Vorstellung - Hilferuf?

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02.07.2018 03:30
#1
Ze

Hallo erst mal, ich freue mich, hier einen Platz gefunden zu haben. Ich hoffe, ich kann hier ehrlich unter dem Deckmantel der Anonymität nach Hilfe suchen.
Man soll sich vorstellen, also werde ich das hiermit tun... ich bin 20 Jahre alt, beginne demnächst voraussichtlich mein Studium und wohne alleine in einer schönen 2 Zimmer Wohnung.
Wobei sie leider nicht mehr wirklich schön ist. Ich lebe hier seit knapp 3 Jahren und nun seit knapp anderthalb Jahren merke ich, wie sich immer mehr das Chaos ausbreitet.
Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich sammle nicht, kann mich auch problemlos von Dingen trennen. Aber ich habe ein so starkes Ordnungsdefizit, dass es mein Leben mittlerweile sehr stark einschränkt. Mein Username bezieht sich auf die Tatsache, dass ich allen etwas vormache. Niemand weiß es wirklich, was mich um so mehr belastet. Ich werde regelrecht paranoid, weil jemand vielleicht etwas merken könnte. Ich isoliere mich von Freunden, belüge meinen Partner und flüchte mittlerweile immer mehr in seine Wohnung; wo alles gut ist, wo ich funktioniere. Das Chaos fing an, als meine letzte Beziehung endete; weil ich keinen regelmäßigen Besuch mehr empfangen musste und somit die Routine abhanden kam. Ich schaffe es für andere, in deren Wohnungen, auf der Arbeit, ja überall ordentlich zu sein. Nur für mich selbst kriege ich das nicht hin. Dann liege ich da wie gelähmt in meinem Bett und starre die Wand an, bin wütend auf mich aber mache ja doch nichts. Immer mal wieder kommt ein kurzer 'Wutausbruch' wo ich dann die Wohnung wirklich begehbar zaubere, in einer Nacht. Dann fühle ich mich kurz wohl, und es beginnt von neuem. Obwohl ich mich das letze mal fast schon nackt fühlte und einsam in meiner so 'leeren Wohnung'. Ich weiß nicht mehr weiter; ich bin erfolgreich in allem was ich tue, war eigentlich immer beliebt, habe einen tollen Abschluss und was weiß ich. Aber ich bin zu unselbstständig für mich selbst zu sorgen. Da ich einen Zusammenhang vermute; ich habe psychische Probleme in Form von depressiven Phasen, Paranoia und Ängsten. Diese habe ich aber dank einer Therapie sehr gut im Griff derzeit. Mit meiner Therapeutin habe ich nie über dieses Thema gesprochen; ich schaffe es nicht, jemandem ins Gesicht zu schauen und zu zu geben, wie ich lebe.
Mein halbes Bett ist voll mit Krams, Müll, Kleidung und Geschirr. Fast der gesamte Boden ist bedeckt mit Müll und Kleidung. Die Spülmaschine riecht, die ganze Küche eigentlich. Essensreste schimmeln vor sich hin. Ich schäme mich, vor mir selbst. Und doch, liege ich hier wie im Wachkoma und betrachte mein Leben, während ich das Gefühl habe, die Kontrolle darüber immer mehr zu verlieren.
Es tut mir aufrichtig leid, wenn der Text zu lang geworden ist. Ich muss mir die Dinge von der Seele schreiben, weil ich verzweifelt bin und mit niemandem reden kann. Ich will so nicht mehr leben, so werde ich niemals mit meinem Partner zusammen ziehen können, Freunde endlich noch mal auf einen meiner Kochabende einladen können oder mich selbst ohne Wut im Spiegel anblicken
können. Meine Worte sollen niemanden angreifen; ich denke so nur über mich, ich möchte nur meine Lage schildern. Ich weiß nicht mehr weiter und hoffe auf einen urteilsfreien Rahmen, in dem ich vielleicht Tipps oder sogar Leute finde, mit denen ich mich austauschen kann.
Danke an jeden, der dies liest und vorallem an die, die vielleicht antworten.


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02.07.2018 11:12
avatar  ( gelöscht )
#2
Gast
( gelöscht )

Liebe junge zerstreute Schauspielerin !

ich bin vergleichsweise eine uralte zerstreute Schauspielerin und kann dich gut verstehen.

Solange ich mit anderen Menschen zusammen gewohnt habe, war ich eigentlich immer recht gut sortiert, aber das schwindet gerade im Moment. Es begann damit, dass ich es nicht mehr schaffte aufzuräumen, wenn Besuch kam. Da ich in meiner Wohnung eine kleine Kammer habe . . . . , kannst du dir vielleicht vorstellen, was passierte. Schon seit einer Weile ist die Kammer voll und das Chaos beginnt sich davor auszubreiten.

