Erste kleine Schritte

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01.12.2021 22:55
avatar  Robin
#11
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Hallo @Sally,
ja, so mit Bereichen finde ich das auch ganz machbar und überschaubar. Ich denke, die Gefahr ist dabei höchstens, dass man alles, was man aus so einem Bereich rausträgt, in einen anderen reinträgt. Ich bemühe mich, nur wenig von einer Ecke in die andere zu schleppen. Bei dem Fenster ist mir das auch gelungen. Bei den Hosen sind jetzt zumindest alle in den Sozialladen gewandert, bei denen unwahrscheinlich war, dass ich sie noch trage.
Was Kleiderschränke angeht, finde ich die Motivation einfach: Voller Kleiderschrank und nix anzuzuiehen. Das war ja jetzt bei mir auch der Grund - wenigstens für diesen Winter und wenigstens bei den Hosen den Zustand zu schaffen, dass ich da morgens im Halbdunkel nur reinzugreifen brauch, und alles passt. Ist vor allem morgens vor der Arbeit angenehm. Oh, und ich bin schon zu irgendwelchen Partys nicht oder viel zu spät erschienen, weil ich mich stundenlang und völlig entnervt an- und ausgezogen hab! 'Da war doch diese schicke Bluse... Ach, um Himmels willen, da seh ich ja jetzt drin aus wie reingestopft!"

Wie machst du es, einen Bereich umzuorganisieren?

@Anna1111: Es ist kein Zufall, weil ich immer von nah nach fern arbeite. Das heißt, wenn ich um mich rum was ändern will, fange ich bei mir selbst an. Das hat sich für mich bewährt.


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01.12.2021 23:08
#12
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@Miranda - Minimalismus ist nur in Teilbereichen mein Ziel.

Und so habe ich jahrelang gelebt.
Aber an sich ist ja die Natur, das Universum, jede Existenz üppig, fröhlich und wuchernd. Also darf ich auch mit einer bunten Umgebung glücklich sein.

Es stört mich nicht, meist eine einzige Hose (mit Notfallsreserve-Hose) zu haben. Ein paar Schuhe - kaufe ich neue, werfe ich die alten im Laden gleich weg. Ein paar Schuhe „für schön“, meine „Beerdigungsschuhe“ habe ich seit rund 40 Jahren. Und immer ein Paar Sandalen. Leider sind diese Plastiklatschen so billig überall zu haben und davon habe ich unnütze 4 Paar. Oder gar 5? Peinlich - wie viele Füße hab ich denn? Da will ich welche verschenken.

Blusen, Pullis und T-Shirts gibt’s mehr, je 5-10 Teile können bleiben. Da kommt aber die Tage das Ausmisten. Und tschüss.

Bücher oder Geschirr habe ich reichlich. Die Fachbücher müssen bleiben. Beim Geschirr werde ich auch viel verschenken.

Bei Schreibmaterial und Wolle eskaliert es. Und es macht mich sehr, sehr glücklich.

Ist bei dir „alles“ viel? Oder sind es auch Teilbereiche wie bei mir?

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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01.12.2021 23:18
avatar  Sally
#13
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Ich finde es toll, wenn ich noch etwas dazulernen kann. Einen Bereich umzuorganisieren bedeutet für mich, dass ich erst Mal alles davon zusammenbringen muss oder wissen möchte, wo sich alles befindet. Dann ist mir noch wichtig, woher der Nachschub kommt, wenn dieser benötigt wird. Dann beobachte ich den Ablauf, also die Routine, und mache mir Gedanken, wie sich das noch optimieren lässt.


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02.12.2021 13:15
avatar  IBI
#14
IB
IBI

Vielleicht fehlt noch eine Erläuterung.
Fühlen heisst nicht alle Gefühle dauernd aufnehmen, sondern spüren und beobachten wie der Körper sich bewegt und einfach seinen Bewegungen vertrauen.
Die einen deuten auf ein Ja hin, die anderen auf ein NEIN und ja, es mag auch vielleicht-Bewegungen geben, dann waren die Fragen nicht konkret/klar genug.

Zitat
"Möchtest du diesen Punkt auf deiner To-Do-Liste lassen?"


Es spricht nichts dagegen diese Strategie der anderen zu ergänzen.
Es ging mir mehr darum, das Körpergefühl mehr wert schätzen zu lernen, das mit dem Verstand streitet: Tüte raus, doch etwas fühlt sich nicht stimmig an....

Zitat
Ich fühle mich den Autor*innen verbunden... So oft habe ich mir gesagt "Meine Bücher sind meine Freunde" und solches Zeug... "AHA!" sagt da jetzt die Psychotante in mir, und in dir bestimmt auch.


Das kenne ich. Allerdings sind es bei mir die guten Hörbücher, die bleiben dürfen.
Und es nicht nur die Autoren, mit denen ich verbunden bin, sondern auch die Figuren, die tolle Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, ganze Filme ablaufen lassen ohne dabei den Fernseher zu verwenden und mich Spannung, Freude, Energie, Angst, Trauer etc. fühlen lassen, die nichts mit meinen eigenen alten Geschichten zu tun haben.
Lesen, das sind Fachbücher für alle Richtungen, die sind anspruchsvoller und damit nicht ideal bei Autofahrten.

