Bin einer von euch und neu hier, hallo

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04.03.2014 12:11
avatar  Bobby
#1
Bo

Hallo liebe Forumsteilnehmer. Mir geht es gerade recht gut. Ich bin trockener Alkoholiker und einige Jahre trocken. Leider sind viele alte Verhaltensweisen immer noch da. Immer die gleichen Themen die augenscheinlich sind: Finanzen, Wohnung, Beziehung (manchmal noch Arbeit); da hakt es immer.
Meine Wohnung ist an der Grenze zur Verwahrlosung. Das stresst mich sehr. Was wenn ein Handwerker mal kommt, ein Bekannter, jemand die Wohnung aufmachen muss wenn ich nicht da bin und das Chaos meldet. Wenn ich irgendwo bin denke ich oft, ach der Haushalt. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, denke ich, ja, eigentlich müsste ich ja aufräumen. Ganz abschalten und mal sagen, alles okay, geht nicht.

Kaufen von CDs und Büchern, das war mein Ding. Jetzt ist alles voll. Ich habe bereits ein paar Kartons gekauft und will irgendwie anfangen, aber es fällt mir einfach verdammt schwer. Bisher ging ich zu den AA Gruppen, aber die sagen es wird alles besser. Jetzt bin ich 16 Jahre trocken und in diesen Bereichen ist nichts besser geworden. Jetzt habe ich eine Gruppe gefunden in den 12 Schritten die mir bei den Finanzen hilft, sowie eine die mir bei Beziehungsfragen hilft. Kann ich bei privaten Nachrichten gern näher drauf eingehen. Ich schaffe es oft zu spülen, dann ist die Energie weg. Eine innere Unruhe kommt auf, und ich muss weg. Bisher war dann möglichst kaufen das ziel, bücher. Ein Teufelskreis. Die Leute können sich das bei mir gar nicht vorstellen, da ich nach Außen hin meist sehr ordentlich wirke. Auch eher gehemmt bin in meiner Art, obwohl sich das gerade langsam zu ändern beginnt.
Ich weiß nicht ob dahinter eine Depression steckt. Die Diagnosen Depression, Borderline, ADS, habe ich ja. War zweimal auf stationärer Therapie, 7 Jahre Analyse, plus 15 Jahre AA und andere 12 step gruppen. Wenn mir was runterfällt, lasse ich es liegen. Wenn ich Klamotten ausziehe werfe ich sie auf den Boden. Vielleicht schaffe ich ja heute den Anfang. Kartons habe ich ja schon. Ich habe halt nur Angst Dinge (also Bücher, CDs) wegzutun und es dann zu bereuen. Ich habe vor einem Jahr 1000 CDs schon verkauft und wieder fast alle nachgekauft. Mit Büchern ging es mir oft ähnlich. Das Problem ist auch das ich vergesse in welchem Buch ich gelesen habe. Ich muss es vor mir liegen haben, oft lese ich in mehreren Sachbüchern parallel, die müssen dann da liegen. Packe ich sie ins Regal vergesse ich das wieder. Es ist wohl ein ganzer Stapel voller Probleme. Leute scheinen mich eher zu stören wenn sie kontakt wollen. Ich glaube ich stecke ganz schön drin, oder? Es war bei mir immer so das so um den 10. herum aufgrund meines Kaufverhaltens kein Geld mehr da war. Das ändert sich gerade mit Hilfe der speziellen Gruppe. Die AA sagen man könne alles mit dieser Gruppe lösen und fragen sich warum ich wegbleibe. Ich erkläre ihnen das mir das andere echt hilft derzeit, sie verstehen es nicht und wollen mich halten, zurückhalten. Es wird einem Angst gemacht das man dann rückfällig werde mit Alkohol, das glaube ich bei mir aber nicht. Das wäre das Letzte woran ich denke. Ich will einfach nur normal gut zurechtkommen, Wohnung, Finanzen, Freunde, Arbeit. Ist das möglich?


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04.03.2014 12:25
avatar  ( gelöscht )
#2
Gast
( gelöscht )

Hallo Bobby,

herzlich willkommen hier im Forum!

Ich glaube, es ist möglich. Aber ich denke, es kommt nicht irgendwie von allein, oder durch die Einwirkung anderer, durch den Besuch von Gruppen. Das kann unterstützen und begleiten, aber ohne den eigenen Willen zur Veränderung geht nichts. Du hast diesen Willen, aber wenn ich deine Zeilen lese, habe ich ein bisschen das Gefühl, dass du dich in deiner Rolle noch etwas zu passiv verhältst, und dass du auch gern bereit bist, in dieser passiven Haltung zu verharren, wenn man dir von außen einredet, dass das ganz in Ordnung, wenn nicht sogar besser ist, als aktiv deinem eigenen Willen zu folgen.