Wichtige Briefe öffne ich zwar noch, aber ich mache zu wenig damit. . . . Wundere mich, dass das noch keine schlimmeren Auswirkungen hatte; allerdings ist absehbar, dass das Ganze kippt.

Ich suche nach Rückhalt, um nicht immer schlimmer in so einen chaotischen Zustand hineinzurutschen und versuche es jetzt auch einmal mit diesem Forum.

Auch ich kenne es, dass ich meine Umgebung über meinen wirklichen Zustand täusche. Ich weiß aber, dass das falsch ist, weil es den Leidensdruck ja nur erhöht.

Hast du denn so wirklich gar niemanden, mit dem du einmal darüber reden könntest??

Liebe Grüße Helen
ebenfalls ganz neu hier


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03.07.2018 05:55 (zuletzt bearbeitet: 03.07.2018 06:00)
#3
In

Willkommen

Zitat
Ich sammle nicht, kann mich auch problemlos von Dingen trennen.

Also kein Messie?.

Zitat
Das Chaos fing an, als meine letzte Beziehung endete.

Liebeskummer oder selbst Beziehung beendet? Ersteres gleicht einer Substanzsucht, es sind dieselben Hirnareale betroffen, das Belohnungssystem gerät durcheinander

Zitat
Immer mal wieder kommt ein kurzer 'Wutausbruch' wo ich dann die Wohnung wirklich begehbar zaubere, in einer Nacht. Dann fühle ich mich kurz wohl...ich bin erfolgreich in allem was ich tue, war eigentlich immer beliebt, habe einen tollen Abschluss und was weiß ich. l

Das ist der manische Aspekt, die helle Seite des Problems

Zitat
Aber ich bin zu unselbstständig für mich selbst zu sorgen.

Das ist der depressive Aspekt - die dunkle Rückseite der Medaille.

Zitat
ich habe psychische Probleme in Form von depressiven Phasen, Paranoia und Ängsten.

Behandlung? Bei Manie/Depression hilft nämlich keine Psychotherapie, weil der Hirnstoffwechsel direkt betroffen ist, wie bei einer Sucht. Da hilft nur die richtige Medizin und der Facharzt ist Neurologe und kein Blabla-Psychotherapeut. Das ist nur in milderen Fällen erfolgreich, wo die Selbstkontrolle noch gut funktioniert und noch keine Verwahrlosung eingetreten ist

Zitat
Diese habe ich aber dank einer Therapie sehr gut im Griff derzeit.

Nein, genau das hast Du gar nicht im Griff, denn bei einer erfolgreichen Psychotherapie ist das bedingungslose Vertrauen zum Therapeuten Grundvoraussetzung.

Zitat
Mit meiner Therapeutin habe ich nie über dieses Thema gesprochen

Eben und wie schon gesagt, bei Hirnstoffwechselstörungen hilft keine Gedankenwälzerei sondern nur Medizin

Zitat
ich schaffe es nicht, jemandem ins Gesicht zu schauen und zu zu geben, wie ich lebe.

Coming out ist auch der falsche Weg, das macht nur Ärger, die Anonymität hier im Forum ist OK, das fehlende Vertrauen zu Deiner Therapeutin ist nicht OK, das wird nichts und ist auch die falsche Person, Du brauchst einen Neurologen

Zitat
Mein halbes Bett ist voll mit Krams, Müll, Kleidung und Geschirr. Fast der gesamte Boden ist bedeckt mit Müll und Kleidung... Essensreste schimmeln vor sich hin.

Ergo eine Suhle, somit Vollmessie.

Zitat
Es tut mir aufrichtig leid, wenn der Text zu lang geworden ist.

Nein. Ein Satz widerspricht zwar manchmal dem nächsten, aber solch unstrukturiertes Chaos paßt genau ins Syndrom.

Zitat
Ich muss mir die Dinge von der Seele schreiben, weil ich verzweifelt bin und mit niemandem reden kann.

Dazu sind Foren da, aber ich befürchte, Du brauchst auf jeden Fall auch noch einen fähigen Neurologen und keine Blabla-Therapie, die nur vorübergehend ein Tief behebt.

Zitat
Ich will so nicht mehr leben, so werde ich niemals mit meinem Partner zusammen ziehen können.

Dann beende die Suhle und hol Dir richtige Profi-Hilfe.

Zitat
Meine Worte sollen niemanden angreifen;

Tun sie nicht.

Zitat
Ich weiß nicht mehr weiter und hoffe auf einen urteilsfreien Rahmen

Den wird es so leider nicht geben können, aber Dein Hilferuf wird ernst genommen.


