Mein Vater ist Messie- meine Mutter hält es nicht mehr aus

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26.09.2013 09:34
avatar  Kayla
#21
Ka

Mausöhrchen,
das ist ja gerade das Problem. Bei angststörungen nennt man das "Die Angst vor der Angst". Irgendwann braucht es gar keine Panikattacken mehr, man klettert auf keine Leiter, steigt in keine Straßenbahn, weil man Angst hat, man könne eine Panikattacke bekommen.
Und genau da setzt Achtsamkeitstraining an. Immer im Heute und Jetzt und Hier bleiben, nchts vorwegnehmen, keine selbsterfüllenden Prophezeihungen ausdenken. Denn Depressionen und PAs beten wir her, wenn wir sie ständig befürchten. Wir selbst lösen sie aus.
In der Literatur wird uf das Thema oft eingegangen. Ich erinnere mich, dass ein Mönch, der vom Glauben abgefallen war, seinen Prior fragte, was er nun machen solle und zur Antwort bekam: Bete trotzdem!
Oder, das vielleicht bekanntere Beispiel für unsere Generation - Alexis Sorbas: Tanze, die Musik wird dann schon irgendwoher kommen!
Anfangen, irgendwo einfach anfangen. Es kann etwas ganz Kleines sein, Hauptsache man tut es. Und wenn es schiefgeht, Schultern zucken, sich selbst vergeben, wieder anfangen. Sich nicht verurteilen, sich nichts vorwerfen. Was jetzt nicht klappt, klappt eben später.
Auch Gott nicht um Kraft bitten und verzweifelt sein, wenn das Gebet scheinbar nicht erhört wird, sondern einfach Gott danken, dass er uns die Kraft gegeben hat und ihm versprechen, sie möglichst effektiv ein zu setzen. Denn wir brauchen kein Geschenk, diese Kraft ist uns bereits gegeben, wir müssen sie nur unter der Last und dem Müll der schlimmen Erfahrungen wieder herauskramen.
Mausöhrchen, das ist nicht glaubensfeindlich gemeint. Ich bin viele Jahre bei Menschen aufgewachsen, die streng dem evangelischen Glauben anhingen, mein Freundeskreis besteht von jeher aus vielen Menschen, die fest im Glauben stehen, evangelisch, katholisch, auch zwei Moslems, arbeite ja auch für einen katholischen Wohlfahrtsverband.
Übrigens, Mauseöhrchen, was mir gerade einfällt. Vor einem Jahr hatten wir eine Versammlung im Erfurter Priesterseminar. Ich weiß nicht, ob Dir bekannt ist, dass dort vor fast genau zwei Jahren der Pabst übernachtet hat.
Leider habe ich keine Fotos gemacht (wir durften, ich hab nur den Fotoapparat nicht dabei gehabt). Die Kapelle dort ist ein Traum, ich meine weniger die Gestaltung, obwohl ich auch die überwältigend finde, eher die Stimmung. Der Leiter des Seminars hat dort damals vor Beginn der Arbeit das Angelus gesprochen. Das werd ich niemals vergessen. Es war wie ein Gedicht in Ton und Farbe. Um etwas vorweg zu nehmen, es war bekannt, dass nicht alle Mitarbeiter dem katholischen Glauben zugehören, die meisten haben trotzem daran teilgenommen. Und meine Weltanschauung verbietet mir gar nichts, außer Dinge aus zu sprechen, die ich für unrichtig oder unwahr halte. aber darin sind wir uns ja einige, denn das achte Gebot sagt ja genau das gleiche ;-).
Und diesen Morgen habe ich wahrhaft genossen.
Also. Hab einen traumhaften, sonnegrauen Morgen und dann ran an die Arbeit ;-). Mein Laptop ist gerade gekommen, jetzt kostet es mich doppelt Überwindung, erstmal die Pflichten zu erledigen. Lass Dich mal ganz, ganz fest drücken, Du Mausetante.

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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26.09.2013 10:55
#22
Ta

Liebe Kayla,
"Keine selbsterfüllenden Prophezeiungen ausdenken " .......na wenn das so einfach wäre. Die Warnung steigt von ganz alleine auf und ich kann nix dagegen tun.

Danke Dir trotzdem fürs Mutmachen. Grüssele Mausohr


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26.09.2013 16:43 (zuletzt bearbeitet: 26.09.2013 16:50)
avatar  Thea
#23
Th

Heute habe ich meinen Vater wieder mal seit längerer Zeit gesprochen. Er war gerade dabei, zwei alte funktionsunfähige Fernseher in den Schrott zu schaffen (ich dachte, ich höre nicht richtig, normalerweise bekommen die doch zu Hause einen Platz, wo sie vor sich hin vegetieren [spook]. Ich habe mich auch gar nicht getraut, zu fragen, ob er die freiwillig fortgebracht hat oder ob es erst wieder Krach mit Muttern gegeben hat.
Solche Sachen kommen dann alle vorzugsweise bei Familienfeiern auf den Tisch, wo noch andere Gäste anwesend sind. Ihr glaubt gar nicht, wie ich solche Zusammenkünfte mittlerweise hasse. Normalerweise freut man sich, mit Familienangehörigen Geburtstag oder Weihnachten oder Ostern zusammen zu sitzen, für mich ist es der reinste Horror. Zu Anfang ist immer noch alles ganz easy, aber zu vorgerückter Stunde und nach einem Gläschen Sekt oder einem Bier platzt dann die Bombe und alle Anstrengungen, das Unheil abzuwenden, sind für die Katz' (wir sind übrigens auch alle Katzenliebhaber).
Ich habe meiner Mutter schon hundertmal gesagt, daß sie doch das Thema Ordnung bei solchen Feiern ruhen lassen soll, aber sie kann es eben nicht lassen. Das Ende ist immer, daß meine Eltern ziemlich laut werden und sich angiften und die restlichen Gäste inklusive den Rest der Familie peinlich berührt sind. Ich frage mich, ob sowas ständig sein muß.
Die Gäste wissen ja im Allgemeinen von der Messiesucht meines Vaters, aber sowas kann man doch bei einer solcher Veranstaltung mal ausklammern.
Ich wollte mich schon einige Male weigern, zur Feier zu gehen, aber meine Mutter braucht ja immer Hilfe bei solchen Festlichkeiten, so daß ich mich leider nicht drücken kann.


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26.09.2013 18:37
#24
Ta

Also ich würde als Gast kein zweitesmal da auflaufen.....so ein Gestreite anhören,muss ich mir nicht antun....Grüssele Mausohr


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26.09.2013 22:43
avatar  Kayla
#25
Ka

Thea, Du bist hier und erzählst uns von der Geschichte. Deine Mutter tut das in ihrem Kreis. Sie sucht Zuspruch, Rückendeckung und Hilfe. Es tut ihr gut, wenn sie mal nicht allein gegen den "Feind" steht, auch mal Ratschläge und Unterstützung bekommt, auch wenn sie ihr nicht wirklich helfen.
Daran wirst du nichts ändern. sie kann nicht alles in sich rein fressen. Schlauer wärs natürlich, sich mal bei Leidensgenossinnen Beistand zu suchen, statt den Familienkreis auf zu mischen, den das, bei zu häufiger Wiederholung, auch einfach nur noch nervt und langweilt.
Ich kann sie verstehen, nur sollte sie mal ernsthaft überlegen, die Bühne für solche Auftritte zu wechseln.

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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