Ich schaffs einfach nicht...

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20.12.2014 19:37
#51
Sa

Jetzt geht’s weiter...

Einer sehr lieben Freundin, die ich noch nicht so lange kenne, habe ich vor kurzem mal grob mein Problem geschildert, und sie war überhaupt nicht schockiert, sondern hat volles Verständnis. Ich hab das Wort Messie nicht benutzt, aber ihr halt gesagt daß ich so viel Zeug hab daß es sich überall stapelt und daß ich im Moment niemand rein lassen will und warum das so ist und so weiter, und daß ich oft so total frustriert bin, weil ich tagelang rum rödel und Sachen wegbringe und man sieht in der Wohnung überhaupt nichts. Und sie hatte eine ganz tolle Idee für mich, sie hat gesagt „nimm dir ein schönes Glas, und für jedes Teil das du wegschmeißt oder weg gibst wirfts Du eine getrocknete Bohne oder irgendwas rein, und dann kannst Du zuschauen wie das im Glas immer mehr wird, auch wenn du in der Wohnung noch nicht viel siehst!“.

Das fand ich so toll, daß sofort gesagt hab, das mach ich! Sie hat mir dann sogar noch ein schönes Glas in Form von einem Tannenbaum geschenkt, und ich hab mir schöne bunte Böhnchen gekauft. Größere für große Dinge und kleine für kleine Sachen. Und noch ein kleines Glas, das ist mein „böses“ Glas – da kommen die Böhnchen rein für unnötige Dinge die ich mir kaufe. Dann hab ich erstens „vor Augen“ wieviel Unnützes ich mir kaufe und auch den Vergleich dazu wieviel ich weggegeben habe.

Also mein kleiner Eßtisch im Wohnzimmer ist immer noch ok, es liegt nicht mehr drauf als nach dem Abräumen. Der Platz daneben (also vor Sekretär und Heizung) ist natürlich noch ca. 1/2m hoch zugestellt, aber egal. Man kommt hin ohne über irgendwas drüber steigen zu müssen und kann sich setzen (also zumindest auf einen der beiden Stühle), und den Tisch benutzen.

Den Platz vorm Fernseher, den Relax-Sessel und das Fitness-Fahrrad im Wohnzimmer hab ich auch etwas "erleichtert". Allerdings waren diese beiden Aktionen kein wirkliches Entrümpeln, sondern zu 95% nur ein Verlagern. Mein ganzes Schmuck-Bastelzeug hab ich in Klappboxen gepackt und ins Arbeitszimmer gestellt, und ich hab einfach nur 3/4 von den *öhm* keine-Ahnung-wievielen (dreistellig...) Handtaschen in Säcke gepackt und in den Keller verfrachtet, und "nur" die da gelassen die ich momentan am liebsten nehme (dürften allerdings auch noch locker an die 35 sein). Für's Sozialkaufhaus aussortiert hab ich nur 8 Stück geschafft, und selbst das war schon hart. Aber vielleicht werden es nächstes Jahr mehr wenn ich die Taschen in den Säcken dann immer wieder mal durchgehe. Und ich brauch dann unbedingt mal einen richtigen Platz für meine Handtaschen... Irgendwann… Ich hab nur noch überhaupt keine Ahnung wie und wo.

Also entrümpelungstechnisch nur ein kleiner Fortschritt, aber zumindest sieht es im Wohnzimmer jetzt etwas besser aus.

Und ich fand doch den freien Platz im Bad so toll, als ich das ganze Zeug wegen dem Heizungsableser nur schnell in die Wanne gestellt hatte. Am Donnerstag hab ich es ja wieder rausgeholt, und hab es wieder da hin gestellt wo es vorher war, allerdings in zwei Klappboxen. Dadurch hatte ich noch weniger Platz als vorher, und das hat mich so genervt, daß ich heute zugeschlagen habe.

