Frage einer Angehörigen: Was bedeuten Euch die vielen Dinge!?

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01.09.2013 23:03
#1
Fe

Hallo,

meine Mutter ist Messie.
Ich bin lange Erwachsen und wohne nicht bei ihr.
Jedoch muss/möchte ich mich immer wieder mal mit der Thematik auseinandersetzen.
Ich weiß, dass jeder Messie so individuell ist wie jeder andere Mensch auch.
Trotzdem würde ich gerne wissen, was Du/Ihr genau fühlst/fühlt für diese Dinge, die Du/Ihr nicht wegschmeißen könnt, sammelt!?
Kannst Du es mir beschreiben!?
Danke!

Gruß

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02.09.2013 00:33 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2013 00:36)
avatar  Kayla
#2
Ka

Oha ... da stellst eine Frage ... Für mich persönlich könnte ich das in drei wesentliche Kategorien unterteilen. Die eine ist auch für jeden Sammler nach zu vollziehen. Dinge, die ich einfach schön finde, optisch schön, taktil schön oder auf sonst irgendeine Weise ansprechend. Nur ist das halt kein Sammeln, sondern geht quer durch den Gemüsegarten. Z.B. zieht mich alles an, was irgendwie glitzert.
Die zweite Kategorie sind Dinge, deren Verlust ich nicht verschmerzt habe. Die versuche ich zu ersetzen, aber gefühlsmässig stimmt das nicht. Es ist eben nicht Dasselbe. Trotzdem habe ich es imer wieder versucht und was einmal da war fiel dann entweder in die erste Kategorie, oder in die dritte.
Die dritte Kateorie ist, dass ich zu extremer Sparsamkeit und Bescheidenheit in meinen Ansprüchen erzogen wurde. Würde ich etwas wegwerfen, wofür ich Geld bezahlt habe, ohne, dass es wirklich "hinüber" ist, käme ich mir wie ein Verschwender vor.
Die drei Kategorien gehen ineinander über, nicht jedes Ding lässt sich eindeutig einordnen.
Unordnung und Unsauberkeit rührten bei mir nicht daher, dass ich angegessene Brötchen sammle, sondern dass ich irgendwann so viel Kram hatte, dass ich mit dem Sortieren und Aufräumen schlicht überfordert war.
Kam damals noch eine Angststörung dazu, die mit einer ausgeprägten Agoraphobie einherging (Angst vor freien Plätzen, vereinfacht gesagt). Die machte bereits den Gang zur Mülltonne und zurück für mich zum Gang nach Canossa.
So krank das klingen mag - ich war mir des Problems immer bewusst und auch ein unterschwelliger Leidensdruck war da. Aber der Zwang war stärker.
Einige Anläufe verliefen komplett im Sand. Erst als sich meine Lebenssituation drastisch änderte und ich mich überwunden hatte, die ersten Sachen wirklich, ohne drauf zu schauen, was man damit noch anfangen könnte, weg zu werfen, kam Zug in die Sache. Dann habe ich mich aber auch immer bemüht, Dinge gleich richtig unumkehrbar zu machen, also nicht nur den Schrank ausmisten, sondern den Schrank gleich hinterher werfen, wenn ich ihn nicht mehr wirklich brauchte.
Kleinkram kauft man schnell, bei einem Schrank sieht das schon anders aus. Nicht nur ein Zimmer entrümpeln, sondern auch gleich die alte eklige Tapete runterspachteln, damit ich gar nicht erst auf die Idee komme, das ganze Gelump wieder rein zu räumen.
Und, als es einmal in die Spur kam, zügig arbeiten, nicht nachdenken, nicht grübeln, einfach nur raus mit dem Kram.
Ich sags gleich. Das ist ein Weg, der für mich ganz persönlich stimmte und den ich nie im Leben (wie das hier eingewisser Herr versuchen will) jemandem anderen antun würde, eine Rosskur vom Feinsten. Allerdings ging das mit einem ausgeklügelten Belohnungssystem einher. Ich erlaubte mir immer, wenn ich eine bestimmte Menge geschafft hatte, mir dafür etwas Neues zuzulegen, was ich tatsächlich schon lange haben wollte und auch benutze.
Wie sich die Sachlage für Deine Mutter gestaltet, weiß ich natürlich nicht :-).

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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02.09.2013 10:29
avatar  Kalista
#3
Ka

Hm, die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil das sicher bei jedem anders ist.
Bei mir z.B. ist der Hauptgrund: kannst Du noch benutzen, ist noch nicht komplett hinüber. Ich kaufe z.B. ein Shirt, das ich auch auf Arbeit anziehen kann, irgendwann ist es etwas zerschlissen, aber für zu Hause geht es noch - weggeworfen wird erst, wenn es so zerlöchert ist, daß es mir praktisch vom Leibe fällt. Immerhin konnte ich mir abgewöhnen, solche Teile noch ewig zu flicken und zu stopfen...
Dazu kommt, daß ich nicht allzu viel Geld habe, es also im Zweifel (zumindest auf den ersten Blick) sinnvoll ist, so zu verfahren. Was ich noch habe, brauche ich nicht neu zu kaufen.
Naja, und dann gibt es natürlich die Dinge, an denen das Herz hängt, Erinnerungsstücke meistens - aber ich denke, das kennt jeder.


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02.09.2013 15:49
#4
pu

Bei mir ist es, denke ich, die Angst etwas was ich noch brauche wegzuschmeißen. Ich habe nicht viel Geld, trotz dass ich mir die Füße auf Arbeit wundlaufe. Ich kann mir einfach nicht viel leisten. Und dann dinge wegschmeißen, die ich noch brauchen könnte? Fann die Erinnerungen. Und trotzdem hab ich neulich die Tickets weggeworfen, die mich zum ersten Date meines Ex gebracht hatte. Trotz dass er mich so scheiße behandelt hat, konnte ich es nich wegschmeißen. Es ist glaube ich auch etwas die Angst, Sachen zu vergessen, auch wenn sie noch so schmerzhaft waren....


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02.09.2013 17:08
avatar  IBI
#5
IB
IBI

Hallo Fehlfunktion,

danke für diese wertvolle Frage.

Wirklich beantworten kann ich sie dir nicht.
Wenn ich die Dinge nicht habe, dann zeigt sich LEERE und die ist schwer auszuhalten.
Wenn ich die Dinge weggebe, könnte das meine Verlassenheitspanik aktivieren. Na gut - nennen wir es Verlassenheitsangst.

Diese Dinge habe ich in meinen ersten Lebensmonaten gelernt und leider nicht bewusst und kann sie einfach nur vermuten.

Viele Grüsse
Sonja


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