinge positiv zu bewerten und für ihr eigenes Leben zu nutzen. Als ich mich scheiden ließ, war die Älteste volljährig, die Zweitälteste blieb beim Vater, weil sie dort eine Ausbildung hatte. Es gab keinen Zoff bei der Scheidung, auch nicht um die Kinder. Das war der positive Aspekt daran. Mein Mann hat keinerlei Forderungen gestellt und weder mich noch die Kinder unter Druck gesetzt.
Deshalb sagte ich an anderer Stelle, mit meinen Kindern komme mit Sicherheit nicht jeder so ohne Weiteres klar. Sie sind Kampfschweine, geben niemals auf, heulen, kratzen, beißen, schlagen um sich, aber kommen immer wieder auf die Füße, kennen keinerlei Selbstmitleid, stellen aber auch hohe Ansprüche an andere. Und sie sind Menschen geworden, die anderen ihre Meinung schonungslos um die Ohren knallen. Auch mir. Es ist nicht erst einmal passiert, dass ich mit einem meiner eigenen Kinder ein Gespräch geführt habe, dass ich mir von jedem anderen verbeten hätte und es ist auch nichts Neues, dass hin und wieder mal Funkstille zwischen uns herrscht, wenn mal wieder paar Worte gefallen sind, die dem Anderen an den Zahnnerv gingen.
Damit kann ich leben. Meine Enkelkinder sind temperamentvoll, fröhlich und sensibel, werden geliebt, behütet, aber auch gefordert und haben fleißige Eltern als Vorbild. Mehr kann man sich nicht wünschen.
Manchmal tut es mir leid, dass mein Mann und ich wohl weitestegehend den sanften, einfühlsamen Teil meiner Kinder bis zu einem gewissen Grad unwiderbringlich zerstört haben. Sie sind sehr rational geworden, was dem Temperament meienr Mutter und deren Eltern, nicht aber eben meinem entspricht, was manchmal dazu führt, dass ich das gleiche Problem, welches ich früher mit meiner Mutter hatte, heute mit meinen Kindern erlebe.
Aber seis drum. Sie sind lebenstauglich und in ihrem Umfeld anerkannt. Mehr kann man sich nicht wünschen. Oder vielleicht doch, aber dann sollte man es nicht laut tun ;-).

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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26.09.2013 00:07
#18
Ta

Nochmal Hut ab,liebe Kayla ! Auch dafür, dass Eure Liebe zueinander (Du und die Kinder) das aushält.
Ist vielleicht auch nicht das schlechteste in diesen Zeiten, dass Deine Kinder nicht zimperlich sind.
Dann weht es sie nicht so schnell um, wenn das Leben mal stürmisch wird.
Und da sie nun selber Familie haben, kannst Du soo viel auch wieder nicht falsch gemacht haben.
Gute nacht und Gott behüte Euch alle, auch die,die Ihr hier mitlest.

Grüssele Mausohr


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26.09.2013 00:38
avatar  Kayla
#19
Ka