Ich hab die zwei Klappboxen erst mal raus gestellt, und hab den Schrank (so ein zweitüriger, ca. 80cm hoch) komplett ausgeräumt und wirklich radikal aussortiert. Dann hab ich die Klappboxen ausgemistet, da war allerdings nicht viel zum wegwerfen. Aber ich hab insgesamt 62 "Teile" (also alte Cremes, fast leere Haarsprays, alte Haarbürsten und so weiter) weggeworfen und 62 kleine Böhnchen in mein „Entsorgungsglas“ gezählt!!!!. Und dann hab ich fast alles was in den Klappboxen war und vorher auf dem Boden rum stand IN den Schrank packen können! Ein paar Sachen hab ich noch auf den Rand der Badewanne hinten gestellt, aber der Boden vor dem Schrank ist frei!!! (Und das aktuelle Projekt ist "Aufbrauchen von ca. 20 Pullen Haarlack und Schaumfestiger). Dann muß noch der der Schrank daneben (hinter der Tür, der ist nur 15cm tief und 25cm breit) ausgemistet werden und der Boden vor diesem Schrank „befreit“ werden, da liegt jetzt halt auch noch was davor. Naja, und von "auf den Schränken" und in dem Regal das ich zwischen den Schrank der auf dem Boden steht und den Hängeschrank gequetscht hab, ganz zu schweigen...

Ich werd wirklich alles dran setzen, daß der Boden in Zukunft frei bleibt, und daß auch meine Mini-Essecke frei und benutzbar bleibt. Ich hoffe so daß ich es diesmal schaffe… Irgendwann wird der Tag sein, an dem ich wieder alle Schranktüren öffnen kann und an die unteren Regalfächer rankomme ohne daß ich vorher ne halbe Stunde umräume…


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21.12.2014 17:21 (zuletzt bearbeitet: 21.12.2014 17:22)
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#52
Gast
( gelöscht )

Die Idee mit den Bohnen finde ich supertoll. Das ist eine so unglaublich einfache Belohnung, und genau deshalb ist sie eigentlich ideal. Das kann jeder umsetzen, auch die "Ärmsten der Armen". Am richtigen Platz ist das Glas allgegenwärtig, so dass man seine Erfolge jederzeit mit den Augen wahrnehmen kann, auch wenn der Erfolg im Raum noch (!!) nicht sichtbar ist. Vielleicht kannst du dir ja als zusätzliche Motivation etwas Schönes ausdenken, was du tun willst, wenn das Glas voll ist?

"Für's Sozialkaufhaus aussortiert hab ich nur 8 Stück geschafft, und selbst das war schon hart. Aber vielleicht werden es nächstes Jahr mehr wenn ich die Taschen in den Säcken dann immer wieder mal durchgehe"
Genau so läuft das "in Zwiebelschichten von Dingen trennen". Ich hätte mich im ersten Durchlauf auch von ganz vielen Dingen nicht trennen wollen, aber nach dem dritten oder vierten Durchlauf hab ich mir auf einmal gedacht "Ach komm, was soll's, klopp weg den Mist." Wo du die Sachen später mal lagern wirst, ergibt sich schon, wenn die Massen insgesamt auf ein Maß zusammengeschrumpft sind, das genug Platz für die Dinge lässt, die dir wichtig sind, die du um dich haben und sehen können willst. Wenn du also Handtaschen-Fetischistin bist, und am Ende immer noch 75 davon besitzt - aber eine Wand oder Nische von völlig anderen Dingen befreit hast, die dir rein gar nichts bedeuten - dann könnte das doch deine "Handtaschen-Wand" werden. Mit Beleuchtung und großem Spiegel oder so. Oder du ziehst dir da ein Fächerregal rein, wo jede Tasche ihr eigenes Fach hat, mit ner Tür dran, und auf der ist dann der Spiegel angebracht. Irgendwie sowas - stell ich mir ziemlich cool vor.



"Ich hab die zwei Klappboxen erst mal raus gestellt, und hab den Schrank (so ein zweitüriger, ca. 80cm hoch) komplett ausgeräumt und wirklich radikal aussortiert."