Zitat
Aber ja, verdammt, ist so, und wenn ich dachte, es sei gesünder, nur Freunde aus Fleisch und Blut zu haben, dann haben mich in den letzten Tagen mal wieder zwei Leute davon überzeugt, dass es *existentiell* ist, ein paar so nette, ruhige, kluge, unterhaltsame Freunde zu haben wie meine Bücher.



Genau!
Diese Begründung finde ich so wichtig und richtig, dass es logisch ist, dass du an vielen deiner Büchern festhältst und ich finde, es darf sein. JA, es darf SEIN.

Das, von dem dir klar ist, dass es dich nicht *existentiell* bedroht, das kann das Haus verlassen. Das, was dir hilft, dass diese Bedrohung nicht zu gross wird für dich, das DARF bleiben.
Und möglicherweise ist die Grenze an der Stelle zu setzen....Bücher erst lesen und dann nachkaufen, wenn sie gelesen sind und bei den gelesenen wirklich gut wählen, welche für ein mögliches zweites Mal lesen geeignet sind und welche wahrscheinlich nicht wieder gelesen werden, um die Liste nach hinten nicht zu gross werden zu lassen.

Das widerspricht deinem Aufräumwunsch total, das ist mir bewusst, aber dein Nervensystem braucht diese Sicherheiten und sie zeigen sich auf diese Weise. Wenn du dir das bewusst erlaubst, könnte es geschehen, dass viele Bücher dich später rufen....wo ist die Tüte...wir wollen da rein, damit du uns den nächsten weiter geben kannst.
Schätze dieses elementar wichtige Bedürfnis: In Büchern stecken Menschen und Figuren und Leben, das dich nicht enttäuschen kann und verschaffen dir eine Verschnaufpause vom Umgang mit realen Menschen, der ebenfalls sehr wichtig ist, aber nicht leicht für Menschen mit Bindungsstörungen, Bindungstrauma oder wie auch immer es deklariert ist.

Ja, früher hätte die Psychotante in mir das nicht zu schätzen gewusst, doch seitdem ich mich mit Trauma auseinandersetze, weiss ich meine "nach aussen scheinbar bescheuerten Verhaltensweisen und Bindungen zu (Hör-)Büchern" anders zu schätzen und damit zu akzeptieren, dass es (derzeit/heute) ist wie es ist, sie bleiben dürfen, weil sie mir einen wichtigen Dienst/Bedürfnis erfüllen, und vielleicht später, wenn sich in mir etwas verändert hat, ihren Weg aus dem Haus finden werden.

Viele Dinge erfüllen einem Messie ihren Dienst auf diese Weise, aber mit "das kann man noch gebrauchen" ist es eine Ausrede.
Du kannst wirklich sagen, was GENAU sie dir erfüllen und wozu sie dir dienen (möglicherweise gibt dir dein Körper da eine klare JA Aussage, wenn du es ausprobieren wolltest) und das macht einen grossen Unterschied.

Zitat
In beiden Fällen hat der Entscheidungsprozess anscheinend stattgefundenen, als ich noch gar nicht entschieden hatte, mich zu entscheiden... Und als ich angefangen hab, die Entscheidung umzusetzen, wusste ich anfangs nicht, dass ich mich entschieden hatte.



Ja, das kenne ich auch. Rückblickend kamen die Entscheidungen irgendwo aus meinem Inneren/Bauch, den ich nicht spürte und fühlte und doch waren es Entscheidungen, die genau richtig für mich waren. Meine Berufswahl beispielsweise, war so eine stimmige Entscheidung. Sie passt zu mir als Person, zu meinem Wesen.

Das gilt auch für einen Teil meines Chaos. Es ist stimmig und es nutzt mir.
Und es ist meine Herausforderung, die Dinge, von denen ich denke, dass sie mir dienen, nicht masslos in meine Wohnung einzuladen oder zu kaufen ohne sie zu lesen oder benutzen und nach der Verwendung möglicherweise weiter zu geben oder aufzubrauchen.

Zitat
Ich hoffe, es ist hiermit auch so, denn diese Entscheidungen sind deutlich stabiler als die, wo man damit anfängt, sich was vorzunehmen!



Magst du den Unterschied dieser Arten von Entscheidungen probieren zu beschreiben?
Ich finde es gibt einen und das macht deine Vorhaben und Ziele gerade genau richtig für dich.


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02.12.2021 20:21 (zuletzt bearbeitet: 02.12.2021 20:26)
avatar  Robin
#15
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@Jennifer:

Zitat
Es stört mich nicht, meist eine einzige Hose (mit Notfallsreserve-Hose) zu haben.