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04.03.2014 13:03
avatar  IBI
#3
IB
IBI

hallo Bobby,

seit langem wieder ein mann in unserer runde. ich freue mich auf deine Ergänzungen. schön, dass du da bist und ich hoffe, du begleitest uns eine weile.

also, du bist seit 16 jahren trocken. ich habe mal gehört, dass ein Alkoholiker durchaus zum vermüllen und verwahrlosen neigen kann, allerdings ist es dann möglich, dass man für ihn aufräumt und ihn das loslassen nicht stört. also, dazu gehörst du eher nicht, wenn ich deinen worten folge.
insofern denke ich könntest du deine erfolgreiche Bearbeitung deiner alkohlsucht ausblenden. nicht, dass sie nichts wert ist, aber sie ist nicht die Ursache für deine jetztige Situation, insofern ausblenden. und wenn du es geschafft hast, diese sucht zu bearbeiten, so bin ich davon überzeugt, kannst du diese Erfahrung nutzen, und mit den nächsten Themen klar kommen. du schreibst ja selbst, dass du glaubst nicht rückfällig zu werden auch wenn du den kontakt zu deinen gleichgesinnten loslässt bzw. die Intensität reduzierst.

Depressionen und DHS sind Diagnosen, die sehr wohl zum messietum beitragen können. von borderline habe ich das nicht gehört, doch es scheint viele zu geben, die diese Diagnose möglicherweise durch das chaotentum entwickelt haben. wäre ja langweilig, wenn wir uns nicht mit einem komplexen Thema auseinander setzten könnten.

also, dass du Unterstützung für deine finanziellen und beziehungstechnischen fragen gefunden hast, ist super. ich kann mir vorstellen, dass es hier andere interessiert unter welchen Bezeichnungen diese gruppen zu finden sind. ich nehme an, dass du in einer Grossstadt lebst und die Chance, dass du eine Selbsthilfegruppe für messies findest ist dann recht hoch. und auch wenn du die 12 schritte für dich als geeignet empfindest, kann es für messies bereits ein zu grosser zwang sein, diesen zu folgen. also nimm es den gruppen nicht übel, wenn sie anders arbeiten.

ohh ja, das kenne ich in ähnlicher form von mir selbst gut:
>Das Problem ist auch das ich vergesse in welchem Buch ich gelesen habe. Ich muss es vor mir liegen haben, oft lese ich in mehreren Sachbüchern parallel, die müssen dann da liegen. Packe ich sie ins Regal vergesse ich das wieder.<

ich vergesse nicht, in welchem buch ich gelesen habe. ich habe manche "grossprojekte", die ich beginne und die zeit benötigen z.b. ein bild basteln. ich lasse alle Materialien, die mit dem projekt zu tun haben, liegen bis es fertig ist - egal wie lange ich dafür brauche. und das verursacht reichlich chaos. wenn ich es wegräume, habe ich angst, dass ich vergesse, die aufgabe zu beenden. wenn ich das projekt fertig habe, dann kann ich das aufräumen. übrigens, wenn ich mir etwas vornehme, dann besorge ich mir das material für das vorhaben schnell einmal - ähnlich wie du die kisten besorgt hast für dein aufräumvorhaben. und damit ich diese vorhaben nicht aus den augen verliere, liegen sie offen herum und werden leider nicht weggeräumt.

von dem wie du deine Wahrnehmung beschreibst, denke ich auch, du bist hier richtig bei uns. möglicherweise findest du in den vielen threads von uns Themen, in denen du dich wieder erkennst.

was ich toll finde: du hast reichlich soziale kontakte durch diese gruppen und bist nicht allein.

viele grüsse
sonja


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04.03.2014 14:42
avatar  Sonea
#4
avatar

Hi Bobbi,

ich finde es auch sehr schön, dass du zu uns gestoßen bist. Habe mich vor kurzem schon gefragt, warum hier so wenig Männer unterwegs sind. Denke nicht, dass die Betroffenen hauptsächlich Frauen sind. Aber ganz egal ob Männlein oder Weiblein, wir können Verstärkung immer gut gebrauchen, daher auch ein herzliches Willkommen von mir!!!

"Ich erkläre ihnen das mir das andere echt hilft derzeit, sie verstehen es nicht und wollen mich halten, zurückhalten. Es wird einem Angst gemacht das man dann rückfällig werde mit Alkohol, das glaube ich bei mir aber nicht. Das wäre das Letzte woran ich denke. Ich will einfach nur normal gut zurechtkommen..."