Genau, auch wenn das komplette Ausräumen das Chaos kurzfristig noch vergrößert, kann man oft in diesen lange Zeit unzugänglichen Bereichen Dinge entdecken, auf die man wunderbar verzichten kann - die wirklich wichtigen Sachen hatte man ja irgendwann schon mal rausgezogen aus dem Schrank, und die stehen dann folgerichtig irgendwo anders im Weg rum. Wenn ich merke, dass bei mir das Chaos überhand nimmt, dann sortier ich immer erst mal den chaotischsten Schrank aus, den ich finden kann - und wie bei so einer Art Dominoeffekt wuppt der Rest dann auf einmal wie von selbst. Aber klar, wenn man jemandem zu erklären versucht, dass er mitten im herrlichsten Chaos am besten damit anfängt, einen Schrank aufzureißen (und dann auch noch ausgerechnet den am schlimmsten vollgestopften und am längsten nicht mehr angetasteten, der locker noch mal 5 Jahre ignoriert werden könnte) und dessen Inhalt noch zum restlichen Chaos hinzuzufügen - dann zeigt der einem natürlich nen Vogel.

"Und das aktuelle Projekt ist "Aufbrauchen von ca. 20 Pullen Haarlack und Schaumfestiger"
Ich bin eigentlich auch kein Fan davon, Verbrauchsartikel wegzuwerfen, die noch gut sind. Aber willst du dir das wirklich antun? Sind es dir 7,93 Euro, die du damit sparst, wirklich wert, noch länger den Anblick von dem Krempel aushalten zu müssen? Ich mein, zwanzig Dosen sind echt ne Menge. Oder hättest du sie nicht doch lieber gern sofort los? Ist nur ne Frage.




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21.12.2014 19:22
#53
Sa

Hallo Numi,

ja, wegen der Einfachheit war ich von der Idee auch sofort total begeistert! Meine Freundin hat auch sofort gesagt daß ich mir z.B. die Hälfte des Glases markieren soll und mir da schon mal eine kleine Belohnung machen soll und eine etwas größere wenn es voll ist (vorausgesetzt daß das "böse" Glas daneben natürlich nicht auch voll ist...). Das werd ich auch machen, ich weiß nur noch nicht genau was. Vielleicht leg ich nebenbei auch immer ein, zwei Euro zur Seite wenn Böhnchen in das Glas kommen und gönne mir wenn es voll ist mal einen Besuch bei der Kosmetikerin :-). Hab da auf dem Hobbykünstlermarkt eine ganz liebe kennen gelernt, die nur mit allergiegeprüfter Naturkosmetik arbeitet (ich vertrage so gut wie nichts im Gesicht).

Ich denke daß ich bei vielen Sachen einen zweiten, dritten, vierten.... Durchgang brauche. Es wird mir nie leicht fallen etwas von meinen Schätzen weg zu geben. Aber ich versuche beim ausmisten immer möglichst rational zu sein und zu denken.

So was wie mit dem Regal für die Taschen hab ich mir auch schon überlegt, mal schauen ob ich es schaffe Platz dafür zu bekommen. Aber Spiegel laß ich lieber weg, ich bin immer froh wenn ich im Bad nur meinen Kopf im Spiegel sehe.

Oh ja - das Chaos als ich alles aus dem Schrank in diesem Mini-Bad um mich verteilt hab war nicht ohne... und dann hab ich alles was weg konnte mit Schwung in den Flur geworfen *grins* - wo anders hätte ich es auch in dem Moment nicht hin tun können...

Aber eine lange Zeit darf das nicht so sein, wenn ich mir einen Schrank oder ein Regalfach oder was auch immer vornehme, dann muß das auch "in einem Aufwasch" fertig werden. Da wurschtel ich dann auch weiter wenn ich nicht mehr kann... Und das
"die wirklich wichtigen Sachen hatte man ja irgendwann schon mal rausgezogen aus dem Schrank, und die stehen dann folgerichtig irgendwo anders im Weg rum"
kann ich mit Brief und Siegel unterschreiben. Ist ja auch logisch, wenn man nicht mehr an die Sachen kommt die im Schrank stehen...

"dann sortier ich immer erst mal den chaotischsten Schrank aus, den ich finden kann"
Hmmmm... das kann ich nicht mal so eben schnell anfangen, denn bei einem großen Schrank würd ich sehr viel Zeit brauchen. Außerdem ist es IN meinen Schränken und Regalen zwar extrem voll, aber auch echt ordentlich. In den Kleiderschränken z.B, ist alles gewaschen, sauber zusammen gelegt und sortiert - von den Klamotten über Bettwäsche bis zu den Geschirr- und Handtüchern. Es ist nur einfach viel zu viel - von allem. Meine 3m Bücherregal sind weitgehend nach Themen sortiert, die CD's nach Genre und dann alphabetisch.