Hallo Mausöhrchen!
Ich habe viel, sehr viel falsch gemacht und den Kindern ab zu bitten. Sie wissen auch, dass ich darin ehrlich bin. Nicht Alles, aber Vieles war entweder direkt meine schuld oder ich hätte doch zumindest die Möglichkeit gehabt, es zu ändern. Deshalb bin ich heute auch nicht zimperlich, wenn ich sehe, dass Frauen mit Kindern bei gewlttätigen, saufenden Männern aushalten, aus Existenzangst. Ich sags aus eigenem Erleben immer wieder und kanns gar nicht genug betonen. Nichts, absolut nichts und gar nichts ist so schlimm, vor allem für die Kinder, wie eine Mutter, die sich unterwirft und herumkriecht wie eine Kakerlake, immer kleiner und unscheinbarer wird und sich völlig selbst verliert. Wenn Kindern von den Eltern die Liederlichkeit mitbekommen, mag das schlimm sein, aber es ist zu beheben. Aber wenn man Kindern Machtlosigkeit und Unterwürfigkeit vorlebt, dann ist das niemals restlos zu beheben und die Folgen tragen nicht nur die Kinder - sobald sie erwachsen sind, ist man damit auch selbst konfrontiert.
Man kann mit ALG2 leben, man kann in der Kleiderkammer Klamotten kaufen und an die Tafel gehen, in einer Sozialwohnung leben und auf der ARGE Männchen bauen, alles das ist möglich, wenns ums Überleben geht und die Kinder verstehen das, sofern man sich die Mühe macht, es ihnen richtig zu erklären. Aber warum ihre Mutter sich gnadenlos demütigen, unterbuttern und verletzen lässt, das verstehen sie nicht. Das gibt ihnen fürs ganze Leben das Gefühl, dass ihnen weder Intelligenz, noch Fleiß irgendetwas nutzen, dass sie einem Charakterschwein immer unterlegen sein werden.
Ich war kein Held, ich habe die gleichen Fehler gemacht wie Millionen andere Frauen auch, habe genau so argumentiert "wenn die Kinder erst raus sind" und ähnlichen Blablabla, habe die Karre irgendwie am Laufen gehalten und nicht mal gemerkt, dass ich eigentlich schon lang nicht mehr draufsitze, sondern drunterliege.
Nein, meine Kinder sind nicht zimperlich und das sollen sie auch nicht sein. Sie sollen schreien, wenns weh tut und zuschlagen, wenn sie nicht schnell genug weglaufen können, möglichst verbal, wos nottut auch mal wirklich. Sie haben die Fähigkeit mitbekommen, angemessen zu reagieren, das muss den Rest unter Kontrolle halten.
Ich konnte nicht alles geradebiegen, was ich viele Jahre lang verbummfidelt hatte, aber ich hab es versucht, so weit es möglich war und so weit die Kinder es noch zugelassen haben, schließlich war das Jüngste damals schon 13.
Und ich kann heute nur jedem in ähnlicher Situation raten - packt die Kinder ein und rennt. Schaut Euch nicht um, pfeift auf die Existenzangst und sehr zu, dass ihr ganz viel Land zwischen Euch und so einen Menschen bringt.
Weißt du, Mausohr, ich hab da mal einen interessanten Spruch gehört, den ich mir in den Türtock meißeln könnte:
Wenn Du behauptest, ein Problem habe sich auch mit aller Gewalt nicht lösen lassen, dann hast Du noch nicht genug Gewalt aufgewändet.
Bezogen auf die elende Sauerei in meiner Wohnung stimmte das haargenau, bezogen auf alles was davor war, auch.
Nehmen wir mal die Bibel her. Gott ist doch das allerbeste Vorbild dafür. Liebe und Gerechtigkeit, Vergebung aber auch Druck und Härte.
Genau so und nicht anders sollten wir lernen, auch zu uns selbst zu stehen, meine ich. Wir sollten uns lieben lernen und an uns arbeiten, mit aller nötigen Härte. Nur eine Sache sollten wir uns abgewöhnen - uns selbst dauernd zu beschimpfen. Es gibt keine, mir bekannte, Religion der Welt, die irgendwo fordert, sich selbst pausenlos mit Dreck zu bewerfen. Für Diejenigen, die an einen personalisierten Schöpfer glauben, ist das noch kritischer. Denn ich fürchte, Gott wäre ziemlich anenervt von uns, wenn wir ständig das bemängeln und kritisieren, was er da zusammengebaut hat, statt dessen Potential aus zu schöpfen.
Bei einem Auto können wir das doch auch. Es ist zwar klein und alt und klappert an allen Ecken und Enden, aber es fährt und es ist meins und ich mag es. Basta. Das sollten wir über unseren Körper und unsere Psyche doch in viel höherem Maße denken, oder?

Habt eine behütete Nacht voller Traumblumen
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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26.09.2013 07:37
#20
Ta

Hallo Kayla !
Ich bin weit davon entfernt, Dich zur "Madonna" zu erheben, denn ich weiss, das jeder ein Sünder ist,ich auch.
Aber genau das rechte Mass an Härte gegen sich selber aufbringen.......das bringe ich nicht fertig.
Und ich krieche im Schongang aus Angst, es könnte wieder eine abgrundtiefe Erschöpfung kommen.....die
möglicherweise einhergehenden körperlichen Zipperlein kommen noch oben drauf.
Naja, solange ich nicht aufgebe, sondern das mir Mögliche jeden Tag versuche, gehts ja noch, denke ich heute.
Nee, mich selber beschimpfen, davon halte ich nix,es hat höchstens mal seine Berechtigung für einen
Moment, wo es weitergehen soll......so als schubs.

Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Grüssele Mausohr


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