Was mir dazu einfällt....
Ich glaube dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens verschiedene Entwicklungsstufen durchmacht. Diese Weiterentwicklung hat sehr viel auch mit der eigenen Bereitschaft zu tun, die Arme für Veränderungen auf zu machen. Du hast schwierige Lebensphasen hinter dir, nun willst du einen Schritt weiter gehen was für deine Entwicklung sehr gut ist. Aber da sind noch die anderen, die die noch auf der Stufe sitzen von der du gerade kommst, und die packen dich am Fuß und wollen dich zurück ziehen. Da spielt oft auch Neid eine Rolle. Es gibt positiven Neid, dass ich jemand für seine Leistung bewundere und daraus den Ansporn und die Kraft entwickle es gleich zu tun. Es gibt negativen Neid, der vergiftet, nicht gönnt und manipuliert. Der Neider will nicht dass du es schaffst.

Ich schreibe das deshalb, weil ich dein Gefühl bestärken will, dass nun andere Themen als Alkohol bearbeitet werden müssen. Lass dich nicht auf die vorherige Stufe zurück ziehen und vertraue deinem inneren Wegweiser.
Das Forum hier ist ein gutes "Instrument" nenn ich jetzt mal, eigene Kräfte wieder zu entdecken, ehrliche Rückmeldungen zu bekommen und auf deinem Weg zu begleiten. Die Schritte wirst du selber gehen müssen.

Liebe Grüße
Sonea


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04.03.2014 16:07
avatar  Kayla
#5
Ka

Hallo Bobby!
Erstmal super, dass Du hergefunden has. Männliche Verstärkung tut unserem Zickenkreis wirklich gut ;-). Erstmal zum Thema trockner Alkoholiker. Kaum etwas, was jetzt noch kommen kann, kommt an Kraftaufwand dem gleich, was Du bereits geleistet hast. Das darfst Du niemals vergessen.
Und dann wieder der advocatus diaboli, bitte sei mir nicht bös. Wie sah es mit Deinem Sammelwahn vor Deinem Alkoholproblem aus und mit Deinem Ordnungsempfinden?
Denn Substitution im negativen Sinne bedeutet nicht zwangsläufig, den Wechsel von einer Droge in die andere, sondern oftmal "nur" den Wechsel von einem Suchtmittel zum anderen. Und Bücher und CDs sind dafür hervorragend geeignet, weil sie uns, wie Alkohol, den Ausstieg aus der Realität ermöglichen.
Wenn dem so ist, dann ist es an der Zeit, Dir einfach mal ein zu gestehen, dass Du Dich trotz allem verbessert hast und zwar erheblich. Und DANN kannst Du Strategien entwickeln, wie Du Dich verbesserst. Am Anfang sollte ein Lob für das Erreichte stehen und nicht das Schuldgefühl am Gebliebenen oder Erworbenem.
Mit "gewaltsam entsorgen" habe ich auch nix erreicht - das Zeug stand auch Monate später wieder im Raum.
Ich habe es mit der "aus den Augen, aus dem Sinn"- Taktik probiert, alles in Kisten verpackt, die Kisten erst im Flur hinter dem Vorhang, später im Keller geparkt. So hatte ich immer das befriedigende Gefühl, dass die Dinge noch da waren, aber sie waren halt nicht gleich zur Hand. Als ich dann irgendwann vorsichtig die erste Kiste wieder hoch holte, merkte ich, dass ich wirklich genug Abstand hatte, mich von der einen oder anderen Sache zu trennen. Der Rest war halt noch wichtig und musste bleiben.
Die "Entwöhnung" erfolgte nicht linear, sondern irgendwie wie ein Bergrutsch. Am Anfang waren es nur 1 bis 2 Bücher aus jeder Kiste, die wirklich raus konnten, beim zweiten Durchgang, paar Monate später, flogen ganze Kisten über den Jordan und jetzt bin ich an der stelle angekommen, wo sich selbst im "Feinsortierten" noch Sachen finde, die ich zwar nicht wegwerfen möchte, aber ohne Verzichtsgefühle jemandem schenken kann.
Meine Kollegen fragen mich schon, ob ich eine Bibliothek ausgeraubt habe. Übrigens - je weniger Kram ich hatte, um so mehr ließ die dazugehörige Liederlichkeit nach. Allerdings habe ich mir, wie andere hier auch, da "Faulcontainer" geschaffen. Ein Kästerl fürs Putzzeug, eins fürs Werkzeug und der Wäschekorb steht in der Küche, weil ich da nicht erst herumrennen muss, um was rein zu werfen. Auch ordentliche Mülleimer habe ich noch nicht wieder, sondern Säcke auf dem Flur, die ich mit einem Handgriff mitnehmen kann, wenn ich gehe. Allerdings beginnt sich auch das gerade zu ändern - Bad und Balkon haben schon wieder Müllbehälter, die ich zwar noch nicht regelmässig, aber zumindest rechtzeitig vorm Überquellen leere.

Alles Liebe
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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