"Aber klar, wenn man jemandem zu erklären versucht, dass er mitten im herrlichsten Chaos am besten damit anfängt, einen Schrank aufzureißen (und dann auch noch ausgerechnet den am schlimmsten vollgestopften und am längsten nicht mehr angetasteten, der locker noch mal 5 Jahre ignoriert werden könnte) und dessen Inhalt noch zum restlichen Chaos hinzuzufügen - dann zeigt der einem natürlich nen Vogel."
Nö - absolut nicht. Es macht ja für viele durchaus Sinn mit dem größten Chaos (wo auch immer es ist) anzufangen - dann weiß man daß alles was danach kommt eh nicht mehr so schlimm wird :-).

Ich müsste mir in meinem Fall halt erst mal den größten Stapel VOR den Schränken und Regalen vornehmen. Aber ich bin mir nicht sicher ob das für mich die richtige Methode ist. Ich denke für mich ist es besser, wenn ich mit "kleineren Baustellen" anfange, wo ich eine davon eher schnell fertig bekomme und dann ein Erfolgserlebnis hab. Und wenn ich da schon ein paar sichtbare Erfolge habe, schaffe ich vielleicht die nächst-größere Baustelle. Ich denke für mich ist die "Häppchen-Methode" wirklich die beste.

"Aber willst du dir das wirklich antun? Sind es dir 7,93 Euro, die du damit sparst, wirklich wert, noch länger den Anblick von dem Krempel aushalten zu müssen?"
Erst mal sind es wesentlich mehr ;-), und zweitens fällt das unter "KANN ich nicht wegwerfen. Das sind Dinge die noch "gut" (verwendbar) sind, die kann ich sowieso nicht wegwerfen, verschenken will ich die ganzen angebrochenen Pullen auch nicht (und an wen auch?), und das sind ja auch Dinge die ich benütze und brauche, und somit auch ver-brauchen werde. ABER ich werde mir so lange weder Haarspray noch Schaumfestiger kaufen bis wirklich nur noch eine Pulle jeweils über ist und die mehr als halb leer ist!

Und heute habe ich gleich nochmal weiter gemacht. Ich hab in der Küche und im Wohnzimmer (da wo mal der leere Platz vor dem Schrank war) meine Lebensmittel-Vorräte durchgeschaut und aussortiert. Zum Glück war es nicht so extrem viel was abgelaufen war, aber dadurch habe ich auch wieder festgestellt daß ich unbedingt aufhören muß so viel Essen zu kaufen bzw. daheim zu haben daß ich hier problemlos 6 Wochen eingeschneit sein überstehen würde ohne Hunger zu haben...

Am Ende der Treppe zu meinem Schlafzimmer steht auch noch ein Regal in dem 3 Bretter mit Lebensmitteln voll sind und eine Klappbox davor auch. Ich werde also nächstes Jahr erst mal so lange kein "Dosenfutter" ;-) kaufen bis ich den größten Teil von dem was ich da hab aufgegessen hab. Und dann soll alles was ich an Vorrat habe in diese drei Regalbretter passen und nicht im Wohnzimmer und der Küche vor den Schränken auf dem Boden rumstehen!

(örks, ich hab so viel vor, hoffentlich schaffe ich das auch alles wirklich umzusetzen... Aber ich muss - nein - ich WILL das, weil ich ja irgendwann wieder eine halbwegs normale Wohnung haben will!)