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03.07.2018 07:40
#4
In

[ich suche nach Rückhalt, um nicht immer schlimmer in so einen chaotischen Zustand hineinzurutschen und versuche es jetzt auch einmal mit diesem Forum]

Willkommen Helen,

Zitat
Es begann damit, dass ich es nicht mehr schaffte aufzuräumen [...] Schon seit einer Weile ist die Kammer voll und das Chaos beginnt sich davor auszubreiten.

Wenn ein Raum unbetretbar wird gehört er entmüllt - Schon an Fremdhilfe gedacht?

Zitat
Wichtige Briefe öffne ich zwar noch, aber ich mache zu wenig damit.

Was bitte ist ein wichtiger Brief - Mahnbescheid, Kündigung oder Gerichtstermin?

Zitat
allerdings ist absehbar, dass das Ganze kippt.

Also ist das ein NOTRUF und da ich die Suizidgefahr nicht einschätzen kann, meine Bitte - ruf auf alle Fälle vorher die Telefonseelsorge an, denn diese erfahrenen Helfer wissen besser als wir in diesem Forum was genau hilft oder zu tun ist

Zitat
Auch ich kenne es, dass ich meine Umgebung über meinen wirklichen Zustand täusche. Ich weiß aber, dass das falsch ist, weil es den Leidensdruck ja nur erhöht.

Nein, das ist schon gut so, denn gerade ein unüberlegtes Coming Out schafft mehr Probleme und löst kein einziges - offnen sollte man sich nur anonym wie hier und persönlich nur gegenüber garantiert verschwiegenen Menschen, z.B. solchen, die berufsbedingt die Schweigepflicht nicht nur wahren sollten, sondern es auch tun,

LG


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03.07.2018 21:24
#5
Ra

@Helen, selbst finde ich wäre auch das Tippen hier als "sich austauschen" und selbst finde ich positiv, dass User hier anonym über Probleme und Erfolge berichten können, auch Rat aus mehreren Ländern bekommen könnten, als bloss die näheren Nachbarn um sich in der Umgebung in real zu haben und sich da vielleicht nicht so sympathisch zu sein?

@Zerstreute_schauspielerin, netter Nickname ..."man soll sich vorstellen", also "müssen" nicht ganz, eher "man kann, falls man mag". ich hatte glaube ich, gar nicht bei den Uservorstellungen meinen Erstbeitrag getippt, sondern eher einen neuen Thread glaube ich, oder eher Ratschlöge an UserInnen gegeben als gleich von meinem Problem berichtet. warum oder wie ich hier Platz fand? ich als Minimalist wunderte mich über die jetzt ex-Mitbewohnerin, warum sie manches zB Lebensmittel nach dem Schimmel noch aufbewahren mag.

das nicht-Sammeln und Gegenstände-loswerden klingt positiv. übrigens lese ich meist pro Satz und Absatz, deshalb mal diese Info und dann mal weiterlesend und meine Ideen an dich rückmeldend.

auch dachte ich bei deiner Erwähnung zum Nickname, dass ich fände: Möbel stressen mich, da sie rumstehen, Platz beanspruchen, meist schwer opder umständig wirken, einfach materiall sind. manchmal stehen mir auch meine Lebensmittel und Getränke im Weg, auch wenn ich sie entlang meiner Wände sortiere. kaufe ich zB Küchenrolle, würde ich eher nur eine Rolle kaufen (gibt es sogar in Wien, zB preislich ähnlich einer 6er-Packung, nur eben als eine Rolle zusammengefasst).

als du die "Leere" der Wohnung beschreibst, meinstest du dann tatsächlich eher leer oder beräumt? denn zuvor erwähntest du, dass Gegenstände weggeben für dich okay wäre?

als du dein Bett beschreibst, dachte ich zu fragen, wie wären deine gedanklichen Gefühle, würdest du zB in einer Box oder Tüte das weggebbare Richtung Müllräume geben, wäre beispielsweise der Boden oder das Bett mit mehr Platz ausgestattet ...welche Empfindungen hättest du hierbei, als Vergleich zu deinen jetztigen, wenn diese Gegenstände sich statt in den Boxen oder Tüten, am Boden oder Bett befänden?

übrigens meine Beiträge sind meist noch bisschen länger, demnach kein Problem und auch sind innerhalb kurzer Zeit übrigens auch die eigenen Beiträge noch selbst ergänzbar und hoffe es stört nicht, dass ich dir als Minimalist schreibe? kannst mich übrigens auch gern rechts-unten im Chat betippen oder über "PN" bei meinem Profil, falls du magst?


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