Da kriege ich mit meinen 3 (+ 2 Notfallreserve) Hosen ganz große Augen! Nein, ich glaube, dafür wasche ich zu selten und bekleckere mich zu oft. Die 5 ist andererseits reichlich Reserve. Die Phantasiegeschichte, wie ich es 5 Tage hintereinander schaffte, mich komplett einzusauen, wäre ein schönes Thema für einen Comic! 🤣

Ich sehe: Da geht noch viel mehr... Aber das ist auch okay. Ich bin in der ersten Runde. Da fliegen erstmal Sachen raus, bei denen ich mir sicher bin, dass ich sie nie vermissen werde.

Zitat
Ist bei dir „alles“ viel? Oder sind es auch Teilbereiche wie bei mir?


Es ist in unterschiedlichem Maße viel. Ein Punkt ist, dass ich halt 57 bin und noch nie entrümpelt hab. Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass meine Eltern das jemals getan hätten. Und trotzdem war es immer aufgeräumt und nicht zu viel Kram!
Geschirr und Badezimmerkrams ist nicht übermäßig viel (kann trotzdem noch was raus), Hauptproblemzonen sind Bücher und Essen. Mit dem Sammeln von Essensvorräten gibt es eine Geschichte: Mein Ex und ich waren beide auf Hartz 4, und er war sehr viel bei mir und hatte nicht so meine Sparsamkeitsmethoden... Und ich hab dann mehrmals den Fehler gemacht, 3 Tage vor dem Ersten sein Angebot anzunehmen, einkaufen zu gehen. Für ihn war es wohl normal, dass man die letzten Tage des Monats halt nichts zu essen hat und sich zur Feier des Geldendes noch ein paar sinnlose Süßigkeiten reinzieht. Für mich war normal, dass man die Ausgaben so lange halbiert, bis der Monat vorbei ist. Also bin ich dann ein paar mal ziemlich ausgerastet... Nach dem 3. Mal kam mir die Idee, einfach schon vorher alles Notwendige zu kaufen und dann dem Geldende gelassen entgegensehen zu können. Hat funktioniert! Und ich bereue es nicht, weil das hat mir wirklich Nervenkrisen erspart!

Aber jetzt ist die Lage anders. Ich habe einen Job und stehe gar nicht so auf die Inhalte von Konservenbüchsen... Aber das Verhalten hat sich verselbständigt.

@Sally:
Kannst du das an einem Beisiel erklären? Ich konnte es mir so nicht bildlich vorstellen.

@IBI:

Zitat
In Büchern stecken Menschen und Figuren und Leben, das dich nicht enttäuschen kann und verschaffen dir eine Verschnaufpause vom Umgang mit realen Menschen, der ebenfalls sehr wichtig ist, aber nicht leicht für Menschen mit Bindungsstörungen, Bindungstrauma oder wie auch immer es deklariert ist.


Äh, ja. Kennst du den Film "Das Leben des Brian"? Also das ist so ziemlich, wie ich die Welt sehe. Ich war total aufgeregt, als ich ihn das erste Mal gesehen hab, und dachte: 'Woher kennt der mein Umfeld? Der wohnt doch in England!'

Aspies untereinander sind auch nicht wirklich besser. Jeder hat so seine eigenen Skurrilitäten, die der andere nicht versteht, auch wenn man sich einander näher fühlt und irgendwie Schicksalsgemeinschaften bildet. Wenigstens ist nicht diese Fremdheit da wie meist mit neurotypischen Menschen. Die wirken auf mich immer so distanziert... Voll lustig, weil es NT's wohl umgekehrt genauso geht!

Zitat
Magst du den Unterschied dieser Arten von Entscheidungen probieren zu beschreiben?


Tja. So ungefähr:

A: Fängt, glaube ich, damit an, dass man bei dieser Art von Entscheidungen keine treffen will, sondern muss. Dann strengt man sich fürchterlich an, um eine Entscheidung zu treffen. Man presst sie irgendwie aus sich heraus.
Und kaum ist man damit fertig, tut man das Gegenteil.

B: Fängt damit an, dass man sich vorbehaltlos mit einer Sache befasst. Man muss nicht ständig abwehren, weil man sich gar nicht vorstellen kann, das selbst zu machen. Und so hat man keine Zweifel, dass es eine gute Sache ist, und trägt diesen Samen mit sich rum. Und eines Tages ergibt sich eine Situation, wo es leichter ist, nach dieser Idee zu handeln, und am nächsten Tag sagt man: "Ach, wenn das gestern ging, dann geht es heute auch." Z.B. war der Anlass, als ich aufgehört habe zu rauchen, dass abends der Tabak alle war und ich keine Lust hatte zum Späti zu latschen. Und wenn man drüber nachdenkt, wann man denn die Entscheidung getroffen hat, dann war das ein bisschen vorher und ein bisschen hinterher und zu keinem Moment gab es diesen Kraftaufwand, der normalerweise mit Entscheidungen verbunden ist. Und man muss keine Entscheidung treffen, sondern stellt irgendwann fest, dass eine getroffen wurde.


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