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21.12.2014 23:41 (zuletzt bearbeitet: 21.12.2014 23:49)
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#54
Gast
( gelöscht )

"Es wird mir nie leicht fallen etwas von meinen Schätzen weg zu geben"

Ach, sag das nicht. Ich hab nach ein paar Durchgängen gestaunt, wie leicht es wurde. Ich wollte mich zum Beispiel am Anfang nie von den Sachen trennen, die ich von meinem Vater geerbt hatte. Gebrauchsgegenstände hauptsächlich, mit denen ich nix anfangen konnte. Aber es war irgendwie so, als würde ich "ihn" wegwerfen. Es kam mir so ein bisschen vor wie ein Verrat. Aber nach ein paar Durchgängen...da waren zum Beispiel seine Kassetten (hab ich hier schon mal erwähnt). Er hatte sie nicht beschriftet, sondern die Reihenfolge im Schrank war sozusagen codiert, und nur mithilfe eines Schreibblocks konnte man rausfinden, dass die Kassette an Position 34 mit XY bespielt ist (wie idiotisch, wenn er wenigstens einfach die Kassetten nummeriert hätte...*seufz*). Also wie dieses System funktioniert, haben wir erst rausgefunden, nachdem wir die Kassetten schon in einen Karton geräumt hatten, da war das System natürlich futsch. Ich habe mir lange Zeit immer wieder gesagt, dass ich irgendwann mal alle durchhören werde, und sie dann selbst beschrifte. Immer, wenn ich vor der Entscheidung stand: Aufheben oder wegwerfen? hab ich mir das eingeredet. Aber nachdem ich mich bereits von so manchem anderen getrennt hatte, habe ich mir auf einmal sagen können: "Hör doch auf, dir selbst was vorzumachen! Das machst du sowieso nie!" und hab sie weggeworfen. Ohne vorher andere Dinge aufgegeben zu haben, und die Erfahrung gemacht zu haben, dass die Erinnerungen dadurch nicht verschwinden, hätte ich das nicht geschafft. Heute habe ich von meinem Vater noch ein paar Fotos, und ein Pferdchen aus Metall. Das hat einen Ehrenplatz in der Küche, wo ich es jeden Tag sehen, und mich - mit einem Lächeln - an ihn erinnern kann. Ich kann nur sagen, das ist VIEL besser, als ein bescheuerter Karton mit Kassetten, wo kein Schwein weiß, was drauf zu hören ist, den man von Umzug zu Umzug sinnlos mitschleppt (und ich bin insgesamt schon 9x umgezogen, davon 5x mit dem Karton)


Der "chaotischste" Schrank
Klar, wenn der Schrank bereits thematisch zusammengehörig sortiert ist, alles ordentlich und sauber ist, und man einfach nur zu viel darin hat, dann gewinnt man dadurch nichts. Man entfernt einige Dinge, und der Schrank ist dadurch nur noch "normal" gefüllt. Nimmt man dann die Dinge, die draußen herumliegen, stopft man den Schrank wieder nur zu voll. Okay, die Sachen sind dann erst mal aus dem "offenen Bereich" weg, aber es ist ja nur eine Frage der Zeit, bis einem wieder was in die Hände fällt, und alles geht von vorne los.
Ich hatte da neulich wieder was, das macht vielleicht deutlicher, woran ich dabei denke. Es ging um Putzmittel, mein Putzmittelschrank war auf einmal zu voll. Das kann eigentlich nicht sein, weil ich nur die Putzmittel dort griffbereit lagere, die ich häufig benutze (Toilettenschaum oder Glasreiniger zum Beispiel), während exotischere Mittelchen (wie etwa Rohrfrei) und auf Vorrat gekaufte Häufig-Gebrauch-Mittel in einem Lagerschrank etwas abseits untergebracht sind. Doch auf einmal waren in dem Schrank unter der Spüle mehrere "Exoten" und auch ein paar doppelte Flaschen. Warum? Weil in dem Lager-Schrank Marmeladengläser eingezogen waren, aus denen ich Teelichter für den Balkon basteln wollte. Ich hatte in relativ kurzer Zeit eine größere Menge davon bekommen, und es fehlte einfach ein Platz dafür - so wie überhaupt für meine Bastelsachen, die auf mehrere Schachteln und Schränke verteilt waren. Ich wollte also einen "Bastelsachen-Schrank" haben, und da war tatsächlich eine Kommode, die sich angeboten hätte - aber in der lagerte Elektronik-Kram, den man neben meinem Schreibtisch gewiss nicht zur Hand haben muss - im Gegensatz zu Bastelsachen. Mein Mann sollte den Elektronik-Kram deshalb in unseren abschließbaren Schrank umräumen, wo noch mehr von dem Zeug seinen Platz hat - aber der Schrank war ein einziges Chaos, voller unsortierter Papiere und oller Süßigkeiten, CDs, die nicht in den richtigen Hüllen lagen und noch einigem mehr.
Erst als der wieder sortiert war, konnte der Elektronik-Kram an seinen Platz, mein "neuer" Bastelschrank war bereit, die Marmeladengläser aufzunehmen, demnach war wieder Platz im Putzmittel-Lager, und schon war das Fach unter der Spüle wieder nur mit dem Nötigen befüllt.
Ich habe auch manches zu viel. Und auch mir passiert das, dass ich Dinge "erstmal" irgendwo hin stopfe, weil ich sie einfach nur aus den Füßen haben will. Es mag bei mir nie sooo außer Kontrolle geraten sein, aber ich erinnere mich gut, dass ich früher vor meinem Putzmittelschrank gestanden hätte, geschaut hätte, ob ich davon was wegwerfen kann (Soll ich etwa volle Putzmittel wegwerfen? So ein Schmarrn!), und wenn nein, dann hätte ich das vollgestopfte Ding eben seufzend wieder zugemacht. Wenn mir heute sowas auffällt, gehe ich einfach zu einem x-beliebigen Schrank hin, der es mal wieder nötig hätte (ich grübele NICHT, wie mein Putzmittelschrank mit meinem abschließbaren Schrank zusammenhängt!), und ich stelle jedesmal aufs Neue fest, dass sich das Chaos irgendwie ganz von alleine löst - eben wie so eine Reihe von Dominosteinen, die von allein umfallen, nachdem man den ersten in Bewegung gesetzt hat.


"Ich denke für mich ist es besser, wenn ich mit "kleineren Baustellen" anfange, wo ich eine davon eher schnell fertig bekomme und dann ein Erfolgserlebnis hab"
Ja, genau das versuche ich ja hier auch immer wieder zu betonen (ich sag das jetzt weniger für dich, sondern für die lieben Mitleser, weil die vielleicht - hoffentlich - anhand deines Erfahrungsberichtes besser erkennen können, wie das gemeint ist), dass man sich, wenn man Motivations- und Durchhalteprobleme hat, am besten für eine ganze Weile Dinge vornimmt, die man innerhalb des gleichen Tages vollenden kann, damit man in den Genuss eines Erfolgserlebnisses kommt. Man sollte die Aufgaben sogar unbedingt nicht danach auswählen, was man für am nötigsten hielte, oder was man gerne endlich mal erledigt sähe, sondern allein nach dem Kriterium, was den Erfolg verspricht, es ganz bestimmt an dem Tag vollenden zu können. Wenn man sich dadurch wieder auf ein motivatorisches "Normalniveau" trainiert hat, kann man sich auch wieder mit Dingen befassen, die mehrere Tage lang dauern - oder (so mach ich das lieber) man gewöhnt sich daran, alle Aufgaben nach dem Kriterium "heute schaffbar" zu zerlegen.
Ich denke, viele nehmen sich in einem Motivationsschub absichtlich viel zu viel vor, weil sie Angst haben, dass die Motivation verpufft sein könnte, bevor die Aufgabe erledigt ist. Und der MISSerfolg gibt ihnen dabei leider meistens Recht. Haben wir ja bedauerlicherweise hier auch schon oft lesen müssen.
Aber Motivation ist keine esoterische Gaswolke, die einen zufällig am einen Tag erwischt, und am anderen Tag eben nicht. Motivation ist "Hunger nach Erfolg". Wer sich selbst immer wieder beibringt, dass sich die ganze Mühe nicht lohnt, der nährt damit den inneren Schweinehund, statt den inneren Streber. Deshalb ist der "unbedingte Erfolg" für den positiven Lerneffekt viel wichtiger, als die Größe der gelösten Aufgabe. Mit den größeren Aufgaben kann man sich wunderbar und sogar erstaunlich locker befassen, nachdem man gelernt hat, sich zu motivieren und immer länger und länger durchzuhalten. Also - deine Überlegung, dich jetzt erst mal kleinen Baustellen zu widmen, damit du Erfolg hast, ist goldrichtig.


Das mit dem Glas, das werd ich jetzt auch machen. Ich bin ja so der Typ, der sich zwar seine Leistungen "mental" anerkennen kann, also ich kann mich selbst dafür loben und stolz auf mich sein, aber weil wir chronischen Geldmangel haben, bin ich gegen mich selbst eigentlich immer viel zu geizig. Wenn ich das mit dem Glas mache, dann kann ich mir sagen: sobald das voll ist, gönne ich mir mal was. Ich denke, ein Kleidungsstück wäre das Richtige. Meine Klamotten hängen mir nämlich alle schon lang zum Hals raus, aber da ich ja welche besitze, ist der Kauf eben im Vergleich zu anderen Dingen immer "völlig unnötig".
Wir haben übrigens seit ein paar Wochen mit unseren Kids ein ganz ähnliches System, ausgerechnet auch mit so Glas-Dekosteinen. Die Kinder bekommen für gutes Benehmen im Auto immer am Ende eines vorher festgelegten Streckenabschnitts einen Glasstein ausgehändigt. Sie haben kleine Schatzkisten, wo sie die dann reintun, und wenn wir zuhause sind, können sie die Steine gegen verschiedene Kleinigkeiten eintauschen, die auch unterschiedliche Stein-Werte haben (Bonbon 1 Stein, Ü-Ei 3 Steine zum Beispiel). Seitdem sind unsere Autofahrten sehr viel entspannter, weil die zwei spätestens dann nicht mehr auf den Rücksitzen Halligalli machen, wenn am Ende eines Abschnitts der Belohnungsstein ausgeblieben ist. Weshalb ich das erzähle? Weil wir das anfangs nur mit einem Punktezähler gemacht haben. Ich musste mir merken, wie viele Punkte jedes einzelne Kind hatte, und wenn 10 Punkte erreicht waren, gab es eine Belohnung. Das hat aber nicht annähernd so gut funktioniert, weil die Punkte nicht greif- und nicht sichtbar waren - also der Erfolg war nicht in dem Maße erfassbar, wie es nötig gewesen wäre, um die Kinder zu motivieren, für die Punkte etwas leisten zu wollen. Und deshalb kann ich nur noch einmal wiederholen: Das auch für Erwachsene mit Motivationsproblemen so zu handhaben, ist einfach nur grandios. Ganz besonders, weil die Steine in dem Glas bleiben, auch wenn es mal wieder ein Weilchen dauern sollte, bis Neue hinzu kommen. Also auch wenn man mal wieder einen Durchhänger hat, läuft man dadurch nicht mehr Gefahr, bereits erzielte Erfolge zu vergessen, unter den Tisch fallen zu lassen, und sich dadurch die Belohnung zu verwehren, die man sich dafür selbst versprochen hatte.


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24.12.2014 00:35
avatar  Kayla
#55
Ka

Hallo Ihr!
O ja, dass ich es niiiiiie schaffen werde, mich von Sachen zu trennen, hab ich auch mal geglaubt, insbesondere die wenigen Dinge von meinen Eltern und Großeltern, die ich besaß und dann natürlich Büüüüüüücher und Klamotten und ... na ja und, und eben.
Anfangs war es auch echtes Leiden. Ich bin mit dem Wegwerfen jedes zerfledderten Buches mitgestorben. Die Leute, die im alten Forum schon dabei waren, werden sich erinnern, dass ich die ersten Müllsäcke wahllos und unsortiert vollgestopft und sofort weggebracht habe, um ja nicht schwach zu werden.
Als aber erstmal ein Zimmer luftig und frei war, wurde es mit jedem Handgriff besser und einfacher. Ich konnte mir Zeitkapseln, in Form von großen Umzugskartons, packen, die nur grob sortiert und entmistet waren und brauchte keine Angst mehr haben, dass diese Kartons dann ihrerseits ewig stehen.
Es wird wirklich einfacher, nur der Anfang ist zu gemein schwer und man glaubt, mit jedem Stückchen ein Tröpfchen Blut mit fort zu geben.

Alles Liebe
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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